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Der Supermarkt


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Es war ein langer und elendiger Arbeitstag, der gar nicht zu Ende gehen wollte. Die Kollegen nervten permanent mit Fragen, die sie sich mit etwas mehr Engagement, auch selbst hätten beantworten können. Aber es ist ja so bequem, lieber nachzufragen und meine Nerven in Anspruch zu nehmen, als selber nachzudenken. Endlich kann ich die Tür zum Büro abschließen und mich auf den Heimweg machen.

Auf der Fahrt nehme ich die Probleme des Tages noch gedanklich mit, arbeite sie kurz auf und überprüfe meinen getroffenen Entscheidungen. Bei Bedarf spreche ich kurze Notizen ins Diktiergerät, um den Kopf freizubekommen. Am Ortseingangsschild bin ich fertig und das gefühlt erste Lächeln des Tages, huscht über meinen Wangen.
Ich denke an dich!
Wie du mir hoffentlich gleich die Tür öffnest und mich mit einer warmen Umarmung empfängst. Wenn es besonders spät wird, überraschst du mich auch schon mal mit einem Glas Wein in der Hand, mit dem ich den Frust der vergangenen Stunden, symbolisch hinunterspülen soll, damit die wenigen uns verbleibenden Stunden nicht vom Alltag belastet werden.

Zumeist nehme ich lieber einen Kuss von dir, der so eine beruhigende und heilsame Wirkung auf mich hat. Danach schlüpfe ich in meine Pantoffeln und augenblicklich stellt sich ein heimeliges Gefühl ein. Wie viel Ballast doch an ein paar Schuhen hängen kann.
Es folgt ein kurzer Wettbewerb zwischen uns, wer wohl den stressigeren Tag gehabt hat, bevor wir uns dem Abendessen zuwenden. Je nach Uhrzeit ist es bereits fertig, oder wir bereiten es eben zusammen zu. War es für uns beide ganz schlimm am Tag, greifen wir auch gerne mal zum Telefon und lassen uns von unserm Lieblingsitaliener verwöhnen. Die Wartezeit kann man vorzüglich mit kuscheln verbringen, oder noch offene Themen besprechen.

Nach dem Essen findet bei mir regelmäßig ein fünfzehnminütiger System-Shutdown statt und ich bin kaum ansprechbar. Meine Süße hat das bereits fest eingeplant und ist in ihren Vorbereitungen für den nächsten Tag.
Während ich morgens blind in den Klamottenschrank greife und irgendwas herausziehe, legt sie sich alles feinsäuberlich zu Recht und überprüft, ob die Kleidung für die Aufgaben des folgenden Tages passend erscheinen. Dabei fallen ihr gerne noch zwanzig andere Dinge ein, die sie noch kurz erledigen möchte. Wenn sie dann wiederkommt, bin ich zumeist in meinem Lieblingssupermarkt verschwunden.

Dort überfliege ich zuerst, was in den einzelnen Regalen neues an Ware rein gekommen ist, und wer der Hersteller war. Mache mir kurz Gedanken, wonach mir gerade ist, oder Stöber einfach wild herum. Ich bemühe gerne die Inhaltsangabe und notiere mir, wo ich später noch einmal genauer nachlesen möchte.

Wenn ich einen ersten Überblick habe, schaue ich nach den Reklamationen oder Produktempfehlungen von den Waren, die aus meinem Gemischtwarenlanger stammen. Auch hier mache ich mir Notizen, um später genauestens zu analysieren, ob die Reklamation oder die Empfehlung angemessen vorgetragen wurden. Zu einem späteren Zeitpunkt kümmere ich mich dann, um die ordnungsgemäße Bearbeitung.

Danach knipse ich im Supermarkt erst einmal das Licht aus und je nach Uhrzeit, bereite ich mir eine Tasse Tee zu, oder entscheide mich doch für ein Kaltgetränk. Nebenbei kläre ich ab, wie unsere Hausgemeinschaft den Abend verbringen möchte. Entschließen wir uns zu keiner gemeinschaftlichen Betätigung, prüfe ich gerne ab, ob in meinem Warenlager noch genug Vorrat liegt. Wenn ich Motivation und Inspiration verspüre, kann es auch vorkommen, dass ich einfach neue Ware produziere, oder durch die Gänge meines Lagers schleiche und versuche, alte Ladenhüter aufzupolieren, um sie später vielleicht doch noch an die Frau oder den Mann zu bringen.

Lässt mich die Kreativität einmal im Stich, bearbeite ich die Reklamationen, damit der Kunde nicht zu lange auf seine Antwort warten muss. Schaffe ich es danach noch, die Augen offen zu halten, schalte ich im Supermarkt noch einmal das Licht an. Prüfe die mir angebotenen Waren auf ihre Qualität und Stempel sie gegebenenfalls mit meinem Siegel ab, sofern ich es für angebracht halte. Bei Unklarheiten schreibe ich den Hersteller auch direkt an, oder gebe Tipps, wie man sein Produkt aus meiner Sicht noch aufwerten könnte. Besonders schmackhafte Produkte, können von mir auf eine positive Kundenrezension hoffen, wenn mein Energielevel das noch zulässt.

