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Geschrieben am

Einladung zum Essen

 

Die Einladung kam überraschend. Rita freute sich auf den Abend mit Fred, obwohl sie wusste, dass er eigentlich ein Chaot war, eine letzte Chance wollte sie ihm noch geben.
Fred wollte sie von zu Hause abholen um dann mit ihr zu ihrem Lieblingsrestaurant zu fahren.
Pünktlichkeit aber war keineswegs eines seiner positiven Merkmale.

Rita hatte sich extra chic gemacht für diesen Abend. Schwarzer Minirock, schwarzes Top. Silberschmuck der modisch aber dezent war. Dazu die hochhackigen Schuhe, halterlose Strümpfe, seidenglatt. Ein leiser Hauch von *Obsession, mit leicht zimtiger Note, den Duft den sie so sehr mochte, ging von ihr aus.

Dann stand er vor ihr und sie dachte: Ist ja wieder einmal typisch für ihn.
Sie hatte gehofft, er würde sich diesmal auch ein wenig Mühe geben mit seiner Kleidung, aber er hatte nur seine alte, schmuddelige, verbeulte Jeans an. Dazu ein T-Shirt, dessen einstige Farbe nicht mehr genau zu definieren war.
"Ich sollte mir dadurch nicht die Laune verderben lassen",
dachte sie sich, "was hatte ich denn auch erwartet?"

Sie betraten das Lokal und wies ihnen den reservierten Tisch zu. Auf die Frage des Kellners, nach den Getränken, antwortete Fred "Zwei Bier"
"Nein, für mich bitte eine Cola".
Sie mochte kein Bier und das hätte er wissen müssen.
Warum macht er das nur immer? Er bestellt einfach, ohne Rücksicht auf ihre Wünsche.
Na, wenigstens kann ich mir mein Essen selber aussuchen, dachte Rita. Sie schaute in die Speisekarte und wählte dann die Leber nach Zigeuner Art, mit Paprika und gerösteten Zwiebeln, dazu gab es einen gemischten Salat.
Fred nahm den extra großen Grillteller mit verschiedenen Fleischsorten, Reis, Pommes frites und Krautsalat.
Fred griff gleich zu Messer und Gabe, machte sich sofort über seinen Teller her und fing an das Essen gierig in sich hineinzuschaufeln.
Wann hat er das letzte Mal etwas gegessen?, fragte sich Rita

Leicht glitt das Messer durch die zarte Leber, sie nahm es mit der Gabel vorsichtig auf und führte sie langsam zum Mund.
Beinahe, wäre sie ihr von der Gabel gerutscht, als sie hörte wie er anfing zu schmatzen.
Na, Bravo, ging es ihr durch den Kopf, es scheint ihm ja wirklich sehr gut zu schmecken.
Aber Rita wollte sich den Appetit nicht verderben lassen, sie konzentrierte sich auf ihren Teller mit dem Reis und der köstlichen Leber. Auch der gemischte Salat schmeckte vorzüglich. Der grüne Blattsalat mit Tomaten, Gurke, Radieschen, frischen Zwiebeln mit Joghurtsoße, sah richtig lecker aus.

Befremdet schaute Rita auf seine Finger, die plötzlich auf ihrem Teller herumsuchten. Fred angelte nach ein paar Salatblättern, nach der Zwiebel und einem Stück von der Leber, das sie sich gerade abgeschnitten hatte.
Sie schaute ihn an, auf seinen Mund, der von der Salatsoße umrahmt war.

Fred erzählte ununterbrochen von seinen neusten Errungenschaften und wie toll ihn die Mädels doch fänden. Alles mit vollem Mund.
Wenn ab und zu mal ein bisschen aus seinem Mund auf den Teller zurückfiel, störte ihn das wohl nicht allzu sehr oder er nahm es schon gar nicht mehr zur Kenntnis.
Dazu fuchtelte Fred mit dem Messer ständig vor ihrem Gesicht herum, manchmal zuckte Rita zusammen, wenn Fred ihr damit zu nahe kam.
Heftig bewegte er seine Hände und seinen Kopf, auf dem sich schon die Haare stark lichteten
Fred war in seinem Element. Er rülpste, nachdem er einen tiefen Zug aus seinem Bierglas nahm.

Auch das noch.
Da kann einem der Appetit aber wirklich vergehen und auf einen Nachtisch verzichtete sie gerne. Er schlug vor, noch einen Kaffee bei ihr zu Hause zu trinken, als krönenden Abschluss sozusagen. Dabei blinzelte er mit seinen listigen Augen, in denen ein verdächtiger Schimmer glitzerte.
"Oder vielleicht doch lieber ein Glas Wein?"
Freds süffisantes Lächeln, welches unter seinem Schnäuzer zu erkennen war, sprach Bände.
Rita dachte nur,“ wenn er so sich so verhält, wie er isst - dann will ich das lieber nicht riskieren.“

Es war die letzte Einladung die sie von ihm angenommen hatte.


Sie war satt.

 

 


CM
14.04.2005

Eine Schreibaufgabe:

Beschreiben sie ein Essen und was dabei passiert

 

 

  • Gefällt mir 3
  • Lustig 3
Geschrieben

Herzlichen Dank, liebe Josina,

 

das freut mich total , dass du meiner Einladung gefolgt bist. Sachen gibts, die gibts gar nicht, wie das Leben manchmal so spinnt.

 

Liebe Grüße und ein hübsches WE, vielleicht mit einem leckeren Esssen zu zweit?

Carry

  • Schön 1
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Carry,
sehr amüsant geschrieben, du hast mich wunderbar unterhalten!

Am 13.6.2020 um 11:39 schrieb Carry:

Rita freute sich auf den Abend mit Fred, obwohl sie wusste, dass er eigentlich ein Chaot war, eine letzte Chance wollte sie ihm noch geben.

Die Einleitung würde ich eventuell überdenken. wenn sie ahnt was auf sie zukommt, scheint mir das Gefühl der Freude unwahrscheinlich.

"Rita war gespannt auf den Abend mit Fred, denn sie wusste ja eigentlich, was für ein Chaot er war, aber sie wollte ihm noch eine letzte Chance geben."

 

Sehr gerne gelesen!

 

grüßend Freiform
 

Geschrieben

Lieber Freiform,

 

schön dass du mit von der Partie und der Einladung zu Essen gefolgt bist. und dich gut unterhalten gefühlt hast.

Danke auch für deinen Vorschlag, die Geschichte anders zu beginnen. Keine schlechte Idee.:thumbup:

Ich werde Rita mal fragen, ob sie damit einverstanden ist.:biggrin:

 

Derweil liebe Grüße und einen schmackhaften Samstagabend

Carry:hiya:

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