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Ein letztes Mal


Freiform

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Ich finde dich am Boden zerstört und frage mich wieder, wieso tust du dir das nur an? Warum verlierst du dein Herz immer an die Falschen und nur in der Ferne, wo das Glück doch so nah liegen könnte. Ich nehme dich in den Arm und trockne dir die Tränen, wieder einmal!
Wie gern würde ich auch deine Seele heilen, aber du lässt mich einfach nicht.

Stundenlang erzählst du mir, wie verletzt du dich fühlst, wie hoffnungsvoll du diesmal warst, dass er der Richtige sein könnte, bis die Seifenblase wieder platzte. In mir spüre ich eine unbändige Wut auf mich, weil ich einfach nicht den Mut finde, dir meine Gefühle zu offenbaren. Auf dich, weil du gar nicht zu begreifen scheinst, dass mein Handeln nur eine einzige Schlussfolgerung zulässt, dass ich dich liebe. Aber du sitzt jede freie Minute vor irgendwelchen Chats mit wildfremden Typen, die Ihre Profile so mit Lügen aufgepimpt haben, das sie eigentlich von einem anderen Stern Kommen müssten, wenn nur ein Funken Wahrheit in ihnen enthalten wäre. Aber du glaubst ihnen jedes Wort, solange, bis du wieder auf die Schnauze fällst und doof aus der Wäsche guckst. Ich mir wieder die Frage stelle, warum liebe ich dich nur?

Bin ich einfach nur blind vor Liebe? Wie kann ich nur jemanden lieben, der vor Naivität überquillt? Der den Bezug zur Realität anscheinend längst abgebrochen und sich in der virtuellen Welt verliert, ohne zu bemerken, dass nebenan ein Herz für ihn schlägt. Während dein Tränenstrom langsam versiegt, wächst in mir eine bodenlose Traurigkeit. Es wird Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen, denn meine Kräfte sind am Ende und ich werde nicht weiter untergehen, nur weil du nicht in der Lage bist, die Augen zu öffnen. Ein letztes Mal nehme ich dich tröstend in den Arm und gehe dann, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Warum versuchen, etwas zu erklären, wenn doch niemand zuhört. Warum sein Herz öffnen, wenn das andere doch verschlossen bleibt. Du rufst noch „Bis die Tage!“ Bevor du dich wieder dem nächsten Chat widmest und ich ein letztes Mal, vor deiner Türe tief durchatme.

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Hi Freiform!

 

Die Zeilen sind zwar schön, dennoch ein "traurig" von mir. Wenn Liebe einseitig ist.. und unerkannt bleibt.. ist sie nunmal nicht wirklich schön. Will eigentlich gar nicht mehr wissen, wieviel Jahre es mir so ergangen ist.. aber jetzt denke ich dummerweise darüber nach

 

LG, Stefan

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Ich konnte das alles gut mitfühlen, lieber @Freiform, denn ich, wie sicherlich auch viele andere, habe das Szenarium unerfüllbarer, unerreichbarer Liebe in meinem Leben schon mal mitgemacht.

 

Doch seit einigen Jahren bin ich glücklicherweise darüber hinweg - mir ist eine gute und feste Freundschaft sehr viel lieber geworden.

 

Melda-Sabine

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Guten Abend Freiform,

 

nur Du weißt, was Du bereit bist, für einen geliebten Menschen hinzunehmen. Ich bin bei Dir in Bezug auf die flache Lebensweise, welche meiner Meinung nach, wenn nicht durch das Internet verursacht, zumindest von diesem, entsprechend bedient wird. Aber die Zeile " und ich ein letztes Mal, vor deiner Tür tief durchatme" zeigt mir, dass Du eine genau Vorstellung hast, was für Dich geht und was nicht. Sehr gelungen und macht die Geschichte rund. So genug für heute, nur noch soviel ich mag Deine Geschichten. Diese besonders.

Einen schönen Abend Dir. Kurt

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Lieber @Freiform, wieder sehr gelungen.  Das wäre ja schon wieder eine Möglichkeit, sich in einer Fortsetzung zu verlieren.  So mit dem Fortgang: "Genau in diesem Moment stürzt sie hinter mir  aus der Türe, hakt sich unter und meint " Weißt du,  wir könnten einfach mal wieder um die Häuser ziehen,  du hast doch Zeit,  oder?" 

