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Geschrieben am

 

Ein Blümlein, welk im Wiesengrund,
es wimmerte, weil der Befund,
die Erde stecke voller Blei,
gar schädlich für sein Wachstum sei
und auch das Wasser ist verseucht,
von dem es täglich frisches bräucht.

Ein Fischlein, das im Meer verreckt,
weil dieses voller Unrat steckt,
ist rücklings heut an Land geschwommen,
ich hab es in die Hand genommen
und legte es zu all den Fischen,
die schon verstorben warn inzwischen.

Ein Vöglein, das nicht fliegen konnte,
weil es in einer Lache sonnte,
die ölig war und ihn verklebte,
worauf es nicht mehr lange lebte,
hob kraftlos seine Flügel an,
bis es verendete sodann.

Der Mensch, der all das fabrizierte
und sich noch nicht einmal genierte,
es kam ihm auch nicht komisch vor,
vermutlich nahm er's mit Humor,
der brachte es auf hundert Jahr,
was irgendwie schon seltsam war.

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Geschrieben

Hallo Letreo,
ich kann den Sarkasmus in den Bildern gut nachvollziehen, aber letztlich hilft es nicht ein Leben gegen ein anderes aufzuwiegen.
Wäre die Welt ohne Leid und Schmerz, dann wären wir tot und lebten im Paradies.
Lasst uns jeden Tag nutzen, die Welt für alles was wächst und lebt besser zu machen, dann kann das Paradies noch etwas warten.
Dein Text ist ein guter Anstoß dazu.
LG
Perry

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Letreo,

 

ich fange am Schluss an, denn da gibt es Verse, die ich wirklich sehr, sehr gut finde. Und zwar nicht nur aufgrund dessen, was dort direkt ausgesagt wird, sondern auch in der Hinsicht, was ich dort 'zwischen und hinter den Zeilen' lesen kann.

 

vor 18 Stunden schrieb Letreo71:

es kam ihm auch nicht komisch vor,
vermutlich nahm er's mit Humor,

Mensch - der Widerspruch in sich selbst. Ja, auch bei mir tauchte diese Widersprüchlichkeit (wenn auch in anderem Zusammenhang und in anderer 'Form') schon in Gedichten auf: Nicht komisch - mit Humor nehmen. Was heißt, nicht ernst und nicht wichtig nehmen, was ernst ist. Tja.

 

Und die Conclusio, also der Abschluss, 

vor 18 Stunden schrieb Letreo71:

was irgendwie schon seltsam war.

finde ich wirklich gut gewählt und gut ausgedrückt. Das bringt es auf den Punkt, ist das Fazit, die Schlussfolgerung. Und zugleich eben auch eine Rückverbindung zur Widersprüchlichkeit, das finde ich sehr gut gemacht.

 

Ebenso der Aufbau, die Struktuierung des Gedichts. Blümlein, Fischlein, Vöglein, Mensch. Zum einen lese ich da heraus, dass der Mensch, der sich selbst ja an erster Stelle sieht, hier zuletzt kommt. Zum anderen hast du hier in der Hinsicht 'gut verdichtet', es ist dir gelungen, alles Wichtige mit einzubeziehen, ohne 'zu viel' zu schreiben. Das meine ich in Hinsicht auf 'Verdichtung' als echtes Lob. Dein Gedicht hier hat alles, was es braucht. Denn alles andere, weitere Beispiele, kann man beim Lesen in sich selbst 'finden'. Deshalb wollte ich dir dieses Lob auf jeden Fall zukommen lassen, auch wenn das jetzt lediglich die 'technische Seite' betrifft. Aber ich finde, die hat es auch verdient, erwähnt zu werden.

 

vor 18 Stunden schrieb Letreo71:

weil es in einer Lache sonnte,

Das ist der einzige Vers, wo ich - hm. Mit 'sonnte' nicht so ganz einverstanden bin. Es passt nicht gut zum Kontext, also zum Zusammenhang, ist zudem noch sehr 'positiv besetzt' in unserer 'Vorstellungswelt'. Und daher - da ging es um den Reim, hm? :wink: Niemand ist perfekt und ich wüsste jetzt auch nichts, wodurch der erste Vers in der Strophe nicht so geändert werden müsste, dass das Gedicht dadurch mehr verliert als es durch das Ändern von 'sonnte' gewinnen würde. Deshalb - ich mache nur darauf aufmerksam, weil das eben schade ist, in einem Gedicht, das ansonsten stimmig ist und deshalb auch so gut 'wirkt'. Ich glaube, du verstehst bestimmt, was ich meine.

