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Hayk

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Fruchtverkündend schmücken Bäume sich mit Blütenschleiern ganz,
Aphrodite gibt den Namen, leiht dem Monat Götterglanz.
Tochter links, den Sohn zur Rechten, hoch in Hoffnung, hin zum Born
klaren Wassers eilt die Mutter - düstre Wolken ziehn herauf.
Fernes Grollen, fahle Blitze drängen sie zu schnellem Lauf.

Ängstlich blökend flüchten Schafe vor des Himmels Zorn,
Bäume biegen sich zum Boden, Regen peitscht die Kirschbaumblüten.
Satans Flüche fernher gellen, übertönen Sturmes Wüten:
Hekatomben schwarzer Stiere - spart sie euch, die Opferrinder!
Höllenhunde werden hetzen Mann und Frau und Kinder!

Bajonette schneiden fühllos Leben aus der Mutter Leib,
Kolbenhiebe löschen grausam dunkler Kinderaugen Glut:
Waren nur Armenierschweine und ein Christenweib!
Grause Mordlust aufgepeitschter Türkenwut -
rot Fontänen sprudeln - tausendfach Armenierblut.

Nichts Weißes mehr -
dunkle Schatten hindern des Mondes vollen Silberglanz,
Khatchkare oben in den Bergen- blutbesudelt - ganz.
Tränen der Steine gerinnen zu hartem Obsidian,
ein schwarzes Leichentuch bedeckt mein Hayastan.

Stumme Trauer lähmt das Land - nicht genügen vierzig Tage,
Leid aus tief betrübten Augen zu verdrängen.
Aprikosenhölzern weint die Duduk Wehmutsklage,
ein Strom von Tränen quillt aus Komitas Gesängen.
Der Masis hüllt sein Haupt in dichte Wolken.


Nänie - Totenklage
Aphrodite - Aprilis - = April (am 24. April 1915 begann der Genozid an den Armeniern, dem ca. 1,5 Mio Menschen zum Opfer fielen)
Hekatomben= 100 Opfertiere
Im April fehlte 1/5 des Mondes zur voll sichtbaren Scheibe
Khatchkare- Kreuzsteine in Armenien
Duduk- Holzblasinstrument mit dunklen Oboenton, aus Aprikosenholz gefertigt ("armenische Flöte")
Komitas - berühmter armenischer Komponist
Masis - der große Ararat (daneben ist der "Sis" - der kleine Ararat) hier landete der Bibel nach Noah mit seiner Arche

 

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  • 1 Jahr später...

Grüße Heinz.

 

Das Gedicht hatte es mir schon auf der anderen Insel angetan.  Hier nach Metrikfehlerchen suchen, falls es welche geben sollte, wäre vermessen. 

 

Ich finde den Text außerordentlich gelungen, er trägt alles, eine tiefgründige Naturbeschreibung, die Harmonie der damaligen Zeit und den kopflosen Massenmord an einem Volk. 

 

Glückwunsch, zu diesem Text.

 

 

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Lieber horstgrosse,

ich danke Dir für den Glückwunsch! 

Ich weiß nicht, ob es Dir aufgefallen ist, dass der erste Vers ("Fruchtverkündend schmücken Bäume sich mit Blütenschleiern ganz,")  und der zweite Vers in der vorletzten Strophe ("Khatchkare oben in den Bergen- blutbesudelt - ganz.") mit dem Wörtchen "ganz" endet. Das ist nicht einfallslos dem Reim geschuldet, sondern soll an Goethe-Gedicht erinnern:

Alles geben die Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.

Diese Verse hat Goethe geschrieben, als von dem Völkermord an den Armeniern noch keine Rede war, aber das Gedicht in seiner  lapidaren Kürze könnte in Granit gemeißelt am Eingang zum Denkmal  "Zizernakaberd"  in Jerewan (zum Gedenken der Opfer des Völkermords an den Armeniern 1915) stehen. Alljährlich am 24. April, dem Völkermord-gedenktag, versammeln sich am Denkmal Armenier, um der Opfer des Völkermordes zu gedenken.

Liebe Grüße,

Hayk

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