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Ich halte es für wichtig, vorab anzumerken: Ich schrieb dieses Gedicht vor über einem halben Jahr, also vor den aktuellen Corona-Virus-Geschehnissen. Es handelt (auch) von der Pest im Mittelalter, eine Thematik, mit der ich mich auch einmal beschäftigte. Denn das Mittelalter hatte, wie alle Zeiten, Licht- und Schattenseiten. Das hier betrifft die damalige Schattenseite. Mit den heutigen Ereignissen hat es also nichts zu tun - und da die Pest von einer Bakterie und nicht von einem Virus verursacht wurde, ist das auch nichts wirklich 'Vergleichbares'. Damals herrschten, vor allem in medizinischer Hinsicht, ganz andere Umstände - es gab weder Wissen, woher die Krankheit kam, noch darüber, was die Menschen damals krank machte. 'Üble Dämpfe in der Luft' wurden als Krankheitsursache angenommen. Es gab keine Krankenhäuser, wie wir sie kennen, keine Antibiotika. Unter dieser Perspektive ist das Gedicht zu verstehen. Von 1346 - 1353 dauerte es damals. Das Gedicht beginnt also am Ende der Pest.

Diese Gedichtform wird auf Deutsch als Ghasel bezeichnet. Sie entstand bereits in vorislamischer Zeit auf der arabischen Halbinsel. Die 'Blütezeit' erlebte sie dann aber in Persien, im 13. und 14. Jahrhundert, auf persisch heißt sie Ghazal. 

 

 

Anno Domini 1353

 

Die Kirschbaumblüte grüßt mit ihrem Duft die Bienen hier im Garten.
Ich bin im kühlen Schatten, kann dein Kommen nur mit Pein erwarten
und lese deinen Brief zum ungezählten und zum letzten Mal,
denn deine Zeilen, sie versöhnten mich mit all den schweren, harten
Verlusten dieser gnadenlosen Zeit; Gestank des Todes liegt
sonst überall, wie eine Decke, auf den Körpern der Erstarrten.
Sie drohen mir im Schwirren all der Fliegen, Liebste, welche Qual
bereitet mir die Sorge um dein Wohl; sie spielen lustig Karten,
der Teufel und der Gott, der uns verließ und wieder sah ich zu,
wie die Vermummten Leichen zu den vielen Massengräbern karrten.
Gerüchte gehen um, der Adel floh aufs Land und die Moral
ist gleichermaßen tot, so tot als die auf freiem Feld Verscharrten.
Ach, Liebste, eile dich, wir müssen fort, der Adel hatte recht,
lass uns an einem fernen Ort, vereint, ein neues Leben starten.
Ich will den Himmel für uns finden, hörst du, Liebste, den Choral
der Engel, wie sie singen, für uns beide, wie sie uns erwarten?


Ein junger Mann erlag der Pestilenz, verstarb beim Kirschbaum heut
als Letzter an der Zahl. Gezeichnet: Oswald, Medicus, im Garten.

 

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Hallo Anonyma

Ein, wie ich finde, wahres Meisterwerk.

Ernsthaft...das ist grandios !

Nicht nur die schönen, auch die nicht so schönen Worte (in ihrer Eigenschaft) perfekt ausgewählt und platziert und der damaligen Zeit angepaßt.

Also ICH finde das mega !!!

 

LG Skalde

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Hallo Anonyma und Skalde, 

 

Leider auch angepasst dieser Welt?! Wie rührend (in seiner Schrecklichkeit) ist dein Gedicht!

 

Darf ich? Ich liebe diese veralteten Ausdrücke...

 

Betroffen neigt sich dieselbe Sonne auf meine Tränen, Sternen-zahl,

renne zum Ufer unserer jüngsten Träume und des Abschieds-abends,

gewillt lasse ich die Blüten nicht ohne Frucht-in meine gezinnten Obstschalen,

Kirschen zum Sommer und die Bienen werden unsere Worte niemals verraten,

bis dahin-laufe ich nächtens all meine niederen Täler auf und ab-Gottes Strafen,

die Worte der Pein können mir nichts anhaben, dein Grab liegt geruht,

mit meinen getrockneten Tränen blicke ich bald, auf- hin zu unserem Garten. 

 

Mir gefällt deine Form und diesen Stil sehr gut. Ich habe ihn erkannt, als ich am Handy war, mein Gedicht ist nur als alternativ "Happy End" zu verstehen-auch wenn ich ganz genau weiss, dass es das eben Anno Domini 1353 nicht gab. 

ich versuche Hoffnung zu ziehen...

 

Federtanz

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Geschrieben

Hallo Skalde,

 

damit bringst du mich jetzt aber wirklich in ernsthafte Verlegenheit. Zu viel des Lobes - weißt du, ich selbst sehe es tatsächlich, da spiele ich kein 'Theater', als ein 'Ghaselchen'. Zwar nicht schlecht, aber wenn ich da an die wirklichen, echten 'Meister' denke, wie Hafis, Rumi oder Saadi, dann - kann ich mich nur ganz weit, ganz weit hinten anstellen - mit gebührender Demut und Bescheidenheit. An diese heranreichen zu wollen, also das würde ich mir selbst schon ankreiden - wäre ziemlich 'anmaßend' von mir.

 

Trotzdem freue ich mich natürlich sehr über deine lobenden Worte - wäre ja genauso falsch, würde ich das, da es die Wahrheit ist, zu leugnen versuchen. Ich sehe schon einen 'himmelweiten' Unterschied zwischen angemessener und aufgesetzter Bescheidenheit. Deshalb: Mich freuen deine Worte nur umso mehr, da ich 'meinen Platz kenne'.

Ganz herzlichen Dank dafür! Lesegenuss schenken zu können - das ist für mich das Schönste.

 

LG und ein schönes Wochenende, bleib gesund! :grin:

 

Anonyma

 

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Hallo Federtanz,

 

ick hör Ironie gerne trapsen - macht sie bei mir ja auch öfter. :wink:

 

vor 14 Stunden schrieb Federtanz:

Leider auch angepasst dieser Welt?! Wie rührend (in seiner Schrecklichkeit) ist dein Gedicht!

Da habe ich leider keine Wahl - so wie auch sonst niemand. Anpassung der Arten, Anpassung an die Welt - gehört dazu, nicht wahr? Kommt man als Mensch halt auch nicht drum herum.

 

Rührende Schrecklichkeit - darf ich mir diese Wortkombination künftig für passende Gelegenheiten borgen? Ich finde sie wirklich witzig und originell - da muss man erst mal drauf kommen. :thumbsup:

 

vor 14 Stunden schrieb Federtanz:

Darf ich? Ich liebe diese veralteten Ausdrücke...

Keine Frage. Liebe ich diese veralteten Ausdrücke? Ja, wenn sie passen. Obwohl - das ist Ansichtssache. Kommt darauf an, was der 'Zweck der Übung' ist. Hier im Gedicht fand ich sie passend, um die Stimmung zu 'untermalen' und die Vergangenheit 'anklingen' lassen zu können. Mir war es schon wichtig, es darauf zu beschränken. Meiner Meinung nach ist es keine gute Idee, den Versuch zu unternehmen, 'alte Sprache' 1:1 kopieren zu wollen. Das Ergebnis ist dann nichts anderes als eben eine Kopie des Originals. Goethe und Schiller schrieben ja auch nicht wie Walther von der Vogelweide. Das kann nur schiefgehen, denn jeder der Dichter der Vergangenheit schrieb 'in seiner Zeit'. In der Sprache, in der sie 'zu Hause waren'. Diese Sprache wirkt heute auf viele deshalb so 'schön', weil sie so 'exotisch' auf uns in der heutigen Zeit wirkt. Aber der Versuch, diese Sprache zu 'sprechen', auch schriftlich, in einem Gedicht, das vergleiche ich selbst mit dem Versuch, ein Gedicht in einer 'Fremdsprache' zu verfassen, die man nur ungenügend beherrscht. 