Überrascht und fast unvereinbar mit meinen gerade noch wehmütigen Gedanken eines endgültigen Abschieds stolpere ich, weil mehr gezogen,  als gegangen,  mit ihr am Arm über die Stufen bis zum Haustor hinunter... . " 

So, jetzt ist die Wehmut draußen und es geht mir gleich besser.  

Vielleicht liebe @Melda-Sabine Fischer fallen dir auch noch ein paar Zeilen ein und @Freiformist wieder so richtig motiviert.... :wink:

Sonja 

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:panik:

vor 1 Stunde schrieb Sonja Pistracher:

Das wäre ja schon wieder eine Möglichkeit, sich in einer Fortsetzung zu verlieren. 

:panik:

 

 

Ad hok:
( Aus ihrer Sicht geschrieben )

Ich verspüre plötzlich einen Durchzug an meinem Rücken und nachdem die Türe zufällt, erreicht mich kurze Zeit später eine Druckwelle, während ich den nächsten Chat lese. Ich überfliege die Zeilen, aber irgendwie verschwimmt der Inhalt vor meinen Augen. Ich versuche, noch einmal zu lesen und breche dann ab, weil mich meine Konzentration im Stich lässt. Irgendwas war heute anders, ohne es konkret benennen zu können.

Ich rücke den Stuhl vom PC-Tisch ab und lasse mich gedankenvoll in den Stuhl sinken, während ich meine Füße auf den Tisch lege. Was war heute los mit ihm? Sein Tonfall, sein Blick, seine Umarmung, offensichtlich so wie an jedem anderen Abend und doch spüre ich tief in mir eine Veränderung. Eine Veränderung, die mich lähmt, mir den Atem nimmt und bevor ich den Gedanken klar formulieren kann, spüre ich Tränen über mein Gesicht laufen. Das war eben kein „Auf Wiedersehen.“ Das war ein „Lebe wohl!“ Mit der Erkenntnis fängt mein Herz an zu rasen und in meinem Kopf breitet sich Sekunde für Sekunde mehr Chaos aus. Ich schlage die Hände vors Gesicht und mein Körper bebt, während ich aus ungeahnter Ohnmacht jegliche Fassung verliere.

Wie konnte ich nur meine eigenen Empfindungen so missverstehen, seine Signale falsch deuten oder vollkommen ignorieren, wo sie jetzt wie ein offenes Buch vor mir liegen. Der Tränenstrom nimmt mir jeder neuen Erkenntnis zu und irgendwann verspüre ich nur noch Scham, weil ich ihn aufs Schändlichste verletzt und missbraucht haben muss.

Es dauert lange, bis ich mich langsam beruhige und wieder Herr über meinen Körper werde, aber das Gefühl von grenzenloser Scham bleibt. „Was tun, verdammt noch mal, was tun? Du blöde Kuh, du kannst doch jetzt nicht hier rumsitzen und darauf warten, das es vielleicht klingelt!“ Rufe ich hysterisch meinem Spiegelbild an der Wand entgegen, wohl in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Aber der Spiegel schweigt und in den Augen dich mich daraus anstarren erkenne ich nur eins, Panik!

@Sonja Pistracher

Hiermit übergebe ich feierlich die Feder an dich. Der nächste Teil (aus seiner Sicht ! ) gehört dir, oder die Geschichte endet hier!

 

Ein herzliches Dankeschön, ihr seid zu gut zu mir! 

@Lightning@Carlos@Melda-Sabine Fischer@Kurt Knecht

 

Grüßend Freiform

 

 

 

 

 

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ad hoc (aus seiner Sicht):

 

Wie angewurzelt bleibe ich stehen, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt. Eine Welt bricht in mir zusammen, mein ganzes Sehnen, Verzehren, Lieben. Ich spüre meinen Herzschlag an der Schläfe und beginne langsam mit zittrigen Knien die Stiegen hinunterzusteigen. Dieses Gefühl, nicht mehr zurückzukehren, nicht mal mehr zurückzublicken, öffnet eine Emotion in mir, die einer Verzweiflung nahekommt. Stufe um Stufe entferne ich mich von all meinen Gedanken, die sich schon eine halbe Ewigkeit nur um diese eine Person gedreht und sie auf einen Thron gehoben haben. Was mir in diesem Moment klar wird, ist die Tatsache, dass sie mich nicht mal mehr bemerkt hat. Dass ich eine Schablone, nein ein Spiegelbild ihrer Reflektionen war. Kein Mensch mehr, zu dem man aufsieht, vor dem man Respekt hat. Wie sollte sie mich lieben, wenn ich unsichtbar bin? Diese Erkenntnis trifft mich mit voller Härte, während ich das Haustor erreiche und glücklich bin, als mir kalte Luft entgegenströmt, die mich aus meiner Lethargie holt. Ein eisiger Wind bläst um die Häuser und die Herbstblätter suchen sich ihren Weg über meinen Kopf hinweg. Ich ziehe meinen Mantelkragen hoch und weiß plötzlich haargenau, während mir ein Lächeln hilft, mich zu fangen, welchen Weg ich genau jetzt einschlagen werde, ja einschlagen muss.

