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Geschrieben am (bearbeitet)

Was nütz ich dir mit meinen Träumen,

die sich nur voller Fernweh zeigen

wie Windgeheule in den Bäumen,

die sich verwurzelt nach dir neigen?

 

Durch schwarze Nacht kämpft sich mein Sehnen

und wird verstreut in tausend Sterne.

Auch nützen nicht die vielen Tränen.

Bei dir allein wär ich so gerne.

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Geschrieben

Hallo Schmuddelkind,

 

die müßigste aller Fragen.. was nütze ich dir. Was nützt alles und nichts und wem?

Mir scheint unter dieser Frage scheint eine weitaus wichtigere verborgen zu liegen.. "was bedeute ich dir".

LI sucht anscheinend verzweifelt nach einem Nutzen, den es für das LD sein könnte. Aber weder Tun noch Denken lassen einen solchen definieren.

Oftmals ist es dann nicht die Frage, welchen Nutzen ein Mensch für uns hat, sondern ob wir z.B. die Anwesenheit eines Menschen schätzen. Es gibt Menschen, die brauchen absolut nichts zu tun, um uns gut zu tun! Außer da zu sein.

Was streng genommen natürlich auch bereits etwas ist.

Und vielleicht der Punkt, an dem LI hadert. Ich weiß nicht, ob ich das richtig deute.. aber es scheint sich zugleich in die Ferne zu träumen und die Nähe des LDs zu wünschen. Eine zerrissene Gefühlssituation, gleichzeitig die Nähe eines Menschen zu ersehen und diese nicht ertragen zu können, bzw. in Träumen der Ferne zu leben. Anfänglich widersprüchlich, aber ich glaube, solch ein Gefühl ist fast jedem Menschen auf unterschiedlichen Ebenen vertraut.

 

Eine andere Möglichkeit wäre eine Un-möglichkeit des Sehens. Etwas trennt LI und LD voneinander und so kann LI nur von LD träumen, es aber nie erreichen. Und die einsam vergossenen Tränen, das Schwelgen in Unmöglichkeiten hat wahrlich "keinen Nutzen" für das LD. Vielleicht erschließt sich so auch die Verwendung von "Nutzen" besser.

Jedenfalls schneidet die unerfüllte Sehnsucht mit Worten. Hin zu einer verzweifelt anmutenden Selbstanklage, die den eigenen Nutzen als Mensch in Frage stellt.

Die Möglichkeiten der darin verwobenen Geschichten sind weit und interessant.. wieder sehr gut geschrieben!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

  • Danke 1
Geschrieben (bearbeitet)

Liebes Schmuddelkind,

 

ich sehe starke Selbstzweifel beim liebenden LI, das in Kategorien des Nutzdenkens nichts zu bieten hat:  keine Sicherheit, keinen Wohlstand und Erfolg…, sondern sich als von Sehnsucht aufgerieben und von dem Bedürfnis nach Nähe getrieben empfindet.

Fraglich ist allerdings, ob das LD überhaupt Wert auf solchen Nutzen legt oder aber die starken Gefühle und die Sensibilität des LI attraktiver findet und erwidern würde.

 

Gern gelesen.

Grüße von gummibaum

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Vielen lieben Dank für eure ausführliche Beschäftigung und die Einblicke in eure Interpretation, ihr Lieben!:smile:

 

Am 29.9.2020 um 20:04 schrieb Sonja Pistracher:

Wieder eine wahre Komposition an Worten, die sich melodisch in Liebe aneinander fügen.

Wow, der Satz ist ja schon fast selbstreferentiell. :wink:

Daher danke für deine nicht minder poetischen Worte zu meinem Gedicht, liebe Sonja!:smile:

 

Am 29.9.2020 um 20:41 schrieb Lichtsammlerin:

Mir scheint unter dieser Frage scheint eine weitaus wichtigere verborgen zu liegen.. "was bedeute ich dir".

