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Geschrieben am

Du hast dich angepasst

an eine kopfstehende Welt

dich gleichsam auf den Kopf gestellt

und den Moment verpasst

zurückzukehren umzudrehen

in ein Leben aus den Fugen

Füße die so vieles trugen

mochten nicht mehr weiter gehen.

 

Nun passt dein Gang nicht zu der Zeit

dein Blick auch findet keinen Halt

fügt sich nur stiller der Gewalt

die schien doch längst Vergangenheit.

 

Nun scheint dir jedes Wort verkehrt

das sich aus tiefem Schweigen hebt

kein's passt zu dem was du erlebt

was Anpassung dich einst gelehrt.

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Toll geschrieben Lichtsammlerin

 

 Lebensbilder mancher Menschen

 

ich erkenne mich selbst in deinen Zeilen wieder

 

besonders im 

vor 10 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

 

Nun passt dein Gang nicht zu der Zeit

dein Blick auch findet keinen Halt

Und die ganze letzte Strophe finde ich auch toll

 

-du hast das Gedicht unter einem bestimmten Thema Geschrieben aber ich betrachte es auf meine eigene weise, mehr als psychologische Beobachtung von einem Mensch

 

Sehr gerne gelesen

 

Liebe grüße

 

Lena

  • Danke 1
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Lichtsammlerin,


dein Gedicht ist für mich schwer zu lesen bzw. zu fassen.   :confused:  Ich schildere dir
einfach mal meine Gedanken. 


Sich anpassen betrachte ich vor allem als eine menschliche Fähigkeit, die der
Arterhaltung dient, sie ermöglicht dem Menschen rasch und zielgerichtet auf
Veränderungen in seiner Umwelt zu reagieren, um schlicht zu überleben, seinen
Genpool zu reproduzieren etc.

Anpassungen innerhalb einer recht sicheren und saturierten Welt greifen
vielfach nicht mehr so tief, bedienen lediglich den Mainstream, thematisieren
Äußerlichkeiten, dienen der Einbindung in eine (Interessen-)Gruppe, dem
Angehören einer Gemeinschaft, dem Irgendwo-Dazugehören.


Das LI scheint hier vor  der Frage zu stehen, welche Formen der  Anpassung es
mitträgt und welche es verweigert. Hierbei hat es sich wohl ein wenig
verzettelt: 
den Moment verpasst
zurückzukehren umzudrehen


Doch dann ändert sich der Ton!


fügt sich nur stiller der Gewalt
die schien doch längst Vergangenheit.

Hier taucht der Begriff 'Gewalt' auf, die auf das LI einwirkt und der es sich
still fügt. Die physischen und psychischen Drücke und Zwänge die hier wirken,
umschreiben eine extreme Situation, die mit dem Begriff der 'Anpassung' kaum
mehr adäquat begründet werden kann. In solchen Situationen geht es oftmals nur
noch um das Vermeiden von Verletzungen, Schmerzen etc., im Extremfall ums
Überleben. - Dieser Zustand scheint dem LI nicht fremd, es kennt ihn aus der
Vergangenheit, einer Vergangenheit mit der es 'scheinbar' abgeschlossen hatte. 
         Als Leser dieser Strophe kann ich nur mutmaßen, dass ein aktuelles
Ereignis das LI getroffen, aufgewühlt und längst vergangene schmerzliche
Erinnerungen geweckt hat. 


In der Schlussstrophe kann ich Vergangenheit und Jetztzeit nicht mehr so recht
trennen. Die Worte (die sich aus dem Schweigen erheben), das (aktuell?)
Erlebte und die in der Vergangenheit erlernte Notwendigkeit der Anpassung
wollen sich nicht ineinander fügen und erzeugen im LI Konfusion. [Ich will es 
gestehen: ein bisschen auch in mir.]


Ich kann nur hoffen und dem LI wünschen, dass die hier geschilderte Verwirrung
ein Schritt hin zu einem besseren Verständnis des Erlebten darstellt und Teil
einer Entwicklung ist, an deren Ende eine Form von Heilung / Verstehen /
Akzeptanz o.ä. steht, etwas, was dem LI hilft und dient. 


Ich habe mich gern mit deinem Gedicht beschäftigt.