 

Lieber @Freiform - es ist angerichtet - du darfst nun weiter deiner Phantasie freien Lauf lassen. Bin sehr gespannt. Es ist herrlich, auf diese Weise zu kommunizieren. Gefällt mir sehr gut. Vielleicht sollten sich noch andere beteiligen.

Gute Nacht

Sonja

 

 

 

 

 

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Sehr schön, lieber Freiform.

 

Das Exotische und Virtuelle lockt viele mehr als das Naheliegende und Realistische. Sie lassen sie sich betrügen, enttäuschen, bedauern und opfern doch immer wieder ihr Glück und das anderer. Sich davon abzugrenzen, ist sinnvoll. 

 

Mit Freude gelesen

Grüße von gummibaum

 

   

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(Aus ihrer Sicht geschrieben)

Ich verharre noch eine unbestimmte Zeit vor meinem Spiegelbild, bevor ich wieder in der Lage bin, mich zu bewegen. Ich springe erst einmal unter die Dusche und versuche, mit eiskaltem Wasser die Müdigkeit zu vertreiben, die mich nach dem ausgedehnten Heulkrampf heimsucht. Das kühle Nass wäscht das Salz von meinem Gesicht und am ganzen Körper spüre ich schnell die belebende Wirkung, bis es langsam anfängt zu schmerzen und ich die Dusche abstelle.

Beim Abtrocknen versuche ich erste klare Gedanken zu fassen. Ich muss handeln und darf jetzt nicht zögern, mich nicht verkriechen und meinem ersten Reflex folgen. Splitternackt renne ich durch die Wohnung auf der Suche nach meinem Handy. Ich hätte schwören können, dass es am PC liegt, aber dort liegt es nicht. Ich schaue in den Hosentaschen im Bad nach, die immer noch am Boden herumliegt, weil ich noch nichts in die Wäschetonne geräumt habe. Ich entschließe mich, mir erst einmal etwas anzuziehen, bevor ich weitersuche. Ich hole mir frische Sachen aus dem Kleiderschrank und diesmal schaffe ich es sogar, mir einfach etwas zu greifen, ohne stundenlang zu überlegen, was ich anziehen soll.

Frisch eingekleidet führe ich meine Suche erfolglos fort, bis mir einfällt, dass ich auch einfach das normale Telefon nutzen könnte. Seine Nummer ist eingespeichert und drei Sekunden später ertönt „Hallo, das ist die Mailbox von…!“ Scheiße, warum hat er sein Handy ausgestellt und mit dieser Frage kommt die Scham zurück und mein schlechtes Gewissen. Ich lege das Telefon weg, um es sofort wieder aufzunehmen, und rufe mich selbst auf meinem Handy an. Wie nicht anders zu erwarten, tönt es laut aus der Sofaritze „I was made for loving you baby…“ Da hätte ich auch sofort draufkommen können, denn es ist nicht das erst mal, das es sich dort versteckt.

Ich schlüpfe in meine schnürlosen Schuhe, greife mir irgendeine Jacke und die Autoschlüssel. Flitze noch einmal zur Kontrolle durch die ganze Bude und ignoriere einfach das Chaos, das ich im Bad zurücklasse. Es gibt jetzt Wichtigeres. Auch wenn mir ein eisiger Wind vor der Haustür entgegenschlägt, werde ich zum Glück nicht kratzen müssen, denn die Autoscheiben der Nachbarn sind frei. Nur wo ist mein Auto? Ich bleibe an der Straße stehen und suche sie rauf und runter ab. Nichts! Ich überlege krampfhaft, wo ich es gestern Abend abgestellt habe, aber es will mir nicht einfallen. „Das kann doch jetzt nicht wahr sein!“ Rufe ich der Straße entgegen. Auch nicht das erste Mal, das mir das passiert. Kein Wunder, wenn man seine Augen nur noch auf das Handy richtet und wie ein Zombie mit dem Ding vor der Nase durch die Gegend rennt.

