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Geschrieben am

Wenn du dies liest, so wirst du wissen,
dass dieser Brief dir zugedacht.
Doch äußerst du auch den Verdacht,
so werd ich es bestreiten müssen.

Nun weißt du wohl, es geht dich an
und mancher Vers muss mir verbleiben.
Solch Worte kann ich doch nicht schreiben,
die ich dir auch nicht sagen kann.

 

 

(Aus dem Fundus)

  • Gefällt mir 7
  • Schön 3
  • 4 Wochen später...
Geschrieben

Danke, Darkjuls und gummibaum!:smile:

 

In der Tat fehlen einem manchmal die Worte bzw. sind sie zu mächtig, um sie zu sagen. Dann kann man nur schweigen und wenn das Schweigen zu offensichtlich ist, bleibt einem wohl nur noch, das Schweigen selbst zu thematisieren. Ich mag zuweilen solche Gedichte, die vorgeben, nichts zu sagen.

 

LG

  • Gefällt mir 3
  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Hallo Schmuddelkind!

 

Mir scheint LI in einer schwierigen Situation zu sein. Hin- und Hergerissen in einem inneren Zwiespalt..

Wenn man das Eigentliche nicht sagen kann, tauscht man miteinander nur noch leere Worte. Wenn man das Eigentlich nicht mal schreiben darf/kann, tauscht sich Stille mit Schweigen..

LI scheint sich dies "Verbot" aber selbst aufzuerlegen. Vielleicht aus Angst, das LD zu verletzen, oder aus innerer Überzeugung, gutem Anstand, Angst..... es gibt so viele Gründe. Die Kluft wird größer, unüberwindbarer mit jedem ungesprochenen Wort.

Rettende Lösung soll nun der Brief sein. Aber weil die Worte eigentlich nicht gesagt sein dürfen, müssen sie fiktiv bleiben. Nur lässt sich über den Kern nur selten hinweg täuschen. LD würde sogleich erkennen, dass die Worte ihm zugedacht sind, die Konsequenz daraus bleibt ungewiss.

 

Es ist gar nicht leicht die verworrenen Gründe für solch ein Schweigen von außen nachzuvollziehen. Es ist das Gewicht der Worte, die zu sagen wären, die einen sprachlos machen. Es fehlen nicht wirklich die Worten.. aber sie sind zu schwer.

Definitiv stünde in diesem Fall mehr als ein Elefant im Raum!

Gibt es eine Abkürzung? Einen Weg dies Schweigen aufzubrechen? Ich wüsste es selbst zu gern.

Vielleicht oder wahrscheinlich erlebt jeder Mensch in seinem Leben das ein oder andere Mal eine Situation wie dein LI. Beizeiten stehe ich auch davor und merke nur, wie sich mein Mund ganz automatisch schließt und Stille von den Lippen tropft.

 

Vermutlich wäre es besser offen zu reden, aber... ABER sagt der Zweifel laut!

 

Jedenfalls, diesen Zwiespalt hast du super eingefasst. In Worten, die mehr ausdrücken, als ich auf den ersten Blick dachte. Aber vielleicht sind es gerade diese Worte, die eigentlich nicht geschrieben werden können.. und deswegen geschrieben werden, um das nicht-schreiben-können zu umfangen.

Und ich hab nun eine Menge Worte für Nicht-Worte gefunden :whistling:

Gefällt mir sehr!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1
Geschrieben

Vielen Dank, dass du das Gedicht so gründlich unter die Lupe genommen hast, liebe Lichtsammlerin!:smile:

 

Am 29.8.2020 um 16:40 schrieb Lichtsammlerin:

Wenn man das Eigentliche nicht sagen kann, tauscht man miteinander nur noch leere Worte. Wenn man das Eigentlich nicht mal schreiben darf/kann, tauscht sich Stille mit Schweigen..

