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Geschrieben am

Hallo @Melda-Sabine Fischer,
wenn mir ein Leser die Ehre erweist und auf eine Fortsetzung hofft, bin ich bemüht, dem auch nachzukommen, solange die Muse nicht ihr Veto einwirft!

In diesem Fall musste ich länger überlegen, in welcher Form ich die Geschichte weiterführen kann, ohne einen zu großen Bruch zum ersten Teil zu erzeugen. Ob mir das gelungen ist, kann schlussendlich nur der Leser entscheiden.

Es ist auch immer fraglich, ob es gelingt, die Erwartungshaltung des Lesers zu erfüllen, der sich eine Fortsetzung wünscht. Von daher hoffe ich, dass der zweite Teil gegenüber dem ersten Teil nicht zu stark abfällt. Ich freue mich über jede Kritik, auch wenn sie nicht positiv ausfallen sollte!

 

Grüßend Freiform



Den Himmel halten: Teil 2

So begegneten wir uns vor vielen Jahren und unsere Bekanntschaft prägte von da an Teile unseres Weges. Es waren Wege, die im Misstrauen ihren Anfang nahmen. Wege, die mich an den Rand der eigenen Belastbarkeit brachten, als sich mir deine Geschichte offenbarte. Ich erinnere mich noch genau an diesen schicksalhaften Tag unseres ersten Zusammentreffens.

Ich flüchtete in eine abgewrackte Kneipe, um Schutz vor einem plötzlich hereinbrechenden und monsumartigen Regenguss zu finden. Obwohl ich bei Weitem kein Schirm, Charme und Melone Typ bin, war ich für diese Kaschemme völlig overdressed. Alle Augenpaare richteten sich gleichzeitig auf mich, aufgrund der Uhrzeit waren zwar nur wenige Gäste anwesend, diese wirkten aber auf mich, als wenn sie diesen Ort vor Jahren das letzte Mal verlassen hätten. Du saßt an der Theke links von mir und auch wenn deine Klamotten ziemlich abgewrackt waren, machtest du wenigstens einen sauberen Eindruck. Frisch rasiert, saubere und gepflegt Fingernägel, die Haare nicht fettig. Du wirktest noch sehr jungenhaft und dein Äußeres eher unscheinbar und harmlos.

Ich hätte gerne eine Tasse Kaffee zum Aufwärmen bestellt, nur befürchtete ich nach einem Blick hinter den Tresen, dass dieses Unterfangen ernsthafte gesundheitliche Folgen hätte nach sich ziehen können. Kurzum bestelle ich einen Sambuca, die Flammen würden alle Bakterien unschädlich machen und der Schnaps für etwas Wärme sorgen. Du nahmst keinerlei Notiz von mir und da der Wirt nicht nur anscheinend sein bester Kunde war, sondern es auch nicht eilig mit dem Geld verdienen hatte, riskierte ich einen unauffälligen Blick zu dir herüber, um die Wartezeit zu überbrücken. Das erste, was mir auffiel war, dass du nur an deinem Getränk nipptest, anstatt wirklich zu trinken. Da kein Dampf von der Flüssigkeit aufstieg, konnte es also nicht an der Temperatur des Inhaltes liegen. Deshalb vermutete ich, dass du entweder keinen Durst oder dir einfach die monetären Mittel fehlten. Des Weiteren wirkt deine Mimik wie eingefroren, was deinem ansprechenden Äußeren eine harte Note verlieh.

Der fette und völlig verwahrloste Wirt stellt mir endlich meine Bestellung vor die Nase, nur ein halb volles Pinnchen, anstatt die vollen 2 cl, die ich bezahlen müsste. Ich ignorierte den offensichtlichen Betrug, da ich sicher nicht vorhatte, diese Lokalität in meinem Leben noch einmal freiwillig aufzusuchen. „Will der feine Herr so ganz alleine trinken?“ Tönte es mir von der rechten Seite ins Ohr und nur eine Millisekunde später erreichte mich ein verfaulter Geruch, der mich innerlich zum Würgen brachte. Aus dem Augenwinkel erkannte ich die Fratze des Typen, der mich beim Einkehren in diese Spelunke mit seinem Blick förmlich durchbohrte. „Alleine saufen macht doch gar keinen Spaß und du schaust so aus, als wenn du es dir leisten könntest, eine Runde zu spendieren!“ Noch bevor ich mein Gesicht in Richtung des Provokateurs drehen konnte, hörte ich ein Kichern aus dem Raum und das Geräusch eines aufspringenden Stiletts.

„Das Messer weg, Jack!“ Brüllte der Wirt auf einmal erstaunlich munter „Du weiß, meine Konzession hängst nur noch am seidenen Faden, und wenn ich die Bude hier wegen dir dichtmachen muss, kommst du überhaupt nirgendwo mehr rein. Also weg mit dem Ding!“ Doch Jack schien auf dem einen Ohr taub zu sein und kratze sich gekonnt mit der Spitze des Messers den Dreck unter den Fingernägeln hervor, während er mich musterte. „Na wie siehts jetzt mit einem Drink aus, du feiner Pinkel!“ Wiederholte Jack seine Aufforderung nun deutlich gereizt. In meinem Kopf ratterte es und die klamme Kälte, die mich Sekunden vorher noch heimsuchte, war wie verflogen. Noch bevor ich etwas herausbrachte, erreichte mich von links ein erstaunlich warmes „Du hast Smittie gehört Jack und lass den Mann in Ruhe.“ In dieser Aussage lag keinerlei Aggression, nicht der Hauch einer Warnung und trotzdem verschwand augenblicklich das Messer in Jacks Hosentasche.

