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Das Lied vom Hahn


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Mein Wasserhahn schnaubt und er prustet,
sein Näschen ist rot und es schnieft.
Nun sorge ich mich, dass er hustet
und mir auf den Vorleger trieft. 


Die Schraube mitsamt dem Gewinde    
im traulichen Rosten geeint -    
sie trennen, hieß' auch zu entzweien,    
was alt und gebrechlich erscheint.


Als ob es im Finsterwald taute,        
und endlich das Frühlingslied tönt;   
mit Knistern und Knacken und Seufzen -  
Doch hier ist es eng und es dröhnt.    


Die Zange, sie will nicht mehr beißen,
Gewalt ist ihr scheinbar ein Gräuel,
trotzt Fluchen und Hämmern und Reißen,
nebst grimmigem Rohregeheul.


Ich denk an die Höhle Charlotten.
An Eiszapfen glitzernd im Licht.
Ihr herrliches Tropfen und Glucksen - 
Dort herrschte auch freiere Sicht.


Den Finger, man kann ihn ja schienen,
die Blutung ist auch rasch gestillt.
Das Rohr intoniert derweil Bienen.
Mein Finger pulst stetig, doch mild.


Das sind sie, die Schrauben des Lebens.
Sie lösen, wollt mir nicht gelingen.
Doch war auch mein Dichten vergebens,
so will ich das Tropfen besingen.

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Hallo Berthold,
das ist "Dichtung" wie sie das Leben schreibt.
Wie im Haushalt tropft auch im Gedicht ein Buchstabe in die Silbenlücke (Rohregeheul, auch der Reim tönt nicht wirklich). Ansonsten gern -auch aus Erfahrung- mitgelitten.
LG
Perry
PS: Ist "Charlotten" eine Umgangsform von Charlotte oder eine Höhle, die man kennen sollte.
 

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Einfach genial geschrieben lieber Berthold; und mit Anstand überlebt! 

Man lächelt dabei, leidet mit und bewundert die perfekte Wort- und Sinngestaltung. Ich bin begeistert. 

Wirklich gut gelungen, zumindest das Ergebnis im Kopf unter des Hintanhaltens einer gelungenen "Dichtung" - abwasserrohrbezogen. 

Ich glaube, ich lese es gleich nochmal. 

Lieben Gruß dem singenden Nichtbezwinger der Schraube des materiellen rohrigen Lebens. 

Sonja 

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Hallo Berthold,

 

du hast mich köstlich amüsiert! Wohlgemerkt nicht aus Schadenfreude!

Es fällt wirklich jedes Wort ins nächste, als wären sie dir wie Tropfen aufs Blatt gefallen, einzelnd von den Stalagniten (oder waren es Stalaktiten?), aus der Höhle..

Mit der "Höhle Charlotten" meinst du sicher die Charlottenhöhle in Hürben, oder? Seltsame Umstellung, aber zugegeben klanglich angenehmen. Vielleicht der einzige klitzekleine Makel deines Gedichts :saint:

Am 21.6.2020 um 16:25 schrieb Berthold:

Als ob es im Finsterwald taute,        
weil endlich der Frühling anklopft;    

Wunderschön.. ich kenne tatsächlich eine Dame die heißt Frau Finsterwald. Nun sehe ich diese Verse in doppeltem Lichte.

 

LI macht schlussendlich aus der Not eine Tugend. Wenn nix mehr hilft und keine Rettung naht, dann besingen wir eben den Untergang. Erinnert etwas an Titanic, aber deine Bilder sind ungleich rührender. Ich hoffe es kommt noch ein Klempner-Heilpraktiker und verschafft Wasserhahn und LI Linderung!

 

Berthold, wie machst du das eigentlich? Also, so zu schreiben?

Wie auch immer.. bin immer wieder gerne Gast unter deinen Werken.

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Hallo Perry,


dein Besuch freut mich.

Am 22.6.2020 um 11:23 schrieb Perry:

Wie im Haushalt tropft auch im Gedicht ein Buchstabe in die Silbenlücke (Rohregeheul,

Hm. Fugenmorpheme sind bei Komposita eigentlich durchaus gebräuchlich. Dass ich allerdings dieses hier zwingend richtig gesetzt habe, will ich auch nicht behaupten. Kannst du mir sicher sagen, dass dieses Fugen-E hier falsch ist? Wäre interessant zu wissen.