Hier steckte bei mir also durchaus der Versuch dahinter, das 'Alte', durch manche Worte und durch die 'Art und Weise' mancher Formulierungen, anklingen zu lassen - aber trotzdem mir und meinem Stil möglichst treu zu bleiben. So etwas ist dann natürlich immer eine Art 'Gratwanderung'. Mal funktioniert so ein Versuch besser, mal schlechter. Jedenfalls steckt bei mir immer ernsthafte Bemühung dahinter. Und es kommt dann auch immer mit auf die jeweilige Leserperspektive an - was einer schätzt, mag der andere nicht; was die eine schön findet, findet die andere grässlich. Der sicherste Weg zum Scheitern ist, es allen recht machen zu wollen.

 

vor 14 Stunden schrieb Federtanz:

Betroffen neigt sich dieselbe Sonne auf meine Tränen, Sternen-zahl,

renne zum Ufer unserer jüngsten Träume und des Abschieds-abends,

gewillt lasse ich die Blüten nicht ohne Frucht-in meine gezinnten Obstschalen,

Kirschen zum Sommer und die Bienen werden unsere Worte niemals verraten,

bis dahin-laufe ich nächtens all meine niederen Täler auf und ab-Gottes Strafen,

die Worte der Pein können mir nichts anhaben, dein Grab liegt geruht,

mit meinen getrockneten Tränen blicke ich bald, auf- hin zu unserem Garten. 

 

Die Trennstriche finde ich besonders interessant gesetzt. Ich selbst greife zwar öfter, vor allem in Kommentaren oder Kommentarantworten, zu Gedankenstrichen, verwende selbst dieses Stilmittel eigentlich nicht - bringt mich aber auf den Gedanken, es damit vielleicht auch mal zu versuchen ... hm.

 

renne zum Ufer unserer jüngsten Träume

 

gewillt lasse ich die Blüten nicht ohne Frucht-in meine gezinnten Obstschalen,

Kirschen zum Sommer und die Bienen werden unsere Worte niemals verraten,

 

bis dahin-laufe ich nächtens all meine niederen Täler auf und ab

 

 

Diese Verse wollte ich hier gerne hervorheben - für mich die 'Glanzlichter'. Nur mein persönliches Empfinden - für mich sind das sehr schön mit Worten gemalte Stimmungsbilder. 

 

Ich lese sehr gerne Texte mit Adjektiven - und du wirst aber feststellen, dass ich selbst, ingesamt, relativ sparsam zu ihnen greife. Ich habe schon vor Jahren in dieser Hinsicht herausgefunden, dass ich da wohl so eine Art 'merkwürdige Diskrepanz' zwischen meinem Empfinden bei Gedichten anderer und meinem eigenen Schreiben habe. Bis ich dann aber irgendwann beschloss, dass das so auch völlig in Ordnung ist - das war die Zeit, in der ich allmählich zu meinem eigenen Stil fand.

 

Deshalb hatte ich beim Schreiben meines Gedichts hier durchaus ein paar Befürchtungen - wie gut bekomme ich es hin, wenn ich mehr Adjektive verwende? Auch in dieser Hinsicht war es für mich eine Art Gratwanderung. 

 

Mir ist eines ganz besonders wichtig: Ich will mir meinen 'Freiraum' bewahren, so beweglich wie möglich sein. Zwar habe ich durchaus meinen eigenen Stil - aber ich strebe dabei immer nach größtmöglicher 'Bandbreite'. Ich sehe es - mich betreffend - so: Lege ich mich zu sehr fest, erlaube ich mir keine 'Ausflüge' in andere Richtungen, damit immer alles 'schön im Rahmen bleibt', dann kann das nur zum allmählichen 'Festfahren' führen. Ich bin seit fast 10 Jahren in Foren unterwegs, als Mitglied und/oder Gast. Leider konnte ich das in einigen Fällen beobachten - wie sich manche 'festfuhren'. Also, wenn es etwas gibt, vor dem ich mich hüte wie der sprichwörtliche Teufel vor dem Weihwasser, dann ist es dieses 'Festfahren'. Denn das kann nur zu einem führen: Hast du eines gelesen, hast du alle gelesen. Deshalb bemühe ich mich so darum, beweglich und flexibel zu bleiben.

 

Und eben auch mal ein Gedicht wie dieses hier zu schreiben. 

 

vor 14 Stunden schrieb Federtanz:

Mir gefällt deine Form und diesen Stil sehr gut. Ich habe ihn erkannt, als ich am Handy war, mein Gedicht ist nur als alternativ "Happy End" zu verstehen-auch wenn ich ganz genau weiss, dass es das eben Anno Domini 1353 nicht gab. 

Stimmt - mit dem Titel war ich auch nicht so ganz glücklich. Mit den Alternativen, die mir einfielen, allerdings genauso wenig. Solltest du also einen Titelvorschlag haben oder mir eine Idee dafür geben können, würde ich mich freuen!

Ich habe eindeutig manchmal so etwas wie eine 'Titelschwäche'. Der Titel kommt bei mir immer ganz am Schluss - und da stehe ich, hin und wieder, auch mal 'auf dem Schlauch' und greife unter Umständen dann zu einer Art 'vorläufiger Notlösung'. 

 

vor 14 Stunden schrieb Federtanz:

ich versuche Hoffnung zu ziehen...

Das versuchen wir zur Zeit wohl alle, denke ich. Und ich denke auch, dass das richtig und wichtig ist. Obwohl dieses Gedicht jetzt zwar keinen direkten Anlass dazu gibt, ist eine Tatsache doch enthalten: Auch diese Pandemie heute wird enden. Und zum Glück keine sieben Jahre dauern - aber, bis alles vorbei ist, müssen wir schon mit mindestens einem Jahr, wenn nicht zwei, rechnen. Allerdings - da ein Impfstoff kommen und es durch die Menschen, die nur leicht betroffen waren, sich zunehmend eine 'Herden-Immunität' herausbilden wird, sind die Zukunftsperspektiven keineswegs so düster, wie sie von 'Unheilspropheten' jetzt so oft 'gepredigt' werden. Wirklich objektiv betrachtet haben wir sogar wirklich noch Glück im Unglück. Denn es gab und gibt weitaus schlimmere Viren als dieses jetzt. Das ist keine 'Beschönigung', sondern Tatsache. Und ich beziehe meinen Mut gerne aus Tatsachen - nicht aus Spekulationen, Befürchtungen und Vermutungen. 

 

Vielen Dank für deinen Kommentar, für dein 'Alternatives-Ende'-Gedicht und ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende. :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Ja, endlich mal ein Roman zum studieren.

 

Hallo Anonyma,

 

ich finde deine Worte sehr spannend. Viele deiner Ansichten teile ich auch. 

vor 3 Stunden schrieb Anonyma:

Da habe ich leider keine Wahl - so wie auch sonst niemand. Anpassung der Arten, Anpassung an die Welt - gehört dazu, nicht wahr? Kommt man als Mensch halt auch nicht drum herum.

Völlig recht gebend. Wir adaptieren uns stetig an. Piaget der Urvater der Pädagogik (Lernpsychologie) hat die spannende Theorie der Adaptation (Anpassung), der Assimilation (Angleichung) und der Akkommodation (Anreicherung) aufgestellt:

 

"Nach Jean Piaget strebt ein Individuum nach einem Gleichgewicht (Äquilibrium) zwischen Assimilation und Akkommodation.
Durch das Assimilieren und Akkommodieren nutzt ein Individuum seine Schemata oder erweitert diese". Quelle: http://www.lern-psychologie.de/kognitiv/piaget.htm

 

Wir sind Menschen dieser und jetziger Zeit, unsere Sprache, unseres Ausdrucks, die indirekten Botschaften, Wortwitze, Umgangssprachen dienen uns zur Anpassung zur gelungenen Kommunikation sowie der sozialen Zugehörigkeit und ist gleichzeitig eine wichtige Zeitinstanz-wir sind-so kann man also sagen- unsere eigenen sprachlichen Zeitzeugen. Voll Knorke ;).

 

Damals war es üblich "so" zu reden. Texte dieser exotischen Schönheiten - daran dürfen wir uns heute erfreut laben. Und dein Text hat in mir dieses besondere Gefühl hervorgebracht, dass ich bloss in altehrwürdige historische Romane finde/gefunden habe...

 

vor 3 Stunden schrieb Anonyma:

Also, wenn es etwas gibt, vor dem ich mich hüte wie der sprichwörtliche Teufel vor dem Weihwasser, dann ist es dieses 'Festfahren'. Denn das kann nur zu einem führen: Hast du eines gelesen, hast du alle gelesen. Deshalb bemühe ich mich so darum, beweglich und flexibel zu bleiben.

