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Vaterwunde

 

Kniest du noch vor deinem Herrn,

vor dem Kreuz und der Folter?

Vor dem Tod, den er sich wählte?

Der Allmächtige, Allwissende,

All-in-die-Zukunft-Schauende,

Determinismus schöpfende,

Freien Willen Raubende?

 

Willst du die Qualen, so wie er

es wohl von dir erwartet?

Damit nur das Himmelreich

dir bleibt, sich ewig Mühender,

ihn Liebender, Begehrender,

die Sündenfalle Suchender

für die, die nach dir kommen?

 

Mögt ihr leiden, du und er,

mit den Knien, Hammerschlägen,

der Demütigung, die ihr liebt?

Ihr Allgefühlten, Allbeweinten,

All-in-das-Vergangene,

jeden Ursprung drehende,

Erinnerung Zerstörende.

 

Nein - flüstert der stumme Schrei,

der niemals das ewige

und gestrige, verwegene,

unselige, das Wenige,

was von der Wahrheit Zehrende,

noch übrig gebliebene

zu einer Gottheit machte.

 

(Meinem Vater gewidmet, der etwa heute vor 15 Jahren starb)

 

Hinweis: dieses Gedicht ist sehr persönlich und richtet sich gegen keine Religions- oder Konfessionsform im Allgemeinen. Wenn Du, liebe Leserin, lieber Leser einer Religion angehörst, die die Menschen und das Leben achtet, und damit niemandem schadet, fühl dich von mir wertgeschätzt und beglückwunscht. Dieses undbeschwerte Glück ist sehr kostbar und keineswegs selbstverständlich.

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Übermächtige, die keinen Raum zum Leben, keine Luft zum Atmen lassen. Wovon sie sich nähren? Nicht von der Angst, die geht irgendwann. Sie zehren von der Unerfahrenheit und Manipulation. Ihre Zeit und Macht ist begrenzt.

Mich haben diese gutgesetzten Zeilen sehr berührt.

Lieben Gruß von Helena 

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Ich danke Euch ganz herzlich, @Sonja Pistracher und @Helena für den Mut, den Eure Kommentare geben. Es hat ein paar Wochen Überwindung gekostet, dieses Gedicht offentlich zu hinterlassen. Den Mut, der mir gestern abend fast ausgegangen wäre, habe ich nun vielfach wieder. Dafür möchte ich Euch und allen anderen, insbesondere @Gina, @Freiform, @CB90 und @Sternwanderer danken.

 

vor 11 Stunden schrieb Helena:

Übermächtige, die keinen Raum zum Leben, keine Luft zum Atmen lassen. Wovon sie sich nähren? Nicht von der Angst, die geht irgendwann. Sie zehren von der Unerfahrenheit und Manipulation. Ihre Zeit und Macht ist begrenzt.

Das ist so fein geschrieben, schon ein Gedicht für sich. Wäre es mein Gedicht, würde ich es noch um die Sehnsucht nach Bindung, von denen sie sich nähren, ergänzen. Ich musste etwas nach Luft schnappen, als ich das las.

 

Viele liebe Grüße und einen schönen Abend,

 

Euer Peter (aka Ponorist)

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Hallo Ponorist.

 

Auch mir sagt dein Gedicht sehr zu. Daher sehr gern gelesen. 

Ich denke wenn Jesus heute leben würde, wäre er sicher kein Christ. Aber gut, dass ist glaube ich ein anderes Thema. Ich bin jedenfalls aus der Kirche ausgetreten, aber selbst wenn ich noch "christlich" wäre, wäre ich ausgetreten. Dieser Verein hat für mich nichts mit irgendeinem Gott zu tun. 

Ich betrachte dein Gedicht als Kritik an der Institution, nicht an der Religion. Richtig oder?

 

LG JC

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Hallo Joshua,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Prinzipiell habe ich nichts gegen Religion und Kirche, auch nicht gegen die, aus der ich ausgetreten bin. Im Grunde wollen die Glaubensgemeinschaften alle, dass sich die Menschen fragen, ob das, was sie tun, das Richtige ist. Das ist eine gute und wertvolle Art von Achtsamkeit - neutral betrachtet.

Wogegen ich etwas habe, ist offensichtliches Unrecht und Machtmissbrauch, hier als übermächtige Institution, übertragen auf meine toxische Vater-Beziehung in einer brutalen Phase meiner Jugend. Er hatte tatsächlich einen Jahre andauernden religiösen Wahn, unter dem die ganze Familie leiden musste. Lange Zeit habe ich einen Hass gegen diese Kirche empfunden, bevor ich mir eingestehen musste, dass viel erstickte Wut von früher darin ist. Daran arbeite ich seit einiger Zeit, ohne etwas verdrängen oder betäuben zu müssen. Es funktioniert, z.B. durch Verarbeitung in Gedichten.

 

VLG, Peter

 

PS: herzlichen Dank auch an @Sonnenuntergang für's Däumchen, hab mich sehr gefreut

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