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Geschrieben am

Der Koffer steht gepackt im Flur
mit ihren liebsten Sachen.
Sie sitzt am Herd, starrt auf die Uhr,
was soll sie jetzt bloß machen?

Sie ist verzweifelt und empört,
am liebsten würd sie schreien,
sie soll ins Heim, wo sie nicht stört,
das kann sie nicht verzeihen!

Die Kinder haben keine Zeit,
auch mal für sie zu sorgen.
Ihr Herz verkrampft voll Bitterkeit,
was wird aus ihr ab morgen?

Sie hat nur die Erinnerung,
sie fühlt sich so verlassen.
Hier wurd sie alt, hier war sie jung,
darf man das Schicksal hassen?

Die vielen Pillen in der Hand
beginnen schon zu kleben.
Ihr Blick fällt auf die Bilderwand,
wofür soll sie noch leben?

Das Taxi kommt, es ist so weit,
sie kann es nicht mehr sehen.
Sie weilt schon in der Ewigkeit,
es fiel so leicht, zu gehen.

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  • Traurig 8
  • wow... 1
Geschrieben

Guten Morgen Nöck,

wie ich sehe, da war doch ein Dichter wach!

Es ist schwierig Gedichte mit politischem oder sozialkritischen Inhalt zu schreiben. Meistens wird die Lyrik dabei überstrapaziert.

Es ist verlockend, weil man bekommt gleich Zustimmung, Applaus.

Wenn der Applaus abklingt bleibt meistens nur empörte Prosa zurück.

Es wird nicht so sein bei deinem Gedicht.

Liebe Grüße

Carlos

 

 

 

  • Gefällt mir 2
  • Lustig 1
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Carlos,

 

es freut mich, dass mein Gedicht nach deiner Meinung den Spagat zwischen Gesellschaftskritik und Lyrik geschafft hat.

 

Danke und einen guten Start in den Tag.

Nöck

 

 

 

Hallo Rhoberta,

 

Danke für deine Zustimmung, hat mich gefreut.

 

Lieben Gruß

Nöck

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

lieber nöck,

 

wow, was für ein ergreifendes gedicht! formal perfekt, aber besonders der inhalt hat es mir angetan. ich frage mich gerade, ob man tatsächlich jemanden gegen seinen willen in ein heim geben kann, der noch bei klarem verstand ist. aber wahrscheinlich wird dann so lange behauptet, dass die person verwirrt ist und nicht mehr allein zurecht kommt, bis ein arzt das bestätigt. :sad:

 

manchmal ist es ja unausweichlich, dass ein mensch ins heim muss. weil z. b. die pflege so intensiv sein muss, dass sie von zu hause aus einfach nicht mehr leistbar ist. oder der mensch geistig wirklich so verwirrt ist, dass er sich und andere in gefahr bringt, wenn er nicht ständiger überwachung obliegt. aber nur der bequemlichkeit wegen sollte niemand in ein heim, der es nicht auch selbst wünscht.

 

was ich besonders gelungen finde ist, dass der text vom gehen-müssen handelt und auch damit endet, aber der weg war dann ein überraschender.

 

starker text, den ich sehr gern gelesen habe! :smile:

 

lg

sofakatze

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Liebe sofakatze,

 

toll, wie intensiv du dich mit dem Gedicht auseinandergesetzt hast.

 

Manchmal ziehen sich die Gespräche zwischen Kindern und Elternteil monatelang hin, bis endlich die Einwilligung für die Heimunterbringung gegeben wird. Wenn der alte Mensch allerdings zeitweise verwirrt ist, sagt er dazu heute ja und morgen nein. So kommt dann im klaren Zustand die schriftliche Einwilligung zustande, von der der zukünftige Heimbewohner, wenn es dann ernst wird, aber nichts mehr wissen will. Das habe ich selbst so erlebt.

 

Ich freue mich über "den starken Text", danke.

Lieben Gruß

Nöck

Geschrieben

Dieser Text trifft mich bis ins Innerste. Obwohl ich nicht immer den Kindern einen Vorwurf machen will.  Obwohl selbst schon auf die 65 zugehend ( mein Mann ist 80), denn diese Letztentscheidung hat wohl immer einen langen Vorlauf,  der für beide Teile unvollkommen ist.  Deine Sprachwahl und die gedankliche Nähe zum Thema,  welche faszinierend ist,  berührt mich sehr.  Aus vielerlei Gründen.  Danke dafür. 

Sonja  

Geschrieben

Hallo Sonja,

 

die Kinder können heutzutage meist gar nicht anders, das ist der Fluch der Neuzeit, vielleicht ist es auf dem Lande besser.

 

Dass mein Gedicht dich berührt, vielleicht sogar betroffen macht, ist ein großes Lob für mich, danke.

 

Liebe Grüße

Nöck

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