 

 

Ich finde es allzu normal, dass man sich anpassen will, aber irgendwie dann doch seinen individuellen Weg sucht, um sich hervorzuheben. Auch ich verändere mich. Ich glaube,  bei mir passiert das in (manchmal wiederkehrenden) Schüben. Es gibt keinen "das ist es!" - Moment-ich Assimiliere stetig-

halte fest-

nehme Eindrücke wahr-

fühle-

atme- 

und als Liebhaberin der Worte nutze ich diese als Ventil. Das Leben dient als meine Quelle-das Leben, das uns belebt, uns belasten kann.

 

Ansonsten, weitere Credos von mir: Bleib deinen Paradoxen stetig treu: Ich will mich zeigen-Ich will mich nicht darin zeigen- das Lyrische Ich ist eigentlich nur eine Maske und dahinter bin ich, aber ich wurde aus Dir... 

 

Ich merke, ich schweife wieder in meine tiefen Surrealitäten. 

 

Zur Hoffnung: Ja, bitte, was ist das, ein Leben - ohne Hoffnung? 

 

Die Striche sind meine gedanklichen Pausen...ich glaube das ist ein neuer (Entwicklungs?) -Schub von mir, aber wie gesagt, wir verändern uns gegenseitig und miteinander- (Social- distance ist eigentlich dasselbe wie Self-distance) Ein Pränatales Wesen als Beispiel. Es wächst in der und durch die Mutter. Wir brauchen das Gegenüber und müssen es als Teil unserer sich entwickelnden Identität verstehen.

Unser Gehirn stirbt bei einer reizlosen, gefühlslosen Umgebung ab und das haben sie damals leider unter der "Satt und Sauber" Strategie an Babys erfahren müssen. Einzig Liebe war/wäre und ist der Schlüssel zum Überleben-aber ich kann es mir ja nicht selbst an-tischen...

Ich werde am Du ist eine wissenschaftliche Behauptung, zu der ich stehe. Also ich bleibe Ich - bleibe du Du und wir treffen uns zwischen gut und böse - und widerspiegeln uns.

 

Ich will hoffen, dass ich genügend aus dem Rahmen gefallene Gedichte und Kunstwerke (Wortwitz) lesen kann - um so einem vorzeitigem Hirntod zu entkommen - notfalls liegt da das Hafis Liebesband...………………………...….-Drogencocktail-Highend.

Weiterhin von dir.

 

Ich finde Anno Domini 1353 als Titel richtig so. Es ist so hart und ehrlich was man echt beschönigen denn metaphorisieren sollte.

 

Danke...und Applaus für deine Bemühungen

 

Federtanz

 

 

Hafis Frohe Nachricht:

 

Frohe Nachricht kam zu mir, 

dass die Tage dieses Grams nicht dauern,

dass es nicht bleiben wird wie jetzt!

Auch wenn ich für die Geliebte 

nicht mehr bin als Staub zu ihren Füssen,

auch dem Günstling,

bleibt nicht immer Gunst gewährt.

Du verteidigst dein Geheimnis,

wie ein Wächter, schwert-gewappnet (er hatte ja auch diese Striche...WOW)

keinem ist erlaubt, sich aufzuhalten

im Bezirk des Heiligtums!

Steht uns zu, zu danken oder zu klagen

über das Gewirk von Gut und Böse?

auf dem Blatt des Schicksals ändern

sich die Zeiten!

Sagt man doch, auf Jamschids Festen

hiess die Lösung:

Bringt mit Wein den Becher,

denn es wird Dschams Thron nicht dauern,

Halt die Gegenwart des Falters fest,

Kerze der Vereinigung,

denn dies Bündnis

wird nicht zum Morgen dauern.

Mächtiger, dein Trachten sei

erst das Herz des Derwischs zu gewinnen,

denn voll Gold des Schatzhaus nicht,

nicht die angehäuften Münzen dauern!

Dem smaragdenen Himmelstor

sind die Lettern eingeschrieben:

ausser jenen Taten, die die Güte übte,

wird nichts dauern!

Hafis, lass nicht ab von deinem Anspruch

auf die Liebe deiner Freunde.

Denn Gewalt und Willkür

wird nicht dauern.

 

 

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Geschrieben

Hallo Anonyma,


dein Gedicht, dein Ghasel, gefällt mir sehr.


Umrahmt von der idyllischen Stimmung eines Gartens im Frühling des Jahres 1353,
erzählst du die Geschichte vom Pesttod eines jungen Mannes. Gleichzeitig
skizzierst du auch das Elend dieser Zeit, einer schweren und schlimmen Zeit,
die halb Europa das Leben kostete. 


Durch das vorgegebene Reimschema bist du stark gebunden; gleichwohl liest sich
deine Geschichte rund und flüssig. Chapeau.


Eine von mehreren Passagen, die ich sehr gelungen finde:
 *sie spielen lustig Karten,
der Teufel und der Gott, der uns verließ und wieder sah ich zu,
wie die Vermummten Leichen zu den vielen Massengräbern karrten.


*Gerüchte gehen um, der Adel floh aufs Land 
Hier sehe ich auch einen knappen Verweis auf das Decamerone, das ja auch die
Zeit der Pest thematisiert (bzw. als Kontext der Geschichten dient) und genau
im Jahr 1353 fertiggestellt wurde (habe ich gerade eben nachgelesen).


Eine Kleinigkeit gibt es, die mir aufgefallen ist:
*lass uns an einem fernen Ort, vereint, ein neues Leben starten.

Das Verb 'starten' ist ein relativ junger Begriff, wurde erst im 19.Jhd. aus dem
Englischen entlehnt. Auch die Begriffe, die in der Regel mit ihm gekoppelt
werden, sind sehr jung: ein Automobil -, eine Rakete -, einen Dieselgenerator -
etc. (Sorry, fürs Herumnörgeln.:sad:)


Mein Fazit:
Ein beeindruckender Rückblick auf das Jahr 1353 mit einem regelmäßigen und, wie
ich meine, schönen und stimmigen Rhythmus. :thumbup:


Sehr gern gelesen und darüber nachgedacht.

LG, Berthold 
 

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Federtanz,

 

du meine Güte - das kann ausarten. Bist du sicher, dass wir, was die Länge unserer Kommentare und Kommentarantworten betrifft, aufeinander losgelassen werden sollten? :biggrin:

 

Gut, dann also hier mein Roman auf deine Romanantwort auf meine Romanantwort zum Roman. Oder so ungefähr.

 

vor 9 Stunden schrieb Federtanz:

Völlig recht gebend. Wir adaptieren uns stetig an. Piaget der Urvater der Pädagogik (Lernpsychologie) hat die spannende Theorie der Adaptation (Anpassung), der Assimilation (Angleichung) und der Akkommodation (Anreicherung) aufgestellt:

 

"Nach Jean Piaget strebt ein Individuum nach einem Gleichgewicht (Äquilibrium) zwischen Assimilation und Akkommodation.
Durch das Assimilieren und Akkommodieren nutzt ein Individuum seine Schemata oder erweitert diese". Quelle: http://www.lern-psychologie.de/kognitiv/piaget.htm

Danke. Diese Ausführungen finde ich interessant, mit dem Link werde ich mich auf jeden Fall noch beschäftigen. Wobei mir auch der Gedanke hier in den Sinn kommt, dass das Streben nach einem Gleichgewicht ja auch universell und damit auch philosophisch gesehen werden kann. Politisch, gesellschaftlich ... jedenfalls ist es nicht ganz von der Hand zu weisen. Nur 'schmeckt' mir der Gedanke an 'Assimilierung' irgendwie nicht so recht - aber daran könnten auch die Borg schuld sein. :wink: Gegen Anreicherung hätte ich auf jeden Fall nichts. Das ist immer gut - im geistigen Sinne. Im materiellen sehe ich das eher nicht so. Aber das wäre ein anderes Thema.

