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Geschrieben am

da steht er wieder: stoppschildgleich, doch schwankend
er winkt mir eifrig, fröhlich feixt sein mund
ich grüße ihn zurück, ein wenig lächelnd und
ein wenig traurig und ihm im geheimen dankend

er ist der narrenkönig - nur sich selbst stets narrend
in seinem grinsen liegt die schiefheit aller tage
gleich einer wippe balancierend seine lage
tarierend und so manchen spötter um sich scharend

der mit dem finger deutet - für ihn ists ein winken
wird er begafft, dann gafft er kerzengrad zurück
und niemand ahnt, was ihm sein sinn, sein bisschen glück
so denken manche, findet er im trinken

sein blick, der friedgemütlich leute streift
verfängt sich manchmal nur an straßenweite
die frau am gehweg zerrt ihr kind zur seite
das staunend, blickerwidernd, nach ihm greift

ein letztes mal, die zeit hier war mir nur geliehn
ich seh die häuser, gärten, allerweltsgesichter
sie ziehn vorbei im schein der straßenlampenlichter
vermissen werde ich nicht viel - nur ihn

 






 

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Geschrieben

Hallo sofakatze,

 

du skizzierst hier wunderbar die schwere Last des anders-seins. Und doch ist es herzberührend wie ähnlich doch die Furcht der Menschen ist.

Die Furcht vor dem Anderen..

Dein lyrischesEr trägt hier als einziger keine Maske (ok, das Kind wohl auch nicht), und damit stößt man in dieser Gesellschaft auf Probleme.

Besonders gut gefällt mir dieser Vers:

in seinem grinsen liegt die schiefheit aller tage

Manchmal ist nicht das Innen schief, sondern das Außen und der Kontrast wird zu groß.

Du hast auch wortspielerisch das Empfinden treffend gespiegelt, was mE eine große Leistung ist.

 

Aber die Geschichte scheint ein trauriges Ende zu nehmen. Denn es ist schwer in dieser Welt anders zu sein und damit auf lange Zeit durchs Leben zu kommen.

Diese Zeit war nur geliehn und Er ist nicht mehr da. Das LI fällt in die Monotonie der "Normalität" zurück und die Lücke schließt sich nicht wieder..

Ich bin mir nicht sicher, ob das LI hier Abschied von "ihm" nimmt, oder auch von der eigenen Zeit, dem Leben.. mit Sicherheit von einem Teil des Lebens.

 

Es ist traurig wie wenig unsere Gesellschaft das Individuelle zulässt, wo doch alle sich selbst verwirklichen wollen. Aber bitte nur nach dem Mainstream!

Sehr beeindruckend sind da deine Worte.. und ich kann mich darin wiederfinden. Im Grunde ist auch das eine kleine Hoffnung - Anders-Sein wird dem Einzelnen schwer gemacht, aber man ist nicht allein damit. Es sind so viele..

Danke für diese Worte!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Sofakatze,

 

deine fein gewälten Zeilen haben tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und ich bin sehr berührt davon.

Ich kann Lichtsammlerin mit ihrem Kommentar nur zustimmen.

Obwohl der Text traurig ist, ist die hier ein Glanzstück gelungen.

Wer am Ende Abschied nimmt, ist mir auch nicht ganz klar aber der Leser darf hier selber entscheiden, wie er es lesen möchte.

 

Liebe Grüße Carry

  • Danke 1
Geschrieben

liebe lichtsammlerin, liebe carry,

 

vielen dank für eure kommentare und die likes! leider schaffe ich es heute nicht mehr, genauer darauf einzugehen. da ich die nächsten drei tage off bin, werde ich frühestens am dienstag antworten können. ich habe euch also nicht vergessen, wenn es jetzt etwas dauert. :classic_smile:

 

lg

sofakatze

 

danke, lieber berthold, für den daumen hoch. :thumbup:

Geschrieben

sehr berührend, liebe sofakatze. deine wortwahl gefällt mir immer wieder, vor allem, weil du mich damit zum nachdenken anregst. man kann es nicht einfach so herunter lesen und denkt, ja, genau, so ist es. nein, es fügt sich stück für stück zusammen und das spannendste daran ist, dass es sich mit jedem lesen neu zusammenfügt!

