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Geschrieben am (bearbeitet)

"Wieso bist du so fern?
Ich will dich endlich sehen."
"Hier kann ich gut und gern
die Forderung verstehen."

"Ach, wärst du nur bei mir,
ich würde dich gern küssen."
"Darüber werden wir
nicht lang verhandeln müssen."

"Und danach streichle ich
dir erogene Zonen."
"Insoweit decken sich
auch unsre Positionen."

"Nur leider muss ich jetzt,
doch wenn ich könnt, dann blieb ich."
"Ich fand auch bis zuletzt
den Anruf sehr ergiebig."

  • Lustig 3
Geschrieben

Hallo Schmuddelkind,

 

hmmm - :gruebeln_yellow:Warum ich wohl zuerst an einen Politiker oder einen Diplomaten und nicht unbedingt an einen Geschäftsmann denken musste? :biggrin:

 

Wobei - der Unterschied zwischen einem Politiker und einem Diplomaten ist keiner, also von daher ist es ohnehin egal. Ein Politiker ist immer auch ein Diplomat und ein Diplomat ist immer auch ein Politiker. Jacke wie Hose, oder so. Ist das überflüssig, was ich gerade schrieb? Schrieb ich zwei Sätze, die eigentlich gar nichts sagen, trotz der Anzahl von Wörtern? Wiederholte ich, was ohnehin jeder weiß? Ganz genau - eben deswegen! :wink:

 

Geschulte Rhetorik - uff. Stöhn. Nicht umsonst ist die Rede von 'Diplomatengewäsch'. Da werden Worte gewaschen, bis sie blütenweiß daherkommen (mit Weichspüler, versteht sich!) und aufgrund von Farbmangel so blass daherkommen, dass sie gar nichts sagen mit dem, was sie sagen.

 

Zweck der Übung? Nun, damit können Politikerdiplomaten und Diplomatenpolitiker 'hinterher' immer Zweierlei behaupten: A) Gar nichts gesagt zu haben (stimmt) und B) Zwar etwas gesagt zu haben, das aber missverstanden oder fehlinterpretiert wurde, denn so sei das nicht gemeint gewesen. 'Rauswinde-Rhetorik' nenne ich das.

 

Ich habe mich schon oft gefragt, wie es wohl sein muss, mit so jemand zu leben. Können die 'zuhause' überhaupt noch anders, selbst wenn sie möchten? Oder sitzt das mit der Zeit so tief in denen drin, dass sie mit ihren Lebenspartnern und evtl. Kindern auch so reden? Mich würde das irgendwann plem-plem machen, könnte ich nicht aushalten.

 

Sie möchte ihn erotisch erreichen - und ich kann nur sagen: Mann, ist der Mann ein personifizierter 'Liebestöter' ... also zumindest bei mir. Da würde meine Libido die weiße Fahne schwenken und mir mitteilen, dass sie bis auf Weiteres Urlaub nimmt. 

 

Am 10.3.2020 um 22:58 schrieb Schmuddelkind:

"Da kann ich gut und gern

Da habe ich ein bisschen Probleme mit der Formulierung. Aber ich verstehe, warum du dazu gegriffen hast. 

 

Am 10.3.2020 um 22:58 schrieb Schmuddelkind:

"Da kann ich gut und gern
die Forderung verstehen."

Falsch ist es nicht, aber auch nicht unbedingt gut. Hm. Klar ersichtlich ist für mich, dass du sowohl 'gut und gern' als auch 'Forderung' als Begriffe behalten möchtest. Hm.Schwierig, denn wenn der erste Vers hier geändert wird, das geht, auch metrisch, dann ist der Zusammenhang in Verbindung mit dem zweiten Vers 'futsch'. Hm. Vertrackte Situation, die ich auch nur zu gut kenne. Hm. Und wenn ich Forderung in den ersten Vers packe, gut und gern in den zweiten, dann - ist der Reim futsch. Hm. Grübel. Und 'Das kann ich gut und gern / als Forderung verstehen' ändert den Inhalt/die Aussage. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob dir das nicht zu viel Veränderung wäre. Kopfzerbrech. Da hast du dich aber ganz schon 'reinmanövriert'. Weiterdenk. Möglicher 'Notbehelf': Hier kann ich gut und gern / die Forderung verstehen. Zwar ist das keine wirkliche Verbesserung - aber doch ein bisschen 'eleganter', finde ich. 'Da' wirkt hier ungünstiger als 'Hier', vielleicht ziehst du es ja in Erwägung. Als eine Art 'Notlösungs-Kompromiss'?