 

vor 9 Stunden schrieb Federtanz:

Wir sind Menschen dieser und jetziger Zeit, unsere Sprache, unseres Ausdrucks, die indirekten Botschaften, Wortwitze, Umgangssprachen dienen uns zur Anpassung zur gelungenen Kommunikation sowie der sozialen Zugehörigkeit und ist gleichzeitig eine wichtige Zeitinstanz-wir sind-so kann man also sagen- unsere eigenen sprachlichen Zeitzeugen. Voll Knorke ;).

Dann tanze ich wohl doch manchmal etwas aus der Reihe. Meine Gedichte sprechen oft 'verschiedene Sprachen' in dieser Hinsicht. Es kommt darauf an, 'wer' in ihnen spricht. Nicht nur, aus welcher Zeit meine Protagonisten stammen, sondern auch die gesellschaftliche 'Verortung' fließen bei mit ein. Ich habe auch schon Dialektgedichte geschrieben, Gedichte, in denen kluge oder ausgesprochen, nun, unkluge Personen Protagonisten waren - mir ist in dieser Hinsicht größtmögliche 'Authentizität' wichtig. Da ich eine 'Vorliebe' für Satiren habe, politisch, gesellschaftlich, sozial - ist das, so finde ich, notwendig. Damit ein 'Charakter', den ich kreiere, nicht unglaubwürdig wirkt. 

 

Ja, in gewisser Weise trifft das zu, mit uns als 'Zeitzeugen'. Deshalb finde ich es ja auch so wichtig, 'hier im Jetzt' zu schreiben, in unserer eigenen Sprache. Anklänge an andere Zeiten sind möglich, ja, aber, wie ich bereits erwähnte - das Kopieren ist keine gute Idee. Wir haben unsere 'heutige' Sprache nicht nur gelernt - wir haben sie, im Laufe unseres Lebens, von frühester Kindheit an, 'verinnerlicht'. Sprache kann sich nur so 'entfalten' - und das trifft auch auf die 'Schriftsprache' zu. Deshalb würde ich, obwohl ich doch zumindest so einigermaßen ausreichend Englisch kann und gezielt weiter lernen könnte, trotzdem nie ein Gedicht auf Englisch schreiben. Gerade wegen dem, was du hier erwähnst: Wortwitze, indirekte Botschaften, versteckte Bedeutungen, der übertragene Sinn, Umgangssprache - all das würde fehlen. Das könnte nichts werden.

 

vor 9 Stunden schrieb Federtanz:

Damals war es üblich "so" zu reden. Texte dieser exotischen Schönheiten - daran dürfen wir uns heute erfreut laben. Und dein Text hat in mir dieses besondere Gefühl hervorgebracht, dass ich bloss in altehrwürdige historische Romane finde/gefunden habe...

Das freut mich sehr - wenn ich diese Vergangenheit 'anklingen' lassen konnte. Es war nicht einfach, aber es machte auch mir beim Schreiben Freude. 

 

vor 9 Stunden schrieb Federtanz:

Ich finde es allzu normal, dass man sich anpassen will, aber irgendwie dann doch seinen individuellen Weg sucht, um sich hervorzuheben. Auch ich verändere mich. Ich glaube,  bei mir passiert das in (manchmal wiederkehrenden) Schüben. Es gibt keinen "das ist es!" - Moment-ich Assimiliere stetig-

halte fest-

nehme Eindrücke wahr-

fühle-

atme- 

und als Liebhaberin der Worte nutze ich diese als Ventil. Das Leben dient als meine Quelle-das Leben, das uns belebt, uns belasten kann.

 

Ansonsten, weitere Credos von mir: Bleib deinen Paradoxen stetig treu: Ich will mich zeigen-Ich will mich nicht darin zeigen- das Lyrische Ich ist eigentlich nur eine Maske und dahinter bin ich, aber ich wurde aus Dir... 

 

Ich merke, ich schweife wieder in meine tiefen Surrealitäten. 

Ich schweife zwar nicht unbedingt in Surrealitäten ab, denn ich bin eher langweilig in dieser Hinsicht - vielleicht trage ich ja Magneten in den Schuhsohlen? :biggrin:Realistisch, mit den Beinen immer auf dem Boden der Tatsachen - aber frag mich bitte nicht, wie die es schaffen, da unten stehen zu bleiben, während gleichzeitig meine Phantasie irgendwo durch die Gegend fliegt. Keine Ahnung, wie das geht - aber irgendwie geht's. 

 

Liebhaberin der Worte - ich glaube, deshalb sind wir alle hier. In einem Poesieforum. Ungeachtet alles, was trennt - das ist sicher eine Gemeinsamkeit. Die uns schreiben lässt.

 

Ob das lyrische Ich wirklich nur eine Maske ist - mh, das sehe ich etwas anders. Zwar fließt, ganz klar, etwas von uns Schreibenden immer mit in das Geschriebene hinein, aber das sind Erinnerungen, Assoziationen, Ansichten und Empfindungen. Aber nur als Maske, so dass ich identisch wäre mit sämtlichen lyrischen Ichs in meinen Gedichten - das ist zumindest definitiv nicht so. Ich 'erfinde' bzw. 'kreiere' sie - aus meiner Phantasie(vorstellung) heraus. So, wie z. B. auch ein Schrifsteller in seinem Roman seine 'Hauptfiguren und Nebenfiguren' erfindet, sie sich 'ausdenkt'. Nun, vielleicht sollte ich es auch versuchen, ein wenig anders zu erklären. Manchmal erschaffe ich als lyrisches Ich einen 'Antagonisten' - denke mir Charaktere und Personen aus, die mir, meinen Ansichten, Überzeugungen und Empfindungen komplett entgegen gesetzt sind - die mir, begegnete ich ihnen im 'Real Life', 'querlaufen' würden. Gerade bei Satiren kann es bei mir schon so ein richtiger, kräftiger 'Unsympathling' sein - der dem Zweck der Darstellung und Überspitzung dessen dient, an dem ich Kritik übe. Ich spreche daher gerne von 'Personfizierungen' bestimmter Denk- und Verhaltensweisen - die eben bei mir positiv und auch negativ sein können - je nach Art des Gedichts und je nach Thematik. Ist ungefähr so wie die Welt - es gibt kein 'nur' Schwarz und Weiß. Die Welt ist bunt.

 

vor 9 Stunden schrieb Federtanz:

Zur Hoffnung: Ja, bitte, was ist das, ein Leben - ohne Hoffnung? 

 

Die Striche sind meine gedanklichen Pausen...ich glaube das ist ein neuer (Entwicklungs?) -Schub von mir, aber wie gesagt, wir verändern uns gegenseitig und miteinander- (Social- distance ist eigentlich dasselbe wie Self-distance) Ein Pränatales Wesen als Beispiel. Es wächst in der und durch die Mutter. Wir brauchen das Gegenüber und müssen es als Teil unserer sich entwickelnden Identität verstehen.

Unser Gehirn stirbt bei einer reizlosen, gefühlslosen Umgebung ab und das haben sie damals leider unter der "Satt und Sauber" Strategie an Babys erfahren müssen. Einzig Liebe war/wäre und ist der Schlüssel zum Überleben-aber ich kann es mir ja nicht selbst an-tischen...

Ich werde am Du ist eine wissenschaftliche Behauptung, zu der ich stehe. Also ich bleibe Ich - bleibe du Du und wir treffen uns zwischen gut und böse - und widerspiegeln uns.

Moment, ich muss da mal ein bisschen in meiner Erinnerung 'buddeln' - ich hab's, genau, der Korintherbrief:  Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Ich bin Atheistin - aber das ist kein Hindernis. Ich finde es immer irrelevant, wo etwas steht, wann es geschrieben wurde, wie, warum oder von wem - wenn ich zu mir selbst sagen kann, dass ich dem zustimmen möchte, dann - stimme ich zu.

