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Geschrieben am (bearbeitet)

Ein Weihnachtsspaziergang

 

Ich gehe

die Straße hinunter

und sehe,

Weihnacht wird bunter.

 

Ein blaues Licht,

ein weißes,

dort rot besticht,

ein Glockenspiel, ein leises,

da blinkt

die ganze Vorderfront,

daneben hinkt

gar nicht gekonnt,

schmucklos

ein Wintergarten,

nicht groß,

als würde er warten

aufs Schmücken

und Dekorieren,

um zu entzücken -

zu sind alle Türen.

 

Ich bleibe stehen

und höre hin,

kann gar nichts sehen,

doch kommt von drinn´

eine süße Melodie

voll Kraft

und irgendwie

klafft

in mir der Wunsch,

hineinzugeh´n,

um nachzuseh´n,

oder

wegzulaufen,

ich hör den Atem,

hör mich schnaufen,

bin aufgeregt

und entscheide,

weil so bewegt,

ich bleibe.

 

Und nehm´ mir vor,

geh nur zwei Schritte mehr

durchs Tor.

 

Es knirscht der Schnee,

wie ich so geh,

es quietscht das Tor,

was hab´ ich vor?

 

Warum zieht mich

nicht das Lichtermeer

zu sich,

das Haus gibt gar nichts her,

doch

es verzaubert mich

noch

mehr an sich

und sehr,

was ich da hör!

 

Ich schrecke,

als ich entdecke

dass an der Tür,

mir schaut

ein Blick entgegen,

ich bin verlegen.

 

Ertappt bin ich

und ich mich schäm

sehne mich

aber trotzdem,

danach zu wissen,

was ich gehört

und wirke leicht verstört.

 

Der Blick,

er kommt aus Kinderaugen,

ich mich bück´,

um zu erfragen,

ob ich wohl

ach – wie sag ich´s bloß –

mir die Antwort hol´

und nehm´ das Kind auf meinen Schoß!

 

Es öffnet sich

ich seh es nicht,

die  Gartentür

nun hinter mir.

 

Das Kind schrickt hoch

den Zeigefinger auf den Mund gepresst,

erkenne ich gerade noch

als es mich wieder aufsteh´n lässt,

dass es geheim,

was ich gehört,

und im Mondenschein,

schreit und plärrt

nun eine Stimme,

was dies soll

und fragt „Sind Sie toll? –

was tun Sie hier

vor meiner Tür -

mit meinem Kind

und so geschwind,

wie all dies ward gescheh´n,

ward keiner mehr zu seh´n!

 

Nachdenklich

verlasse ich das Haus,

bedenklich

male ich mir Bilder aus,

wie passt so eine Melodie,

die ich gehört,

die nun in mir

und mich betört,

in dieses Haus und wie

soll ich nun versteh´n

und einfach so nach Hause geh´n?

 

Es treibt mich nun

allabendlich,

anstatt zu ruh´n,

bei Kerzenlicht

zu diesem Haus,

aus dem ohne Schmuck

bis heraus

verströmt ein Glück

voll berührend Melodien,

dass ich verzaubert bin.

 

Nach familiärem Weihnachtsfest

mit Braten und Geschenken,

stelle ich im Innern fest,

dass fort sind die Gedanken

beim Haus,

dem dunklen und eine Macht

treibt mich hinaus

wie vorher jede Nacht.

 

Ich packe

ohne nachzudenken

in Tasche und die Jacke,

vielleicht um zu verschenken

Essen, Spielzeug, allerlei

Hauptsache, es ist dabei.

 

Ich komme zu dem Haus

und staune,

es sieht heute anders aus

ich leise raune.

 

Die Tür ist offen,

viel Licht darin,

dies lässt mich hoffen,

dass ich erbeten bin.

 

Ich trete ein

und fass es nicht,

das kann nicht sein,

dies Himmelslicht,

5 Kinder singen eine Weise,

erhebend, lieblich, leise,

ein Strahlen im Gesicht,

das mich

erschaudern lässt

und fest

hält mich das eine Kind

nun an der Hand,

das damals vor der Türe stand.

 

Tränengerührt

im Herzen berührt

erahne ich, was hier geschehn,

ich kann es seh´n.

Dieses Singen,

dieses Beben,

dieses Klingen,

dies Erleben

ist als Geschenk gedacht

und voll Bedacht

für eine Mutter einstudiert,

die konsterniert und tief bewegt,

in den Armen ihrer Kinder liegt.

