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Geschrieben am (bearbeitet)

 

Wenn alles schläft und niemand wacht,
da wird nun auf Verschleiß getrimmt,
wird aufgerieben über Nacht,
woraus das Leben sich gewinnt.

 

Greif zu jetzt, nimm das Leben dir,
entreiße es der schwachen Hand!
Dein Erbteil ist unendlich schier,
und grenzenlos auch dein Verstand.

Zertritt, was sich nicht fügt und eint,
mach voll das Maß, das ohne Maß,
und was zerbrochen und beweint
eracht‘ es als zertretnes Gras.

 

Und wenn dein Erbe durchgebracht,
wenn es zerstoben und verprasst
wach auf in dunkler, kalter Nacht,
betrachte, was dir so verhasst.
 

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Geschrieben

Lieber Elmar, schön geschrieben.

 

Eine sarkastische Aufforderung, sich aus Hass berechtigt zu fühlen, unbemerkt den Schwachen ihre Lebensgrundlagen zu entreißen und ihre Ressourcen zu verprassen.

 

Solche Verhaltensweisen sind leider verbreitet: bei einzelnen, bei Gruppen und Staatsmächten.

 

Sehr gern gelesen.

 

Liebe Grüße von gummibaum

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Geschrieben

Lieber Elmar,

 

wirklich starke Worte, die in ihrer Bedeutung ambivalente Gefühle bei mir hinterlassen.

Darin liegt eine Kraft sich zu erheben, sich der eigenen Stärke bewusst zu werden und diese zu nutzen. Aber auch eine Abwertung des Schwachen, ja, ein tatsächlicher Unmut und eine Feindseligkeit dem gegenüber.

Das kann in bestimmten Situationen hilfreich sein. Um sich dem Negativen bewusst zu werden, sich abwenden zu können, es überwinden zu können.

Als Dauerzustand allerdings ist diese Überhebung seiner Selbst eher abstoßend. Wenn auch weit verbreitet... es scheint geradezu ein Phänomen zu sein, dass die Schwachen andere fertig machen, um sich stärker zu fühlen. Andere bezwingen, um davon abzulenken, dass man selbst tagtäglich vom Leben bezwungen wird.

Ein fast tragisch zu nennender Kreislauf!

 

Mit ähnlichen Gefühlen lese ich nun auch deine Verse. Halb bewundernd, halb abgestoßen.

 

Was auffällt ist die Wendung des Geschehens - was ewig so verhasst war, was LD beständig zertreten und abgewertet hat, das kehrt letztlich zum LD zurück. Wie ein Bumerang, holt das eigene Verhalten es letztlich ein:

vor 12 Stunden schrieb Elmar:

wach auf in dunkler, kalter Nacht,
betrachte, was dir so verhasst.

Plötzlich befindet sich LD selbst mitten in all dem, was es so sehr gehasst hat.

Das könnte man nun ausgleichende Gerechtigkeit oder Schicksal nennen, jedenfalls muss es sich nun damit auseinander setzen und vermutlich viele Annahmen, Vorurteile etc. überdenken, verwerfen, neu ordnen..

 

vor 12 Stunden schrieb Elmar:

und was zerbrochen und beweint
eracht‘ es als zertretnes Gras.

Mmh.. mir kam etwas in den Sinn, was ich gerne als Anregung loswerden möchte. Bei "zerbrochen und beweint" denke ich an Scherben und im Folgenden an zersprungenes Glas.

Wie wäre denn:

 

und was zerbrochen und beweint

eracht' es als zersprung'nes Glas

 

Das als Idee für dich.

Achso, ein Aspekt wollte ich noch aufgreifen: Das Erbe. Bzw. der Erbteil. Dies lässt sich natürlich als materielles Gut verstehen, was auch mit "verprasst" passen würde, gleichzeitig kann es auch eine Art Vermächtnis darstellen. Ein Erbe als tiefgreifende Prägung, eine Persönlichkeit, die LD mit sich trägt. Und damit eine Weltsicht, die z.B. von den Eltern vermittelt wurde.

Beide Aspekte finde ich hier spannend, beide scheinen Teile des Ganzen zu sein.

 

Gefällt mir wieder sehr!