 

Social distance - ich glaube, das ist auch ein irgendwie oft fehlverstandener Begriff. Gerade jetzt, zur Zeit, gibt es ja diesen 'Hashtag' #social distance. Das wird oft, das konnte und kann ich häufig vielerorts lesen (und in Videos hören), hauptsächlich in Hinsicht auf 'kein Händeschütteln, keine Begrüßungsküsschen, keine Umarmungen etc. interpretiert. Und nur darauf bezogen, als das 'Schlimmste' angesehen. Aber - soziale Interaktion beschränkt sich ja nicht nur auf den rein physischen Aspekt. Wir Menschen können, wenn wir durch irgendwelche Umstände dazu gezwungen sind, physische Distanz bzw. einen Mangel an physischem Kontakt schon lange aushalten - aber gar keinen sozialen Kontakt, das ist etwas anderes. Selbst wenn z. B. du und ich hier 'zeitversetzt' miteinander kommunizieren, kommunizieren wir trotzdem miteinander - in dieser Hinsicht pflegen wir gerade einen sozialen Kontakt. Gar keinen sozialen Kontakt - das bedeutet eben völlige Isolation. Keine menschliche Stimme hören, mit Niemandem reden können, weder direkt noch auf Entfernung (virtuell im Internet, Telefongespräche etc.), keinen anderen Menschen auch nur sehen - das könnten wir Menschen nicht sehr lange bzw. nur relativ kurze Zeit aushalten. Ich bin eine Person, die dazu neigt, sehr 'differenziert' zu denken, das zeigt sich natürlich auch in meinen persönlichen Ansichten.

 

Ja, sehe ich ganz ähnlich, die Sache mit 'Ich werde am Du'. Wir Menschen werden mit einer 'Basis' geboren, mit Neigungen, Talenten, Defiziten und Veranlagungen. Aber es ist unser Erleben, das uns dann als Personen, als Persönlichkeiten 'formt'. Wir sind die Summe von all dem. Daher finde ich es auch nicht richtig, wenn manche davon überzeugt sind, dass sich ein Charakter nicht ändert. Das stimmt so nicht, denke ich. Wir verändern uns ständig - wir erleben Neues, ändern unsere Ansichten und Meinungen, lernen ständig irgendetwas dazu - das 'nehmen wir auf', das 'gleitet' ja nicht 'spurlos an uns vorbei'. 

 

Satt und sauber - da sagst du was. Dem stimme ich in vollem Umfang zu. Gerade die Kindheit, die Prägephase, ist so wichtig - wenn sich das neuronale Netzwerk im Gehirn doch erst ausbildet. Was da 'verbogen' wird, wird nie mehr 'gerade'. Urvertrauen bei Babys - auch ich sehe darin die wichtigste Grundlage für die Vertrauensfähigkeit des späteren, älteren und erwachsenen Menschen. Mir fällt es oft schwer, daran zu denken, wie viel da kaputt gemacht wurde  - und immer noch kaputt gemacht wird. Es macht mich zu traurig.

 

vor 9 Stunden schrieb Federtanz:

Ich will hoffen, dass ich genügend aus dem Rahmen gefallene Gedichte und Kunstwerke (Wortwitz) lesen kann - um so einem vorzeitigem Hirntod zu entkommen - notfalls liegt da das Hafis Liebesband...………………………...….-Drogencocktail-Highend.

Weiterhin von dir.

 

Ich finde Anno Domini 1353 als Titel richtig so. Es ist so hart und ehrlich was man echt beschönigen denn metaphorisieren sollte.

Das hoffe ich auch - deshalb bin ich Mitglied in einem Poesieforum. Obwohl - also, was den vorzeitigen Hirntod betrifft. Ich würde sagen, da ist eine Anzahl Leute auf unserer Welt unterwegs, bei denen beschleicht mich da so ein - Verdacht. Sei, unter anderem vorsichtig mit Verschwörungstheorie- und Pseudo-Wissenschafts-Videos auf Youtube. Die können, glaube ich, durchaus auch mal zu einem spontanen 'Hirn-Total-Ausfall' führen - da schaltet jedes halbwegs vernünftige Hirn das Licht aus, weil es nur so verhindern kann, sich unentwirrbar zu verknoten ... bei dem Versuch, das machen Hirne nun mal so, darin irgendeine Logik oder einen Sinn zu finden.

 

Ich danke dir ebenfalls und auch für das weitere Gedicht! :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

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Hallo Berthold,

 

vor 6 Stunden schrieb Berthold:

Umrahmt von der idyllischen Stimmung eines Gartens im Frühling des Jahres 1353,
erzählst du die Geschichte vom Pesttod eines jungen Mannes. Gleichzeitig
skizzierst du auch das Elend dieser Zeit, einer schweren und schlimmen Zeit,
die halb Europa das Leben kostete. 

vielen Dank. Es freut mich wiederum sehr, wenn du Gefallen an dieser 'Geschichte aus alter Zeit' finden konntest.

 

Es war eins von den Gedichten, die sich beim Schreiben, also während ihres 'Werdegangs' irgendwie verselbstständigten. Zwar hatte ich ursprünglich durchaus eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Pest im Sinn - aber zunächst mit der Vorstellung an eine direkte Begegnung zwischen einem jungen Mann und seiner Liebsten.

Während ich aber zu schreiben begann, entwickelte sich die Geschichte dann 'anders' als ursprünglich gedacht. Das passiert mir bei manchen Gedichten, das hier war jedenfalls eines dieser Art. 

 

Ebenso war tatsächlich der Tod des jungen Mannes ursprünglich nicht von mir 'eingeplant' - so, wie sich die Handlung beim Schreiben veränderte, veränderte sich auch ihr Ende. Das Gedicht wurde 'komplexer', was seine 'Ebenen' betrifft, verband mehr 'Elemente' miteinander. Ursprünglich hatte ich wirklich so eine Art 'vage Vorstellung' vom Garten als einer Art 'Zufluchtsort', einer 'Insel der Idylle' inmitten des Schreckens. Dann entwickelte sich dieser Zufluchtsort zu einem nur 'scheinbaren'. Nun ja - erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt.

 

vor 6 Stunden schrieb Berthold:

Durch das vorgegebene Reimschema bist du stark gebunden; gleichwohl liest sich
deine Geschichte rund und flüssig. Chapeau.

Ich habe da so den leisen Verdacht, dass das Chapeau doch vielleicht fast mehr der Verselbstständigung 'gehört'. Trotzdem natürlich - auch dafür ein Dankeschön. :smile:

 

vor 6 Stunden schrieb Berthold:

Eine von mehreren Passagen, die ich sehr gelungen finde:
 *sie spielen lustig Karten,
der Teufel und der Gott, der uns verließ und wieder sah ich zu,
wie die Vermummten Leichen zu den vielen Massengräbern karrten.


*Gerüchte gehen um, der Adel floh aufs Land 
Hier sehe ich auch einen knappen Verweis auf das Decamerone, das ja auch die
Zeit der Pest thematisiert (bzw. als Kontext der Geschichten dient) und genau
im Jahr 1353 fertiggestellt wurde (habe ich gerade eben nachgelesen).

Tatsächlich bin ich selbst auch mit dieser 'Kartenspiel zwischen Teufel und Gott'-Stelle insgesamt am 'zufriedensten'. Es gibt ja einiges, das die Welt z. B. als ein Schachbrett bezeichnet und die Thematik, dass Gott und Teufel um Seelen spielen, wurde doch schon häufiger, auch in neuerer Zeit, verwendet. Bei mir spielen sie eben Karten - ein Glück, dass mir da etwas zum -arten-Reim einfiel. Ich wollte eben unbedingt die ersten beiden Verse behalten - obwohl ich dann im Verlauf feststellen musste, wie 'eng' die Grenzen beim Reimen doch in der deutschen Sprache sind. Aber darauf komme ich ein bisschen später in meiner Antwort noch zurück.

 

Das Decameron ist mir auch bekannt (es ist aber schon eine Weile her). Und dessen Einfluss auf die Weltliteratur. Ich kann nicht sagen, dass ich davon nicht bewinflusst wurde - allerdings mit Sicherheit nicht gewollt bzw. bewusst. Aber, da die 'Quelle' aus der wir 'schöpfen', immer unsere Erinnerungen sind, kann es sehr gut sein, dass da mein Unterbewusstsein etwas davon mit hinein genommen hat, als es sich an die Arbeit machte. 