 

Ja, im Boden, im Regen, in der Luft, im Meer, in den Flüssen, überall. Und, weißt du, woran die meisten Menschen nicht denken? Nun, daran dass wir Pflanzen essen, die im Boden wachsen. Fische essen, die im Meer und in Flüssen schwimmen. Dass wir Tiere essen, die ... es ist so unrealistisch, dass diese Leute einfach nicht realisieren, dass sie keineswegs als Menschen da 'fein raus' sind. Ganz im Gegenteil - wir bekommen alles zurück. Der zu 'Mikroplastik', also superfeinem Staub zerriebene Kunststoff im Meer, der von Fischen aufgenommen wird. Mit Regen und Wind auch an Land getragen wird und mittlerweile dafür sorgt, dass ein Mensch so durchschnittlich pro Woche 'eine Kreditkarte' isst.

Da bewahrt der Egoismus die Egoisten auch nicht davor. 

 

Oh, aber, argumentieren diese, da gibt es ja noch 'Bio'. Nun, abgesehen davon, dass dieses Siegel meist nicht das Papier wert ist, auf das es gedruckt wurde - es ist auch nicht den Kunststoff wert, in den es geprägt wurde. Und auch nicht die Plastikverpackung, in dem Bio-Gemüse und Bio-Fleisch steckt. Und gerade das von dir so hervorragend als exemplarisches Beispiel gewählte Blei, das sich anreichert und somit eine 'Altlast' in Böden ist, auch auf den Böden, wo 'Bio' wächst.

 

Ob Ölpest hier, ob Ölpest da, der Mensch, er lacht mit 'Tralala'.

Er feiert Feste, wie sie fallen und lässt die Plastikkorken knallen!

Was soll's, der Teller ist gefüllt, dann fühlt sich Mensch warm eingehüllt,

er isst und denkt nicht mal daran, dass er dem nicht entkommen kann.

Der Egoist, er ist so klug, versteht sich auf den Selbstbetrug,

hat sich das Paradies erklärt, auch wenn die Welt zur Hölle fährt.

Nur reitet er beim Höllenritt, zwangsläufig, wenn auch hinten, mit. (Mit Betonung auf zwang, denn das passt so.)

 

Sehr gerne (da so wichtig!) gelesen. 

 

LG,

 

Anonyma

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Geschrieben (bearbeitet)
vor 21 Stunden schrieb zoe:

Hallo letreo,

 

ich finde deinen Text sehr gelungen, und die Thematik ist top aktuell, habe gerne sinniert und nachgedacht.

 

Liebe Grüsse

 

zoe

Hallo zoe,

 

es freut mich, dass du den Text für gelungen hältst und dass er dich zum Nachdenken angeregt hat.

 

Einen lieben Gruß ins Wochenende,

 

Letreo

 

Danke für die Empfehlung und auch die anderen!

Geschrieben

Hallo Anonyma,

 

ich danke dir herzlich für deinen ausführlichen Kommentar. Es freut mich sehr, dass ich mit meinen Zeilen einen solchen Anklang bei dir finde.

Dein Lob macht mich verlegen.

Zitat

es kam ihm auch nicht komisch vor,
vermutlich nahm er's mit Humor,

Hierfür bekam ich auch schon mal die Kritik, dass das zu allgemein gehalten wäre, denn nicht alle würden das so sehen. Allerdings war es ironisch gemeint und ich denke, dass du es auch so heraus gelesen hast. Inzwischen wissen wir wohl alle, wie ernst es ist.

Zitat

was irgendwie schon seltsam war.

Ja, ich beäuge das sehr kritisch, wie wichtig sich "Mensch" nimmt und wie unwichtig ihm dabei das ganze Drumherum zu sein scheint.

Zitat

Dein Gedicht hier hat alles, was es braucht.

Falls du hiermit auf das weniger schöne "bräucht" anspielst, dann ist dir das sehr charmant gelungen.;-) Falls nicht, dann habe ich mich einfach nur gefreut über die Aussage.

Zitat

weil es in einer Lache sonnte,

Ich verstehe deine Anmerkung. Allerdings ist es für mich stimmig, da ja "Lache" schon aussagt, dass es sicher kein vergnügliches Sonnen ist. Trotzdem finde ich den Hinweis darauf sehr wichtig. Danke!

 

Zitat

 

Ob Ölpest hier, ob Ölpest da, der Mensch, er lacht mit 'Tralala'.

Er feiert Feste, wie sie fallen und lässt die Plastikkorken knallen!

