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Geschrieben am

Ich pflegte ihn auf der Station.
Er war beim Kirschenpflücken
gestürzt und lag seither zum Hohn
gelähmt nur auf dem Rücken.

Sah jahrelang die Decke an,
sein Kopf ließ sich nicht heben.
Er bat mich schließlich irgendwann,
ihm endlich Gift zu geben...

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Geschrieben

Lieber gummibaum,

 

eigentlich wollte ich gerade die ausstehenden Kommentare zu meinen Gedichten beantworten, die sich aufgrund meiner Faulheit viel zu hoch gestapelt hatten. Aber ich kann mir nicht verkneifen, zu deinem Gedicht wenigstens so viel zu sagen, dass es mich berührt und ich fasziniert bin, wie du eine ethische Frage aufwirfst, ohne sie explizit zu stellen oder den moralischen Zeigefinger zu erheben.

 

Das Gedicht lädt den Leser ein, selbst zu überlegen, wie er auf die Bitte reagieren würde, wenn er das LI wäre (daher sind die drei Punkte am Ende genau das passende Satzzeichen). Obliegt es irgendeinem Menschen, das Leben eines anderen zu beenden? Wenn nicht, gilt dies auch dann, wenn der Andere explizit darum bittet, weil er zu sehr leidet? Hat ein Mensch nicht das Recht, selbst über seinen Tod zu verfügen? Ich habe dazu meine Intuitionen, kann es aber nicht allgemeinverbindlich sagen und jeder wird in diesem Fall seine eigenen Intuitionen haben.

 

Genau das ist die Stärke deines Gedichts. Es stellt den Leidensdruck ohne Beschönigung dar, der zu einem Todeswunsch führen kann, ohne eine Verpflichtung oder ein Verbot abzuleiten, diesem Todeswunsch nachzukommen und inspiriert daher, sich eingehender mit dem Thema zu beschäftigen.

 

LG

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo gummibaum,
ja ein wichtiges Thema in einer immer älter werdenden und medizinisch fortschreitenden Gesellschaft.
Der Text scheint aus der Sicht eines Pflegers im Krankenhaus geschrieben zu sein und da kommt neben dem Leiden des Patienten auch noch das Berufsethos hinzu.
Konstruktiv würde ich den vermutlich dem Reim geschuldeten "Hohn" überdenken, denn der hat in diesem Zusammenhang eigentlich nichts verloren.
LG
Perry

Geschrieben

Hallo gummibaum,
da stimme ich Schmuddelkind zu und dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


Das der "Hohn" nicht paßt und vielleicht dem Reim geschuldet ist, empfinde ich nicht so, denn es ist wie ein Hohn, so gelenkig zu sein, in den Baum zu klettern um Kirschen zu pflücken und dabei zu stürzen und gelähmt zu sein.


Die Tragik eines Lebens und den daraus entstehenden Wunsch, es beenden zu dürfen, hast Du in zwei Strophen sachlich genau und damit anrührend geschrieben.
Und darüber nachdenken sollten wir...
HG Rhoberta

Geschrieben

Liebes Schmuddelkind, 

vielen Dank für den ausführlichen und lobenden Kommentar mit den wesentlichen Fragen zu diesem Problem.

 

Liebe anais, 

Dankeschön für die treffende Antwort.

 

Danke, lieber Perry,

der Patient ist noch nicht alt und der Hohn so gemeint, wie Rhoberta es darlegt.

 

Liebe Rhoberta,

ja, diese Lage tragisch und schon für den Außenstehender schwer auszuhalten. 

 

Danke, lieber Freiform. Das freut mich.

 

Liebe Sonnenuntergang,

ja, schrecklich traurig und so vielleicht noch am ehesten zu heilen.

 

 

Euch liebe Grüße von gummibaum 

 

 

  

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Lieber gummibaum,

 

deine Zeilen berühren und machen betroffen. Der Gelähmte ist inzwischen von seinem leidvollen Zustand erlöst worden, ob durch Gift oder anderswie, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.

 

Über Sterbehilfe ließe sich unendlich diskutieren, aber was bringt es? Jeder, der die Sterbehilfe ablehnt oder verdammt, wird seine Meinung ändern, wenn er sich plötzlich selbst in so einer Lage wiederfindet.

 

Liebe Grüße

Nöck

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