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Geschrieben am (bearbeitet)

Die Kreidezeichnung wurde vom letzten Regen

aus deinem Herz gespült

dann kam der Frost zog Risse in grauen Stein

kalkweiß glänzte die Spur

und Zeit legte schwarze Schlieren darüber wie

vergesslich ist der Frühling

überblühte dein kreidenes Leben mit Hoffnung

die nie für dich bestimmt war

 

nur Raum genug für zwei Dimensionen und

das Bunt der Hände war Grau

wie Schatten die deine Farben gierig verschlingen

brannte die Junisonne darauf

verglühte die Steine in den Rissen schmolz

dein farbloses Herz dahin

die Kreidebilder waren nie wieder gesehen

nur Blinde kamen daher

 

sie tanzten an den trostlosen Wänden deiner

lebhaften Kinderfantasie

die Erinnerung schwor Linien und Kreise herauf

malte ferne Orte ins Schwarz

bis die Welten kleiner wurden sich verschlossen

fremd wie die malende Hand

wie endgültig ist der Herbst im Verschlingen

warf Blüten und Träume fort

 

die Jahre verblichen im kalten Januarmond

was blieb tief in dir

erwachte an einem Tag im Land der Berge

elf Jahre danach wie

klar war die Sicht als Lügen verschwanden

die Spur auf grauem Stein

führte hinaus in Welten fern der Ideen in

Kreideträumen lag dein Wort

 

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo liebe Lichtsammlerin,

 

ein ganz, ganz toller Text von dir. Schöne Terxte schreibst du immer, doch dieser ist etwas ganz Besonderes. Respekt!

 

Ich werde ihn nicht bespreche, aus dem einzigen Grund, dass es Zeilen gibt die man stillschweigend wirken lassen sollte. Und dieser ist so einer -

 

 

LG Sternwanderer

 

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Geschrieben

Wow, danke dir Sternwanderer!

 

Mit solch lobenden Worten habe ich nicht gerechnet.

vor 18 Minuten schrieb Sternwanderer:

dass es Zeilen gibt die man stillschweigend wirken lassen sollte. Und dieser ist so einer -

dann werde ich mich dem anschließen und mich einfach über deine lieben Worte freuen.

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

Geschrieben

Liebe Lichtsammlerin,

 

den Worten von Sternwanderer schließe ich mich hier gern an. Sehr phantasievolle Bilder hast du hier gezeichnet. Die anfängliche Unruhe mündet zum Ende hin immer mehr in einen Einklang mit sich selbst. Diese Ruhe oder Kraft wird für mich hier deutlich.

 

Gern gelesen.

 

Lieben Gruß, Letreo, sich immer über Kreidebilder freuend

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Letreo,

 

lieben Dank dir!

Die anfänglichen Unruhe wandelt sich auf jeden Fall! Man könnte es auch als eine Reise durch eine kreidene Welt betrachten.. denn in den Augen eines Kindes, sind Kreidebilder so real wie die andere Welt auch.. freut mich, dass ich dich mitnehmen und mit Kreidebildern erfreuen konnte :grin:

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,

 

auch ich schließe mich meinen Vorkommentatoren an. Ein wundervolles Gedicht, sowohl inhaltlich als auch rhythmisch und rhetorisch. Selbst wenn man es mit Stille genießen sollte, möchte ich hervorheben, wie elegant du die einzelnen Motive immer wieder aufgreift, um die Zeit in Bildern zu manifestieren.

 

Meiner Empfindung nach das beste Werk, dass ich bislang hier im Forum gelesen habe.

 

LG Cheti 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Cheti,

 

ich bin wirklich überrascht, über so positives Feedback. Dies ist eigentlich eines der Gedichte, bei denen ich sehr unsicher war, weil es für mich eine neue Schreibweise ist, andere Gestaltung.. daher freue ich mich besonders über deine Worte.

Die einzelnen Motive sind allesamt verbunden, die Zeit in Bildern gleich zweifach manifestiert - in den Kreidebildern, wie in den Wortbildern...

 

vor 45 Minuten schrieb Cheti:

Meiner Empfindung nach das beste Werk, dass ich bislang hier im Forum gelesen habe.

Was könnte ich da noch mehr sagen.. Ganz großen Dank!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,

wirklich sehr ausdrucksstarke, wenn auch teilweise paradoxe Bilder,

vor 6 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

nur Raum genug für zwei Dimensionen

vor 6 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

brannte die Junisonne darauf

verglühte die Steine

was dem Text aber auch eine besondere Note verleiht.
Womit ich nicht so ganz klar komme ist der folgende Zeitenwechsel

 

vor 6 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

wie engültig ist der Herbst im Verschlingen

warf Blüten und Träume fort

oder wie diese Formulierung

vor 6 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

die Erinnerung schwor Linien und Kreise hinauf

müsste es nicht "herauf" heißen?
Aber das sind nur einige Facetten, an denen du vielleicht noch feilen könntest.
Gern dem Vergehen der Kreidebilder nachgespürt.
LG
Perry

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Perry,

 

danke für dein Hineinspüren in die Worte!