 

Was aber bei mir einen konkreten, bewussten Einfluss hatte, das ist ein relativ 'junges' Wissen über das Ghasel und dessen etwas andere inhaltliche Ausprägung in Indien und Pakistan in der neueren Zeit. Das war mir so nicht bekannt, lernte ich erst vor so ca. einem Jahr. Während das Ghasel ursprünglich 'Gott und Natur' zum Thema hatte, entwickelte es sich natürlich auch inhaltlich mit der Zeit weiter. Und in Indien ist mittlerweile das Thema ein junger Mann und dessen Liebste. Dieser kann ein Dichter sein - es ist aber kein Muss. In gewisser Weise, da sich der junge Mann in meiner Geschichte durchaus poetisch ausdrückt, wenn er seine 'Gedanken' zu seiner Liebsten 'sendet', kann man vermuten, dass es sich bei ihm vielleicht  auch um einen jungen Dichter handelte. Ich freute mich, als ich im Gedicht die Möglichkeit gegeben fand, das 'offen zu lassen'. 

 

vor 6 Stunden schrieb Berthold:

Eine Kleinigkeit gibt es, die mir aufgefallen ist:
*lass uns an einem fernen Ort, vereint, ein neues Leben starten.

Das Verb 'starten' ist ein relativ junger Begriff, wurde erst im 19.Jhd. aus dem
Englischen entlehnt. Auch die Begriffe, die in der Regel mit ihm gekoppelt
werden, sind sehr jung: ein Automobil -, eine Rakete -, einen Dieselgenerator -
etc. (Sorry, fürs Herumnörgeln.:sad:)

Kein Grund für ein Sorry - du legst nur punktgenau den Finger in meine Wunde. Du kannst dir kaum vorstellen, wie oft ich an diesem Vers herumüberlegt und -gegrübelt habe. Aber - die Aussage dieses Verses ist wichtig. An ihr hängen nun mal auch die beiden folgenden Verse, die mir ganz besonders wichtig sind. Da saß ich nun, ich armer Tor und war so klug, als wie zuvor. Ich versetze das Zitat einfach auch mal in die Vergangenheit - aus der es ja auch stammt. Genau so ging es mir. Es gab keine Möglichkeit, ohne den Inhalt des Verses auf den Opferaltar zu legen - und das war inakzeptabel, das ging nicht. Ich kann gar nicht sagen, wie das Wort 'beginnen' in meinem Kopf 'herumspukte' und meinte, dass es da hinwolle! Ich hätte es so viel lieber statt starten da hingeschrieben. 

Und hier komme ich auf die Sache mit der deutschen Sprache und ihrem Mangel an Endreimmöglichkeiten zurück. Wir sind nichts anderes gewöhnt - aber im Vergleich zu anderen Sprachen ist die deutsche ziemlich 'reimarm' in dieser Hinsicht. Von meinem blinden, iranischen Nachbarn weiß ich, auch wenn ich kein Persisch kann, dass es in der arabischen, persischen und türkischen Sprache ein 'Füllhorn' an Endreimen gibt - im Überfluss, sozusagen. Das hängt, so erklärte er es mir, damit zusammen, dass die Grammatik dieser Sprachen ganz anders ist als unsere hier. Bei Bezügen auf z. B. du (also wenn jemand angesprochen wird) oder auch bei Verneinungen, sind jetzt nur Beispiele, wie gesagt, er versuchte nur, mir eine ungefähre Vorstellung zu geben, ändert sich das - Wortende. Er nannte mir ein paar türkische Beispiele (er spricht arabisch, persisch, englisch, türkisch und noch eine ganz andere Sprache, so etwas wie einen 'Dialekt'). Ben yatiyorum - ich schlafe. Ben oturuyorum - ich sitze. Ben gülüyorum - ich lache.(Und dann können die auch noch 'Wortspiele' damit basteln - weil 'Gül' Rose und Lachen bedeuten kann.) Verschiedene Verben - aber jedes endet mit -yorum. Genau so sieht es beim 'du' aus. Und beim 'wir'. Zur Veranschaulichung dafür, dass sich, das trifft übrigens auch auf Verneinungen zu, durch den unglaublich vielfältigen Reichtum an Endreimmöglichkeiten, ganz klar eine Gedichtform wie das Ghazal in der arabischen Sprache entwickelte und den Weg nach Persien fand. Es ist in diesen Sprachen gemacht, weil es wie gemacht für diese Sprachen ist. 

 

Im Deutschen stößt man beim Ghasel ziemlich schnell an die Grenzen. Es sei denn, man schreibt 'Käse' als Inhalt oder greift ständig zu den wenigen Endreimen, von denen es 'mehr' gibt. Reichen, leichen, schleichen, bleichen, Teichen, gleichen - das wäre so einer. Aber bei Garten - puh. 

 

Zwar musste ich jetzt nicht in eine Zitrone beißen, auch in keine Essiggurke, aber doch in eine süß-saure Senfgurke, als mir klar wurde - das 'starten' ist die einzige Möglichkeit, es geht nicht anders. Den Inhalt zu opfern, weil dieser Reim 'aus der (Zeit-)Reihe tanzt', das ging  auf keinen Fall. Also seufzte ich, schicksalsergeben - und fand mich damit ab.

 

vor 6 Stunden schrieb Berthold:

Mein Fazit:
Ein beeindruckender Rückblick auf das Jahr 1353 mit einem regelmäßigen und, wie
ich meine, schönen und stimmigen Rhythmus. :thumbup:

Dankeschön - besonders, weil ich insgesamt doch eher selten Langverse schreibe. Sie sind nicht so ganz 'mein Metier', aber, wie gesagt - ich mache gerne 'Ausflüge'. Mit andern Gedichtarten und -formen und in meiner Phantasie, denn das ist eine völlig ungefährliche Art, sich die Welt anzuschauen. 

 

Vielen Dank für deinen Kommentar! :grin:

 

LG,

 

Anonyma

 

 

 

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Anonyma,

 

Writing on Response: Die ausschweifende und wissenschaftliche Surrealistin wirkt in einer schriftlich verbalen Interaktion mit einem differenzierten, Selbstreflektanten und gegensätzlichen Satiriker.  10 Tages Thriller/ Kapitel Nr. 1

Vorwort: Lasset die Spiele beginnen! 

 

Scherz Beiseite. Ich mag es sehr, einen Menschen mit einer eigenen Meinung wiederzufinden. Die meisten sind erstellte Avatare, oft Imitate anderer Erstellten und so weiter und so fort. Und davon hast du genug. Ich bin kein Mensch der Meinungen bewertet. Ich lasse sie neben meinen stehen und erfreue mich an das bunte Leben. 

Du hast recht, auch wir interagieren gerade in einer Sozialen Kommunikation. Und das ist sicherlich sehr wichtig. Wichtig ist, dass man sich zuhört. Aktiv. Wie Papier-das nichts kommentiert. Die Fähigkeit eines Papiers ist nicht zu unterschätzen-Es hört dir einfach gnadenlos zu. Und die Wahrheit trifft sich auf das helle weiß, offenbarend und irgendwie ausgedrückt. 

 

Wir sind alle Wortliebhaber. Wir sind alle Künstler. Wir sind sicher auch alle gelenkt, auch wenn ich es mir oft nicht eingestehen möchte. Ich brauche ein Spiegelbild, der mich erkennt, mir zeigt, wer ich durch ihn bin. Klar bleibt der Kern der gleiche. Ich bin ich und werde was ich bin. Unabhängig und Frei...

Doch: Ich werde am Du. 

Was die Identität ist,  ist so komplex und immer noch Gegenstand verschiedenster Forschungen. 

 

Sei es, wie es die Wissenschaft beschreibt oder was wir Entscheiden. Wir werden mit Potentialen geboren. Diese gilt es bis zum Rand zu erkennen und auszureizen/ zu füllen und ihm/ihr diese wunderbare Quelle mitgeben zu können- sich darin auszudrücken, sich mit sich selber beschäftigen zu können (Ich meine nicht Zocken). Die Selbstverwirklichung-höchste Maslowsche Bedürfnis eines Menschen.

Das Selbst wirkt durch sich selbst. Marte Meo-aus eigener Kraft.

Glück pur-Kreativität-Kunst-Ich

 

Und du hast einen Zugang darin. Du lebst als Künstler in verschiedene Rollen und versuchst, dieser Eine zu sein.

Ich habe einen Zugang darin. Ich versuche mich Auszudrücken. Das Licht, dass öfters scheinen soll, auszustrahlen.

