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Ich war gezwungen, viel und lange auszuprobieren, aber irgendwann konnte ich meinen Weg finden und habe mich, der wirklich ernsthaften Lyrik verschrieben.
Auf diesem Weg musste ich einiges erdulden!
Nicht wenige der Bücher, die ich während meines Studiums der Literatur gelesen habe, waren kaum zu ertragen. Unter Dutzende schrieb ich am Ende der letzten Seite die Frage „Warum wurde dieses Buch geschrieben?“

Die Häufigkeit, mit der ich diese Frage wiederholte, ließ in mir die Erkenntnis reifen, anstatt zu kritisieren, sollte ich doch erst einmal probieren, es besser zu machen.
Ich beschloss also, zu recherchieren, was man alles braucht, um ein gutes Buch zu schreiben. Ich war einigermaßen überrascht, wie lange die Liste wurde. Es fing schon mit meinem Namen an. Als zukünftiger Bestsellerautor kann man nicht Knut Knüttelkopp heißen! Da wird man bestimmt von jedem dritten Leser in die Klamauk-Ecke gestellt, bevor er überhaupt nur einen einzigen Satz gelesen hat, und ich hatte mich ja, der wirklich ernsthaften Lyrik verschrieben.

Ich brauchte also zuerst einen zünftigen Namen, der einem zukünftigen Bestsellerautor würdig war. Robert Ghostwrite kam mir spontan in den Sinn. Ein starker Name! So männlich und geheimnisvoll zugleich, da wird sicher jede zweite Leserin schmachtend in Ohnmacht fallen, wenn sie das Buch nur in den Händen hält und ihr ungesättigtes Verlangen in den Lenden spürt.
Der erste Punkt meiner To-Do Liste war abgehakt, jetzt stand der Karriere nichts mehr im Wege. Ok, ich musste noch das Buch schreiben und später bräuchte ich bestimmt noch ein größeres Bett, um dort die zahlreichen Leserinnen zu parken.

Der zweite Punkt betraf mein Äußeres, ein Robert Ghostwrite, kann sich nicht seine fünf verbliebenen und fettigen Haarsträngen über die Glatze kämmen. Da braucht es schon etwas mehr Style. Ich bestellte mir im Internet eine Irokesenperücke in blutrot und dazu noch ein paar martialische Abziehtattoos. Ich habe schon oft bemerkt, dass sich das größte Muttersöhnchen nur tätowieren lassen muss, und schon wird er Gangleader. Ich bin ganz begeistert von meinen Ideen, bis mir auffällt, dass eine vier Zentimeter dicke Hornbrille, sicher nicht zu dem angestrebten Look passt. Ich brauche also Ersatz.

Ich erinnere mich an einen alten Horror-Film. Der Hauptdarsteller hatte grüne Schlangenaugen, das sah total cool aus und eines Robert Ghostwrite würdig. Wenn schon denn schon dachte ich und bestellte dazu noch Schaumstoff Muskelpads, damit ich nicht mehr ausschaue, als wenn ich unter der Dusche von Strahl zu Strahl springen könnte. Zu den Augen würde gut ein fescher Anzug passen, wie der von Jim Carrey in „Die Maske“ getragen wurde. Ein Klick und schon bestellt. Ich war in Hochstimmung, auch wenn ich noch kein Buch hatte, aber der Name und Look waren einfach perfekt.

Ich könnte also mit dem Schreiben loslegen, aber vorher muss ich noch kurz außer Haus, um mir Papier, Bleistift, Radierer, Anspitzer und fünf Stangen Gauloises Zigaretten zu besorgen. Ein Starautor ist schließlich Kettenraucher, das ist man seinem perfekten Image schließlich schuldig.
Mist, jetzt hätte ich fast den Whiskey vergessen. Ohne einen guten Schluck scheint man nichts Anständiges auf Papier zu bekommen. Whiskey hatte ich schon einmal getrunken, aber vor meiner ersten Zigarette besaß ich schon ein wenig bammel. Die ersten Züge sollen ja eklig sein, sagt man. Aber wat mut dat mut!

Sechs Stunden später hänge ich über der Kloschüssel und verfluche Robert Ghostwrite. Der Papierkorb ist voll, der Whiskey leer und die Stange Zigaretten fast aufgeraucht.
Ich hätte nie geahnt, wie schwierig es ist, während des Rauchens und Trinkens etwas Vernünftiges auf‘s Blatt zu bekommen, besonders wenn man dieses vor lauter Qualm kaum noch sieht. Mir ist hundeelend und ich muss mein Unterfangen erst einmal auf morgen verschieben, aber immerhin habe ich es ernsthaft probiert.

 

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Geschrieben

Hallo Martin,
danke für deinen Bonus Schwank, sehr amüsant!

In meinem ersten Entwurf, hatte ich meinem Protagonisten auch diese typische Literatenpfeife in die Hand gedrückt, fand das Bild dann aber zu altbacken und bin auf den Literaturpunker umgestiegen.
 

Dankeschön!

grüßend Freiform

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