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Geschrieben am (bearbeitet)

auf der x-brücke bläst mir der frühe wind ins gesicht
es ist nicht die zeit um in erinnerungen zu verharren
jetzt heißt es den blick wieder nach vorne zu richten

am chinesischen turm setze ich mich unter die bäume
stelle mir vor wie die puppen der miniermotte mit
den sonnenstrahlen aus ihrer winterruhe erwachen

der tisch wird zur anklagebank für alles zurückliegende
doch im entenvolierbach treibt die schuldigkeit davon
ich erkenne im schaum des weißbiers einen freispruch

 

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Geschrieben

Good morning Perry,

 

X-Brücke, Miniermotten...

Im Internet habe ich erfahren, dass der Chinaturm im Jahr der französischen Revolution gebaut wurde.

Der englische Park ist größer als Central Park.

Ich stelle mir als einen Traum vor, jeden Tag mehr oder weniger ziellos in so einem Park zu schlendern.

Die zwei bekanntesten Gedichte von Rilke sind in Parks entstanden.

Warum wird der Tisch zur Anklagebank?

Auf jeden Fall, der Schaum des weißen Bieres befreit von Schuldigkeit.

Liebe Grüße

Carlos

 

 

 

 

Geschrieben

Hallo Carlos,
ja der Englische Garten in München ist schon etwas Besonders, gerade wenn die Natur wiedererwacht und erste Sonnenstrahlen locken.
Da der Text auch einen inneren Neustart reflektiert, wird der Biertisch zur Metapher fürs Beurteilen des Gewesenen. Zum Glück endet die Verhandlung mit einem Freispruch.
Danke fürs Interesse und LG
Perry

Geschrieben

Hallo Perry,


deine Wanderung durch den Englischen Garten ist für mich ein kniffeliges Werk.


Das LI erkennt, es sei nicht die Zeit, um in Erinnerungen zu verharren. Okay.
Es ist Frühling, Zeit des Aufwachens, Wachsens und auch des Neubeginns.


Am Chinesischen Turm reflektiert das LI
*stelle mir vor wie die puppen der minimiermotte mit [Miniermotte]
den sonnenstrahlen aus ihrer winterruhe erwachen

Auch dieser neue Anlauf, dieser Neustart wird also wohl nicht rund und makellos
verlaufen. Es werden wieder Fehler passieren, es werden wieder Entscheidungen
gefällt werden, die sich irgendwann als falsch erweisen etc. 


*der tisch wird zur anklagebank für alles zurückliegende
doch im entenvolierbach treibt die schuldigkeit davon
ich erkenne im schaum des weißbiers einen freispruch

Anstatt in Erinnerungen zu verharren, macht LI nun tabula rasa, prüft und hinterfragt
sein vergangenes Tun kritisch. 
V2 beendet den 'Prozess', die Schuldigkeit treibt davon. Diese Verszeile ist für mich
schwer zu übersetzen. Ich kann nur mutmaßen: Das LI hat seine Schuldigkeit getan,
ist mit sich im Reinen, kann die Anklage als unbegründet zurückweisen und -
loslassen. Ein Loslassen wäre natürlich auch dann sinnvoll, wenn bestimmte Fragen
nicht mehr zu beantworten, bestimmte Probleme nicht mehr zu lösen oder bestimmte
Fehler nicht mehr zu korrigieren sind ... 


Deinen Schlussvers finde ich höchst erfreulich und verheißungsvoll. :classic_wink:
*ich erkenne im schaum des weißbiers einen freispruch
Meine Übersetzung:
Auch wenn nicht alles im Leben des LI perfekt gelaufen sein mag, das Leben ist nach
wie vor schön und lebenswert. Prosit!


Gern gelesen, gern geknobelt.
LG, Berthold 

Geschrieben

Hallo Berthold,
danke für die "Miniermotte" und deine Interpretion der Bilder.
Botschaften mit Hilfe von verdichteten lyrischen Bildern zu vermitteln können meist nur Denkrichtungen vorgeben, Feinheiten hängen auch davon ab, wie der einzelne Leser mit so einem Thema selbst umgehen würde.
Meine Intention ging in die Richtung, die Natur bläst zum Neuanfang, aus dem Vergangen ob gut oder schlecht sprießt Neues.
Das LI findet am Biertisch einen Moment der Muße und überdenkt seine persönliche Situation. Hat es alles richtig gemacht, kann eine eventuelle Schuld getilgt oder vergeben werden (Schuldigkeit), ist es bereit für einen Neuanfang. Der frische Schaum im Weißbierglas signalisiert ihm, trink endlich, bevor ich zusammenfalle.
Sogesehen liegst Du mit deiner Reflexion ganz gut.
LG
Perry

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