 

Liebe Grüße Lichtsammlerin

  • Gefällt mir 1
Geschrieben (bearbeitet)

Liebe Poeten,
zunächst vielen Dank allen Likern; @Ioannis Progakis@Melda-Sabine Fischer@Lichtsammlerin@Buchstabenenergie @avalo@Berthold@Letreo71@Freiform@Sonja Pistracher@Ginaund vor allem auch den Kommentatoren wie: @gummibaum@Lichtsammlerin und @Nina K.
 

Mein Gedicht befasst sich mit der augenblicklichen Krisensituation, die ich als Auftakt einer globalen Umwälzung deute. Mit anderen Worten, die eigentlich Notsituation steht uns noch bevor, sie wird die Folge dessen  sein, was sich im Moment etabliert. Stichwort:  Plünderung, Ausbeutung und Unterdrückung von Mensch und Natur. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Luk 15,11) wird dieses Szenario beschrieben. Es geht am Ende dieser Parabel interessanterweise  nicht um die Frage der Verurteilung oder einer verdienten Bestrafung des Verursachers, sondern um dessen geistige Introspektive, die eine Transzendenz des verursachten Desasters in Aussicht stellt und die eigentümlicher Weise nur durch die selbst verursachte Notsituation möglich wird.
Und ja, Nina, du hast die Doppeldeutigkeit der Überschrift - sich das Leben nehmen- gesehen. Der verlorene Sohn nimmt sich im Grunde genommen selbst das Leben, in dem er alles gewaltsam an sich reisst.
 

Allen noch einen besinnlichen ersten Advent

 

Herzlichst

Elmar

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Geschrieben (bearbeitet)
Am 27.11.2020 um 11:55 schrieb Lichtsammlerin:

Was auffällt ist die Wendung des Geschehens - was ewig so verhasst war, was LD beständig zertreten und abgewertet hat, das kehrt letztlich zum LD zurück. Wie ein Bumerang, holt das eigene Verhalten es letztlich ein:

Plötzlich befindet sich LD selbst mitten in all dem, was es so sehr gehasst hat.

Das könnte man nun ausgleichende Gerechtigkeit oder Schicksal nennen, jedenfalls muss es sich nun damit auseinander setzen und vermutlich viele Annahmen, Vorurteile etc. überdenken, verwerfen, neu ordnen..

Liebe Lichtsammlerin,
ja, damit hast du eine der Kernaussagen des Gedichtes gedeutet: Es gehört zur essentiellen Erfahrung des Menschen, dass geistig-ideelle Werte, die einmal verworfen und preisgegeben wurden, eines Tages wieder gesucht und  herbeigesehnt werden.  Erst in diesem Zustand  menschlicher Verlorenheit und völligen Preisgabe können bzw. werden die einst verhassten und verachteten Werte eine ungeahnt, neue, tiefe und nie dagewesen Bedeutung erfahren.

 

Zitat

Achso, ein Aspekt wollte ich noch aufgreifen: Das Erbe. Bzw. der Erbteil. Dies lässt sich natürlich als materielles Gut verstehen, was auch mit "verprasst" passen würde, gleichzeitig kann es auch eine Art Vermächtnis darstellen. Ein Erbe als tiefgreifende Prägung, eine Persönlichkeit, die LD mit sich trägt. Und damit eine Weltsicht, die z.B. von den Eltern vermittelt wurde.

Beide Aspekte finde ich hier spannend, beide scheinen Teile des Ganzen zu sein.

 

Richtig, das Erbteil bzw das Vermächtnis ist am Ende der Parabel etwas ganz anderes, als der verlorene Sohne es bis zum Zeitpunkt seines Scheiterns und Niedergangs glaubte. Es ist die Rückbesinnung auf sich selbst und die Wertschätzung der geistig-ideellen Werte,

durch die dem Leben echte Inhalte verliehen werden.

 

Herzlichst
Elmar

Am 27.11.2020 um 10:52 schrieb gummibaum:

Solche Verhaltensweisen sind leider verbreitet: bei einzelnen, bei Gruppen und Staatsmächten.

Lieber gummibaum, du sagst es.

Herzlichst Elmar

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