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Geschrieben am

Berlin

Jung ist noch der Tag,
doch ewig ist mein Hoffen.
Deutschlands Weite mag
sich auftun vor mir offen.

Zaghaft, doch gewiss,
ein Frühlingstraum im Märzen.
Berlin, ich trag dich bis
zur Saar in meinem Herzen.


Brandenburg

Und meine stille Mitte singt,
vom Waldesrauschen sanft umklungen,
ein Lied, das durch die Lande dringt,
vom Geist derselben tief durchdrungen,

das jeden warm willkommen heißt,
in dieser Melodie zu gründen,
der durch die Menschenheimat reist,
ein Plätzchen ganz für sich zu finden.

Doch Wehmut zittert sich empor,
Geborgenheit, du Wunderschöne,
dass nicht in eines jeden Ohr,
dein trautes Liedchen auch ertöne.


Sachsen-Anhalt

24,3% Gehörlose


Thüringen

Aufgetürmte Sehnsucht zeigt
in die grüne Ferne flehend
sich in Nebel eingefasst.

Vor gewaltgen Hügeln beugt
meine Reise sich besehend
endlich also auch zur Rast.

Ach, wie rund und weich das Land
dort am Horizont gezogen
in die Wolken übergeht!

Falken Blick scheint mir bekannt,
der, vom Gipfel hergeflogen,
einsam seine Runde dreht.


Hessen

So manchen Tag hab ich verbracht
im Schatten dieses Baums am See
und gar so manche milde Nacht
auf Wiesen dort zu jener Höh.

Dies Land - der Frühling meines Lebens,
dem gern und oft ich noch gedenke,
ich such dich manchmal doch vergebens,
wenn ich den Blick zu Boden senke.


Rheinland-Pfalz

12,6% Herbst


Saarland

Ach, Heimat, die ganz ungehemmt
nur mir Willkommenstränen weint!
Und doch erscheint sie mir so fremd,
wie sie dem Fremden wohl erscheint.

 

 

(März 2016)

  • Gefällt mir 3
  • Schön 1
Geschrieben

Eine Reise,  die mir nicht vertraut,  aber nun etwas nähergebracht interessante Sichtweisen geschenkt.  Sehr schöne Idee.  

vor 2 Stunden schrieb Schmuddelkind:

Rheinland-Pfalz

12,6% Herbst

Da blicke ich nicht ganz durch.  Muss ich aber nicht verstehen,  oder? 

Neugierig gelesen.  

Lieben Abendgruß 

Sonja 

Geschrieben

Liebe Sonja,

 

ich freue mich, dass ich dir mit meiner lyrischen Reise eine neue Perspektive auf Deutschland zeigen konnte.:smile:

 

vor 10 Stunden schrieb Sonja Pistracher:

Da blicke ich nicht ganz durch.  Muss ich aber nicht verstehen,  oder? 

Ich habe das Gedicht auf einer Reise durch Deutschland kurz nach den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt geschrieben. Die Prozentangaben sind Anspielungen auf das Wahlergebnis und deuten zugleich eine Zäsur an - ein Riss in der schönen Landschaft und Kultur.

 

LG

Geschrieben (bearbeitet)

Anders als Heines Deutschland, ein Wintermärchen keine politische Einlassung, sondern die Suche nach Inspiration durch die Natur.

Ja, Deutschland ist zwar dicht besiedelt und verkehrsreich, aber es birgt noch immer viele schöne Naturgebiete, die zum Erholen, Wandern und seelischen Auftanken einladen. Sogar fast unberührte Wildnis findet ich gelegentlich. 

 

Schön, liebes Schmuddelkind, dass du auf diesen Reichtum hinweist, der vielleicht manchem, der ständig in der virtuellen Welt herumwandert, nicht mehr bewusst ist. Und außerdem hier seelische Befindlichkeiten vorstellst, die die Rezeption dieser Schönheit besonders gut ermöglichen.  Außerdem wird einmal der März statt des Wonnemonats Mai für Reisende durch Deutschland attraktiv gemacht. 

 

Gern gelesen.

Liebe Grüße von gummibaum

 

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Vielen Dank für deine erhellenden Gedanken zum Gedicht, lieber gummibaum.:smile:

 

Am 18.9.2020 um 11:50 schrieb gummibaum:

Anders als Heines Deutschland, ein Wintermärchen keine politische Einlassung, sondern die Suche nach Inspiration durch die Natur.

