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Geschrieben am

Fast meiner Träne gleich, verstrich

die Zeit seit jenen schönen Tagen:

Auf meinen Schultern trug ich dich;

nichts war mein Sinn, als dich zu tragen.

 

Und meines Herzens Antwort wich

manch eine deiner klugen Fragen.

Dein ist die Zeit, den Gang zu wagen,

auf eignen Füßen, ohne mich.

 

Mein ist die Zeit, dir nachzutrauern,

denn gehen musst du wie ich auch.

Nichts ist mein Sinn, als dich zu lassen.

 

Doch Liebe wird dies überdauern.

Und irrst du dann in Schall und Rauch,

so kannst du mich beim Namen fassen.

  • Gefällt mir 5
Geschrieben

Hallo Schmuddelkind,

ganz klar ist das Gedicht an dein Kind gerichtet.

Mir gefällt es sehr gut.

Auch der Schluss ist, formal, perfekt.

Aber ich würde wetten, dass du selbst mit dem letzten Vers nicht ganz zufrieden bist.

Liebe Grüße

Carlos

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Vielen Dank, Carlos!:classic_smile:

 

Am 17.6.2020 um 11:13 schrieb Carlos:

Mir gefällt es sehr gut.

Auch der Schluss ist, formal, perfekt.

Vielen Dank!:classic_smile:

 

Am 17.6.2020 um 11:13 schrieb Carlos:

Aber ich würde wetten, dass du selbst mit dem letzten Vers nicht ganz zufrieden bist.

Danke, dass du deinen Eindruck mit mir teilst. Auf den Schlussvers bin ich aber sogar ein wenig stolz, wenn ich mir mal einen kleinen eitlen Moment gönnen darf. Die Vorstellung, jemanden beim Namen zu fassen, wie man sonst einen Menschen beim Ärmel fassen würde, fand ich interessant in dem Moment, als sie von sonstwoher in meinen Kopf gelangte. Denn es verweist darauf, dass in dieser Beziehung der Unterschied zwischen gedanklicher und physischer Nähe aufgehoben ist. Wenn ich jemanden am Ärmel fasse, kann ich ihn ziehen, ihn also unweigerlich in eine Bewegung zu mir bringen. Wenn ich den Namen eines Menschen rufe, ist es ja eigentlich anders: Der andere kann kommen oder nicht; er muss erst noch eine Entscheidung treffen. In dieser Vater-Sohn-Beziehung, ist dann aber keine Entscheidung zu treffen; diese wurde schon Jahre vorher getroffen. Genauso unweigerlich würde der Vater zu seinem Sohn eilen, wenn er gerufen wird, wie wenn er körperlich bewegt würde. Hier ist der Name also nicht, wie sonst, nur Schall und Rauch - die Kommunikation selbst hat für den Vater ganz unmittelbare physische Implikationen.

 

Womit ich hingegen tatsächlich nicht ganz zufrieden bin: S2V1+2

Vorhin hatte ich gerade noch etwas über Syntax geschrieben, dass man im Deutschen ja recht viel Freiheit habe - und diese habe ich hier wirklich ausgereizt - dass aber bei bestimmten Satzstellungen sich vielleicht ein komisches Gefühl einstellt. Ergänzen kann ich jetzt noch, dass bestimmte Satzstellungen dazu einladen, den Satz inhaltlich falsch zu lesen. Klarer wäre der Satz gewesen, wenn ich geschrieben hätte: "Und manch eine deiner klugen Fragen wich der Antwort meines Herzens." Aber das wollte das Gedicht irgendwie nicht zulassen.:achselzucken:

 

LG

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