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Geschrieben am

Nun schenk mir etwas Ironie,

worin ich Trost erhoffen kann!

Ein Spott auf deine Empathie

allein klingt sinnhaft bei mir an.

 

Denn deine Worte, wie ein Wind,

vermögen meine Stirn zu kühlen,

solange sie nicht ehrlich sind

und weiter möglichst gar nichts fühlen.

 

 

(aus dem Fundus)

  • Gefällt mir 4
  • 3 Monate später...
Geschrieben

Hallo Schmuddelkind!

 

Es muss dem LI ein großes Leiden sein, wenn es so flehentlich um eine Aufmunterung bittet, von der es doch weiß, dass sie nur aus leeren Worten besteht.

Aber vielleicht braucht es ab und an auch einfach nur Worte, gleich ob sie aus einer Tiefe herrühren oder nicht. Einfach nur Worte, die bezeugen, dass jemand da ist und die vielleicht ein Lächeln wecken, wenn die Stunden düster sind. LI sucht beinah verzweifelt nach einem Grund lachen zu können.

Letztlich scheint es mir eher in einer Selbstironie zu münden, als in einem Spott von Außen.

 

Vielleicht möchte LI auch zunächst überhaupt nicht darüber reden, was gerade schwierig ist, und wünscht sich daher nur "leere" Worte, die nicht ehrlich sind, aber dennoch das erregte Gemüt besänftigen können. Würde LD Gefühl hinter die Worte packen, so hieße es die Thematik in der Folge zu diskutieren, sich vlt. noch mehr in der Schwere zu verlieren, ein Gefühl, von dem das LI doch fort möchte.

 

Ich bleibe ein wenig ratlos zurück, nicht recht schlüssig, ob ich den Wunsch vom LI nun anmaßend, beleidigend, oder verständlich finde. Irgendwie alles zugleich. Aber funktionieren wird es nicht, jemanden zu bitten er möge nicht fühlen bei den Worten, ist ein hoffnungsloses Unterfangen, es lässt sich nicht erzwingen.

Der Wunsch allein darf natürlich bleiben.

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Schmuddelkind!!

 

Ich lese es etwas anderes als die liebe Lichtsammerlin:

Am 12.5.2020 um 18:42 schrieb Schmuddelkind:

Nun schenk mir etwas Ironie,

worin ich Trost erhoffen kann!

Ein Spott auf deine Empathie

allein klingt sinnhaft bei mir an.

Ich lese hier das beklemmende Gefühl, dass man hat, wenn man jemandem etwas anvertraut und das gegenüber übermäßig versucht empathisch zu wirken. Ich sehe hier Sätze wie „du armer, das ist so schlimm, ich könnte damit nicht umgehen, Wein ruhig“. 
vielleicht sind das LI und das LD Freunde und das LD fühlt sich verpflichtet zuzuhören, will aber eigentlich nicht. 

Am 12.5.2020 um 18:42 schrieb Schmuddelkind:

Denn deine Worte, wie ein Wind,

vermögen meine Stirn zu kühlen,

solange sie nicht ehrlich sind

und weiter möglichst gar nichts fühlen.

Hier denke ich etwas ähnliches zu lesen. Leere Worte, wie „du armer“ oder sowas kommen zwar beim LI an aber helfen nicht. Heitern nicht auf. Vielleicht ist der Anspruch den das LI an die Umwelt hat aber auch einfach zu groß und keiner kann richtig trösten keiner kann richtig verstehen und eine Welle von falscher Empathie lähmt das LI in seinem sein. Obwohl vielleicht eine Ablenkung besser wäre als das vorgaukeln des Verstehens. 
vielleicht verschließt sich aber auch das LD emotional vor dem Thema das das LI anspricht, darauf würde dieser Vers hindeuten:

Am 12.5.2020 um 18:42 schrieb Schmuddelkind:

und weiter möglichst gar nichts fühlen

Ich glaube ganz durch gestiegen bin ich noch nicht. 
 

gerne darüber nachgedacht. 
 

lg DD

  • Danke 1
Geschrieben

Vielen Dank für eure ausführliche Beschäftigung mit dem Gedicht, liebe Lichtsammlerin und liebe DD!:smile:

Und an Lichtsammlerin mein besonderes Dank fürs Reaktivieren des Gedichts.:grin:

 

Eure interpretatorischen Gedanken gefallen mir besonders gut, zumal ich selbst relativ offen bin, was eine Deutung des Texts anbelangt, auch weil es schon eine ganze Weile her ist, dass ich das Gedicht geschrieben habe und darin ja auch nicht so viel Konkretes steht - wohl aber ist das Gedicht auch nicht völlig beliebig, wie ich an euren zusammenhängenden Deutungen erkenne.

