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Geschrieben (bearbeitet)

Ach würden doch mehr Leute diese Gedanken in sich tragen und das Zuhören als Seelenbalsam annehmen. Und das Zuhören als einen Balsam empfinden. 

 

Plötzlich leihst du mir dein Ohr,

doch ich bleib im Ungefähren

Gerne ziehe ich es vor,

dir noch weiter zuzuhören.

 

Dies ist unglaublich und wohl auch nicht realistisch. Denn viele Menschen gibt es nicht, aber dir traue ich das tatsächlich zu. Denn sonst könntest du es nicht so wunderbar verpacken in Worte.

Und es fällt mir auch bei all deinen Kommentaren auf, dass du intensiv zuhörst.

Sehr gut geschrieben, gut gefühlt, perfekt weitergegeben.

Danke.

Sonja

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Geschrieben

Hallo Schmuddelkind,

 

im Grunde habe ich nicht mehr zu sagen als das, was Sonja und Nöck bereits geäußert haben.

Ich glaube, Erziehung kann Einiges bewirken, aber im Prinzip kommt man so zur Welt.

Die Meisten reden aneinander vorbei. Oder missvertehen sich, was fast unvermeidlich ist.

Es geht aber nicht eigentlich darum, sondern um dein Gedicht.

Natürlich hört man aufmerksamer und intensiver, wenn man verliebt ist.

Auch das Schweigen kann da schön sein.

Pablo Neruda hat ein Liebesgedicht über das Thema:

"Me gustas cuando callas

porque estás cómo ausente

y me oyes desde lejos

y mi voz no te toca.

Parece que los ojos

se te hubieran volado

y parece que un beso

te cerrara la boca".

Das ist etwa ein Drittel des Gedichts. 

Da siehst du wie viele Gedanken und Assoziationen dein Gedicht in Bewegung gesetzt hat!

Liebe Grüße

Carlos

Geschrieben

Vielen Dank für die zahlreichen Reaktionen und das Zuhören!:classic_smile:

 

Am 18.6.2020 um 11:13 schrieb Sonja Pistracher:

Ach würden doch mehr Leute diese Gedanken in sich tragen und das Zuhören als Seelenbalsam annehmen. Und das Zuhören als einen Balsam empfinden. 

Ja, das Zuhören wird oft unterschätzt, weil man dabei eben keine Tätigkeit und kein unmittelbares Ergebnis sieht. In einer Gesellschaft, die Menschen nach Ergebnissen bewertet, geht eine solche Gabe zuweilen unter. Aber insgeheim sehnen sich doch Viele, verstanden zu werden oder einfach jemanden zu haben, der ihnen zuhört, ohne zu werten, ohne sich unnütz zu finden, wenn er keine Lösung hat.

 

Am 18.6.2020 um 11:13 schrieb Sonja Pistracher:

Dies ist unglaublich und wohl auch nicht realistisch. Denn viele Menschen gibt es nicht, aber dir traue ich das tatsächlich zu. Denn sonst könntest du es nicht so wunderbar verpacken in Worte.

Und es fällt mir auch bei all deinen Kommentaren auf, dass du intensiv zuhörst.

Oh, ich weiß gar nicht so genau; man selbst nimmt es ja als gegeben hin, wie man Dinge wahrnimmt und wie man handelt. Aber danke für das Kompliment! In meinem näheren Umfeld wird das oft auch als eine meiner Stärken gewertet - manchmal hatte ich den Verdacht, aus Verlegenheit, um mir irgendeine Stärke zu attestieren, weil ich keine handfesten Fähigkeiten habe, mit denen ich Menschen helfen kann - habe zwei linke Hände, bin technisch nicht begabt etc.. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass oft das Zuhören schon hilfreich sein kann. Jedenfalls bemühe ich mich, ein guter Zuhörer zu sein, auch wenn ich zuweilen mal mit meinen Gedanken abschweife (weil ich z.T. schon n bisschen in meiner eigenen Welt lebe).

 

Am 18.6.2020 um 11:13 schrieb Sonja Pistracher:

Sehr gut geschrieben, gut gefühlt, perfekt weitergegeben.

Vielen Dank für dein Lob!:classic_smile:

 

Am 19.6.2020 um 06:28 schrieb Nöck:

Die Fähigkeit des Zuhörens ist uns so nach und nach abhanden gekommen, dabei kann sie so viel zu einem harmonischen Miteinander beitragen.

Tut mir leid. Sag das bitte nochmal! War gerade abgelenkt.:wink:

Ja, es ist wohl seltener geworden, dass Menschen einem zuhören, auch weil Viele ständig mit ihrem Smartphone beschäftigt sind. Das ist auch einer der Gründe, weswegen ich mich weigere, ein Smartphone zu kaufen.

