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Geschrieben am

in filmen stirbts sich leicht und schnell

da hält der held nach dem duell

mit einem argen bösewicht

die schöne sanft im arm, sie spricht,

nein, haucht ihm noch ein liebeswort,

ein wimperschlag, dann ist sie fort

weil sie den held von vorn angriente

und dann als kugelauffang diente

 

er drückt ihr einen letzten kuss

auf goldne haar, das wars, er muss

ja schließlich noch zwecks weltenretten

am gleichen tage weiterjetten

und wer dann das begräbnis zahlt

bleibt ungewiss, der held, er aalt

sich längst in neuen schönen armen …

 

doch als ich dich hielt, gab es kein erbarmen

nur eine trauer, die nie weicht

 

in filmen stirbts sich schnell und leicht

  • Gefällt mir 4
  • Schön 3
Geschrieben

Hallo sofakatze,

 

Szenerien aus alte Western und James Bond lassen grüßen, die du lakonisch verwortet hast.

 

Aber dann kommt die Kernaussage, die ich mit dir teile:

 

vor 12 Stunden schrieb sofakatze:

doch als ich dich hielt, gab es kein erbarmen

nur eine trauer, die nie weicht

 

Manchmal ist Sterbens Pfad sehr lang und an der Wegesscheide biegt der Zurückbleibende in die schmale, unendliche Straße der Trauer ein. „in filmen“ stirbts sich schnell und leicht“ und im realen Leben weine ich –

 

 

LG Sternwanderer

 

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

hallo sternwanderer,

 

danke für deinen feinen kommentar. ja, so ein filmtod ist leicht und auch der hinterbliebene hat - wenn überhaupt - nur zeit für ein wenig rache, oftmals aber auch nur ein paar sekunden für die trauer. natürlich kann man in filmen nicht zeigen, wie ein reales sterben wäre (die menschen würden sich zu sehr fürchten) und auch nicht den langen weg der trauer für die zurückbleibenden. insofern schiele ich hier ein wenig spöttisch/neidisch auf das sterben in filmen, denn wenn es in echt auch so einfach wäre, wäre vieles tatsächlich - einfacher. 

 

lg

sofakatze

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hallo sofakatze,

 

das klingt für mich zuerst wie eine Verulkung des Filmtodes, ist aber beim Weiterlesen so etwas wie Galgenhumor und zum Schluss ein Erkennen der bitteren Realität und ein Akzeptieren des Schicksals.

 

Der letzte Satz klingt fast wie Resignation. Gefällt mir.

 

LG Nöck

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo sofakatze,

 

fünf Wochen lang wohnte ich in einem Zimmer in einer Palliativstation zusammen mit meiner todkranken Frau. Acht Zimmer gab es in dieser Station.

Alle anderen Todgeweihten bekamen täglich Besuch.

Ein bis zweimal in der Woche stand eine große, brennende Kerze vor einer der acht Türen...

Ich muss sagen, der Anblick dieser Kerzen berührte mich kaum, weniger als manche Todesszenen im Film.

Einmal war eine sehr junge und sehr hübsche Frau da, aus einem arabischen Land. Zwei junge Männer aus ihrem Land waren ständig bei ihr. Sie schliefen auch in ihrem Zimmer.

Sie saß in einem Rollstuhl, sah aber nicht krank aus.

Einmal traf ich die drei im Aufenthaltszimmer, die junge Frau spielte gerade mit den Tasten des dort stehenden Klaviers. 

Ich applaudierte, als sie sich umdrehte.

Sie blickte mich an mit ihren großen, verführerischen Augen.

Diese arabischen Frauen haben einen stolzen, verführerischen, herausforderdend Blick.

Zwei Tage später brannte eine Kerze vor ihrer Tür.

Liebe Grüße

C.

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

hallo nöck, 

 

vielen dank für das aufzeigen deiner leseeindrücke. :smile: galgenhumor ist ein gutes wort für diese art von humor, da er quasi schon in der schlinge zappelt, während er noch witze reisst.

 

---------------------------------

 

hallo nina, 

 

deine reflektionen zum gedicht fand ich sehr lesenswert, vielen dank! :smile:

Am 8.6.2020 um 13:05 schrieb Nina K.:

Also vielleicht doch lieber die Trauer spüren, wenn sie erscheint. Aus Respekt gegenüber dem Verstorbenen. Und für sich selbst, damit das Leben wirklich weitergehen kann.

ja, richtig zu trauern und sich damit auch die zeit zu lassen, die man benötigt, ist wichtig, um danach selbst wieder ins leben zurück zu kommen. allerdings lässt das unsere gesellschaft oftmals gar nicht zu. es wird erwartet, dass man innerhalb kürzester zeit wieder funktioniert. 

in diesem spagat zwischen anspruch und bedürfnis gefangen wünscht man sich vielleicht doch manchmal, man könnte die trauer genauso schnell ablegen wie ein filmheld. 

auch gibt es kulturen, die ganz anders mit dem tod umgehen als wir und die ihn einfach akzeptieren und nicht oder nur wenig um die verstorbenen trauern. ausgeprägtes trauern ist also auch eine frage des kulturellen einflusses.

 

-----------------------------

 

hallo carlos, 

 

das sind ja traurige erinnerungen, die mein gedicht bei dir hervorgeholt haben. :sad:

 

ich verstehe sie so, dass du beim anblick der kerze vor der tür der jungen arabischen frau doch berührt warst, während dich die anderen kerzen, wie du schriebst, eher nicht berührten. was mich nicht besonders wundert, denn du warst ja in deiner eigenen trauer in der situation mit deiner frau gefangen, da ist man emotional wohl nicht mehr in der lage, darüber hinaus auch noch für bzw. um andere zu trauern. aber die junge frau hat dich persönlich *berührt* zu ihren lebzeiten, deshalb hat dich auch ihr tod berührt. 

 

ich danke dir fürs teilen deiner gedanken. :smile:

 

 

liebe grüße an euch drei

sofakatze

 

 

 

 

 

 

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