Ja, aber oft sagt ein Schweigen mehr, als man möchte. Ein Schweigen ist ja eine Entscheidung, nicht zu reden und manchmal erklärt sich aus dem Kontext, warum man nicht reden möchte. Vielleicht, wie du schreibst, weil die Worte sonst zu schwer wären, weil dieser Elefant dann im Raum steht, vielleicht weil bestimmte Gefühle zwischen den beiden die Unterhaltung unerträglich machen würden. All dieses schwingt bei einem Schweigen oft mit und dies scheint dem LI auch bewusst zu sein, weswegen er nicht einmal die Autorschaft eines vermeintlich nichtssagenden Briefes zugeben kann.

 

Am 29.8.2020 um 16:40 schrieb Lichtsammlerin:

LI scheint sich dies "Verbot" aber selbst aufzuerlegen. Vielleicht aus Angst, das LD zu verletzen, oder aus innerer Überzeugung, gutem Anstand, Angst..... es gibt so viele Gründe. Die Kluft wird größer, unüberwindbarer mit jedem ungesprochenen Wort.

Ja, letztendlich entscheidet man sich selbst zu diesem Verbot, auch wenn es natürlich die Umstände sind, die einen zu diesem Verbot bewegen. Jedenfalls scheint hier die Kluft in der Tat unüberwindbar zu sein. Das Schweigen ist die einzig mögliche Kommunikationsform: Durch das Schweigen etwas sagen und die Urheberschaft der nicht gesagten Worte abstreiten. Da scheint eine enorme Verletzlichkeit im Spiel zu sein.

 

Am 29.8.2020 um 16:40 schrieb Lichtsammlerin:

Rettende Lösung soll nun der Brief sein. Aber weil die Worte eigentlich nicht gesagt sein dürfen, müssen sie fiktiv bleiben. Nur lässt sich über den Kern nur selten hinweg täuschen

Darin steckt auch eine gewisse Tragik. Man kann nicht nicht kommunizieren. Und egal, was das LI tut, es wird nicht in der Lage sein, das schwierige Thema auszulassen - ob er darüber redet oder es durch sein Schweigen ausleuchtet.

 

Am 29.8.2020 um 16:40 schrieb Lichtsammlerin:

Vielleicht oder wahrscheinlich erlebt jeder Mensch in seinem Leben das ein oder andere Mal eine Situation wie dein LI. Beizeiten stehe ich auch davor und merke nur, wie sich mein Mund ganz automatisch schließt und Stille von den Lippen tropft.

Ich gehe fest davon aus, dass jeder mal eine solche Situation erlebt hat. Nur daher überhaupt funktionieren solche Gedichte, in denen das Wesentliche ausgelassen wurde, weil man es als Leser aus seinem Erfahrungsschatz deuten kann. Darin liegt wohl der literarische Wert solcher betonter Auslassungen.

 

Am 29.8.2020 um 16:40 schrieb Lichtsammlerin:

Vermutlich wäre es besser offen zu reden, aber... ABER sagt der Zweifel laut!

Man weiß es gar nicht. Vielleicht wäre es besser zu reden. Vielleicht wollen manche Dinge aber auch unausgesprochen bleiben. Letztendlich kann das jeder nur für sich und anhand der konkreten Situation entscheiden.

 

Am 29.8.2020 um 16:40 schrieb Lichtsammlerin:

Jedenfalls, diesen Zwiespalt hast du super eingefasst. In Worten, die mehr ausdrücken, als ich auf den ersten Blick dachte. Aber vielleicht sind es gerade diese Worte, die eigentlich nicht geschrieben werden können.. und deswegen geschrieben werden, um das nicht-schreiben-können zu umfangen.

Danke! Damit hast du das Wesentliche auf den Punkt gebracht, das in meinem Gedicht verschwiegen wurde.:thumbup:

 

Am 29.8.2020 um 16:40 schrieb Lichtsammlerin:

Und ich hab nun eine Menge Worte für Nicht-Worte gefunden

Und ich finde es faszinierend, wieviel Leben manchmal im Vakuum steckt. Das Ungesagte ist eines meiner Lieblingsthemen und durch Deutungen wie der deinen fühle ich mich in dieser Vorliebe zuweilen bekräftigt.:grin:

 

LG

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