 

Am 22.6.2020 um 11:23 schrieb Perry:

auch der Reim tönt nicht wirklich

Bezogen auf das Wort 'Rohregeheul'? Hast du hier einen Rhythmusfehler entdeckt? 
 

Am 22.6.2020 um 11:23 schrieb Perry:

PS: Ist "Charlotten" eine Umgangsform von Charlotte oder eine Höhle, die man kennen sollte.
 

Die 'Höhle Charlotten' - gerne auch Charlottenhöhle genannt - ist eine Tropfsteinhöhle in der Schwäbischen Alb; in weiten Teilen Nordschwabens bis hinein ins Württembergische weltberühmt. :classic_wink:


Danke fürs genaue Lesen, Kommentieren und Mitleiden. 

LG, Berthold 



*********************************************

 

Hallo Sonja,


dein Besuch und Lob erfreuen mich.


Ursprünglich wollte ich in diesem Gedicht die Frage aufgreifen, was Lyrik leisten kann (und was eben nicht). Doch dann ist es mir wie dem Rotkäppchen ergangen. Ich bin vom rechten Weg abgekommen, das Gedicht hat sich anders entwickelt als geplant, (LI hat manchmal seinen eigenen Kopf), und so habe ich das ursprüngliche Ziel ein wenig aus den Augen verloren.
 

Am 22.6.2020 um 11:47 schrieb Sonja Pistracher:

Lieben Gruß dem singenden Nichtbezwinger der Schraube des materiellen rohrigen Lebens. 

:classic_smile:


Danke für deinen fröhlichen Kommentar und
LG, Berthold 



******************************************

 

Hallo Freiform,


freut mich, dass du vorbeigeschaut hast.

vor 21 Stunden schrieb Freiform:

hatte ich schon mal erwähnt, das es echt schade ist, dich so selten lesen zu dürfen?

O, das ist sehr charmant. Dankeschön. ☺️

Mittlerweile besitze ich keinen nennenswerten Fundus an Gedichten mehr, sie ruhen entweder in der Papiertonne oder ich habe sie bereits hier eingestellt. Was du also von mir lesen kannst, sind ofenfrische Werke.
In den Sommermonaten ist es so: Je produktiver mein Gärtchen, desto weniger produktiv bin ich. Leider.


Vielen Dank für deinen Kommentar und
LG, Berthold



************************************
 

Hallo Lichtsammlerin,


dein Besuch freut mich, und dass du dich amüsiert hast natürlich auch.

- Ja, es waren Stalaktiten. -  ☺️
 

vor 19 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Mit der "Höhle Charlotten" meinst du sicher die Charlottenhöhle in Hürben, oder? Seltsame Umstellung, aber zugegeben klanglich angenehmen. Vielleicht der einzige klitzekleine Makel deines Gedichts

Ja. Ich habe die Charlottenhöhle gemeint und bei Perry auch schon angepriesen. ☺️
Ich muss gestehen, hier war mein Eifer, nach einem passenderen Namen zu recherchieren sehr gering. - Klanglich habe ich mich, sehr verwegen, an Daktylen versucht, weiß aber nicht, ob mir das durchgehend gelungen ist. 
 

vor 19 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Erinnert etwas an Titanic,

:scared: Huch! -Wie jetzt? Titanic? - Werte Lichtsammlerin?! - Ort der Handlung,
Ort des Dramas ist hier ein Spülbecken! - Hm? :gruebeln_yellow:  - - - - -  :classic_wink:



Danke für deinen lebhaften Kommentar und 
LG, Berthold 

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Hallo Berthold,

 

vor 9 Minuten schrieb Berthold:

Huch! -Wie jetzt? Titanic? - Werte Lichtsammlerin?! - Ort der Handlung,
Ort des Dramas ist hier ein Spülbecken! - Hm? :gruebeln_yellow: 

Tja, so schnell kann es kommen :biggrin:

Nein, bitte beachte meinen Satz davor:

vor 20 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Wenn nix mehr hilft und keine Rettung naht, dann besingen wir eben den Untergang.

Einzig dieser Aspekt erinnerte mich an die Titanic. Musikalisch in den Untergang..

