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Zwischen Feinstaub und Motoren
ward ein Heiland uns geboren
(wie vor langen Zeiten schon
uns entsandt ein Gottessohn)!
Doch wer sah ihn in den Massen,
in den Schatten schmaler Gassen,
wenn im Grau der Städte blass
er sich schleppte – regennass –
zum Bürojob und die Tropfen
eisig auf den Boden klopften?
Seine Tränen: tief ein See!
Und sein schiefes Kreuz tat weh!

Zwischen U-Bahn und Bordellen
lag der Heiland eng in Schellen,
da der Lohn nicht satt gemacht.
So in einer Frühlingsnacht
wollt mit Tütchen und Tabletten
er sein tristes Leben retten,
sie verkaufen für das Gold
einer Münze – ach, so hold –,
die verholfen hätt' zum Segen,
doch Verrat schlug ihm entgegen:
Er saß ein für Tag und Jahr,
lechzt' nach Himmel – blau und klar.

Zwischen Stein und Eisenstangen
wollten sie den Heiland fangen,
der von allen unerkannt
ob der Menschheit ausgebrannt.
Und als alle Lichter gingen,
weckten ihn die Messerklingen,
dass die letzte Lebensglut

ausgelöscht von zähem Blut.
Niemand hörte seine Schreie,
nicht ein Laut drang in das Freie,
um zu künden von der Not
seinem Vater und vom Tod.

Zwischen Edelstahl und Leichen
musste bald der Heiland weichen,
den man aus dem Sack geholt
und im Ofen rasch verkohlt,
um der Erde ihn zu schenken
ohne Abschied und Gedenken.
Niemand stand an seinem Grab,
dem man keinen Namen gab.
– – Nur ein Rabe wacht am Hügel,
geißelnd sich die Engelsflügel.
O er weint ein Tränenmeer,
denn er weiß, das Grab ist leer.

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Geschrieben

Hallo Cheti,

 

auf diese Idee muss man erstmal kommen, die Ostergeschichte in die heutige Zeit zu verfrachten und dann noch in Gestalt einer tatsächlich möglichen Geschichte. Das ist ein Gedicht, dass ich bestimmt immer wieder mal lese. Dazu ist es noch in Form und Wortwahl schön ausgestaltet. Chapeau!

 

Liebe Grüße

Wackeldackel

Geschrieben (bearbeitet)

Vielen Dank Cheti, für diese sehr gekonnte, tiefsinnige und treffende Ostergeschichte. Dein Text ruft mir das Wort Jesu wach, als er in einem Gleichnis, die Menschen fragen läßt: "Herr, wann haben wir dich jemals nackt, krank oder hungrig gesehen? worauf Jesus die Antwort gibt: "Was ihr getan habt einem der Geringsten unter euch, das habt ihr mir getan".

Vielen Dank - sehr gerne gelesen.

Elmar
 

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Geschrieben

Hallo Elmar,

vielen Dank für das Lob.

vor 7 Minuten schrieb Elmar:

"Was ihr getan habt einem der Geringsten unter euch, das habt ihr mir getan"

Das Gleichnis ist in jedem Fall eine der schönsten Parabeln, um den Wert und die Wertschätzung der Nächstenliebe aufzuzeigen. Gerade in der heutigen Zeit sieht man, wie viele doch zu ihr Fähig sind, wenn eine Notsituation herrscht. Aber es sollte eigentlich eine alltägliche Geste sein.

LG Cheti

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo,moin Cheti

Also stellte der Heiland sich jetzt 2020 am Bahnhof oder sonst wo

Verkauft Tütchen und Tabletten gegen Geld (Gold)

An Schüler oder Abhängige, so habe ich das verstanden.

Ich hoffe ich habe es falsch verstanden!

wie war das nochmal

"Was ihr getan habt einem der Geringsten unter euch, das habt ihr mir getan".

Beste Grüße Josina

Geschrieben

Hallo Josina,

 

Das hast du nicht falsch verstanden. Das ist genau, was ich aussagen wollte. Das Gedicht zielt auch nicht auf die Taten des Heilands ab, sondern auf die Gesellschaft, die den Akt der Nächstenliebe durch Gefühllosigkeit, Anonymität und Effizienzdenken unmöglich macht.

 

LG Cheti

  • Gefällt mir 1
Geschrieben (bearbeitet)
vor 10 Stunden schrieb Josina:

Hallo,moin Cheti

Also stellte der Heiland sich jetzt 2020 am Bahnhof oder sonst wo

Verkauft Tütchen und Tabletten gegen Geld (Gold)

An Schüler oder Abhängige, so habe ich das verstanden.

Ich hoffe ich habe es falsch verstanden!

wie war das nochmal

"Was ihr getan habt einem der Geringsten unter euch, das habt ihr mir getan".

Beste Grüße Josina

Liebe Josina,

mir ist schon klar, was dich an Chetis Text stört. Wir dürfen bei der Geschichte nicht vergessen, dass der Heiland eben auch jener ist, der den Menschen in seinem tiefsten abgründigen Fall repräsentiert. Oder auf Jesus bezogen: Der Heiland ist der hoch offiziell  (von kirchlichen und weltlichem Gericht) verurteilte Bösewicht, der ganz zurecht am Kreuz hängt und der dort seine gerechte Strafe verbüßt. Chetis Text ist ja ganz bewußt überzeichnet um eben diese dunklen Punkt (menschlicher Schwarzweissmalerei) deutlich zu machen. Man denke in diesem Zusammenhang auch an das  Gleichnis vom Verlorenen Sohn, als der Vater bei dessen Rückkehr ein Fest veranstaltet. Der tugendhafte ältere Bruder steht diesem Geschehen völlig fassungslos gegenüber und macht seinem Ärger mit den Worten Luft: "Geht'noch? So viel Jahre habe ich dir treu gedient und hab dich nie hintergangen; und du hast mir nicht mal einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden feiern kann. Jetzt aber kommt dieser Nichtsnutz von einem Sohn daher, der sein Gut mit Huren verprasst hat und du hast für ihn ein gemästetes Kalb geschlachtet"

Nachzulesen im Evangelium nach Lukas, Kapitel 15, 11-32

 

In diesem Sinne wünsche ich frohe Ostern in die Runde.