Das ist ein interessanter Interpretationsansatz, liebe Lichtsammlerin.:smile:

Denn in unser Gesellschaft wird oft die Bedeutung eines Menschen daran bemessen, was er uns nützt. Wie schnell auf einmal Kassiererinnen systemrelevant waren - naja, zumindest verbal - als wir in der heißesten Corona-Phase merkten, wie sehr wir auf sie angewiesen sind! Dabei ist ja ein Mensch bereits dadurch bedeutend, dass er sich als Person versteht. Daran darf man sich ruhig öfter erinnern.

 

Am 29.9.2020 um 20:41 schrieb Lichtsammlerin:

LI sucht anscheinend verzweifelt nach einem Nutzen, den es für das LD sein könnte. Aber weder Tun noch Denken lassen einen solchen definieren.

Und das ist dann die Folge, wenn man dieses Denken verinnerlicht hat: Ich muss doch für irgendwas zu gebrauchen sein, sonst bin ich wertlos. Dabei kann man zuweilen übersehen, was man als Person schon in eine soziale Interaktion einbringt und dies ist ja offensichtlich wertvoll genug, dass sich der Gegenüber auch auf diese Interaktion einlässt.

 

Am 29.9.2020 um 20:41 schrieb Lichtsammlerin:

Es gibt Menschen, die brauchen absolut nichts zu tun, um uns gut zu tun! Außer da zu sein.

Ja! Das sehen viele Menschen leider nicht - dabei ist es so schön einfach und doch so wirkmächtig, einen Menschen um sich zu haben, der einem einfach gut tut.:smile:

 

Am 29.9.2020 um 20:41 schrieb Lichtsammlerin:

Ich weiß nicht, ob ich das richtig deute.. aber es scheint sich zugleich in die Ferne zu träumen und die Nähe des LDs zu wünschen.

Ich persönlich habe es zwar ein wenig anders gedeutet, aber deswegen ist deine Deutung ja nicht falsch. Und bedeutsam ist sie obendrein, weil die emotionale Ambivalenz an sich schon so schön poetisch ist. Doch, der Ansatz gefällt mir.:smile:

 

Am 29.9.2020 um 20:41 schrieb Lichtsammlerin:

Eine andere Möglichkeit wäre eine Un-möglichkeit des Sehens.

Das ist tatsächlich die Deutung, die ich im Sinn hatte. Das LI kann gerade nicht bei einem geliebten Menschen sein, obwohl dieser gerade seine Hilfe gebrauchen könnte. Die Unzulänglichkeit, die dem LI bewusst wird, der Schmerz, nicht da sein zu können, sondern nur fromme Wünsche zu formulieren, die keine Probleme des LD lösen - dieses Gefühl finde ich so spannend und wollte es zu Papier bringen.

 

Am 29.9.2020 um 21:48 schrieb gummibaum:

ich sehe starke Selbstzweifel beim liebenden LI, das in Kategorien des Nutzdenkens nichts zu bieten hat:  keine Sicherheit, keinen Wohlstand und Erfolg…, sondern sich als von Sehnsucht aufgerieben und von dem Bedürfnis nach Nähe getrieben empfindet.

Auch eine richtig starke Lesart, lieber gummibaum!:smile:

Knüpft auch wieder daran an, dass man darunter leidet, sich über seinen Nutzen zu definieren (bzw. definieren zu lassen), statt sich auf seinen Charakter zu besinnen, stellt dem aber eine tolle Erkenntnis entgegen:

 

Am 29.9.2020 um 21:48 schrieb gummibaum:

Fraglich ist allerdings, ob das LD überhaupt Wert auf solchen Nutzen legt oder aber die starken Gefühle und die Sensibilität des LI attraktiver findet und erwidern würde.

Genau! Tugenden müssen nicht zwingend nützlich sein und Menschen, die zum eigenen Lebensweg passen, erkennen dies auch, sehen die vielen Freuden, die man jemandem allein durch sein So-Sein bescheren kann, z.B. durch eine feinfühlige Art.:smile:

 

LG

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