„Sucht da jemand wieder sein Auto?“ Tönt es unerwartet und offensichtlich belustigt hinter mir und als ich mich umdrehe, steht Herr Müller am offenen Fenster. „Ja mal wieder, Herr Müller!“ Gebe ich peinlich berührt zurück und bevor ich fragen kann, gibt er mir schon die Antwort „Zwei Straßen weiter links.“ Lächelt er mich an, um dann kopfschüttelnd das Fenster zu schließen, nicht ohne vorher ein leicht abwertendes „Die Jugend von heute!“ In den kalten Wind zu entlassen. Trotzdem bin ich ihm dankbar und setzte mich in Bewegung. Schnell merke ich, dass die Jacke, nach der ich auf die Schnelle gegriffen habe, den Temperaturen nicht standhält. Als ich am Auto ankomme, friere ich bereits und als ich mich in den eiskalten Sitz fallen lasse, beginne ich schon etwas zu schlottern.

Noch einmal Umziehen kommt jetzt nicht in frage, auch wenn es bei der alten Karre ewig dauert, bis die Heizung ihren Dienst verrichtet. „Na super, was für ein Tag!“ Brummel ich genervt in den Fahrgastraum, wenigsten springt das Auto nach dem dritten Versuch endlich an. Ich muss dringend die Batterie checken lassen, rede ich mir ein, obwohl ich weiß, dass ich es voraussichtlich wieder vergessen werde, bis ich dann irgendwann dort stehe und nichts mehr geht. Fünfzehn Minuten später klappern mir bereits die Zähne, bevor mich erste angewärmte Luft erreicht. Ich hätte die Heizung auch auslassen können, denn fünf Minuten später biege ich bereits in deine Wohnstraße ein. Ich fahre zu deinem Parkplatz, aber der ist zu meiner Enttäuschung frei. „Das kann doch jetzt nicht wahr sein!“ Schreie ich das Lenkrad an.
Ich wühle in meiner Tasche nach meinem Handy und wähle blind die Favoritentaste „Hallo, das ist die Mailbox von…!“ Ich lasse den Kopf auf das Lenkrad sinken, während warme Tränen mir das ausgekühlte Gesicht wärmen.

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Auch gut geschrieben, lieber Freiform.

 

Die Person ist haltlos. Sie muss wie ein Kreisel in Bewegung bleiben, sonst fällt sie innerlich um. Kein Wunder, dass die Orientierung fehlt, sie Chaos stiftet und die Erinnerung verloren geht. Dass sie sich an eine andere Person klammert und zusammenbricht, wenn diese nicht erreichbar ist, weil sie eigene Schritte unternimmt. 

 

Ich kenne das etwas von früher. Es ging vorüber.

 

Gern gelesen.

Grüße von gummibaum

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(aus seiner Sicht geschrieben)

 

Entschlossenen Schrittes überquere ich die Straße, öffne meinen Wagen und lasse mich etwas erschöpft auf den Fahrersitz fallen. In diesem Moment bemerke ich den Geruch, den ich von ihr mitgenommen habe. Ihre Tränen an meiner Schulter sind noch ganz leicht zu spüren. Tränen, die sie wegen einer verlorenen Liebe, die noch nicht einmal eine gewesen ist, verloren hat. Auf mir. An mir. Um nicht wieder in die Lethargie zu verfallen, entledige ich mich trotz der Kälte meines Mantels, starte den Motor und fahre los. Jetzt hole ich einmal aus meiner Wohnung nur ein paar dringend notwendige Sachen. Mein Gedanke, einmal so richtig abzutauchen, gefällt mir immer mehr. Nicht, weil ich unglückselige oder selbstgefährdende Gedanken in mir trage - nein, weil ich endlich gehört werden will, gesehen werden will. Sie hat mir nur aufgezeigt, dass es doch überall das Gleiche ist. Irgendwie habe ich mich in meinem Helfersyndrom eingekapselt und funktioniere. Egal wer mich braucht, ich stehe bei Fuß und bin doch nur immer die Person, deren Wahrnehmung gerade den Weg in den Spiegel schafft. Die Sätze wie "der macht das schon", "kannst du schnell helfen?", "bin mir sicher, er kann das" usw. fallen mir nun pausenlos ein und dabei atme ich tief durch, erkenne den Frust, der sich angesammelt hat all die Jahre. Sie war nur der Auslöser, dies zu erkennen.