Elmar

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Cheti , hallo Elmar

 

Meine Meinung dazu!

Aus einem Saulus kann durchaus ein Paulus werden.

Wenn jedoch Gott seinen Sohn heute 2020 auf die Erde schicken sollte.

Doch mit einer ähnlichen Botschaft wie damals!

Jesus hat Krankheiten geheilt und Sünder zur Umkehr bewegt. Er wollte helfen!

Gott würde denke ich;Jesus auch 2020 durchaus zumuten wie ein Bettler, Kranker  in Armut und Not zu leben

Doch niemals um einen Menschen zu schaden!Was beim Drogen Dealen ja der Fall wäre.

Was die Gesellschaft betrifft mag ich diese Verallgemeinerung nicht.

 Es gibt durchaus auch heute noch sehr viele GUTE helfende Menschen!

 

So hat jeder-jede seine, ihre eigene Meinung

Von der Idee her finde ich das Gedicht super!

Beste Grüße Josina

Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Ostermontag

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Josina,
 

vor einer Stunde schrieb Josina:

Meine Meinung dazu!

Aus einem Saulus kann durchaus ein Paulus werden.

Ich werde niemandem seine Meinung abspenstig machen; ich stimme dir sogar zu!

vor einer Stunde schrieb Josina:

Wenn jedoch Gott seinen Sohn heute 2020 auf die Erde schicken sollte.

Doch mit einer ähnlichen Botschaft wie damals!

Jesus hat Krankheiten geheilt und Sünder zur Umkehr bewegt. Er wollte helfen!

Das bezweifle ich auch gar nicht und vielleicht tat auch der Heiland dieses Gedichtes Ähnliches in der Zeit vor der zweiten Strophe. Was ich darstellen wollte, ist wie gesagt, dass die heutige Gesellschaft nicht mehr das Maß an Offenheit besitzt, um die Hilfe anzunehmen, sondern noch dazu neigt, die einfachen Menschen in den Ruin zu treiben. Und wenn ich so in die Welt hinausblicke, dann sehe ich, dass die Geschichte, die ich erzähle selbstverständlich nicht verallgemeinert werden darf, aber in jedem Fall die

Am 11.4.2020 um 10:18 schrieb Wackeldackel:

Gestalt einer tatsächlich möglichen Geschichte

annimmt, wie Wackeldackel es schon richtig festgestellt hat.

Es soll eine Mahnung sein, kein Tatsachenbericht.

LG Cheti

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Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Josina:

Aus einem Saulus kann durchaus ein Paulus werden.

Wenn jedoch Gott seinen Sohn heute 2020 auf die Erde schicken sollte. Doch mit einer ähnlichen Botschaft wie damals!

Jesus hat Krankheiten geheilt und Sünder zur Umkehr bewegt. Er wollte helfen! Gott würde denke ich;Jesus auch 2020 durchaus zumuten wie ein Bettler, Kranker  in Armut und Not zu leben

Doch niemals um einen Menschen zu schaden!Was beim Drogen Dealen ja der Fall wäre.

 

Liebe Josina,
 

von der Sache her stimme ich dir da völlig zu und würde nichts davon in Abrede stellen. Aber, wie schon gesagt sehe ich in Chetis Geschichte doch einen  ganz wesentlichen Punkt der Ostergeschichte herausgearbeitet und dazu ist manchmal die künstlerische Freiheit der Überzeichnung notwendig. Der Punkt ist: Die Dinge sind oft nicht so wie sie uns erscheinen, selbst wenn die Gesellschaft oder der Staat  sie hoch offiziell definiert.

Mit Saulus zu Paulus hast du dazu ein zutreffendes Stichwort gegeben.

Das heisst wir sollten uns vor verurteilenden Gedanken hüten, denn wir wissen nicht welche Irr-Wege manche Menschen beschreiten müssen um den Menschen am Ende doch dienen zu können.

 

Herzlichst Elmar

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Geschrieben

Hallo Cheti,

 

dein Gedicht ist großartig, sowohl inhaltlich, als auch von der Form her!

 

Die Geschichte in die Neuzeit zu transportieren und entsprechend darzustellen, war sicher eine Herausforderung.

Diese aber hast du mit Bravour gemeistert!

 

Lieben Gruß, Letreo

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Josina,
 

vor 9 Stunden schrieb Josina:

Zu 70 Prozent habe ich verstanden, was Ihr mir sagen wollt.Es gefällt mir.

Ein Rest Zweifel sei mir gestattet.

Wenn es bei jedem Gedicht (inhaltliche oder ästhetische) Einigkeit geben würde, wäre die Poesie wahrscheinlich auch langweilig. Es ist immer gut, kritisch zu reflektieren, deswegen erkenne ich an deinen Restzweifeln nichts Negatives.


Hallo Letreo,

vielen Dank für dein Lob

vor 9 Stunden schrieb Letreo71:

war sicher eine Herausforderung.

Das stimmt, v.a. weil ich einige Bezüge einflechten wollte, die ein wenig provokant aber doch nicht herabwürdigend sein sollten. Aber das habe ich anscheinend ganz gut hinbekommen

 


Euch beiden liebe Grüße
- Cheti

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