LG, Berthold 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Lena,

 

lieben Dank dir für das Lob!

Lebensbilder mancher Menschen.. das trifft es gut. Wohl jeder kennt Anpassungen, in größerem oder kleinerem Umfang. Das kann beizeiten auch zu Problemen führen..

Aber schön, wenn die Bilder für dich greifbar sind!

 

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Hallo Berthold,

 

und großes Danke für deine ausführlichen Erläuterungen!

Anpassung hat natürlich viele Gesichter. Hier ist nicht die "alltägliche" Anpassung gemeint, die demjenigen eine Annährungen an eine Norm ermöglicht.

Eine kopfstehende Welt.. mehr als Kleinigkeiten. Es ist gewissermaßen eine Ausnahmesituation, die über einen langen Zeitraum zum "Alltag" wurde, an den sich das LI anpassen musste um zu überleben.

Diese Anpassung besonders im Verhalten ist so eingeprägt wie Reflexe, es ist ein Teil des LIs geworden.

Wenn nun aber die Ausnahmesituation vorüber ist, nach Jahren die Welt nicht mehr Kopf steht.. dann passt das gelernte, angepasste Verhalten nicht mehr zum Hier und Jetzt, und führt zu Problemen.

 

Um ein Beispiel zu nehmen.. wenn jemand mit mehreren Hetzhunden aufgewachsen ist, hat sich das Verhalten womöglich dementsprechend angepasst, dass schon bei Sicht oder Gebell sofort ein Modus anspricht, der Flucht befiehlt. Später kommt es oft zu Übertragungen - es geht nicht mehr um diese Hunde, sondern um alle. Was problematisch wird, wenn die Person groß ist und bei jedem Spaziergang vor jedem Hund die Flucht ergreift..

(Keine Ahnung ob dieses Beispiel taugt, aber was besseres viel mir gerade nicht ein)

 

Das LI hat den Moment verpasst, dieses Verhalten als vorübergehende Strategie zu gebrauchen, es nicht wie in den genetischen Code zu schreiben.. es ist "eins" geworden mit dem LI, schwer wieder abzulegen.

Die Vermeidung von Verletzungen, das Überleben, diese extremen Situationen.. ich würde schon sagen, dass sie mit starken Anpassungen einher gehen. Vermeidung ist ebenfalls eine Anpassung. Über Jahre wird das gesamte Verhalten nur danach ausgelegt.. es gibt keine "Gewöhnung", aber eine Art "Arrangement" um die Situation zu überstehen.

 

Als Leser dieser Strophe kann ich nur mutmaßen, dass ein aktuelles Ereignis das LI getroffen, aufgewühlt und längst vergangene schmerzliche Erinnerungen geweckt hat. 

Da liegst du goldrichtig. Ebenso hat das aktuelle Ereignis dem LI auch erstmals bewusst gemacht, wie stark die Angepasstheit ist.

Die dritte Strophe ist ein Teil dieser Erkenntnis. Das Schweigen war eine Anpassung, und heute scheint immer noch jedes Wort verkehrt. Auch die Unfähigkeit überhaupt Worte für das zu finden.. sie passen nicht. Ebenso wie das LI. Nichts scheint zu passen.

 

Ich kann nur hoffen und dem LI wünschen, dass die hier geschilderte Verwirrung ein Schritt hin zu einem besseren Verständnis des Erlebten darstellt und Teil einer Entwicklung ist, an deren Ende eine Form von Heilung / Verstehen / Akzeptanz o.ä. steht, etwas, was dem LI hilft und dient. 

Das hoffe ich auch. Ich werde es dem LI mal ausrichten :wink: Danke dir!

 

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Hallo Nina,

 

da hast du noch einmal eine ganz andere Sicht auf meine Zeilen geworfen. So habe ich sie nicht gesehen, aber auch diese Betrachtung scheint möglich.

Anpassung kann die Lösung sein - kann überlebenswichtig sein - aber kann in einem verändertem Rahmen ein Problem sein. Entsprechend der Zeit, kann die einstige Lösung also zum Problem werden.

Danke für deine Gedanken!

 

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Liebe Grüße euch, Lichtsammlerin

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