Ich bin doch ein Harvard-Absolvent. Was mache ich also noch in dieser Firma, die keine weiteren Chancen für mich bereithält? Wegen ihr bin ich in diese Kleinstadt zurückgekommen. Solange wir uns nur übers Telefon oder Skype gesehen und gehört haben, war da so viel. Wir konnten endlos miteinander quatschen und es ging in dieser Zeit tatsächlich um uns. Allerdings haben wir das Thema "Liebe" nicht erwähnt, nur unsere Zukunft, was wir noch alles gemeinsam machen wollen. Um das Gefühl, zusammen zu gehören.

Bei den Rekrutierungsgesprächen am Campus bekam ich so viele Jobs für ein Praktikum angeboten, aber habe alle ausgeschlagen. Für dich. Für uns.

Gleich heute nehme ich Kontakt auf.  Ich wollte immer schon unbedingt ins Consulting;  deshalb bin ich vor allem zu Veranstaltungen von großen Unternehmensberatungen gegangen. Nach Schulschluss habe ich dann trotzdem eine Firma in Deutschland gewählt, um als Unternehmensberater einzusteigen und bin geblieben. Einen Kontakt von damals habe ich noch. Eigentlich liebäugle ich mit diesem Gedanken schon länger. Jetzt ist die Entscheidung gefallen. Amerika! Noch nie habe ich mich so vogelfrei gefühlt wie heute, jetzt, hier in meinem Auto und dem Gefühl, vorwärts zu gehen. Die Wehmut meiner Gedanken an dich unterdrücke ich. Aber gibt es nicht immer einen Wermutstropfen?

 

 

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vor 19 Stunden schrieb Sonja Pistracher:

Vielleicht liebe @Melda-Sabine Fischer fallen dir auch noch ein paar Zeilen ein und @Freiformist wieder so richtig motiviert.... :wink:

 

Ich möchte mich da nicht einmischen, liebe @Sonja Pistracher. Zu diesem doch etwas ernsteren Thema, käme bei meiner humoristischen Veranlagung doch nichts wirklich Bewegendes heraus. Das überlasse ich dann lieber denn Verfechtern ernsthafter Poesie. 

 

Ich heitere Euch dann doch eher ab und an mit meinen albernen Ergüssen auf 

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(Aus ihrer Sicht geschrieben)

Ich schrecke auf, als hinter mir ein Auto hupt, weil ich mitten im Weg stehe. Ich fahre auf deinen Parkplatz und lege den Kopf wieder auf das Lenkrad, um nachzudenken. Den Motor lasse ich weiterlaufen, um nicht Gefahr zu laufen, auch noch zu erfrieren. Ich bekomme fast einen Herzinfarkt, als jemand heftig an der Seitenscheibe klopft und mit lauter Stimme ruft. „Da können sie aber nicht stehen bleiben, das ist ein Privatparkplatz und der gehört Ihnen nicht. Außerdem verpesten sie die Umwelt, wenn sie einfach den Motor laufen lassen!“ Ich schnappe kurz einmal nach Luft, bevor ich die Seitenscheibe herunterkurble und Blicke in das Gesicht einer alten Frau, die sich zu Halloween keine Maske kaufen müsste, um Kinder zu erschrecken. „Das ist der Parkplatz meines Freundes!“ Versuche ich ihr zu erklären, aber sie scheint sich bestens auszukennen.

„Der Herr Pfeifer hat aber keine Freundin und Sie habe ich hier noch nie gesehen!“ Gab sie klugscheißend, aber etwas weniger unfreundlich als noch zuvor an. „Nicht so eine Freundin, nur eine Freundin halt. Er wollte eigentlich schon da sein, aber ich bin wohl doch zu früh.“ Log ich die Alte an, um sie möglichst schnell loszuwerden. „Ich rufe ihn direkt noch einmal an und frage, wo er bleibt!“ Und wählte die Nummer mit der Favoritentaste. „Hallo, das ist die Mailbox von…!“
„Ergeht nicht dran, am besten suche ich mir einen Parkplatz in einer Seitenstraße und warte dort auf ihn!“ Die Alte nimmt meine Ankündigung wohlwollend auf und verzieht sich dann langsam.

