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Geschrieben am

Anscheinend bin ich heilig,

mir dämmert' s, klar, ja freilich

und hoff, dass es verzeihlich,

zu leben immer nur zum Schein,

ich sollte maßvoll dankbar sein,

doch leuchtet mir das gar nicht ein.

 

Die wollten mich nicht haben,

mich liebend gern vergraben,

trotz meiner guten Gaben,

das nur, weil ich nicht glaubte

und ziemlich frech behaupte,

dass man mich einst beraubte.

 

So flamme leuchtend auf mein Licht,

dort wo des Messers Schneide bricht,

wirf Asche mir ins Angesicht

und obendrein aufs Häuptelein,

wie kann ich nur so maßlos sein,

zu leben immer nur zum Schein.

 

Mit Steinen dürft ihr werfen,

Gesetze streng verschärfen,

doch lasst es mich zu nerven,

nur weil ich dreist es wage

mit allem was ich sage,

bin ich noch Herr der Lage.

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Geschrieben

Liebe Letreo,

 

ich muss gerade denken - welch Maßlosigkeit zu leben! So dreist, ganz einfach, sich ein Leben zu erkämpfen..

 

Das Spiel der Worte von Heiligkeit und Schein - Scheinheiligkeit - trifft hier punktgenau den Kern. Ein Vorwurf im Grunde, der bravourös (schreibt man das wirklich so?? bravourös - seltsames Wort!) zurück gegeben wird.

Wer maßt sich denn an, über das Leben eines anderen zu urteilen?

Aber wer für sich einsteht, auf sein Recht pocht, seine Freiheit.. der erntet sogleich Gegenwind. Still und hörig soll man sich dem Rahmen fügend, duldend hinnehmen, was andre tun.

 

Der beißende Sarkasmus zeigt für mich eine gesunde Rebellion. Und zieht damit gekonnt das Verhalten der anderen ins Lächerliche.. entblößt ihren Schein.

Nein, LI ist nicht heilig. Aber wer stellt denn bitteschön auch solch einen Anspruch? Wie maßlos solch eine Erwartung zu stellen!

Aber LI will sich nicht unterkriegen lassen.. es kennt die eigenen Werte und verteidigt sie. Ehrlich statt zum Schein.

Ein wenig dachte ich zunächst an eine kindliche Trotz-Reaktion, aber es ist viel mehr, und die "Rebellion" erscheint mir passender. Immer nur schlucken zu sollen, den Mund zu halten und überspitzt "den Dreck anderer zu fressen" - Nein. Einfach Nein.

Es entsteht auch keine Gleichgültigkeit, und die Demut zeigt in Wahrheit eine Überwindung der Anfeindungen, die anfänglich wohl (und in Teilen wohl immer noch) doch sehr verletzend sind.

Daraus wird:

vor 2 Stunden schrieb Letreo71:

So flamme leuchtend auf mein Licht,

dort wo des Messers Schneide bricht,

wirf Asche mir ins Angesicht

Und hier muss ich irgendwie an eine Szene aus der Bibel denken. Jesus soll gesagt haben, "wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin".

Und das ist keineswegs eine Provokation!

Auch in deinen Worten ruht nichts davon.. vielmehr spiegelt LI das Verhalten dadurch. Es wird ein Ebenbild der Fremdzuweisung, legt absolut maßlos offen, was dahinter liegt.

 

Keine Ahnung wie oft ich dies Wort "maßlos" jetzt in meinem Kopf habe. Aber eine bessere Beschreibung als dieses Wort, das so vieles auf den Punkt bringt, habe ich nicht.

Ich kann deine Zeilen unterschreiben und fühle mit LI.. Die Auflehnung mag ein Schritt der Befreiung sein, sich loszusagen und die angelegten Ketten aufzubrechen. Und jetzt denke ich an die Ärzte und "Rebell" :biggrin:

Ich bin voll für Rebellion!

Also........................... in der Theorie. In meiner eigenen praktischen Umsetzung..... sagen wir.... ich arbeite noch daran.... aber in meiner Brust lebt ein wildes Tier names Aufbegehrung... und ich lausche ihm... und füttere es sorgsam... :saint:

 

Muss ich noch was sagen? Mmh, formal wie eigentlich immer super, gefällt mir gut!

Ok. Genug der Formalitäten..

 

Liebe Grüße Lichtsammlerin

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Geschrieben (bearbeitet)

Liebe Lichtsammlerin,

 

wie so oft triffst du mit deinen klaren Textanalysen sehr gut ins Schwarze. Dein Kommentar hat mich geradezu begeistert, zumal ich hier viele gedankliche Parallelen sehe.;-) Warum überrascht mich das nicht?

Nun, ich denke auch du rebellierst und kämpfst gegen Geschehnisse an, die man leider nicht ungeschehen machen kann. Ein harter Kampf, aber er lohnt sich.

 

Wie oft in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass es mir nicht gestattet ist so zu leben, wie ich es möchte und ich hielt es sogar für normal. Ich denke schon, dass ich nicht unbedingt an Gott glauben muss, nur um Leben zu können, aber zu wissen, dass er an mich glaubt (und das glaube ich wirklich), hat mich immer wieder aufgebaut. Und diese Schein Heiligkeit Anderer, die meinen über mich urteilen zu können und diese maßlose Fremdzuweisung  hat mich immerzu frustriert.

 

Zitat

"wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin".

 

Diese Bibelstelle kannte ich nicht, aber ich habe schon oft von ihr Gebrauch gamacht.;-(

 

Ich danke dir für deine Zustimmung, liebe Lichtsammlerin und schlage vor, dass wir zur Praxis übergehen!

(Also füttern, bis die Schwarte kracht.)

 

Liebe Grüße, Letreo

 

Bei @Skalde, @Freiform, @anais, @Gina, @CB90, @Kurt Knecht und @alter Weinbedanke ich mich herzlich für die Likes und die damit verbundene Anerkennung!

 

 

  • Schön 1
Geschrieben (bearbeitet)

Liebe Letreo,

 

eine engagierte Abrechnung mit denen, die das Leben zurechtstutzten und nun zur stillen Akzeptanz zwingen möchten. „Maßvoll“ und nur „zum Schein“ zu existieren und dafür heiliggesprochen zu werden, darf man nicht hinnehmen, man muss die Rückeroberung seines Lebens vorantreiben.

 

Schön auch das Spiel mit den Bedeutungsnuancen im Wort „scheinheilig“ und der dreifache Reim, der das Gedicht mit Pfeffer würzt, bzw. das Messer schärfer und spitzer macht.

 

Chapeau von gummibaum

 

Toller Kommentar von Lichtsammlerin!

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Letreo,
dein Text erinnert mich an dunkle Zeiten, wo die Freiheit des Einzelnen oft bedroht war.
Was wir heute in unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft wieder vermehrt erleben ist einerseits ein gewisser Ver- bzw. Rückfall des guten Umgangs miteinander und andererseits ein politisches Agieren mit der Angst der Menschen.
Gern Hineingespürt mit der Hoffnung auf wieder bessere Zeiten.
LG
Perry

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