 

Am 19.6.2020 um 06:28 schrieb Nöck:

Schön geschrieben, Schmuki!

:grin:

 

Am 19.6.2020 um 15:21 schrieb Carlos:

Ich glaube, Erziehung kann Einiges bewirken, aber im Prinzip kommt man so zur Welt.

Die Meisten reden aneinander vorbei. Oder missvertehen sich, was fast unvermeidlich ist.

Missverständnisse werden immer vorkommen, egal wie gut man zuhört. Aber das Zuhören selbst ermöglicht oft genug, diese Missverständnisse frühzeitig auszuräumen. Ob die Fähigkeit des Zuhörens angeboren ist? Ich weiß nicht. Kinder sind ja oft wechselhaft mal sehr, sehr scharfe Zuhörer, die jedes Wort mitkriegen und dich fragen, warum du dieses Wort benutzt hast, mal sehr abgelenkt und in ihrer eigenen Welt, gerade wenn man "Erwachsenenkram" bespricht. Insofern glaube ich eher, dass sich dieses Kommunikationsverhalten im Laufe der Zeit entwickelt.

 

Am 19.6.2020 um 15:21 schrieb Carlos:

Natürlich hört man aufmerksamer und intensiver, wenn man verliebt ist.

Auch das Schweigen kann da schön sein.

Ja, wenn man wirklich mit einem Menschen schweigen kann, ohne dass einer das Gefühl hat, unbedingt was sagen zu müssen - das kann ein unglaublich harmonisches Erlebnis sein. Ich fand das so gut bei "Der alte Mann und das Meer" ausgedrückt, dass Fischer auf dem Meer miteinander kaum reden, sondern einfach die Gemeinsamkeit und das Kameradschaftsgefühl wertschätzen, die eben auch ohne Worte da sind.

 

Am 19.6.2020 um 15:21 schrieb Carlos:

"Me gustas cuando callas

porque estás cómo ausente

y me oyes desde lejos

y mi voz no te toca.

Parece que los ojos

se te hubieran volado

y parece que un beso

te cerrara la boca".

Leider habe ich keinerlei Spanischkenntnisse . Aber Spaßes halber will ich mal übersetzen, was ich glaube, zu verstehen:

 

Mir gefällt, wenn du....

warum du so .... bist

... du mich hörst...

?

weil die Augen

sich... Flügel(?)

und weil ein Kuss

dir den Mund...

 

Naja, meine Übersetzung ist da doch eher mäßig. Ich frage lieber mal Google:

 

Zitat

Ich mag dich, wenn du still bist, weil du so abwesend bist und du mich aus der Ferne hörst und meine Stimme dich nicht berührt. Es scheint, dass deine Augen geflogen sind und es scheint, dass ein Kuss deinen Mund geschlossen hat

Irgendwie erscheint es mir, als wäre das LI ein Stalker und das Gedicht erinnert mich ein wenig an "Creep" von Radiohead. Aber anders als bei Creep ist es hier für das LI fast eine spirituelle Erfahrung, unbesehen und klein zu sein, weil es die betrachtete Person wohl nicht in Bezug auf sich selbst sieht. Interessantes Thema! Danke für den Text!:thumbup:

 

LG

Geschrieben

Hallo,

Mal gegen das Fell gebürstet und gelesen, interpretiere ich das Gedicht etwas anderes.

 

Wenn ich Erklärungen für einen Zustand bekomme, den ich selbst nicht greifen, geschweige beschreiben, kann, ist das im ersten Moment unheimlich erleichternd. Aber gleichzeitig hinterlässt es mich sprachlos. Jemanden anderen die Interpretation meines Zustandes zu überlassen. Da ziehe ich mich lieber beschämt zurück, vor allem wenn der Redeschwall nicht versiegt. Verstumme.

 

Da stimme ich schon eher der Ansicht von Schmuddelkind zu, ein Stalker sei am Werk. Vielleicht kein Stalker, aber zumindest jemand, der einiges besser weiß. Fraglich ob zu meinen Gunsten.

 

LG

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo RolandH,

 

geile Interpretation!:thumbup:

Darauf wäre ich nicht gekommen, aber es macht absolut Sinn - ein "Stalker", der sich im Kopf des Angesprochenen aufhält, sozusagen. Ich weiß, was du meinst, kenne dieses Gefühl, im Verständnis des Anderen zu ertrinken, auch wenn es mir nur selten passiert und ich mich noch seltener wirklich daran störe. Aber da ist dieser Impuls, der es ablehnt, weil es einem intuitiv zu weit geht. Danke für die schöne alternative Lesart!:smile:

 

LG

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