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Herbstmelancholie


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In stummen Schauern gehen Blätter nieder,
ein federleichter Fall bringt sie zur Erde sacht,
und Baum um Baum reckt unbedeckte Glieder
empor zum Himmel, in die sternenklare Nacht.

 

Fern fallen die Gestirne - in weiten Räumen
verlischt ihr Glanz im Abgrund dunkler Tiefen dort.
Das Höchste und das Tiefste will uns träumen,
ihr Raunen ist dem Schlummernden ein sanftes Wort.

 

Im dunklen Abgrund wie in höchster Sphäre liegt
der Sinn des Wortes, das einst unerkannt gesagt,
dass Wind das tote Blatt im Fallen sanft noch wiegt
und, dass erstrahlen wird, was ganz zu fallen wagt.

 

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vor 11 Stunden schrieb Elmar:

Wie ein stummer Schauer gehn die Blätter nieder,
ihr federleichter Fall bringt sie zur Erde sacht.
Unbedeckt reckt Baum um Baum die kahlen Glieder,
empor zum Himmel, in die sternenklare Nacht.

Schon bei diesen ersten Zeilen, hast du meine Seele berührt. Einfach nur schön. Deine Wortwahl ein wahrer Genuss und das Bild, das du mir vor Augen führst, eine herbstliche Symbiose mit dem Leben. Das Gedicht ist leicht, keine Schwere erfasst mein Gemüt sondern die Freude an den Wechselseiten des Jahres, an ihren Stimmungen.

Du verwendest so viele positive Wörter in diesem Gedicht, das ihm eine ganz besondere Weichheit schenkt. Man meint, zu entschweben in deine Sphären des Herbstes.

vor 11 Stunden schrieb Elmar:

dass Wind das tote Blatt im Fallen sanft noch wiegt
und, dass erstrahlen wird, was ganz zu fallen wagt.

 

 

Das klingt irgendwie nach Auferstehung und der Hoffnung, dass kein Fallen ein Ende bedeutet. Für mich traumhaft geschrieben.

Danke dir.

Sonja

 

 

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vor 14 Stunden schrieb Elmar:

Im dunklen Abgrund wie in höchster Sphäre liegt
der Sinn des Wortes, das einst unerkannt gesagt,
dass Wind das tote Blatt im Fallen sanft noch wiegt
und, dass erstrahlen wird, was ganz zu fallen wagt.

 

 

Hallo, moin Elmar

Die Höhen und Tiefen des Lebens, dazu kommt mir auch der Gedanke

„wie Phönix aus der Asche“

was ja bedeuten soll, wir bekommen etwas wieder was wir schon für verloren hielten (Religiös gemeint)

Da ich mich jetzt selbst im Herbst meines Lebens befinde, habe ich dieses hoffnungsvolle Herbstgedicht besonders gerne gelesen.

LG Josina

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Liebe Sonja,
vielen Dank für deine positive Kritik. Das freut und ehrt mich sehr, dass dir mein Text gefällt und du inhaltlich mitgehen kannst.

Am 29.9.2020 um 10:54 schrieb Sonja Pistracher:

Das klingt irgendwie nach Auferstehung und der Hoffnung, dass kein Fallen ein Ende bedeutet.

Ja, dieser Gedanke war mir beim Bild des Herbstes gekommen, dass Aufstieg und Fall einander bedingen.
Ob leuchtendes Herbstlaub oder Sonnen, die in schwarze Löcher fallen. Unser Lebensverständnis ist nur dort ganz, wo wir diese Realität innerlich bejahen können. Denn was wir bejahen, dem stehen wir frei gegenüber oder wie Spinoza sagt: Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit.

Herzliche Grüße nach Österreich

Elmar

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vor 6 Stunden schrieb Josina:

Die Höhen und Tiefen des Lebens, dazu kommt mir auch der Gedanke

„wie Phönix aus der Asche“

was ja bedeuten soll, wir bekommen etwas wieder was wir schon für verloren hielten (Religiös gemeint)

 

Liebe Josina,
vielen Dank für Deinen Kommentar und Deinen Gedanken dazu. Ich bin da gedanklich ganz bei dir und denke sogar, dass so etwas wie Verlust nicht existiert, sondern ein Konstrukt unserer Angst vor Transzendenz ist. Von dem Filmregisseur Ingmar Bergman stammt das Zitat: "Es gibt keine Grenzen. Nicht für den Gedanken, nicht für Gefühle. Die Angst setzt die Grenzen." Leben ist m. E. ein stetes Sehnen und Empfangen - Leben empfängt sich auch, oder gerade dann am Grundlegendsten, wenn es nach Verlust aussieht. Die Schlange häutet sich, Die Frucht fällt, Der Körper stirbt...

Herzlichst Elmar

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Schön, lieber Elmar, dein Gedicht und die Aussage zur Geborgenheit im Fallenlassen.

Zum Inhalt passend sind die beruhigend wirkenden Langverse.

 

Sehr gern gelesen

Gruß gummibaum

 

Anmerkung zum Formalen:

 

Bis auf die Verse 7 und 9 sind alle 12silbig. In Strophe 1und 2 alterniert die Kadenz, in Strophe 3 bleibt sie gleich.

Bei gleichbleibender Silbenzahl führt das Alternieren der Kadenz zu einem Alternieren des Metrums. Das ist sicher Absicht, ebenso wie die Einhaltung des Jambus in Strophe 3.

 

Ein einheitliches Metrum wäre aber auch gut möglich. Der unruhig drängende Trochäus (Silbenzahl 12-11-12-11)

 

Stummen Schauern gleich gehn Blätter nieder,
federleichter Fall bringt sie zur Erde sacht.
Unbedeckt reckt Baum um Baum die kahlen Glieder
auf zum Himmel, in die sternenklare Nacht…

 

wäre hier weniger gut geeignet als der beruhigende Jambus (11-12-11-12).

 

In stummen Schauern gehen Blätter nieder,
ein federleichter Fall bringt sie zur Erde sacht,
und Baum um Baum reckt unbedeckte Glieder
empor zum Himmel, in die sternenklare Nacht…

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Lieber Gummibaum,
hab ganz herzlichen Dank für deine profunde und überhaus konstruktive Kritik. Die formalen Schwächen hast du ganz richtig erkannt. Anfangs habe ich noch auf die Silbenzahl und ihren Wechsel geachtet, doch irgendwann habe ich mir die Freiheit genommen, sie zu vernachlässigen.  Insofern ist nichts beabsichtigt, was hier von der Norm abweicht. Dennoch besticht deine alternative 2. Fassung enorm - nicht nur in ihrer formalen Richtigkeit. Ich würde deine Korrekturen gerne übernehmen, und danke dir von Herzen dafür, dass du dich so intensiv mit den Möglichkeiten zur Verbesserung befasst hast. Mein Problem ist, dass ich eher intuitiv schreibe und etwaige Regeln - die ich eh kaum kenne - vernachlässige. Tatsächlich sagen mir die Worte Jambus und Trochäus nicht wirklich etwas, aber ich sehe schon, es lohnt, sich etwas näher mit der Materie zu befassen.

Herzlichst

Elmar

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