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Geschrieben am (bearbeitet)

Ach wärst du doch - zum Urteilen verscheitert (Poetry Slam)

 

Du wolltest Vieles anders machen,

ganz speziell in der Erziehung

und jetzt vergeht dir echt das Lachen,

versagt dir jegliche Bemühung,

im Lauf der Dinge auszuharren,

die dir helfen, dein Leben auszuloten.

Du fährst dir selber an den Karren.

Was ist erlaubt, was ist verboten?

Wo sind die Grenzen, was das Ziel?

Erziehung, das ist echt kein Spiel.

Spiel des Lebens, ja vielleicht.

Doch glaubst du wirklich, dass das reicht?

 

Und reicht es dir, dich aufzugeben?

Hast du nicht selbst auch noch ein Leben?

So rinnt es dir den Bach hinunter

und du läufst hilflos hinterher,

dabei warst du einst froh und munter,

doch das ist Ewigkeiten her.

Erklimmst du heut noch eine Mauer,

steckst dir ab und an ein Ziel?

Oder brichst du ab auf Dauer,

weil du traurig bist und sauer,

weil Vieles wird dir echt zu viel.

Das Leben ist wohl doch kein Spiel.

 

Vielleicht hast du auch nur vergessen,

was dir im Leben wichtig ist,

du warst zu sehr darauf versessen,

dass du für andre richtig bist.

Denn alles was du machst ist falsch, so scheint 's

und nichts von dem, was du so tust ist richtig.

Das ist der Grund, weshalb du nachts oft weinst,

du fühlst dich elend klein und nichtig.

Nicht stark genug und dem gewachsen,

was dir Erziehung abverlangt

und wütend stampfst du mit den Haxen,

jedes Mal, wenn ihr euch zankt.

 

Ach wärst du doch nie Mam geworden...

 

Die Jugend zickt und schreit dich an,

in den allerschlimmsten Tönen

und ist sie endlich fertig dann,

will sie sich schnell versöhnen.

Die Base gecheckt und schwer gechillt,

ganz plötzlich friedlich eingestellt

und du? Verstehst nur Bahnhof...

 

Erde an Mam

 

Doch nicht mit dir, so denkst du jetzt,

du diskutierst, du bist verletzt

dich packt die Wut, du schreist zurück,

und schon verfällst du diesem Trick,

um ihn schlussendlich zu verlieren.

 

Verlierst dich selbst in langen Sätzen,

weil deine Sprache anders spricht

und niemand weiß das je zu schätzen,

dein liebes Kind versteht dich nicht,

denn es versteht nur Bahnhof...

 

Erde an Mam

 

Obwohl es doch dein Fleisch und Blut,

erscheint es dir vom andern Stern

und du, du meinst es ja nur gut,

trotz aller Hürden hast du 's gern.

So lieb wie einen Sonnenstrahl,

der dich mit Zärtlichkeit bedeckt,

so innig wie das Muttermal,

nur du weißt, wo es sich versteckt.

 

Du möchtest nach den Sternen greifen,

nicht nur mit deinen Worten streifen

und suchst die Nähe zu dem Kind,

doch die verfliegt zu schnell im Wind.

Ein kühler, ums genau zu sagen

und manchmal fast schon ein Orkan,

es fällt dir schwer, dies zu ertragen

und stets fängt es von vorne an.

 

Ach wärst du doch nie Mam geworden...

 

Du hasst die Ruhe vor dem Sturm

und kannst dich selbst nicht leiden,

sagst schlimme Dinge auf im Zorn,

anstatt sie zu vermeiden.

Anscheinend hast du schon vergessen,

wie 's früher bei dir selber war

und doch scheinst du daran zu messen.

Das Leben ist schon sonderbar.

 

Es wechselt täglich die Gefühle,

mal geht es auf und mal bergab

und mittendrin in dem Gewühle,

machst du als Mutter auch mal schlapp.

Da stehst du nun in deiner Mitte,

schaust dein Kind verzweifelt an

und doch hast du nur eine Bitte,

dass es aufhört irgendwann.

 

Bevor du aber auf der Strecke bleibst,

wär 's gut, wenn du für dich was machst

und sei 's, dass du darüber schreibst

und deine Leidenschaft entfachst.

Stürz Mauern ein, brich Riten durch,

du bist der Frosch und nicht der Lurch!

Auch hast du nicht die tauben Ohren

und gehst verblendet durch die Welt,

du wurdest zwar zuerst geboren,

doch dem hast du dich längst gestellt.

