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Geschrieben am

Das Leben ist nicht wiederholbar
und doch beginnt es stets von Neuem.
Indem wir seinen Abgang scheuen,
gewinnt es, denn dieser macht es rar.

So verleiht der Tod dem Leben Wert;

ohne ihn wär alles eitel Tand.
Doch verneint der zeitliche Verstand,
dass uns unser Abgang solches lehrt.

Und so verharrt er im Verneinen
der Kraft, die doch das Leben hübe
und opfert seine hehrsten Triebe,
dem Namenlosen und dem Keinen.
 

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Geschrieben

Hallo Elmar

 

Dein Gedicht gefällt mir

 

vor einer Stunde schrieb Elmar:

 

Der Tod verleiht dem Leben seinen Wert,

Ich finde das stimmt schon, sicher sogar

 

Und dieses:

vor einer Stunde schrieb Elmar:

in stetigem Verneinen,
der Kraft, die uns das Leben hübe
und opfern alle unsre hehrste Liebe,
dem Namenlosen und dem Keinen.

Das wirkt mir wie die Anspielung auf Gott (vielleicht irre ich mich)

und dem kann ich irgendwie nicht zustimmen, obwohl ich nicht sehr gläubig bin, irgendwie denke ich dass im Leben eine höhere Motivation und Sinn zu suchen wichtiger ist ist als der Tod. obwohl das Ende wirklich immer eine Tatsache ist. Eine erschütternde Lehre, alles hat ein Ende, die schönsten Blumen, tollste Menschen, Dichter, Musiker, Philosophen, Zivilisationen,   Alles hat eine Dauer.

Das fällt mir persönlich schwer, ich sehne mich nach Ewigkeit. Ich träume, ich weiß schon, aber so ist das. 

Dein Gedicht bringt mich zum Nachdenken über das Leben

das finde ich sehr gut

 

Liebe Nacht Grüße

 

Lena

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Geschrieben (bearbeitet)
vor 11 Stunden schrieb Lena D.:

.... irgendwie denke ich dass im Leben eine höhere Motivation und Sinn zu suchen wichtiger ist als der Tod.

Liebe Lena,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Freut mich, dass es dich anspricht. Ich würde sagen; sowohl als auch. Unser Leben bzw. unsere Realität ist nur dort vollständig, wo wir unseren Tod stets beachten und ihn in unser Lebenskonzept einbeziehen - etwas anderes wäre leben in einer Illusion. Der letzte Vers will das deutlich machen. Durch ängstliches Verdrängen des Todes ziehen wir falsche Schlüsse über den Wert des Daseins, da wir seinen (des Lebens) Wert ausschließlich in seiner zeitlich Begrenzung sehen. Und so leben wir nach dem Motto: "Get it while you can". oder wie ich  geschrieben habe: ...und opfern unsre hehrste Liebe dem Namenlosen und dem Keinen."  Hätten wir hingegen Vertrauen in alle Erscheinungen des Daseins, so könnten wir erkennen, dass im Sterben auch eine Wertschöpfung  verborgen liegt, die dem Leben eine zeitlose Konsistenz verleiht. Eben hierin liegt die höhere Motivation. 

 

Herzlichst Elmar

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Elmar,

 

wieder sehr tiefsinnige, schöne Verse!

Ich denke alles verlöre ohne eine gegenteilige Entsprechung an Wert. Nach einem langen Sturm zollen wir einem feinen Sonnenstrahl weit mehr Ehre, als nach wochenlanger Dauer-sonne. Die warme Dusche erscheint kostbarer, wenn das warme Wasser eine Zeit ausfiel und nur kaltes Duschen möglich war.

Durch das Bewusstsein der Endlichkeit des Lebens messen wir diesem einen besonderen Wert bei. Die Tatsache, dass wir leben, und so weit wir wissen auch nur einmal und durch bloßen Zufall, erschafft ein begrenztes Wunder. Begrenzt durch unsere Lebenszeit..

 

So gehn wir hin in stetigem Verneinen,
der Kraft, die uns das Leben hübe

Ich bin mir hier unsicher, wie dies zu verstehen ist. Ein Verneinen der Kraft? Aber das Komma wäre dann deplaziert. Wenn Verneinen allein steht, irritiert mich aber "der Kraft" - worauf bezöge sich dies dann?

Auch "hübe" irritiert mich. Das Leben würde die Kraft heben? Oder wer oder was würde heben?