 

Gerne geschmunzelt (und auch ein bisschen mitfühlend, die Anruferin betreffend, die Augen verdreht)! :smile:

 

LG,

 

Anonyma

  • Schön 1
  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Vielen Dank, liebe Anonyma!:classic_smile:

 

Am 12.3.2020 um 14:47 schrieb Anonyma:

Warum ich wohl zuerst an einen Politiker oder einen Diplomaten und nicht unbedingt an einen Geschäftsmann denken musste?

Ja, die Vermeidung von Inhalt beim Produzieren von Worten ist auch Politikern nicht ganz fremd. Wohl auch aus gutem Grund. Wenn sich ein Politiker mal zu einem konkreten Satz wie "Jedem wird geholfen" versteigt, wird er gar daran gemessen. Wenn man dann tagelang den Laptop angeschaltet lassen muss, um seinen Platz in der Warteschlange für die Corona-Soforthilfe für Selbstständige nicht zu verlieren und den Laptop schließlich in einem Tobsuchtsanfall in den Häcksler wirft, weil man ihn reflexhaft am dritten Tag doch ausgeschaltet hat, kann es unter Umständen passieren, dass dieser Politiker nicht wieder gewählt wird. Das wäre eine echte Tragödie.:wink:

 

Am 12.3.2020 um 14:47 schrieb Anonyma:

Zweck der Übung? Nun, damit können Politikerdiplomaten und Diplomatenpolitiker 'hinterher' immer Zweierlei behaupten: A) Gar nichts gesagt zu haben (stimmt) und B) Zwar etwas gesagt zu haben, das aber missverstanden oder fehlinterpretiert wurde, denn so sei das nicht gemeint gewesen. 'Rauswinde-Rhetorik' nenne ich das.

Ja, dazu sind v.a. drei Methoden hilfreich:

1. Passivkonstruktionen - denn hier kann man sehr gut das Subjekt (und damit den Verantwortlichen) unter den Tisch fallen lassen.

2. Substantivierungen - sie beschreiben eine Tat wie einen selbstläufigen Prozess statt als Ergebnis einer individuellen Entscheidung.

3. Verwendung von Wörtern, die sowohl eine umgangssprachliche, als auch eine fachsprachliche Bedeutung haben.

 

Am 12.3.2020 um 14:47 schrieb Anonyma:

Ich habe mich schon oft gefragt, wie es wohl sein muss, mit so jemand zu leben. Können die 'zuhause' überhaupt noch anders, selbst wenn sie möchten? Oder sitzt das mit der Zeit so tief in denen drin, dass sie mit ihren Lebenspartnern und evtl. Kindern auch so reden?

Ich denke, Sprache prägt das Denken. Zuweilen stelle ich mir vor, dass diese Leute irgendwann eine ironische Distanz zu sich selbst entwickeln, bis sie sich selbst als so beliebig sehen wie den prätentiösen Quatsch, den sie von sich geben.

 

Am 12.3.2020 um 14:47 schrieb Anonyma:

Sie möchte ihn erotisch erreichen - und ich kann nur sagen: Mann, ist der Mann ein personifizierter 'Liebestöter' ... also zumindest bei mir. Da würde meine Libido die weiße Fahne schwenken und mir mitteilen, dass sie bis auf Weiteres Urlaub nimmt. 

:rofl2:

Wobei ich es selbst gar nicht so gesehen habe, dass das LI vom Wesen her so ist. Das ist halt nicht seine genuine Reaktion, sondern er handelt unter dem Druck der äußeren Umstände, möchte gerne seiner Geliebten mitteilen, wie sehr er sich nach ihr sehnt, aber das Büroumfeld lässt eben solche Einblicke in das Gefühlsleben nicht zu. Das Ergebnis dürfte aber dasselbe sein. Ist halt nicht gerade sexy, wenn man gesagt bekommt, dass sich die Positionen decken (naja, kommt wohl darauf an, was mit Positionen gemeint ist).

 

Am 12.3.2020 um 14:47 schrieb Anonyma:

Hier kann ich gut und gern / die Forderung verstehen.

Klingt ganz gut. Ich schätze, das nehme ich so und überlege auch mal weiter wegen "gut und gern". Danke!:thumbsup:

 

LG

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