„Hast du einen schlechten Tag, Phil, oder warum mischst du dich ein?“ Und wieder begann ich von dem Gestank, der mich erreichte, innerlich zu würgen. „Ich nicht, aber du gleich, Jack.“ Gabst du vollkommen emotionslos zurück, ohne auch nur einen Augenblick in unsere Richtung zu schauen. „Is ja gut, du schuldest mir nen Drink Phil!“ Witzelte Jack, nur lachte niemand. „Wohl kaum.“ Entgegnetest du, während Jack sich Richtung Ausgang trollte. Ich brauchte noch einen Moment, bevor ich die Fassung wiederlangte. Obwohl ich mich erleichtert fühlte, war ich gleichzeitig auch angespannt und gewarnt. Offensichtlich hatte dein unscheinbares und harmloses wirkendes Äußeres, wenig mit deinem wirklichen Wesen zu tun, sonst hätte ich mir die vergangene Szene nicht erklären können.

„Vielen Dank für Ihre Hilfe!“ Richtete ich das Wort an dich, aber von dir kam nur ein „Ich heiße Phil, nicht Ihre!“ Immer noch, ohne den Blick von deinem Getränk zu nehmen. „Vielen Dank, Phil!“ Korrigierte ich mich und gab dem Wirt ein Zeichen, das ich zahlen wollte. „Ich würde bleiben und warten, bis ich gehe, sonst lernst du heute noch die Wirkung eines Stiletts zwischen deinen Rippen kennen!“
Erschrocken hielt ich inne und zum ersten Mal schautest du mich direkt an. Deine Augen hatten eine warme Ausstrahlung und passten so gar nicht zu deiner eingefrorenen Mimik! Gleichzeitig wirkten sie auf eine bestimmte Art und Weise intelligent. Insgesamt warst du eine einnehmende Erscheinung, die aber unmissverständlich eine Aura von angebrachter Vorsicht verströmte. Deine halblangen Haare lagen leicht gewellt über deiner Schulter, was dir zusätzlich eine feminine Note verlieh, die nicht so ganz zum restlichen Erscheinungsbild passte.

„Glaubst du Phil, dass Jack draußen auf mich wartet?“ Fragte ich dich. „Ganz sicher wird er das und glaube ja nicht, dass dieses Sauwetter ihn so schnell von seinem Vorhaben abbringen wird. Du bist zu leichte Beute für ihn, dass wird es sich nicht entgehen lassen wollen. Eher friert die Hölle zu! Wenn du also schlau bist und den Eindruck machst du mir, bleibst du schön auf deinen vier Buchstaben sitzen und wartest, bis ich gehe. Hast du ein Auto?“
„Ja, drei Blocks weiter in der Tiefgarage.“ Gab ich wahrheitsgemäß und ohne zu zögern an. „Gut, dann nimmst du mich gleich mit und lässt mich da raus, wo ich raus muss!“ Es ließ in dieser Aussage keinen Zweifel zu, dass ich irgendeine eine Wahl hatte. Ich ergab mich meinem Schicksal und war der Meinung, dass mir ein zweiter Sambuca nicht schaden könnte, während sich draußen langsam wieder erste Flecken von Blau den Himmel eroberten.

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Geschrieben

Lieber @Freiform, was für eine Ehre, mir diese Fortsetzung zu widmen. Sie ist Dir wirklich grandios gelungen. 

Die darin erzeugte Spannung hat mich innerlich mitgerissen und am Ende doch wieder denken lassen,
wie geht es jetzt weiter? Aber es wäre zu vermessen, erneut um eine Fortsetzung zu quengeln. Vielleicht
klingt das jetzt trivial und albern, aber zuletzt verspürte ich einen solchen Drang, weiterlesen zu wollen
in meinen Jugendtagen, als Jerry-Cotton-Romane en vogue waren. 

 

Für mich ist das wie bei einer guten Speise, man möchte nicht aufhören, davon zu essen. 

 

Vielen Dank, ich habe mich prächtig unterhalten 

 

Melda-Sabine

 

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Geschrieben

Hallo @Melda-Sabine Fischer,

:blume:
Ich freue mich sehr, dass dich die Fortsetzung auch erreichen konnte! Es war mir wieder eine Freude dich Unterhalten zu dürfen, so wie du mich mit deinen Werken stets aufs angenehmste und amüsanteste unterhältst!
Jetzt, wo ich den Faden aufgenommen habe, würde ich selber gerne wissen wo die Reise hingeht, von daher schreibe ich noch den ein oder anderen Teil, um die Geschichte zu einem Ende zu führen. Mal schauen, wie lang ich dich beim geschehen halten kann. Bitte fühle dich nicht genötigt dabeizubleiben, wenn die Geschichte dein Interesse verliert!

 

Dankeschön! :smile:

@Gina@Sonja Pistracher@Kurt Knecht

 

Grüßend Freiform
 

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