So ein Supermarkt ist nicht nur praktisch, sondern auch gut und günstig. Die Hersteller und Kundschaft kann man durchgängig als herzlich und zuvorkommend bezeichnen und der Supermarktleiter hat immer ein offenes Ohr für Probleme aller Art. Der Warenaustausch ist rege, die angebotenen Produkt von guter Qualität und die Hilfsbereitschaft vorbildlich!
Der Supermarkt ist zwar rund um die Uhr geöffnet, aber ich bleibe meistens nicht länger als zweiundzwanzig Uhr. Wenn ich auch manchmal Gefahr laufe, mich zu verlieren, vergesse ich doch nie, dass auf mich noch etwas ganz Süßes wartet.

 

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Hallo Freiform,

 

habe deine Kurzgeschichte gern gelesen, denn sie hat mir  beim lesen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, denn so oder so ähnlich 

wird es auch anderen ergehen - so wie  mir auch einiges davon  bekannt vorkommt.

Nur war bei uns war heute so viel los, wie sonst nur vor  Festtagen, so waren die Einkaufswagen übervoll und dafür die Regale

halb leer oder auch halb voll. Es wurde eingekauft, als gäbe es kein Morgen mehr ...

Ich denke, bei uns wird der Supermarkt noch vor  22 Uhr fast ausverkauft sein - aber es kommen sicher auch wieder

die " normalen Zeiten" - bis dahin ...

gern gelesen von mir.

 

Es grüßt

eiselfe

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Hallo eiselfe,
ich freu mich zweifach, sehr über deinen Kommentar!
Einmal, das ich dir ein Lächeln schenken durfte.. :blume:
und das zweite Mal, weil du mir aufzeigst, dass es mir gelungen scheint, die wahre Natur des Supermarktes etwas zu verschleiern, damit der Leser nicht direkt erfasst, worum es sich bei diesem speziellen Supermarkt handelt.

 

Dankeschön! :grin:


grüßend Freiform

Ich verrate nichts, aber wenn du das hier liest, stehst du mitten drin :wink:
 

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Hallo Freiform,

 

zuerst dachte ich zwar an einen Supermarkt - aber dann erkannte ich, im Verlauf meines weiteren Lesens, dass irgendwie irgendwas mal so gar nicht stimmt. Ich musste das merken - ich war einige Jahre im Einzelhandel tätig. Zuerst im Drogeriemarkt-Sektor, danach im Bereich Lebensmittel. Und deshalb wusste ich sofort, da ich mit allen Arbeitsverläufen bestens vertraut war und immer noch recht gut bin, dass da irgendetwas so überhaupt nicht stimmen kann. :wink:

 

Dann überlegte ich: Wofür steht dieser 'Supermarkt' und was ist er also wirklich?

 

Es geht ums Schreiben. Der Supermarkt bei dir ist bei mir der 'Fundus'. Ich nenne das so, denn Fundus bedeutet auch: Sammlung aller Kenntnisse. Die im geistigen Warenlager liegen - in dem wir stöbern können.

 

Alte Texte überarbeiten, neu 'auflegen' oder eben Ideen und alles noch weiter Erforderliche finden, um neue zu schreiben. Die dann ein 'Gütesiegel' bekommen - oder auch nicht. Vielleicht würde es dich überraschen, wie ordentlich unordentlich mein persönliches Lager ist. Darin befindet sich Ware in allen möglichen Herstellungsstadien, Ware, die ich mit Gütesiegel versah und ebenso nur halbfertige Produkte, mit denen ich nicht zufrieden bin aber auch nichts im Lager finde, womit ich sie fertigstellen könnte. Stückware, sozusagen. Im Sinne von 'nur teilweise, stückweise fertiggestellt'. Fragmente von Gedichten, Notizen, skizzierte Ideen, alter 'Ramsch', der meinen heutigen 'Ansprüchen' nicht genügt, den ich gerne aufpolieren würde. Manchmal klappt das, aber leider meistens nicht. Neuere Ware, die aber meinen Qualitätsansprüchen nicht genügt und die auf Halde liegt, bis ich beim Stöbern mal die zündende Idee bzw. Lösung finde, um doch noch ein Siegel anbringen zu können.

 

Allerdings hätte ich wohl auch ohne meine berufliche Vorerfahrung gemerkt, wo etwas nicht stimmen kann, und zwar hier:

 

Am 13.3.2020 um 20:59 schrieb Freiform:

Wenn sie dann wiederkommt, bin ich zumeist in meinem Lieblingssupermarkt verschwunden.