Worte haben Kraft-auch dazu gibt es zig verschiedene Bücher-Die Macht der Worte-Umgang mit Worten-Jeden Tag hoffe ich, dass ich nicht zu viel falsches ausspreche.

 

Jeden Tag hoffe ich, dass ich richtig zuhören kann, wie ein Blatt, still, zufrieden.

 

 

Zu diesen Zeiten entschied ich mich ganz bewusst entschieden Glücklich zu sein. Ich lebe jetzt. Und auch, wenn die Angst bei vielen siegt, das Licht scheint in der dunkelsten Nacht. Es tat weh und ich war stolz. Ich stehe auf meinem Haus und meine Baccide schmeckt gut, ich wollte nicht, dass man mich ins Licht führt-ich beschäftigte mich ja nur mit der Pest.

Ich bin froh, dass dein Gedicht auch diesen Prozess in mir hervorgerufen hat. Ich lese dein Gedicht und sehe die Kraft und die Trauer. Ich sehe aber dich irgendwie-

man erkennt sich. Danke. Ich sah darin, wo ich jetzt bin, ich lebe jetzt, ich bin jetzt da und die Sonne scheint so hell-nicht nur, wenn alles gut ist.

 

In diesem Sinne allen grösste Gesundheit und ich bleibe viral der Hoffnungsträger-in mir. Weiterhin Kraft und Mut-Hoffnung, Gesundheit und Erfolg an alle kranken, die das brauchen. Erlösung. Wie immer und immer und immer!

 

 

Grüsse sendend, freue mich immer auf deine Werke

 

Federtanz

 

Nachtrag:

 

Uns genügt das Blumenantlitz

aus dem Garten dieser Welt,

uns genügt von dieser Wiese,

der Zypresse hoher Schatten,

das Gespräch mit Heuchlern

sei mir fern

und von dem Erlesenen dieser Welt,

sei genug uns der erlesene Becher!

Wer ein Werk vollbracht

wohnt zum lohne im Paradiese

uns Besitzlosen und Weisen,

ist das Magierhaus genug.

Halte Rast am Bachlauf, siehe,

dem Vorübergang des Lebens

denn dies Zeichen von der Welt

des Vorüber soll genügen.

Sieh die Ernte dieser Welt

und die Plagen, die sie schickt:

Euch mag  gern nach mehr gelüsten-

uns genügt dies Mehr, dies Schwinden!

Solang der Geliebte nah ist,

haben wir nach nichts Verlangen, 

denn die Fülle des Gespräches

stiftet jener Seelenfreund,

er, der uns genügt!

O entsende, Herr, mich nicht

von dir fort ins Paradies,

denn statt Sein und All genügt

uns ein Platz in deiner Gasse!

Hafis, unrecht wär`s, zu klagen

über des Geschickes Pläne:

Uns genügt die Leidenschaft, unversiegbar,

und die strömenden, die Lieder!

 

 

 

 

 

 

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Federtanz,

 

Zeit, dass mein Gedicht hier anderen Platz macht. Ist schon lange genug 'oben' in dieser Rubrik. Ich möchte deshalb vorschlagen, dass meine Antwort hier für dieses Mal den Schlusspunkt setzt - einverstanden? :smile: Aber wenn du dir die Zeit für so ausführliche Kommentare nimmst, dann kann und will ich sie auch wirklich nicht unbeantwortet lassen.

 

vor 5 Stunden schrieb Federtanz:

Writing on Response: Die ausschweifende und wissenschaftliche Surrealistin wirkt in einer schriftlich verbalen Interaktion mit einem differenzierten, Selbstreflektanten und gegensätzlichen Satiriker.  10 Tages Thriller/ Kapitel Nr. 1

Vorwort: Lasset die Spiele beginnen! 

:thumbsup: Satirikerin - doch, ganz ehrlich, ich hab zur Sicherheit sogar nochmal nachgesehen - errare humanum test oder so. Aber der Rest stimmt auf jeden Fall - glaube ich.

 

vor 5 Stunden schrieb Federtanz:

Scherz Beiseite. Ich mag es sehr, einen Menschen mit einer eigenen Meinung wiederzufinden. Die meisten sind erstellte Avatare, oft Imitate anderer Erstellten und so weiter und so fort. Und davon hast du genug. Ich bin kein Mensch der Meinungen bewertet. Ich lasse sie neben meinen stehen und erfreue mich an das bunte Leben. 

Du hast recht, auch wir interagieren gerade in einer Sozialen Kommunikation. Und das ist sicherlich sehr wichtig. Wichtig ist, dass man sich zuhört. Aktiv. Wie Papier-das nichts kommentiert. Die Fähigkeit eines Papiers ist nicht zu unterschätzen-Es hört dir einfach gnadenlos zu. Und die Wahrheit trifft sich auf das helle weiß, offenbarend und irgendwie ausgedrückt. 

 

Ich weiß Begegnungen mit Menschen, die eine eigene Meinung haben, ebenfalls zu schätzen. Oder, präziser - die sie auch vertreten. Obwohl ich persönlich mehr akzeptiere, wenn es nur um Meinungen geht. Ganz anders sieht es mit Prinzipien und Überzeugungen aus. Da hast du recht. Diese werden von viel zu vielen bereits dann umgehend aus dem Fenster geworfen, wenn es gilt, ein neues Fähnchen nach dem Wind wehen zu lassen und für alle sichtbar 'rauszuhängen'. Dafür genügt meist bereits die vage Aussicht auf den möglichen Verlust von Bequemlichkeiten oder die vage Aussicht auf mehr davon. Allerdings muss ich in dieser Hinsicht auch einen 'Warnhinweis' geben - denn das Fähnchen nicht nach dem Wind zu schwenken macht das Leben nicht gerade einfach. Dann geht es in der Regel nämlich nicht mehr nur um Bequemlichkeiten, sondern um Notwendigkeiten, wie ich erkennen musste, denn ich habe schon öfter einen ordentlichen Preis dafür bezahlt.

 

Aktives Zuhören, ja. Passives Zuhören ist oft nur ein Weghören. Manchmal frage ich mich, ob sich diese Menschen bewusst sind, wie viel sie damit überhören? 

 

Interessant, deine Ausführungen zum Papier. Philosophisch betrachtet - die Frage ist, wie unterschätzt die Wahrheit ist? Nur so ein Gedanke - wenn die Realität die Wahrheit ist, mal angenommen, dann erklärt das, warum die Realität so gnadenlos ist und auch, warum so viele vor ihr flüchten, wenn sie sich offenbart ...

 

vor 5 Stunden schrieb Federtanz:

Wir sind alle Wortliebhaber. Wir sind alle Künstler. Wir sind sicher auch alle gelenkt, auch wenn ich es mir oft nicht eingestehen möchte. Ich brauche ein Spiegelbild, der mich erkennt, mir zeigt, wer ich durch ihn bin. Klar bleibt der Kern der gleiche. Ich bin ich und werde was ich bin. Unabhängig und Frei...

Doch: Ich werde am Du. 

Was die Identität ist,  ist so komplex und immer noch Gegenstand verschiedenster Forschungen. 

Es lebe das gelebte und geliebte Wort. Gelenkt, hm, vielleicht. Ich sehe das eher in Sachen - geprägt, manipuliert. Das Problem sind die Prägungen und die Unerfahrenheit in unseren jungen Jahren. Tatsache ist nun mal, dass wir erst Erfahrungen gewinnen müssen, um das zu erkennen. Tja, der Rest des Lebens besteht dann aus zwei Möglichkeiten: Ignorieren oder dagegen angehen. Unabhängig können wir, so denke ich, nie wirklich sein, auch nie wirklich frei. Völlige Freiheit würde auch die Freiheit von sich selbst bedingen - und da beißt sich die bekannte Katze selbst in den Schwanz. Wohin wir auch gehen, was wir auch hinter uns lassen, uns selbst nehmen wir immer mit. Aber ich kam irgendwann zum Schluss, dass auch Unabhängigkeit und Freiheit relativ sind, so wie alles. Also nahm ich die Gegebenheiten der Realität an, befreite mich vom damit verbundenen Konflikt und orientiere mich seither daran, dem, wonach ich strebe, so nahe zu kommen, wie ich irgend kann. Und zufrieden zu sein, mit jedem Stück weiterer Annäherung. Das ist, wie ich feststellte, sehr motivierend. 