Ich denke die etwas paradox anmutenden Bilder entspringen zum großen Teil der "lebhaften Kinderfantasie".

Wobei der Raum für zwei Dimensionen weniger paradox ist, als vielmehr die Möglichkeiten einer Kreidezeichnung. Es geht schlicht nur zweidimensional.

Der Zeitenwechsel ist kein wirklicher:

wie engültig ist der Herbst im Verschlingen ---> immer wiederkehrende, quasi allgemeingültige Feststellung, daher Gegenwart

warf Blüten und Träume fort ----> wie der Rest des Gedichts Vergangenheit

 

vor 2 Stunden schrieb Perry:
vor 8 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

die Erinnerung schwor Linien und Kreise hinauf

müsste es nicht "herauf" heißen?

Ich bin mir nicht sicher. Ich spreche immer davon, etwas "hinauf zu schwören". Aber das mag beides möglich sein. Sagt man auch "herauf schwören"?

.... ok, ich habe gerade mal den Duden befragt. Der kennt tatsächlich nur "heraufbeschwören". Da habe ich meine lieben Jahre lang wohl was falsches gefaselt. Oder es ist eine geografische Besonderheit :whistling:. Werde ich gleich ändern!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

Geschrieben

Hallo Lichtsammlerin,


ich meine, hier ist dir ein besonderes Gedicht gelungen.
 

Am 25.5.2020 um 13:17 schrieb Lichtsammlerin:

wie engültig ist der Herbst im Verschlingen

warf Blüten und Träume fort

Diese Verse finde ich bärenstark. 

 
Der öffnende Schluss erlaubt Hoffnung, schenkt ein paar Sonnenstrahlen. 


Ich finde dein Werk traurig, schön, lyrisch, tief und rundum gelungen. Wow. Es
hat Eindruck bei mir hinterlassen.


LG, Berthold 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Berthold,

 

großes Danke auch dir!

Ich bin ganz berührt von so vielen lobenden Worten..

vor 3 Stunden schrieb Berthold:

Es hat Eindruck bei mir hinterlassen.

Was könnte ich mir mehr wünschen? Das freut mich sehr!

 

Ja, der öffnende Schluss erlaubt Hoffnung, denn das LI findet hinaus in die Welt, aus Kreidebildern in die Wirklichkeit. Und bewahrt sich doch diese lebendige Kreidewelt in seiner Fantasie..

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

 

 

Hallo avalo,

 

Danke dir!

"geschrieben aus der erlangten Stärke heraus" - das trifft es finde ich ganz gut. Das LI ist gewachsen, an sich und der Welt. Hat Stärke gewonnen, sich gleichsam mit den Kreidebildern ins Leben erhoben. Schön ausgedrückt!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Schön 1
Geschrieben (bearbeitet)

Liebe Lichtsammlerin,

 

dem Lob aller Vorredner möchte ich mich anschließen, ein wirklich tiefgehendes Gedicht, ganz sicher eher assoziativ und hermetisch als ausdeutbar – die Spannung, die in den unauflöslichen Gegenbildern liegt, kann man genießen!

 

Das "hinauf schwören" hatte ich als eine bewusste Formulierung einer Öffnung nach oben, eine intendierte Abweichung vom Duden-Deutsch zur Betonung der Macht des Wortes in dieser Schwurgeste verstanden. Fast ein wenig schade, dass das als kleine Verwechslung entlarvt wurde.

 

Am 25.5.2020 um 13:17 schrieb Lichtsammlerin:

wie engültig ist der Herbst im Verschlingen

Nachdem gerade dieser Vers so viel gelobt und zitiert wurde wäre für mich die Frage, ob hier ein "d" vergessen oder bewusst gespart wurde?

 

Liebe Grüße

 

Vincent

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Vincent,

 

auch dir lieben Dank! Es freut mich, dass du die Spannung der Bilder fühlen und genießen konntest..

Bei dem "hinauf schwören" habe ich nicht drüber nachgedacht. Es war die Formulierung, die mir in den Sinn kam, weil ich tatsächlich immer davon spreche, statt "herauf schwören". Es war also keine bewusste Abweichung, vielleicht Unwissen.. die Macht des Schwures wird durch die Änderung hoffentlich nicht gemindert!

 

vor 4 Stunden schrieb Vincent Fürst:

Nachdem gerade dieser Vers so viel gelobt und zitiert wurde wäre für mich die Frage, ob hier ein "d" vergessen oder bewusst gespart wurde?

Da hast du sehr aufmerksam gelesen. Ja, das "d" ist wohl verloren gegangen! Werde es gleich an seinen Platz weisen, danke für den Hinweis!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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