 

betrübt und nachdenklich grüßt dich, letreo

 

du ahnst ja gar nicht, wie anstrengend das für mich ist, alles klein zu schreiben.-;)

  • Danke 1
Geschrieben

wow, ihr lieben, danke für die tollen rückmeldungen und dir, liebe lichtsammlerin, auch noch für die empfehlung! :classic_smile:

Am 3.4.2020 um 11:57 schrieb Lichtsammlerin:

Manchmal ist nicht das Innen schief, sondern das Außen und der Kontrast wird zu groß.

genau! wer bestimmt denn, was richtig und was falsch, was gerade oder schief ist? das kommt doch auch immer auf den blickwinkel an und auf meine persönliche toleranzschwelle im vergleich zur toleranzschwelle der anderen. 

Am 3.4.2020 um 11:57 schrieb Lichtsammlerin:

Aber die Geschichte scheint ein trauriges Ende zu nehmen. Denn es ist schwer in dieser Welt anders zu sein und damit auf lange Zeit durchs Leben zu kommen.

Diese Zeit war nur geliehn und Er ist nicht mehr da. Das LI fällt in die Monotonie der "Normalität" zurück und die Lücke schließt sich nicht wieder..

Ich bin mir nicht sicher, ob das LI hier Abschied von "ihm" nimmt, oder auch von der eigenen Zeit, dem Leben.. mit Sicherheit von einem Teil des Lebens.

deine interpretation ist super! das LI nimmt sowohl abschied von *ihm* als auch abschied von einem teilabschnitt des eigenen lebens, weil es wegzieht. damit wird es dem LD nicht mehr begegnen. aber *er* bleibt unvergessen durch seine unverstellte einzigartigkeit im gegensatz zu den *allerweltsgesichtern* der normalitäten.  

 

danke für deinen einfühlsamen und warmherzigen kommentar, liebe lichtsammlerin! :smile:

 

*****************

Am 3.4.2020 um 12:21 schrieb Carry:

Wer am Ende Abschied nimmt, ist mir auch nicht ganz klar aber der Leser darf hier selber entscheiden, wie er es lesen möchte.

ich bin immer dafür, dass der leser selbst entscheidet, wie er etwas lesen möchte. der autor kann sein gedicht schreiben und damit etwas so oder so meinen - die interpretation und lesart des lesers gehört ihm deshalb aber nicht und muss überhaupt nicht seiner intention übereinstimmen. sie gehört dem leser allein und ich kann mich glücklich schätzen, wenn er sie mit mir, dem autor, teilt.  

 

danke, liebe carry, für lob und gefallen und mitteilung! :grin: 

 

******************

Am 4.4.2020 um 11:56 schrieb Letreo71:

nein, es fügt sich stück für stück zusammen und das spannendste daran ist, dass es sich mit jedem lesen neu zusammenfügt!

danke, liebe letreo! es macht mich glücklich, dass du dem text so viele verschiedene lesarten abgewinnen kannst! und deine kleinschreibung ehrt mich ganz besonders! :biggrin:

 

******************

 

Am 6.4.2020 um 00:19 schrieb Skalde:

Das ist jetzt erstmal mein Favorit der sofakatze....toll geschrieben, tolles Thema !!!

das freut mich sehr, lieber skalde! danke für das großartige lob! ich hoffe, ich kann mich eines tages selbst toppen.  :wink:

 

liebe grüße und dank euch allen und auch allen weiteren emoticon-gebern für ihre rückmeldungen! 

sofakatze

 

 

 

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Liebe Sofakatze,

die Lichtsammlerin macht mich richtig eifersüchtig. Sie hat schon alles, was mir auf der Zunge liegt, gesagt. Ja, die Außergewöhnlichen, die aus dem Rahmen der Normalität (wobei sich die Frage stellt,  ob diese Indiviuen nicht die humanere Variation unter den Menschenkindern sind) herausfallen, bewundere ich und Deinen Stil!
Liebe Grüße,

Hayk

  • Danke 1
  • 1 Monat später...
Geschrieben

lieber hayk,

 

ach herrje, dein schöner kommentar ist ja immer noch unbeantwortet, was ich erst jetzt bemerkte. wie konnte das denn passieren?! :hammer:

 

aber kein grund zur eifersucht. deine zeilen haben mir deine wertschätzung offenbart und dafür danke ich dir sehr! :grin: 

 

lg

sofakatze

 

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