Das LI ist also immer noch zu Hause. Dann könnte es sich zwar immer noch um einen 'virtuellen' Supermarkt handeln, aber da bemerkte ich das hier:

 

Am 13.3.2020 um 20:59 schrieb Freiform:

Danach knipse ich im Supermarkt erst einmal das Licht aus und je nach Uhrzeit, bereite ich mir eine Tasse Tee zu, oder entscheide mich doch für ein Kaltgetränk.

 

Am 13.3.2020 um 20:59 schrieb Freiform:

Schaffe ich es danach noch, die Augen offen zu halten, schalte ich im Supermarkt noch einmal das Licht an.

 

Also - das macht deutlich, dass es sich um keinen echten Supermarkt handeln kann - ob analog oder virtuell. 

 

Da wird im geistigen Supermarkt das Licht aus- und wieder angeknipst. Wenn es eigentlich schon spät geworden ist - statt Tee hilft manchmal auch Kaffee. Ich spreche aus Erfahrung. :classic_laugh: Doch, doch - mich und Kaffee verbindet eine so lange Haus-, Schreib- und Arbeitsgemeinschaft, dass ich für meinen Teil schon vor einigen Jahren zu Schwarztee gegriffen habe, um wach zu bleiben. Nach Kaffee schlief ich irgendwann so problemlos wie ein satter Säugling, da galt es, Alternativen zu finden. (Mit meiner Histamin-Intoleranz ist allerdings jetzt beides für mich gleichermaßen tabu - na ja. Streichhölzer sollen ja auch ganz hilfreich sein, habe ich mal gehört.)

 

Am 13.3.2020 um 20:59 schrieb Freiform:

Die Hersteller und Kundschaft kann man durchgängig als herzlich und zuvorkommend bezeichnen und der Supermarktleiter hat immer ein offenes Ohr für Probleme aller Art.

Das ist das Einzige, womit ich ein bisschen Probleme hatte. Wer ist der Marktleiter? Und wer die Kundschaft? Hersteller kann ich geistig unterbringen. Hier musst du mir ein bisschen auf die Sprünge helfen, was du dir dabei gedacht hast. :confused:

 

Am 13.3.2020 um 20:59 schrieb Freiform:

Wenn ich auch manchmal Gefahr laufe, mich zu verlieren,

Wem sagst du das! Wem sagst du das ... nicht nur Gefahr. So ab und zu verliere ich mich tatsächlich. Das Extremste war, als ich einmal total 'verloren ging', irgendwann doch den Ausgang wieder fand - und ziemlich erschrocken Zweierlei feststellte: 1.) Es ist 3.35 Uhr morgens. 2.) Ich muss um 6.30 Uhr aufstehen ... äh, ja. War dann am nächsten Tag bei der Arbeit ein bisschen müde. *Räusper*

 

Aber - im Nachhinein betrachtet, war es das wert. Das Gedicht, das dabei entstand, betrachte ich heute immer noch als eins meiner besten. Wie heißt es doch so treffend: Alles hat seinen Preis! 

 

Gerne deinen Supermarkt mal 'mit'besucht! :grin:

 

LG,

 

Anonyma

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Hallo eiselfe,
aus meiner Sicht wüsste ich wirklich nicht, warum dir das peinlich  sein müsste!
Jeder von uns steht doch mal auf dem Schlauch, vor allem wenn ich so hinterhältige Texte schreibe, um den Leser bewusst zu verwirren.

Es ist ja auch so, dass unser Gehirn sich gerne mal aufs Glatteis schicken lässt.
Da braucht man nur einen Titel wählen wie „Der Supermarkt“ und Wörter vorkommen lassen, wie Regal, Ware, Hersteller usw. und schon ist der Denkapparat auf der falschen Spur und bemerkt gar nicht, das da etwas nicht ganz stimmen kann.  

Also, gräme dich bitte nicht, nur wie ich so ein Lausbub bin. :omabrathau2:

es grüßt herzlich Lausbub Freiform :grin:

 

 


Hallo Anonyma,
ich muss dich enttäuschen, „Der Supermarkt“ ist nicht mein Fundus, das würde ich mir niemals anmaßen, meinen Fundus Supermarkt zu betiteln. Mein Fundus ist mein „Gemischtwarenladen“.

Aber du warst schon auf der ganz heißen Spur unterwegs, es müsste unter den Fußsohlen schon gequalmt haben!

Der Supermarktleiter ist unser geschätzter MhytonPonty und wenn man einige Worte entschlüsselt
wie z.B:
„Licht an“ und „Licht aus“ heißt nichts anderes als „anmelden“ und „abmelden“.
Regale = Rubrik, Ware = Gedicht, Hersteller =  Autor, Siegel = Like,
Kundschaft = Leser oder Kritiker, und so weiter, dann sollten sich alle Unklarheiten in Luft auflösen.

Das hoffe ich zumindest, sonst bin ich es nämlich der sich verzettelt hat. :omabrathau2:

Einen ganz herzlichen Dank, für deinen schönen und wieder sehr ausführlichen Kommentar. :grin:

 

grüßend Freiform

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