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Aus dem Spiegel raus –

wie schau ich aus?

Ganz gut, gepflegt,

hab Mut,

denn so erwägt

vielleicht mein Gegenüber,

mich noch lieber

zu empfinden,

mich zu sehen

als einzigartig,

drahtig,

wendig,

von der Zehe bis zum Kinn,

weil ich ein guter Mensch ja bin.

 

Ich helfe, wenn ich kann,

doch zuerst bin ich dran,

denn wer nicht stark,

autark

und lebensecht,

kann schlecht

dem Andern beisteh´n,

mit ihm konform geh´n,

das weiß man

und ist völlig klar,

das macht auch Sinn,

weil ich ein guter Mensch ja bin.

 

Die Andern – die sind schlecht,

nicht echt,

schau´n nur auf sich

nicht auf mich,

ohne zu weichen

geh´n über Leichen,

ich bin entsetzt,

dadurch gehetzt,

bis ganz tief drin,

weil ich ein guter Mensch ja bin.

 

Sodass ich gebe

und erlebe

so viel Dank,

und ich wank

beim Bemessen

dessen,

was vertragen wird,

such danach,

was mir kein Ungemach

und mir nicht fehlt,

zücke gequält

mein Portemonnaie,

weil ich ja seh,

dass es wohl kränkt,

wenn zu viel geschenkt,

geb weniger d´rum hin,

weil ich ein guter Mensch ja bin.

 

So wandle ich durchs Leben,

beglückt von meinem Geben,

erfreut über mich, mein Tun,

scheue wirklich keine Müh´n,

es jedem zu erzählen,

dass jeder könnte wählen

zwischen gut und schlecht,

zwischen wahr und echt,

so wie ich, der Mensch,

der sich mag,

Jahr um Jahr, Tag um Tag

und selbstverliebt nicht vergisst,

dass es selbstverständlich ist,

eben so wie ich ganz rein,

ein guter Mensch zu sein.

 

 

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Geschrieben

Hallo liebe Sonja,

 

da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.

 

Das GutSein ist gut, das PseudoGutsein ist noch besser und befriedigt ungemein. Das konnte ich schon oft beobachten, denn still im Hintergrund Gutes tun lässt den Glorieschein parout nicht hell erstrahlen und damit es so ist muss man Mundpropaganda betreiben.

 

 

LG Sternwanderer

 

  • in Love 1
Geschrieben

Hallo Sonja,
Gutsein hat viele Ausprägungen vom Pfadfindervorsatz "jeden Tag eine gute Tat", bis zum "zuviel des Guten", das mehr der Eigendarstellung als den Hilfebedürftigen dient, oder den Beschenkten das Selbstwertgefühl raubt.
Ich halte sehr viel vom Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" und wenig davon schlechtes Gewissen ungeprüft mit Geldspenden zu beruhigen.
Jedenfalls ein Thema das viele bewegt und viele Facetten hat.
Konstruktiv betrachtet könnte ich mir den Text etwas verdichteter gut vorstellen, wobei die einzelnen Blickwinkel aber beibehalten werden sollten.
Gern Hineingespürt und Reflektiert.
LG
Perry

  • Danke 1
  • 3 Jahre später...
Geschrieben

Ich mag die Ironie in diesem Gedicht sehr, liebe Sonja. Wahrscheinlich kennt jeder von uns Menschen, die mit ihrem Gutmenschentum gerne nach aussen glänzen. Gutes tun und NICHT darüber reden schmeichelt halt nicht dem Ego.

Aber was soll's... das ist immer noch besser als die Gleichgültigkeit, die man täglich beobachten kann. 

Ich kann Perry nur beipflichten: Hilfe zur Selbsthilfe ist langfristig der richtige Weg.

Und ich glaube, da kann jeder von uns etwas zu beitragen.

Danke für diese Überlegungen und das leise Schmunzeln...  😉 

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