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Eine Liebe für die Ewigkeit


Die Sonne sinkt, der Tag erreicht sein Ende,
sein Tod ist die Geburt der neuen Nacht;
Erlösung naht, bedingt durch diese Wende,
sie hat mir ihren Frieden mitgebracht.

 

Das Brüllen der Motoren weicht der Ruhe,
das harte Licht der sanften Dunkelheit;
ach, Nacht, ich liebe deine Samthandschuhe,
sie harmonieren mit dem Seidenkleid,    

 

geschmückt mit vielen, kleinen Diamanten,
die glitzern, und ich weiß genau, du trägst
es nur für mich; des Tages scharfe Kanten
verschwinden, wenn du meine Seele pflegst.

 

Ich atme auf und alle meine Sorgen
versinken in den Wellen deiner Flut;
ach, würde es doch niemals wieder Morgen,
denn nachts, nur nachts, ist alles endlich gut.

 

Ein Wispern steigt empor, aus deiner Tiefe;
ich lausche, wie du ein Versprechen gibst,
begreife, wenn ich erst für immer schliefe,
in dir, weil du allein mich wirklich liebst,

 

dann wäre ich befreit, des Tages Kummer
erreichte mich nicht mehr und niemals mehr.
So soll es sein! Ich wähle diesen Schlummer!
Umarme mich - ich liebe dich so sehr!

 

 

 

*Kurze Anmerkung: Ich bin nicht das Lyrische Ich hier im Gedicht. Mit dieser Anmerkung möchte ich nur 'vorsichtshalber vorbeugen' - keine Sorge um mich!

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Geschrieben

Hallo Anonyma,

 

ich lese wunderschöne Verse

in denen ich mich geborgen fühle

spüre die herzliche Umarmung

und die Wärme, die aus ihnen spricht.

 

vor 19 Stunden schrieb Anonyma:

geschmückt mit vielen, kleinen Diamanten,
die glitzern, und ich weiß genau, du trägst
es nur für mich; des Tages scharfe Kanten
verschwinden, wenn du meine Seele pflegst.

 

Es bedarf keiner Worte mehr

als nur diese vier Zeilen

in ihnen steht unglaublich viel.

 

Nun bin ich mir deiner Liebe sicher

und geb mich dir hin - geliebter Tod -

 

in deiner Ewigkeit Glorie

 

 

LG Sternwanderer

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Carlos,

 

Hölderlin, der Turmbewohner. Diese Intention hatte ich beim Schreiben nicht - zumindest nicht bewusst. Aber da ich eben schon sehr, sehr viel und sehr viel Verschiedenes gelesen habe, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, was sich mein Unterbewusstsein so alles ausdenkt und auch nicht, woher es immer alles nimmt. :wink: Es gibt ja auch die unbewusste Erinnerung. 

 

Jetzt, wo du es erwähnst, kann auch ich Anklänge daran 'sehen'. Zu weit hergeholt ist das nicht. Denn das LI versteckt sich hier vor dem Tag, dem harten, brüllenden Tag. Sieht die Nacht als Befreiung, ja, Erlösung. Ein Feind-Freund-Bild. Hölderlins 'geistige Entrücktheit', die manche auch als geistige Verwirrung und manche als Wahnsinn betrachteten. Er 'schloss sich aus', schloss sich weg von der Welt. Was nicht verwunderlich ist - die während seines Zwangsaufenthaltes in der damaligen Psychiatrie durchgeführten Behandlungen hätten jeden traumatisiert und haben sicher das genaue Gegenteil einer Besserung bewirkt ...

 

Auch wenn es hier nicht so offensichtlich ist, sondern - dem Inhalt entsprechend - 'versteckt', geht es hier ebenfalls, so wie in 'The circle of life' um Angst. Die hier nicht zu Hass, sondern zur Flucht führt. Und, am Ende, zum 'letzten Ausweg' - wie es Sternwanderer sehr gut erkannt hat - zum Suizid. Ganz genau betrachtet, ist Selbstmord auch eine Form der Gewalt - aber es handelt sich nicht um Gewalt gegenüber anderen, sondern um einen 'Gewaltakt gegen sich selbst'. 

 

Das LI kann den 'Tag', die damit verbundene, erzwungene Begegnung mit dem 'Harten' (Menschen) und dem 'Brüllen' (laute Welt, laute Menschen, laute Maschinen) nicht aushalten. Sucht Zuflucht und Schutz in der Nacht. Wenn die meisten Menschen schlafen, die meisten Autos nicht fahren, alles leiser und nicht mehr so 'bedrohlich-gefährlich' wirkt. Die Welt des Tages empfindet das LI nicht nur als bedrohlich, sondern auch als 'hässlich' - richtet den Blick hinauf zum Sternenhimmel, sucht und findet Trost in dessen Schönheit.

 

Ich schrieb in meinem Gedicht 'The circle of life' von Angst, so wie hier. Dort auch in meinen Kommentarantworten vom 'Kampf-oder-Flucht-Reflex'. Dort war das Thema der Kampf - hier ist es die Flucht. 

 

Vielen Dank für dein Interesse und deinen Kommentar - und auch dafür, dass du mir Gedanken an Hölderlins Turm mitgebracht hast. :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

 

_____________________________________________________________________________________________________________________________________

 

Hallo Sternwanderer,

 

vor 3 Stunden schrieb Sternwanderer:

ich lese wunderschöne Verse

in denen ich mich geborgen fühle

spüre die herzliche Umarmung

und die Wärme, die aus ihnen spricht.