Ich wende den Wagen und fahre raus auf die Straße, um mir dort einen Parkplatz zu suchen. Endlich läuft die Heizung auf Hochtouren, auch wenn es sicher noch dauern wird, bis meine Glieder wieder aufgetaut sind. Zu meinem Glück werde ich schnell fündig und als ich in einer Parklücke stehe, überlege ich, wie es jetzt weiter geht. Schließlich habe ich keine Ahnung, wo du steckst und wann du eventuell nach Hause kommst. Ich kann bei dem Wetter ja nicht stundenlang mit laufendem Motor hier rumstehen. Ich rufe Peter an, in der Hoffnung, dass du vielleicht noch zu ihm gefahren bist, aber der Anruf war umsonst, denn Peter hat seit Tagen nichts von dir gehört.

Meine Verzweiflung steigt mit jeder Minute und auch das Schamgefühl macht sich wieder bemerkbar. „Was mache ich jetzt nur? Was mache ich jetzt nur? Denk nach, Mädchen. Denk nach!“ Blaff ich wieder das Lenkrad an, das schon oft in meine Verzweiflungsausbrüche über sich ergehen lassen musste. Zehn Minuten später bin ich auf dem Weg zu mir nach Hause. In der Wohnung angekommen, setze ich eine große Kanne Caffè auf, räume das Badezimmerchaos notdürftig zusammen und hole aus dem Kleiderschrank meine dicke Lieblings Kuscheldecke mit den Winni Pooh Stickereien hervor. Ich bin gerade fertig, als mir die Kaffeemaschine geräuschvoll zu verstehen gibt, dass auch sie ihr Arbeit verrichtet hat.

Bevor ich die Wohnung verlasse, versuche ich noch ein letztes Mal dich anzurufen „Hallo, das ist die Mailbox von…!“
Mit Kuscheldecke, Thermoskanne und meinem E-Book Reader bewaffnet, stampfe ich Richtung Auto, diesmal weiß ich sogar noch, wo ich es abgestellt habe. Zwanzig Minuten später stehe ich wieder in der Parklücke von vorhin. Inzwischen ist es schon dunkel geworden, was mir entgegenkommt, weil ich mir doch etwas dämlich vorkomme. Ich greife mit noch meine not Bommelmütze aus dem Handschuhfach, um meinen Kopf vor dem eisigen Wind zu schützen. Die Nacht könnte es wieder Frost geben. Ein letzter Blick in den Schminkspiegel verschafft mir Gewissheit, dass sich meine Augenpartie nach der ganzen Heulerei wieder normalisiert hat und wenn ich den Aussagen meiner Chatpartner Glauben schenken darf, sehe ich geradezu zum Anbeißen aus.

Ich packe die Decke, Thermoskanne und den E-Book-Reader in eine große Transporttasche, wo einmal mein neues Bettzeug drin verpackt war, verschließe das Auto und im Gedanken sage ich zum Lenkrad „Hoffentlich bis morgen!“ Bevor ich die Straße herunter gehe in Richtung deiner Wohnstraße. Dein Parkplatz ist immer noch frei und diesmal freue ich mich sogar darüber. An deiner Haustür angekommen blicke ich mich einmal sorgfältig um, ob mich niemand sieht. Die Luft ist rein und so Klingel ich wahllos in der Mitte des Klingelbretts. Es dauert nicht lang und aus der Gegensprechanlage erklingt ein „Hallo, wer ist da?“
„Werbung.“ Lüge ich und hoffe, das mir einfach aufgemacht wird. „Aber nichts bei uns einwerfen“ erschallt es noch, bevor die Tür summt und ich sie mit leichtem Druck öffnen kann.

Im Hausflur ist es doch kühler als erwartet und ich sorge mich ein wenig, ob meine Winni Pooh Decke ausreicht. Schließlich habe ich keine Ahnung, wann du aufkreuzt, wenn du überhaupt aufkreuzt. Der Aufzug wartet bereits auf mich und eine halbe Minute später bin ich ganz oben angekommen. Ganz zu meiner Freude erinnere ich mich, dass von den drei Wohnungen der obersten Etage zwei im Augenblick unbewohnt sind. Mit ungeplanten Begegnungen ist als nicht zu rechnen und so packe ich meine Tragetasche aus, um mich einzurichten, für wie lange auch immer. Meine Bommelmütze muss als Kissen herhalten, damit mir der Hintern nicht am Steinboden festfriert. Ich lehne mich an deine Wohnungstür an, decke mich mit Winni Pooh zu und gieße mir einen Schluck Caffè ein. Der E-Book-Reader ist frisch aufgeladen und irgendwie besucht mich trotz der Angespanntheit auch die Leselaune. Genau der richtige Augenblick, um mein neues Buch anzufangen „Unser Leben, ein Wimpernschlag!“ Von der Autorin Sonja Pistracher.

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