Ich glaube, es ist irgendwie beides, aber wenn man den Aspekt der Inspirationssuche in den deutschen Landschaften im Vordergrund sehen möchte, bin ich damit völlig einverstanden.

 

Beim Schreiben war es mir ein Anliegen, dieses emotionale Spannungsverhältnis einzufassen, das mich bei meinen Deutschland-Erfahrungen stets begleitet:

 

Einerseits kann ich mir für mich kein schöneres Land zum Leben vorstellen. Ich fühle mich verbunden mit der Natur, der Sprache und der Kultur Deutschlands, auch wenn ich zudem gerne Inspiration in anderen Ländern hole. Nur in Deutschland allerdings kann ich für mich wirklich eine geistige Heimat finden, auch in vielen der Ideen, die zum ersten Mal in Deutschland formuliert wurden und bis heute z.T. wirkmächtig sind. Leibniz, Kant, Marx, Hegel, Cantor, Gauß... Die Vorstellungswelten dieser Denker wirken so unmittelbar auf mich ein wie einige der schönsten Landstriche und Städte Deutschlands.

 

Andererseits schaue ich mit einer gewissen Besorgnis auf so manche politische Entwicklung in Deutschland (und Europa) und schüttele zuweilen den Kopf, welche Möglichkeiten der Wiederholung in diesem Land eingeräumt werden, welche Rückschritte tatsächlich bei allem Fortschritt möglich sind. Und mich ergreift schmerzhafte Ungläubigkeit darüber, dass alles, was dieses Land für mich so wertvoll macht, von denjenigen missachtet und bedroht wird, die am lautesten schreien, sie handelten aus Vaterlandsliebe.

 

Am 18.9.2020 um 11:50 schrieb gummibaum:

Ja, Deutschland ist zwar dicht besiedelt und verkehrsreich, aber es birgt noch immer viele schöne Naturgebiete, die zum Erholen, Wandern und seelischen Auftanken einladen. Sogar fast unberührte Wildnis findet ich gelegentlich. 

Die geographische Lage in der Mitte Europas bringt natürlich leider mit sich, dass Deutschland so ein hohes Verkehrsaufkommen hat (mit dem es leider nicht so vorbildlich umgeht). Aber genau deshalb ist es so faszinierend, wie schön so mancher Fleck in den Lücken des Verkehrsnetzes ist. Allein schon über die Tatsache, dass wir vier echte Jahreszeiten haben, die ihre eigenen Stimmungen mit sich bringen und diese schöne Landschaft prägen, bin ich dankbar. Das gibt es ja auch nicht überall.

 

Am 18.9.2020 um 11:50 schrieb gummibaum:

Schön, liebes Schmuddelkind, dass du auf diesen Reichtum hinweist, der vielleicht manchem, der ständig in der virtuellen Welt herumwandert, nicht mehr bewusst ist. Und außerdem hier seelische Befindlichkeiten vorstellst, die die Rezeption dieser Schönheit besonders gut ermöglichen.

Danke! Das hast du schön gesagt.:smile:

Kein Bild ohne Beobachter! Leider kann nicht jeder sehen, was andere an der Schönheit der Natur fasziniert. Mir jedenfalls hat die Natur oft als Inspiration oder auch einfach als willkommener Rückzugsort gedient.

 

Am 18.9.2020 um 11:50 schrieb gummibaum:

Außerdem wird einmal der März statt des Wonnemonats Mai für Reisende durch Deutschland attraktiv gemacht. 

Der März (wie auch der Oktober) ist für mich oft ein einladender Wandermonat. Das Wetter ist eigentlich zum Wandern perfekt bei 10 bis 15 grad. Das Atmen der frischen Luft hat dann eine ganz andere Qualität und meine schönste Wanderung habe ich vor einigen Jahren im Oktober gemacht, als ich durch den morgendlichen Nebel auf einen Hügel stieg - während des Aufstiegs konnte ich nur die Begrenzung des Weges links sehen und ab da alles weiß - und schließlich vom Gipfel auf ein Wolkenmeer herabblickte.:grin:

 

LG

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