 

Am 26.8.2020 um 12:12 schrieb Lichtsammlerin:

Es muss dem LI ein großes Leiden sein, wenn es so flehentlich um eine Aufmunterung bittet, von der es doch weiß, dass sie nur aus leeren Worten besteht.

Ja, da ist wohl eine ziemliche Verzweiflung zu spüren, wenn die Worte des Trosts, die sich das LI wünscht, nicht einmal ehrlich sein müssen - und im mutmaßlichen Bewusstsein um die Unehrlichkeit des LD wohl nicht noch nicht einmal ehrlich sein können.

 

Am 26.8.2020 um 12:12 schrieb Lichtsammlerin:

Aber vielleicht braucht es ab und an auch einfach nur Worte, gleich ob sie aus einer Tiefe herrühren oder nicht.

Es gibt wohl Situationen, in denen man sich einfach Beistand wünscht und man dabei gar nicht kritisch hinterfragt, ob dieser Beistand auch aufrichtig ist. Der Mensch hat schließlich ein Bedürfnis nach Gesellschaft und wenn man einsam ist, erscheinen einem vielleicht auch falsche Freunde besser zu sein als gar keine Freunde. Eine Umarmung ist schließlich eine Umarmung, solange man die Motive nicht hinterfragt.

 

Am 26.8.2020 um 12:12 schrieb Lichtsammlerin:

Vielleicht möchte LI auch zunächst überhaupt nicht darüber reden, was gerade schwierig ist, und wünscht sich daher nur "leere" Worte, die nicht ehrlich sind, aber dennoch das erregte Gemüt besänftigen können.

Auch eine schöne Deutung. Wenn das Thema zu schwer ist, will man vielleicht einfach nur getröstet werden, selbst wenn der Anlass des Trostes nicht geklärt werden kann.

 

Am 26.8.2020 um 12:12 schrieb Lichtsammlerin:

Ich bleibe ein wenig ratlos zurück, nicht recht schlüssig, ob ich den Wunsch vom LI nun anmaßend, beleidigend, oder verständlich finde. Irgendwie alles zugleich.

Die Ratlosigkeit, sowie deine Schlussfolgerung, dass alle drei Sentiments bestehen können, kann ich gut nachvollziehen. Es ist irgendwie ehrverletzend, weil das LI vom LD ja keine ehlrich empfundene Anteilnahme will, sondern nur Worte zum Zweck des Trostest. So gesehen bedient sich das LI eines anderen Menschen nur zu eigenen Zwecken. Andererseits: In welche Einsamkeit muss ein Mensch erst einmal geraten, um einen solchen Wunsch zu hegen? Wenn es zur Selbsttäuschung bereit ist, ist dann nicht die Verzweiflung so groß, dass eine solche Anmaßung zu verzeihen ist? Schwieriges Thema und das hast du mit deinen Worten gut zusammengefasst.

 

Am 26.8.2020 um 14:35 schrieb Devils.darling.:

Ich lese hier das beklemmende Gefühl, dass man hat, wenn man jemandem etwas anvertraut und das gegenüber übermäßig versucht empathisch zu wirken.

Klasse! Eine ganz andere Deutung als diejenige der Lichtsammlerin, aber ebenso schlüssig und ebenso bedeutsam. Für mich ist es spannend zu sehen, in welche unterschiedliche Richtungen man sich beim Lesen des Gedichts treiben lassen kann. So gesehen steckt da gar nicht der Wunsch des LI dahinter, belogen zu werden, sondern eine Kritik an die Oberflächlichkeit eines Menschen. Nach dem Motto: Wenn dein Trost so beliebig wird, kannst du mich auch gleich anlügen.

 

Am 26.8.2020 um 14:35 schrieb Devils.darling.:

Leere Worte, wie „du armer“ oder sowas kommen zwar beim LI an aber helfen nicht. Heitern nicht auf.

Vielleicht heitern sie zunächst schon auf (so würde ich das Verb "kühlen" deuten), aber es führt nicht zu einem nachhaltigen Trost. Man kann sich einem oberflächlichen Trost kurz hingeben und sich in vermeintliche Sicherheit wiegen, aber wenn man sich wieder der unliebsamen Realität zuwenden muss, erkennt man die Nichtigkeit in den leeren Phrasen.

 

LG

 

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