 

Du weißt es lang vom Hören-Sagen,

dass es andern auch so geht

und hier versiegen deine Fragen,

zum Glück noch nicht zu spät.

 

Mam an Erde

  • Gefällt mir 6
  • wow... 2
Geschrieben

Hallo Letreo,

 

hier geht es um Erziehung, deine "Klagen" kann ich gut nachvollziehen. (Erstes Kind mit achtzehn). Wer macht auf diesem wichtigen Feld keine Fehler? 
Ich habe immer gesagt: "Ich hatte davor kein Probestückchen"  (auch keine Geschwister).   

In ein paar Jahren sieht alles anders aus.

 

Vielen Dank für dieses emotionale Gedicht, habe mitgelitten.

 

Lieben Gruß

alterwein

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo alterwein,

 

vielen Dank für deinen mitfühlenden Kommentar! Ja, Muttersein ist nicht immer leicht und üben kann man das auch nicht.;-)

Aber wie du schon sagtest, in ein paar Jahren sieht alles anders aus und davon bin ich überzeugt.

 

Liebe Grüße, Letreo (zweifache Mutter, Tochter 18, Sohn 14)

 

@Wackeldackel Wollkommen bei den Poeten! Es freut mich, dass dir der Text gefällt.

 

Lieben Gruß, Letreo

Geschrieben

liebe letreo,

 

direkt aus dem leben gegriffen scheint mir dein gedicht, mit den freuden und leiden einer mutter. im muttersein aufzugehen ist schön, aber besser ist es, sich selbst nicht völlig zu vergessen. spätestens wenn die kücken anfangen rumzueiern, kann sich *mam* auch mal wieder um sich selbst kümmern. denn: zufriedene mütter sind bessere mütter. :grin:

 

ein paar verse fand ich in der aussage besonders gelungen. ich möchte sie mal hervorheben.

vor 3 Stunden schrieb Letreo71:

Anscheinend hast du schon vergessen,

wie 's früher bei dir selber war

und doch scheinst du daran zu messen.

Das Leben ist schon sonderbar.

ja, das ist wirklich ein phänomen, dass eltern oft an ihrer eigenen kindheit messen (z. b. solche aussagen wie: bei uns gabs das auch nicht!), aber andererseits nicht mehr zu wissen scheinen, wie man sich als kind bei solchen aussagen fühlt. sie wollen die fehler ihrer eigenen eltern eigentlich nicht wiederholen und doch kommen oft  irgendwann die gleichen sprüche auf den tisch.

vor 3 Stunden schrieb Letreo71:

du wurdest zwar zuerst geboren,

doch dem hast du dich längst gestellt.

genau! wer muss hier eigentlich vernünftig sein, das kind oder der erwachsene!? doch wohl der, der bereits in der lage sein sollte, großzügig und verständnisvoll zu reagieren und das sollte eigentlich der erwachsene sein. vom kind kann man das nicht unbedingt einfordern, es muss solch ein verhalten ja eben gerade erst lernen, auch durch das vorbild der eltern.

 

hier noch eine kleine korrektur:

vor 3 Stunden schrieb Letreo71:

Es wechseln täglich die Gefühle,

sehr gern gelesen, liebe letreo-mam. :biggrin:

 

lg

sofakatze

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Letreo,

 

dein Poetry Slam berührt mich sehr.. und ich glaube nicht, dass die Fehler der eigenen Eltern so wiederholt werden, auch wenn es einem so erscheint.

Ich würde mich sehr glücklich schätzen, so eine Mutter zu haben.

Wir sind Menschen. Nicht perfekt. Streit kommt vor, unschön aber menschlich.

Und in jeder Zeile lese ich diese Menschlichkeit.

Erde an Mam.

Ich glaube du weißt das, wie kostbar das ist. Solange die Liebe immer stärker ist als Ärger, Verzweiflung oder was auch immer, ist alles in bester Ordnung.

Das wissen auch die Kinder (spätestens wenn die Pubertät vorbei geht..).

Wirklich, nichts wäre schöner, als so eine menschliche Mama zu haben!

Danke, für diese Worte. Unglaublich schön..

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1
Geschrieben (bearbeitet)
Zitat

 

liebe letreo,

direkt aus dem leben gegriffen scheint mir dein gedicht, mit den freuden und leiden einer mutter. im muttersein aufzugehen ist schön, aber besser ist es, sich selbst nicht völlig zu vergessen. spätestens wenn die kücken anfangen rumzueiern, kann sich *mam* auch mal wieder um sich selbst kümmern. denn: zufriedene mütter sind bessere mütter. 