War nicht negativ gemeint :attention:

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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vor 46 Minuten schrieb Lichtsammlerin:

Einzig dieser Aspekt erinnerte mich an die Titanic. Musikalisch in den Untergang..

War nicht negativ gemeint

Hallo Lichtsammlerin,

keine Sorge, ich habe dich richtig verstanden und deine Worte nicht negativ aufgefasst. Das Ganze sollte ein kleiner Spaß  meinerseits sein. (Ich dachte, wenn du mir schon die Titanic vor die Tür stellst, dann könnte ich doch ...)  :whistling:

Also: Alles im grünen Bereich. 

LG, Berthold 


******************************************************************************


Hallo avalo,

na das ist eine freudige Überraschung. Du. Höchstpersönlich.
Ich danke dir herzlich für deinen Besuch und die lobenden Worte.
Bleib kreativ. 


LG, Berthold 



 

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Hallo Berthold,
ich war irgendwann an dem Punkt, wo ich mich entscheiden musste, ob ich die Sprache zugunsten der Form zurückstellen möchte und habe mich dagegen entschieden.
Wenn die Sprache Vorrang hätte, würde der Text wohl so lauten:
Die Zange, sie will nicht mehr beißen,
Gewalt ist ihr scheinbar ein Gräuel,
trotzt Fluchen Hämmern und Reißen,
nebst grimmigem Rohrgeheul.
Natürlich kann man aus formal-künstlerischen Gründen (Rhythmus, Silbenzahl etc.) die Sprache etwas strecken (2x und) und beugen (Mehrzahl).
Wie ich gerade sehe hast Du in einigen Strophen auf einen durchgängigen Endreim verzichtet, deshab muss sich Gräuel und ...geheul nicht reimen, da lag ich dann wohl daneben mit dem "tönt nicht richtig."
Ich sollte wohl besser beim Vers libre bleiben und nicht an Reimgedichten Klugscheißern.
Nichts für ungut und LG
Perry

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Hallo Perry,

danke für deine Erläuterungen.

vor 11 Stunden schrieb Perry:

ich war irgendwann an dem Punkt, wo ich mich entscheiden musste, ob ich die Sprache zugunsten der Form zurückstellen möchte und habe mich dagegen entschieden.
Wenn die Sprache Vorrang hätte, würde der Text wohl so lauten:
Die Zange, sie will nicht mehr beißen,
Gewalt ist ihr scheinbar ein Gräuel,
trotzt Fluchen Hämmern und Reißen,
nebst grimmigem Rohrgeheul.
Natürlich kann man aus formal-künstlerischen Gründen (Rhythmus, Silbenzahl etc.) die Sprache etwas strecken (2x und) und beugen (Mehrzahl).

Ich glaube, wir betrachten hier die beiden Seiten ein und derselben Medaille. Du schaust (nach meiner Einschätzung) mehr auf die sachlich-korrekte Seite, ich auf die eher klangliche; dafür gehe ich Kompromisse ein. In beiden Fällen jedoch sehe ich Respekt vor der Sprache und den Wunsch sie zu nutzen, um verschiedenste Gedanken, Inhalte, Überzeugungen etc.  lyrisch zu transportieren. - Man könnte fast sagen, wir sind uns einig. :classic_wink:
 

vor 12 Stunden schrieb Perry:

Ich sollte wohl besser beim Vers libre bleiben und nicht an Reimgedichten Klugscheißern.
Nichts für ungut

Erde an Perry. - Erde an Perry: Alles im grünen Bereich.

Ich schätze deine kritischen Gedanken und lese sie gerne. Manchmal tauchen in solch einem Dialog eben Fragen auf, die sich nicht so einfach beantworten lassen oder weitere Fragen generieren. Dann frage ich nach oder stelle meine eigenen Gedanken dazu in den Raum. Ich halte es da auch nicht für zwingend erforderlich, dass wir ständig einer Meinung sind. Ich finde, es ist der Austausch von Gedanken, der solch einen Dialog spannend und fruchtbar macht. - In diesem Sinne bitte ich dich, auch weiterhin an Reimgedichten herumzunörgeln (gerne auch an meinen) und mit deiner Meinung nicht hinter dem Berg zu halten. 

