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Wieder, nach so vielen Tagen, laufe ich sie entlang. Die einsamen Wege dieses Waldes sehen mich traurig an.

Ich fürchtete mich immer vor dem alleinigen Gang in diesem Wald. Der Weg geht steil hinauf und ich bin der einzige den ich schnaufen höre. Gedanken liegen wie Nebel auf dem Wege und zwischen all den Bäumen, obwohl die Sonne in Lichtflecken durch die Baumkronen durch auf den Boden fällt.

Schöne Tage ziehen mich hier hinaus und genau das ist so düster.

Viel Langsamer als sonst spaziere ich den Weg entlang, schaue auf den Boden links von mir beim Gehen.

Ich führe keine Unterhaltung mit niemandem. "Was bedrückt dich denn so?", fragt sie mich. "Ach.. Nichts eigentlich. Es ist nur...", sage ich und bekomme nicht mehr hinaus. "Sieh mal dort ist eine Douglasie", zeigt sie mir aufgeregt.

Ich bemerke jene Douglasie und gehe wieder zu ihr hin. Wieder bin ich genau an diesem Ort. Was für ein hoher Nadelbaum das doch ist. Weit streckt er sich in den Himmel hinaus, steht über allem Was hier unten so liegt. Die Äste der Baumkrone, krönen die Pracht wirklich! Wie eine Ballettäntzerin die mit ausgestreckten Armen und Beinen, mit starker Körperspannung auf ihren Zehen eine Pirouette dreht.

"Fass mal den Stamm an", hat sie damals gesagt und ich fasste ihn an. Sie erzählte über den Baum, doch in dem Moment hörte ich ihr nicht zu ich fühlte nur den Baum, und er fühlte mich. Ihre Worte erklingen wie in einem Kirchsaal und hallen leise in meinem Kopf aus. Sie legt ihre Hand auf meine, die immernoch den Stamm berührt. Wir sehen uns an und lächeln.

"Wie dieser Baum hier einfach steht, schon so lange, dass für uns schon immer hier stand. Wie er noch so lange stehen wird, dass er für uns für immer hier stehen wird", sage ich zu ihr. "Das ist wirklich interessant", sagte sie damals.

 

Ich stehe hier und sehe wieder diesen Stamm und die eindrucksvolle Krone dieses Baumes. Einsamkeit fühle ich in mir, nur die Bäume sind hier. Ich schaue den steilen Weg hinunter und klicke ein Steinchen runter. Es rollt immer schneller, bis es man es nicht mehr sieht. Lange stehe ich hier und halte inne, bis ich spühre wie Sonnenstrahlen von hinten auf meinen Rücken scheinen.

Ich drehe mich um und sehe in der Lichtflut, dass der Waldweg ja noch weiter geht. Ich mache mich auf diesen Weg zu gehen, doch dann halte ich sofort wieder an. Ich drehe mich erneut um und schaue wieder auf den Weg der hinunter führt.

Sie war wie die Douglasie schon so lange da, dass sie für mich schon immer da gewesen ist, und sie wird noch so lange sein, dass sie für mich für immer sein wird.

Beklemmt schaue ich wieder auf den Boden und spüre wie die Sonne von hinten bedeckt wird und meinen Rücken nicht mehr bestrahlt und wärmt. Immer habe ich diese Rufe aus dem Wald gehört und jetzt wo ich hier bin, bin ich nur wieder enttäuscht, so wie ich es mir schon gedacht habe. Ich mache mich auf den Weg zurück zu gehen, doch stoppe auch dieses Mal wieder sofort.  

Schnell drehe ich meinen Kopf zu dieser Douglasie.  Ich gehe einige Schritte zu ihr bevor ich vor dem Stamm stehe.

Meine Emotionen bilden Gebirge voll von Bergen und Tälern. Aber ich will einfach nur Ruhe.

 

Langsam hebe ich meinen Arm samt Hand und berühre den Stamm der Douglasie wieder. Mit meiner ausgestreckenten Hand spüre ich in ihr und in meinem Arm ein leichtes, wohliges ziehen, welches sich wie das morgendliche Strecken anfühlt.

Hart und fest wie der Stamm wird auch mein Körper. Mit Leichtigkeit stehe ich Kerzengerade, mit ausgestreckenten Brust so stabil da, als ob mich niemals etwas umwerfen könnte.

Gefühle sind die Sprache des Lebens und sie werden mir immer um die Ohren geworfen, doch nun horche ich in die unendlich tiefe Stille. Keine Traurigkeit und keine Freude verspüre ich in diesem Moment, nur ich wie ich stehe und wachse, wie ich mich dem Himmel entgegenstrecke, bin hier und genieße nicht nein, sondern bin einfach in diesem Moment.

Geräusche um mich herum ertönen und verstummen, den diese sind Teil meiner Welt.

Die Sonne scheint, geht unter, den diese ist ebenfalls Teil meiner Welt.

Gefühle plagen mich doch als so oft und doch sind sie doch das schönste, denn diese sind Teil meines Lebens.

Wie ein Luftsprung ohne Schwerkraft Steige ich der Erkenntnis entgegen. So viel Licht und so viel Dunkelheit wie ich begegne erlebe ich die Gegensätze Tag für Tag. Ich bin mal so, dann wieder so, doch hier und jetzt bin ich nur.

Wie viel Bedeuten die Dinge alle wirklich? Ich spüre keinen Schmerz und keine Euphorie, während Schnee um mich herum fällt.

Ich spüre keine Lust und auch kein Ekel, während alles anfängt zu blühen.

Sie ist nun weg, aber nur weil sie einmal da gewesen ist. Genau das ist, wie ich es in diesem Moment fühle, meine Konstante.

Ich werde immer hier sein, ich sein.

Ich bin.

Die Frage ist was wirklich geschieht, doch die Antwort ist unaussprechbar.

 

 

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