 

Liebe Sofakatze,

 

es freut mich, dass dir mein Text gefällt. Ja, die Zeilen sind direkt aus dem Leben gegriffen und beschreiben die Freuden und Leiden des Mutterdaseins.

Habe sie dem einen Küken zum 17. Geburtstag geschenkt.;-)

Zitat

 

ein paar verse fand ich in der aussage besonders gelungen. ich möchte sie mal hervorheben:

 

Anscheinend hast du schon vergessen,

wie 's früher bei dir selber war

und doch scheinst du daran zu messen.

Das Leben ist schon sonderbar.

 

ja, das ist wirklich ein phänomen, dass eltern oft an ihrer eigenen kindheit messen (z. b. solche aussagen wie: bei uns gabs das auch nicht!), aber andererseits nicht mehr zu wissen scheinen, wie man sich als kind bei solchen aussagen fühlt. sie wollen die fehler ihrer eigenen eltern eigentlich nicht wiederholen und doch kommen oft  irgendwann die gleichen sprüche auf den tisch.

 

Ja, wenn auch ungewollt, übernimmt man dann doch das ein oder andere Sprüchlein, was man selbst schon gehasst hat.

Zitat

 

du wurdest zwar zuerst geboren,

doch dem hast du dich längst gestellt.

genau! wer muss hier eigentlich vernünftig sein, das kind oder der erwachsene!? doch wohl der, der bereits in der lage sein sollte, großzügig und verständnisvoll zu reagieren und das sollte eigentlich der erwachsene sein. vom kind kann man das nicht unbedingt einfordern, es muss solch ein verhalten ja eben gerade erst lernen, auch durch das vorbild der eltern.

 

Ja, so ist es. Ich habe schon sehr früh gelernt Verantwortung zu übernehmen, besonders für meine jüngeren Geschwister, dabei war ich selbst noch Kind.

Zitat

 

hier noch eine kleine korrektur:

 

Es wechseln täglich die Gefühle,

sehr gern gelesen, liebe letreo-mam. 

 

Hab ich ausgebessert, vielen Dank für den Hinweis.

Wollte es gerade ausbessern und stellte dann aber fest, dass es einen Bezug zur vorherigen Zeile (das Leben) gibt.

 

Einen lieben Gruß an dich, Letreo-Mam

 

 

vor 19 Stunden schrieb Wackeldackel:

Hallo Letreo71,

 

vielen Dank für's Willkommenheißen. Das ist sehr nett.

 

Liebe Grüße

Wackeldackel

 

 

Hallo Wackeldackel,

 

gerne doch. Es gibt hier auch die Möglichkeit sich vorzustellen, wenn man mag.

 

https://poeten.de/forums/forum/25-das-bin-ich/

 

Lieben Gruß, Letreo

 

@Skalde Ich freue mich über deinen Like!

vor 19 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Hallo Letreo,

 

dein Poetry Slam berührt mich sehr.. und ich glaube nicht, dass die Fehler der eigenen Eltern so wiederholt werden, auch wenn es einem so erscheint.

Ich würde mich sehr glücklich schätzen, so eine Mutter zu haben.

Wir sind Menschen. Nicht perfekt. Streit kommt vor, unschön aber menschlich.

Und in jeder Zeile lese ich diese Menschlichkeit.

Erde an Mam.

Ich glaube du weißt das, wie kostbar das ist. Solange die Liebe immer stärker ist als Ärger, Verzweiflung oder was auch immer, ist alles in bester Ordnung.

Das wissen auch die Kinder (spätestens wenn die Pubertät vorbei geht..).

Wirklich, nichts wäre schöner, als so eine menschliche Mama zu haben!

Danke, für diese Worte. Unglaublich schön..

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

Liebe Lichtsammlerin,

 

es freut mich sehr, dass dich der Text so strak berührt hat. Nein, ich glaube auch nicht, dass es immer so ist. Deine Worte treffen es sehr gut,

niemand ist fehlerfrei und wir alle sind Menschen, sodenn wir uns das Menschsein wahren und das gelingt mir, glücklicherweise sehr gut.

Solange die Liebe immer stärker ist als Ärger, Verzweiflung oder was auch immer, ist alles in bester Ordnung. So sehe ich das auch.

 

Ich wünsch dir einen unglaublich schönen Tag!

 

Lieben Gruß, Letreo

  • Schön 1

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