Was soll's, der Teller ist gefüllt, dann fühlt sich Mensch warm eingehüllt,

er isst und denkt nicht mal daran, dass er dem nicht entkommen kann.

Der Egoist, er ist so klug, versteht sich auf den Selbstbetrug,

hat sich das Paradies erklärt, auch wenn die Welt zur Hölle fährt.

Nur reitet er beim Höllenritt, zwangsläufig, wenn auch hinten, mit.

Sehr gut!!!

 

Einen lieben Gruß ins Wochenende,

 

Letreo

 

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Geschrieben

Hallo Letreo,

 

wirklich nur ganz kurz: Du kannst dich über meine Anmerkung freuen, denn ich habe damit nicht das 'bräucht' gemeint.

 

Dein Gedicht hat alles, was es braucht - im Sinne davon, dass es nicht mehr braucht, nicht mehr Details, keine Weitschweifigkeit. Es ist wirklich gut 'ver'dichtet. Und kann gerade deshalb so gut und stark wirken. Weil Überflüssiges, zu viele Details nur vom 'Wesentlichen ablenken'. Das ist ein Fehler, der häufig gemacht wird. Gerade bei Gedichten ist 'weniger mehr'.

 

Deshalb: Es war ein ehrliches Lob. :smile:

 

LG,

 

Anonyma

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Letreo,

 

wie seltsam, wirklich. Der Mensch, der all dies fabriziert, der all dies weiß, der all die Folgen kennt, und Mitleid fühlt.. und dann weiter macht wie bisher. Ich weiß schon, warum Maschinen nie menschliche Intelligenz entwickeln können - der Mensch ist unbegreiflich, ich glaube, er versteht sich selbst nicht.

Aber ich will keine philosophischen Ausschweifungen :whistling:

Dein Gedicht gefällt mir sehr gut, und es ist wichtig, ab und zu daran zu erinnern, was wir der Erde antun.

Ein Manko bei vielen Bildern ist ja, dass ein Bezug zum eigenen Leben fehlt. Der Vogel im Öl oder die Blume auf giftigem Boden lässt sich schwer mit dem eigenen Alltag in Verbindung bringen. Dieses grundsätzliche Problem hast du recht gut umgangen, indem auch die Aussage allgemein bleibt, nicht spezifisch wird. "Der Mensch" als Oberbegriff ist leichter darin einzubringen, als ein "Du" oder "Ich" etc es wäre. Zwar löst es die Problematik nicht, ist aber aus meiner Sicht dennoch gelungen.

 

Die erste Strophe hat für mich noch ein paar Ungereimtheiten.

Ein Blümlein, welk im Wiesengrund,
es wimmerte, weil der Befund,
die Erde stecke voller Blei,
gar schädlich für sein Wachstum sei
und auch das Wasser ist verseucht,
von dem es täglich frisches bräucht.

Etwa wechseln hier einige Zeit- und Grammatikformen. Gegenwart, Vergangenheit, Konjunktiv, Gegenwart, Konjunktiv.. grob gefasst. Ich würde das evt vereinfachen, bzw ein wenig einheitlicher gestalten. Ich mache einfach mal einen Vorschlag, du entscheidest natürlich! :smile:

 

Ein Blümlein welkt im Wiesengrund,

es wimmert leis, weil laut Befund , ("laut Befund" leitet den Konjunktiv glaube ich besser ein..)

stecke die Erde voller Blei,

was schädlich für sein/ihr Wachstum sei

und auch das Wasser ist verseucht,

von dem es täglich frisches bräucht.

 

So, das wars auch, den Rest finde ich sehr gelungen.

Ist immer schwer zu sagen "gerne gelesen", denn manche Texte sind einfach unbequem, aber dankbar gelesen passt..

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,

 

auch dir meinen herzlichen Dank für die Auseinandersetzung mit meinem Gedicht und den kurzen Einblick zu deinen Gedanken, bezüglich dieser Thematik.

Ja, Strophe eins ist wirklich nicht so einfach in einen, auch für mich stimmigen Einklang zu bringen. Dann find ich's gut, dann wieder nicht...;-)

Auf jeden Fall danke, für deinen Vorschlag! Eventuell könnte es so gehen:

 

Ein Blümlein welkt im Wiesengrund,
es wimmert leis, weil der Befund,
die Erde steckt so voller Blei,
was schädlich für sein Wachstum sei
und auch das Wasser ist verseucht,
von dem es täglich frisches bräucht.

 

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht mehr sicher und muss es wohl vorerst ruhen lassen.

 

Einen lieben Gruß

 

Letreo

 

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