Bleib gesund, kreativ und - interessiert an Reimgedichten. :attention:
LG, Berthold 


 

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Am 21.6.2020 um 16:25 schrieb Berthold:

Als ob es im Finsterwald taute,        
weil endlich der Frühling anklopft;    
mit Knistern und Knacken und Seufzen -  
Doch hier ist es eng und es tropft.

Hallo Berthold,

 

endlich besingt mal jemand den treuen Diener der Hausfrau in der Küche - auch wenn er dabei schlecht wegkommt. Prima Idee und gut umgesetzt, allein die Betonung in obenstehender Strophe fällt aus dem Rahmen. "Anklopft" betone ich auf der ersten Silbe. Perry lag also gar nicht so falsch.

 

Trotzdem Daumen hoch.

 

LG Nöck

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Hallo Nöck,

schön, dass du vorbeischaust.
 

vor 4 Stunden schrieb Nöck:

endlich besingt mal jemand den treuen Diener der Hausfrau in der Küche - auch wenn er dabei schlecht wegkommt. Prima Idee und gut umgesetzt,

Dankeschön. - Sich im 'Refugium' einer Hausfrau aufzuhalten, birgt Risiken. Spätestens dann, wenn LI versucht einen defekten Wasserhahn zu reparieren. :classic_wink:
 

vor 4 Stunden schrieb Nöck:

allein die Betonung in obenstehender Strophe fällt aus dem Rahmen. "Anklopft" betone ich auf der ersten Silbe.

Vielen Dank für die Korrektur. 
Ich habe mich hier angelehnt bzw. versucht an dem Rhythmus, den du in deinem Gedicht 'Der Turm' verwendet hast, weil er mir dort so gut gefallen hat. Allerdings fehlt mir noch die Routine in solch einem Rhythmus zu schreiben.  Momentan schreibe ich hier mit einem fröhlichen Grinsen, weil du lediglich einen Fehler gefunden hast. :)
 

vor 4 Stunden schrieb Nöck:

Perry lag also gar nicht so falsch.

Da bin ich ganz deiner Meinung. - Es hat allerdings auch niemand etwas Gegenteiliges behauptet.

Vielen Dank, Nöck, für deinen hilfreichen Kommentar. - Bleib gesund.

LG, Berthold 

 

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vor 17 Stunden schrieb Berthold:

Ich habe mich hier angelehnt bzw. versucht an dem Rhythmus, den du in deinem Gedicht 'Der Turm' verwendet hast, weil er mir dort so gut gefallen hat. Allerdings fehlt mir noch die Routine in solch einem Rhythmus zu schreiben. 

Hallo Berthold,

 

ich habe mich bei vielen meiner Gedichte an Form und Rhythmus meiner großen Vorbilder angelehnt. Das ist gar nicht so schwer, wenn du geduldig nach den passenden Wörtern suchst. Dabei helfen dir Synonymwörterbücher digital und auf Papier. Zudem gibt es Reimlexika.

 

vor 17 Stunden schrieb Berthold:

Momentan schreibe ich hier mit einem fröhlichen Grinsen, weil du lediglich einen Fehler gefunden hast.

Na, dann suche doch bitte mal den "Fehler" in den kursiven Versen, hier sitzen die Hebungen nicht alle an den richtigen Stellen, was sie in korrespondierenden Zeilen einfach tun sollten. Wie betonst du absäuft?

 

Mein Wasserhahn schnaubt und er prustet,
sein Näschen ist rot und es läuft. 
Nun sorge ich mich, dass er hustet
und mir noch die Küche absäuft.

 

Viel Spaß weiterhin

Nöck

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Hallo Nöck.
 

vor 28 Minuten schrieb Nöck:

Wie betonst du absäuft?

Satt auf der zweiten Silbe?  :angry:

Es ist schlimm mit dir, Nöck. ☺️  Du hast schon wieder recht. So problemlos ich mir dieses Wort im Vers 'zurechtbetonen' kann, so unmöglich ist es beim Einzelwort. 
Ich weiß noch nicht genau, wie ich diese beiden Stolpersteine aus dem Weg räume. - Werde also nochmal in Klausur gehen und nach einer stimmigen Alternative suchen ...

Dir meinen herzlichen Dank fürs  nochmalige Aufzeigen von Fehlern. Ich weiß das zu schätzen. 

LG, Berthold 
 

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