Ich hoffe du kannst mich aufklären!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Gefällt mir 2
Geschrieben (bearbeitet)
vor 54 Minuten schrieb Lichtsammlerin:

So gehn wir hin in stetigem Verneinen,
der Kraft, die uns das Leben hübe

Ich bin mir hier unsicher, wie dies zu verstehen ist. Ein Verneinen der Kraft? Aber das Komma wäre dann deplaztiert. Wenn Verneinen allein steht, irritiert mich aber "der Kraft" - worauf bezöge sich dies dann?

Auch "hübe" irritiert mich. Das Leben würde die Kraft heben? Oder wer oder was würde heben?

Ich hoffe du kannst mich aufklären!

Liebe Lichtsammlerin,

vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Text. Ja, das Komma habe ich tatsächlich falsch gesetzt. Es ist ein Verneinen der Kraft gemeint, die uns das Leben heben würde, wenn wir diese Kraft erkennen würden. Das Leben fällt mit dem Tod und gleichzeitig liegt im Tod auch die Kraft die es wieder heben kann.  Wie ich bereits Lena geschrieben habe: "Hätten wir hingegen Vertrauen in alle Erscheinungen des Daseins, so könnten wir erkennen, dass im Sterben auch eine Wertschöpfung  verborgen liegt, die dem Leben eine zeitlose Konsistenz verleiht." Was ich damit sagen will ist, dass entweder allen Erscheinungen unseres Daseins eine Bedeutung innewohnt oder aber es existiert keinerlei Bedeutung innerhalb dieses Daseins. Im letzteren Falle wäre alles was geschieht bedeutungsloser Zufall und jede Sinnfrage wäre überflüssig, ja unsinnig. Wagen wir aber das unerhörte Vertrauen, dass allem, was uns widerfährt ein verborgener Sinn innewohnt, also auch den beschwerlichen und leidvollen Erscheinungen zu denen auch der Tod gehört, so beginnen wir Licht (Sinn) ins Dunkel (Unsinn) zu tragen. Mit anderen Worten; durch unerschütterliches Vertrauen in den Sinn des Sinnlosen erfährt unser Leben eine ungeahnte  Wertschöpfung. Das heißt aber nun nicht, dass man diese  Geisteshaltung einfordern könnte - das wäre Zynismus. Man kann sie nur anbieten. Und jeder der den Kern dieser Wahrheit erahnt, wird sich dieser Kraft bedienen.

 

Herzlichst Elmar

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Geschrieben

Hallo Elmar

das sind tiefe Erkenntnisse, die mit Deinen klaren und schönen Worten berühren. 

vor 13 Stunden schrieb Elmar:

Das Leben ist nicht wiederholbar
und doch beginnt es stets von Neuem.

So ist es oder besser gesagt, so empfinde ich es auch.

HG Rhoberta

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Elmar,

 

das ist eine wundervolle Reflexion über den Sinn des Todes und durch Symmetrie dann auch über den Sinn des Lebens. Der Tod lehrt uns Vieles, wenn wir uns ihm stellen und wie du richtig schriebst: wenn wir uns unsere Endlichkeit vergegenwärtigen, ist unser Leben mit einem Mal viel bedeutsamer und sehr viel mehr wert. Eine Sache würde ich anders verstehen, aber zu solchen Unterschieden in der Betrachtung laden sinnhafte philosophische Gedanken eben auch ein:

 

Am 25.4.2020 um 23:19 schrieb Elmar:

und doch gestattet der Verstand
es nicht, dass Sterben eben solches lehrt.

Ist es wirklich der Verstand? Ist es nicht eher die Angst? Ich glaube, dass viele Chancen verpasst werden, aus dem Leben schlau zu werden, weil man aus Angst vor dem Tod den Gedanken an die Sterblichkeit verdrängt. Aber im Grunde genommen ändert das ja auch nichts Wesentliches an der Logik deines Gedichts, denn du schriebst ja auch vom ewigen Verneinen der Kraft, die im Erkennen der Sterblichkeit liegt.

