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Auf der Intensivstation
 

Draußen wandeln die Gestalten,

die Haltung schwach, das Haupt gefallen,

hinaus, herein an diesem Ort,

ihr Hoffen ist schon lange fort.
 

Mein Blick senkt sich zu deinen Händen,

ich spüre deine Fingerenden,

rosig und warm, sie zeugen von Leben,

doch dort ist kein Tonus, du willst dich nicht regen.
 

Meine Finger öffnen Lider,

betrachten Iris, Pupille, Konjunktiva,

suchen nach Regung, erhoffen Protest,

doch finden nur ihr verlassenes Nest.

 

Meine Lippen formen Worte,

laute die bitten, stumme die fordern,

ein Appell an deinen Willen,

doch deine Antwort ist nur Stille.
 

Neben mir seh' ich dich lachen,

konserviert und eingefangen,

ein Echo dass dein Sein bezeugt,

auch wenn die Schwere dich nun beugt.
 

Eine Frage in mir bohrt;

bist du hier oder bist du fort?

Was auch immer dir geschehen,

du hast nicht gewählt zu gehen.
 

Auf diesem Pfad auf dem du stehst,

der dich nun nimmt, von denen die du liebst,

auf diesem Pfad begleit' ich dich.

Dein Weg ist schwer, doch allein gehst du nicht.

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 Hallo Lamb,

 

ich sehe gleich, hier dichtet ein Mediziner in eigener Sache.

Ich muss an Gottfried Benn denken, der auch Arzt war. Seine Lyrik aber war eher düster, zynisch.

Ich finde sehr gelungen dieses Gedicht, sachlich und ohne Pathos trotz des Schmerzes, den der Verfasser haben muss.

Liebe Grüße

Carlos

 

  • Danke 1
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  • 4 Wochen später...

Hallo Lamb,

 

eine sehr präzise und gefühlvolle Beschreibung der kranken alten Menschen in einem Krankenhaus oder Seniorenheim (ich mag die Bezeichnung Altenheim nicht).

Bin ehrenamtlich öfter in den Heimen unterwegs, habe daher ein wenig Einblick. 

Es fällt mir schwer, die alten Leute so zu sehen - doch wenn sie Musik hören, blühen viele auf. Selbst demente Menschen, die ihre Betreuer sonst nicht erreichen,

singen mit. Das ist meine größte Freude.

 

Danke für diese sensible Geschichte - Gebrechlichkeit und Tod sind bei uns leider immer noch ein Tabu-Thema.

 

Lieben Gruß

aw / Mathi

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  • 1 Jahr später...

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