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"Farben und Formen sind in der Kunst überflüssig", mutmaßte der blinde Kunsthistoriker. "Das bezweifle ich", entgegnete der atheistische Theologie-Professor. Daraufhin starrten beide einander an. Zwar konnte der Blinde seinen Gegenüber nicht sehen, doch er wusste um die Wirkung eines intensiven Blicks. Dem Theologen indes war klar, dass seine Blicke ins Leere liefen, doch er durfte diesen Kampf nicht verlieren. Die Spannung des gesamten Raumes zog in seine Muskeln ein, steigerte sich fast ins Unendliche, bis sie nicht mehr gehalten werden konnte und sich wie ein Blitz in einem kurzen Zittern seiner Hände entlud. Dies bemerkte der Kunsthistoriker an der Vibration des Tisches, die sich zu seinen Händen hin ausbreitete.

 

Reflexhaft riss er den Unterarm nach oben, was dem Theologen Anlass gab, zu vermuten, sein Kontrahent hole endlich zum Schlag aus. Also hob er seine Hände zum Schutz vor sein Gesicht. Der andere wieder hörte die Reibung seines Hemdes und erwartete einen Schlag. Um diesem Schlag zu entkommen, griff er zur Sitzfläche, im Bemühen den Stuhl nach hinten zu schieben. Dies deutete sein Widersacher als Griff zur Pistole. Seinerseits zückte er dann so schnell wie möglich seine Waffe und erschoss den Blinden.

 

Wir haben mehr als Worte, um einander falsch zu verstehen.

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Geschrieben

Es steht zu befürchten,  dass es täglich hunderte Missverständnisse in dieser Form und auf diese Weise gibt.  Wobei nicht immer der hier geschilderte Ausgang die einzige Alternative ist. Rhetorik und Gestik hilflos verwaist, wenn nicht Respekt,  Achtung,  Wertschätzung, Vertrauen und positive Grundeinstellung den Grundstein unseres Handeln bilden.  Sehr gut vermittelt,  dargestellt und zur Schau gestellt. 

Danke Schmuddelkind! Das Bewusstsein dadurch wieder schärfen, ist wohl der Ausgangspunkt. LG. Sonja

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Geschrieben

Vielen Dank, liebe Lena und Sonja!:classic_smile:

 

Am 28.5.2020 um 13:23 schrieb Sonja Pistracher:

Es steht zu befürchten,  dass es täglich hunderte Missverständnisse in dieser Form und auf diese Weise gibt.

Ja, im Grunde genommen ist es aus dem Leben gegriffen, auch wenn ich es natürlich bis ins Absurde übersteigert habe. Ich mag zuweilen gerne solche übertriebenen Texte, die aber auch reflektieren, dass die Realität oft auch so absurd ist wie die Übertreibung - nur eben auf subtilere Weise.

 

LG

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