 

Jedenfalls bin ich schon baff, wie du mit kluger Wortwahl so gewichtige Gedanken in drei Strophen entfalten konntest. Meinen Dank dafür und meinen Glückwunsch dazu!:classic_smile:

 

LG

 

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Liebes Schmuddelkind,

vielen Dank für deine anerkennenden Worte und vor allem für deine Gedanken zu meinem Text. Du hast natürlich nicht Unrecht, wenn du es weniger dem Verstand als mehr der Angst zuschreibst, die die tiefere Bedeutung des Sterbens verdrängt. Andererseits wird gerade in Situationen, in denen es darum geht, den Tod unter allen Umständen zu verhindern, gern an den menschlichen Verstand appelliert. Der menschliche Verstand ist aber keine wirklich objektive Größe, da eben korrumpierbar - insbesondere durch den Tod, wie wir das ganz aktuell alle erleben. Dein Lob ehrt mich und ich möchte es bei dieser Gelegenheit gerne zurückgeben: Auch ich bin immer wieder beeindruckt über deine feinsinnigen, hintergründigen Beobachtungen und wie du sie gekonnt in lyrische Formen gießt.

Herzlichst

Elmar

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Elmar,
wieder ein wunderbar und sehr tiefgehender Text aus deiner Feder!

Allein der erste Vers, spricht mir schon aus der Seele:

Am 25.4.2020 um 23:19 schrieb Elmar:

Das Leben ist nicht wiederholbar


...da ich weder an Wiedergeburt, noch an ein Leben nach dem Tode glaube.

Von daher passt für mich der zweite Vers zu einer Lebenseinstellung, die ich gerne einmal erreichen würde: Lebe jeden Tag so, als wenn es dein letzter wäre.

 

Am 25.4.2020 um 23:19 schrieb Elmar:

und doch beginnt es stets von Neuem.

...man hat praktisch jeden Tag die Chance, sein Leben vollkommen neu zu beginnen! Man muss es nur wollen! Die Ketten die einen halten, sind die Ketten, die man sich selber angelegt hat, und niemand anders!

Über diesen Text könnte man ein Buch schreiben, ich möchte es aber dabei belassen. Ein Text, der es Wert ist, möglichst oft gelesen und vor allem in seine Aussage, durchdacht zu werden.

Herausragend, Chapeau!

 

grüßend Freiform

 

 

  • Gefällt mir 1
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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Freiform,

vielen Dank für deine Nachricht und deine Gedanken zu meinem Text.

Nur kurz ein paar Sätze zu deinem ersten Gedanken :

Ich denke tatsächlich dass, trotz unterschiedlichster Weltanschauungen, viele gedankliche Gleichklänge möglich sind, sofern man sich frei macht von dogmatischem Denken. Genau genommen glaube auch ich nicht an ein Leben nach dem Tod, als vielmehr daran, dass jeder Erscheinung  (und dazu gehört auch der Tod) ein Ausdruck des Lebens ist. Würden wir verstehen, dass allen Erscheinungen eine Notwendigkeit zukommt, dann können wir auch zu der Erkenntnis durchdringen, dass Leben an sich grenzenlos ist. Meines Erachtens ist diese Erkenntnis reziprok. Mit anderen Worten; in der Erkenntnis der Grenzenlosigkeit des Lebens, werden wiederum wir, durch das Leben, als grenzenlos erkannt. Diese Form grundlegender Erkenntnis ist Schöpfung im eigentlichen und wahrsten Sinn des Wortes.

Herzlichst Elmar

 

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Geschrieben

Hallo Elmar,

 

aber der Tod ist doch nur erschreckend, wenn man davon ausgeht, nur ein einziges Leben zur Verfügung zu haben. Ganz anders sähe es aus, wenn der Tod einfach nur ein Wechsel wäre. Man geht durch eine Tür, macht sie zu, geht einen Korridor entlang und macht irgendwo anders wieder eine neue Tür auf. Dann wäre der Tod nur ein vorübergehender Abschied und man könnte sich um anderes kümmern, als um die Angst, dass einmal alles vorbei ist.

 

Liebe Grüße

Wackeldackel

Geschrieben (bearbeitet)
vor 6 Stunden schrieb Wackeldackel:

aber der Tod ist doch nur erschreckend, wenn man davon ausgeht, nur ein einziges Leben zur Verfügung zu haben.

Hallo Wackeldackel, das ist m. E. eine Frage der Definition. Denn ein einziges Leben, kann ja auch ein grenzenloses Leben sein, innerhalb dessen der physische Tod eine notwendige Erscheinung ist. Eine Metapher dazu wäre das Durchleben einer Erkältung; wenn du von der Erkältung genesen bist, hast du Immunität gewonnen und darin liegt die Notwendigkeit der Erkrankung. Würdest nach der Genesung von der Erkältung von einem anderen oder einem weiteren Leben sprechen? Wohl kaum. Es bleibt doch weiterhin jenes eine Leben, das mit deiner Geburt seinen Anfang genommen hat.

Herzlichst Elmar

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