 

Es bedarf keiner Worte mehr

als nur diese vier Zeilen

in ihnen steht unglaublich viel.

ich kann mich nur bei dir  bedanken. Es ist schön, dass du in Strophe 3, dem 'zentralen Mittelpunkt' hier im Gedicht, so viel für dich finden konntest. Ich befürchtete sogar ein wenig, dass die  'Struktur' bzw. der 'Aufbau' vielleicht auch den Inhalt 'beeinträchtigen' könnten. Die Enjambements, die Veränderung, die damit verbundene Andeutung auf den 'geistig-emotionalen' Zustand des Lyrischen Ichs. Das scheint, wie mir dein Kommentar aufzeigt, glücklicherweise nicht der Fall zu sein. Daher freue ich mich, wenn ich diesen 'Balanceakt' offenbar gut genug hinbekommen habe.

 

Ja, die Nacht besitzt ihre ganz eigene - manchmal auch durchaus verführerische - Schönheit. Unsere 'Instinkte' lassen uns die Nacht meistens fürchten, das stammt aus Zeiten, in denen die Nacht voller realer Gefahren war - Raubtieren, 'unsichtbaren Gefahren'. Und wir das Licht, das Feuer, nutzten, um uns zu schützen, da unsere menschlichen Augen nachts sehr schlecht oder unter Umständen auch gar nichts sehen können. 'Man weiß nie, was im Dunkeln lauert', könnte man sagen. Trotzdem fühlen wir uns auch von der Nacht angezogen. Sie 'beflügelt' auch unsere Phantasie, kann geheimnisvoll und mystisch sein. Und sie bietet Schutz - in dem Sinne, dass sie auch eine Zuflucht sein kann, für Menschen, die sich vor den sichtbaren Gefahren des Tages fürchten. Flucht, fort von der 'harten Wirklichkeit', in die 'Welt der Träume'.

 

vor 3 Stunden schrieb Sternwanderer:

Nun bin ich mir deiner Liebe sicher

und geb mich dir hin - geliebter Tod -

 

in deiner Ewigkeit Glorie

Ja, das Feind-Freund-Bild. Der Tag als Feind - die Nacht als Freund. Das Leben als Feind - der Tod als Freund. Die 'Umkehr im Geiste', was auf den geistig-emotionalen Zustand des LI hinweist. 

 

Hier im Gedicht verwende ich das Wort Angst kein einziges Mal. In The circle of life dagegen sehr oft. Dennoch ist sie hier ebenso präsent wie dort. Nur eben anders. Und doch - sie führt zum Tod. Hier und dort. So und so. Anders und doch irgendwie gleich ...

 

Und beides ist gleichermaßen traurig.

 

Sehr poetische Zeilen, die du mir in deinem Kommentar geschenkt hast, ich danke dir! :smile:

 

LG,

 

Anonyma

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Geschrieben

Ein beeindruckendes Werk hast du hier geschrieben, Anonyma. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Zeile und sehr flüssig zu lesen.

Zitat

versinken in der Wellen deiner Flut;

Müsste es hier etwa "versinken in den Wellen deiner Flut" heißen?

 

Ich weiß nicht genau warum, aber ich lese einen Dialog. Das LD leistet dem LI Sterbehilfe. Mir ist klar, dass die Nacht gemeint ist, aber durch die Zeilen "sie hat mir ihren Frieden mitgebracht" und überhaupt, alles was danach folgt... Jetzt muss ich weinen, ich merke gerade, wie sehr mich dieses Thema beschäftigt und vermutlich interpretiere ich es deshalb hier hinein. Ich möchte es trotzdem so stehen lassen und bedanke mich für deine Zeieln.

 

Lieben Gruß

 

Letreo

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Letreo,

 

vor 15 Stunden schrieb Letreo71:

Müsste es hier etwa "versinken in den Wellen deiner Flut" heißen?

Upsi. Ich gehe gleich ausbessern. Da hatte ich aber wirklich einen extradicken, blinden Fleck. Ich muss das nämlich auch im (PC-)Original bei mir zu Hause ausbessern, denn ich nutze copy&paste für meine Texte, wenn ich sie hier einstelle. Wie habe ich das bloß nicht gesehen? :confused: Danke dafür! :smile:

 

vor 15 Stunden schrieb Letreo71:

Ich weiß nicht genau warum, aber ich lese einen Dialog. Das LD leistet dem LI Sterbehilfe. Mir ist klar, dass die Nacht gemeint ist, aber durch die Zeilen "sie hat mir ihren Frieden mitgebracht" und überhaupt, alles was danach folgt... Jetzt muss ich weinen, ich merke gerade, wie sehr mich dieses Thema beschäftigt und vermutlich interpretiere ich es deshalb hier hinein. Ich möchte es trotzdem so stehen lassen und bedanke mich für deine Zeilen.

Du darfst gerne für dich interpretieren - es ist sehr schön für mich, wenn dir mein Gedicht diesen 'Freiraum' bieten kann. Und ich habe dir zu danken, denn 'Jetzt muss ich weinen' ist wohl das schönste Lob, das ich für dieses Gedicht überhaupt bekommen kann! :w00t: <---- Freudestrahlsmiley!

 

Vielen, herzlichen Dank!

 

LG,

 

Anonyma

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