 

Ja, die Identität. Das menschliche Gehirn ist so komplex, dass es bislang daran scheitert, sich selbst zu verstehen. Ob es das wohl jemals wird? Hoffen, glauben, vermuten - wissen? Nun, meines meint, nö. Kein Plan, aber ich denke gerne weiter darüber nach. :wink: Und manchmal, wenn ich wieder Forschungen lese, dann denke ich: Der Weg zur Erkenntnis führte und führt unausweichlich den Pfad der Irrungen und Wirrungen entlang. Ab und zu kommt dann etwas dabei heraus. Und manchmal - da klappt es auch mit dem guten, alten Ausschlussverfahren überraschend gut.

 

vor 5 Stunden schrieb Federtanz:

Sei es, wie es die Wissenschaft beschreibt oder was wir Entscheiden. Wir werden mit Potentialen geboren. Diese gilt es bis zum Rand zu erkennen und auszureizen/ zu füllen und ihm/ihr diese wunderbare Quelle mitgeben zu können- sich darin auszudrücken, sich mit sich selber beschäftigen zu können (Ich meine nicht Zocken). Die Selbstverwirklichung-höchste Maslowsche Bedürfnis eines Menschen.

Das Selbst wirkt durch sich selbst. Marte Meo-aus eigener Kraft.

Glück pur-Kreativität-Kunst-Ich

Keine Sorge, ich hätte auch ohne deine Anmerkung erkannt, dass du damit nicht 'Zocken' meinst. Obwohl - es ist gar nicht falsch, dabei ans Spielen zu denken. Denn wir Menschen verbringen unser ganzes Leben damit. Nur mit dem An-Erkennen der Tatsache, da ist das so eine Sache. Ich stimme dir zu, was Potentiale anbetrifft. Wie oft ich schon dachte - wie schade, dass zu wenige bei sich danach suchen. Und noch weniger das, was sie finden, wie du sagst, ausschöpfen. Viele fürchten sich sogar davor - was wieder einen Verbindungsbogen zu meinen Anmerkungen bezüglich 'in der frühesten Kindheit verbogen' zieht. Selbstwirklichung - scribo, ergo sum? Kann in meinem Fall wirklich gut sein. Im doppelten Sinn des letzten Satzes. Macht mich Schreiben glücklich - und wie!

 

vor 5 Stunden schrieb Federtanz:

Und du hast einen Zugang darin. Du lebst als Künstler in verschiedene Rollen und versuchst, dieser Eine zu sein.

Ich habe einen Zugang darin. Ich versuche mich Auszudrücken. Das Licht, dass öfters scheinen soll, auszustrahlen.

Worte haben Kraft-auch dazu gibt es zig verschiedene Bücher-Die Macht der Worte-Umgang mit Worten-Jeden Tag hoffe ich, dass ich nicht zu viel falsches ausspreche.

Geht mir ebenso. Mittlerweile verstehe ich besser, weit besser als noch vor zehn Jahren, wie wir Menschen uns selbst im Verstehen nicht selten missverstehen. Kommunikation auf menschlichem Niveau ist zwar - bislang - die höchst entwickelte Form hier auf unserem Planeten (vorläufige Theorie - gilt so lange, bis jemand nachweist, dass sie falsch ist), aber nichts desto trotz genügt sie nicht. In der Kunst sinkt allerdings dieses 'Gefahrenpotential' zumindest etwas, denn, um als Beispiel jetzt die Dichtkunst zu nehmen: Schrift - Gedicht - Lied - Musik - Mathematik. Letzteres ist die 'universelle Sprache'. 

Gedanken - Laute - Schrift - Gedicht - Lied - Musik - Mathematik. Zwei Schritte mehr, zwei Faktoren mehr für Fehlinterpretationen und Missverständnisse. Warum sinkt es für mich? Nun - weil man 'Gedicht - Lied - Musik' unter - Kunst zusammenfassen kann - in ihr 'verstehen' wir uns leichter und besser, finde ich.

Und ja - ich achte auch sehr sorgfältig auf das, was ich sage oder schreibe. Niemand ist perfekt, ich schon gar nicht, aber zumindest kann ich sagen - es wurde im Laufe der Jahre und Jahrzehnte besser mit den Missverständnissen. Wenn da nur das Problem nicht wäre, dass jeder Mensch das für sich und alleine herausfinden und lernen muss, denn das kann höchstens als Idee in Ansätzen an andere vermittelt werden. Und eben, dass das dauert, lange dauert. 

Wollte ich jetzt ironisch sein, würde ich sagen, dass manche nicht lange genug leben, um das herauszufinden und - ja, nun. Das, was ist, ist, weil es nicht nicht ist. 

 

vor 5 Stunden schrieb Federtanz:

Zu diesen Zeiten entschied ich mich ganz bewusst entschieden Glücklich zu sein. Ich lebe jetzt. Und auch, wenn die Angst bei vielen siegt, das Licht scheint in der dunkelsten Nacht. Es tat weh und ich war stolz. Ich stehe auf meinem Haus und meine Baccide schmeckt gut, ich wollte nicht, dass man mich ins Licht führt-ich beschäftigte mich ja nur mit der Pest.

Ich bin froh, dass dein Gedicht auch diesen Prozess in mir hervorgerufen hat. Ich lese dein Gedicht und sehe die Kraft und die Trauer. Ich sehe aber dich irgendwie-

man erkennt sich. Danke. Ich sah darin, wo ich jetzt bin, ich lebe jetzt, ich bin jetzt da und die Sonne scheint so hell-nicht nur, wenn alles gut ist.

Genau - leben wir jetzt. Nicht gestern und nicht morgen, sondern heute. Was war, war und kommt nicht wieder - weder im Positiven, noch im Negativen. Was sein wird, wird sein, wenn wir in der Zukunft im entsprechenden Jetzt ankommen. Das wissen wir erst, wenn wir da sind. Es ist wichtig und notwendig, den ernsthaften Versuch zu machen, Altlasten loszuwerden, so gut, wie es geht. Nicht so einfach, manche haben wohl einen Klettverschluss, wie du sagst, das kann dann schon wehtun, der ist nicht aus Plastik. Aber die Erleichterung macht es wett. Und es ist genau so wichtig, Zukunftssorgen und -ängste nicht überhand nehmen zu lassen, denn was machen diese? Sie bürden neue Lasten auf - auch wenn ich es jetzt hier im Forum schon mehrmals schrieb, es passt einfach auch hier: Es ist wichtig, den Teufel nicht gegen den Beelzebub zu tauschen. Da muss man aufpassen.  

Ja - es ist wirklich eine Frage der Perspektive. Es ist immer Licht in der Finsternis. Im Universum sind Sonnen, unsere Sterne. Und unsere Sonne hier, die auch ein Stern ist. Größe ist relativ - sie leuchten. Auch dann, wenn wir sie durch die Wolkendecke manchmal nicht sehen. Während wir hier Nacht haben, ist auf der anderen Hälfte unseres Planeten Tag. Und zwar - immer zugleich. 

Und ich kann nur sagen - es macht mich glücklich, wenn du in dieser Hinsicht etwas aus meinem Gedicht für dich finden und für dich mitnehmen konntest. Das ist der Grund, warum ich mich entschieden habe, für andere zu schreiben. Weil - geben glücklich macht und zwar den Geber wie den Empfänger. 

Wenn die gierigen, die Egoisten, die so reich an materiellen Gütern sind, wüssten, wie - arm dran sie sind.

vor 5 Stunden schrieb Federtanz:

In diesem Sinne allen grösste Gesundheit und ich bleibe viral der Hoffnungsträger-in mir. Weiterhin Kraft und Mut-Hoffnung, Gesundheit und Erfolg an alle kranken, die das brauchen. Erlösung. Wie immer und immer und immer!

Ich wünsche dir ebenfalls alles, alles Gute, von Herzen! :grin:

 

Prüfungen - sie haben keinen guten Ruf. Im Moment ist wieder eine da. Es gilt, nicht zu vergessen, dass wir Prüfungen bestehen können. Wenn wir wollen. Dann wachsen wir an ihnen.

 

Und, auch dieses Mal  - vielen Dank für dein Gedicht! 

 

LG,

 

Anonyma

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