 

Sonst seh´  ich keine Gaben,

keinen Baum,

nichts zum Laben,

nur diesen Traum

aus Liebe

und ich gäbe

all mein Haben und mein Tun,

um ewig in diesem Augenblick zu ruh´n.

 

Man umarmt mich,

nimmt mich wahr,

Weihnacht, wie es noch niemals schöner war.

 

 

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  • Schön 8
Geschrieben (bearbeitet)

Huhu Sonja,

 

sehr schön eine geheime Wende, die von der Fremde über Sehnsucht zur neuen Heimat führt eingebaut. Gefühle sind eben doch das Wichtigste.. oder sollten es zumindest sein. Finde auch einige Stellen sehr schön, an welchen eine Zeile die vorherigen zu einem scheinbaren Ende oder einer Fortsetzung führt, dass sich danach auch als Beginn der nächsten Zeilen darstellt. Das lässt auch zwischen den Zeilen nach kleinen Geheimnissen suchen. Mich zumindest. Das hinterlässt natürlich auch eine traurige Seite. Vielleicht. Wenn man jetzt noch einen Bezug zu Vergesslichkeit herstellen würde, was ja etwas weiter der 1-2 offensichtlicheren Interpretationen gedacht auch möglich wäre.. hab vergessen, was ich sagen wollte. Das wäre jetzt fast zu traurig, wobei es ja auch glücklich enden würde. Sehr gerne gelesen und "gesucht".. und vielleicht auch hier und da etwas zu viel hineininterpretiert

LG, Stefan

 

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Sonja,

 

als ich las Weihnachtsgeschichte störte mich im ersten Moment die Anordnung der Zeilen und Absätze und ob der Länge. Doch dann begann ich zu lesen – fasziniert und faszinierter.

 

Du hast eine wundervoll berührende und das Herz erweiternde Geschichte geschrieben und ja, mit dem Denken an Andere und das Hineinlegen der Gefühle verändert sich Alles und man sieht die Dinge plötzlich mit ganz anderen Augen.

 

 

LG Sternwanderer

 

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  • Danke 1
Geschrieben

Lieber @roimtsichnich - lieber Robert! Es ist mir eine große Freude, deine Worte zu lesen, die von sehr viel Mitgefühl und vor allem auch Ausdauer sprechen, einmal ein langes Gedicht zu lesen. Ein bisschen "berühren" - ja, das möchte ich damit. Danke für dein Hineinlesen.

 

Lieber @Lightning - lieber Stefan! Ja, man kann schon auf andere Ideen kommen, wenn man sich über die ersten Zeilen des Gedichts, der Geschichte, hantelt. Man sieht aber an diesem doch sehr langen Gedicht, dass es sich manchmal lohnt, weiterzumachen. Und dass du mit den Gedanken in alle Richtungen mitgegangen bist, freut mich umso mehr. Es zeugt von Empathie und die ist gerade heute sehr wichtig.

 

Liebe @Sternwandererin - wie schon erwähnt, ist die Länge für Manche ein Problem, um bis zum Ende zu kommen. Das weiß ich. Dieses Gedicht ist aus meinem Weihnachtsbuch und beim Vorlesen ist es wunderschön, die Leute mitzunehmen. Wenn es leiser wird und sich am Ende das gemeinsame Gefühl der Freude und fast schon der Erleichterung breit macht, dann ist diese Stimmung fast nicht zu beschreiben. Dann sind alle im Raum eins. Wenn ich mit Worten Menschen erreichen kann, bis ins Innerste, dann weiß ich wieder, warum ich so gerne schreibe. Für diesen Moment. Danke, dass du ihn ebenso gespürt hast. Weil du ein sehr feinfühliger Mensch bist, den ich überaus schätze.

 

Lieber @Kurt Knecht - lieber Kurt! Einfach schön, wenn ich merke, wie du mit dem Text mitgegangen bist. Du machst mir damit wirklich eine persönliche Freude, denn es ist eine Überwindung, sich an lange Texte heranzumachen. Erst im Nachhinein weiß man ja, ob es sich ausgezahlt hat. Freut mich sehr, dass du mitgekommen bist auf die Reise. Es spricht für dich und deine Liebe zum Wort. Freut mich sehr.

 

Allen bisherigen Likern gilt mein ganz besonderer Dank, sich dieser langen Zeilen angenommen zu haben. Danke.

 

Lieben Gruß

Sonja

 

 

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