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Geschrieben am

Und endlich, endlich fand
er Rast bei dem alten Wall des Waldes;
vorm Tore Strauchwerk stand.

Er trat durch das Gesträuch.
Da schritt er durch dunkle, enge Gänge
und hörte ein Geräusch.

Ihm wurde plötzlich bang:
"Nun, ist in der Trutzburg Einer?" "Keiner."
Dann Stille auf dem Gang.

"Ich frag mich, wessen Geist
hier schleichet durch das Gemäuer." "Euer."
Kurz grübelnd, was dies heißt,

zog er sein Schwert und sprach:
"Nun sagt mir, was dies bedeutet!" "Deutet!"
Er ging der Stimme nach.

In wildem, blindem Zorn
nun schwang er das Schwert dem Weg entgegen
und stieß erregt nach vorn.

Der Balken, den er traf
im Kampf gegen fast vertraute Laute,
sich auf den Ärmsten warf.

Laut donnernd fiel Gestein
und musste den Mann begraben haben.
So wars; so musst es sein.

 

 

(Aus dem Fundus)

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Geschrieben

Hallo Schmuddelkind,

 

eine düstere, mysthische Stimmung lassen deine Verse.

Zunächst fällt mir die interessante, schöne Verdichtung der eingeschobenen Verse auf, das wirkt etwas unwillkürlich und der Situation entsprungen, es fängt die Stimmung super ein.

Mein Deutungsansatz wäre ein eher esoterischer -  die Gestalt, der Mann, stirbt letztendlich, denn es musste so kommen. All dies bahnte sich bereits an, der Geist, den er hörte, war sein eigener. Aber er vermochte nicht dessen Worte zu deuten bzw. die Situation war nicht abzuwenden, das Schicksal schien bereits geschrieben.

Der Geist war wie eine Vorahnung, aber er schien unvermeidliches Geschehen zu spiegeln. Keine Warnung also der Situation zu entrinnen, sondern ein Ausblick auf das Kommende.

Da kriecht es mir kalt den Rücken runter..

 

Ich bin mir nicht sicher, nach welchem Schema du hier geschrieben hast, an einigen Stellen holper ich ein wenig.

 

hier schleichet durch... ---> warum nicht einfach "schleicht"?

nun schwang er das Schwert dem Weg entgegen.. ---> ohne "nun" scheint es mir flüssiger..?

im Kampf gegen fast vertraute Laute, ---> vielleicht "kämpfend gegen fast...." ?

und musste den Mann begraben haben. ---> statt "musste" vielleicht "musst"?

 

Du bist mehr Profi als ich, diese Stellen sind mir nur beim Lesen besonders aufgefallen. Vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen :whistling:

 

Gruselstunde ist vorbei! Ich schau jetzt zur Beruhigung erst einmal zwei Folgen Nils Holgerson...

... meine armen Nerven :omabrathau2:

 

Liebe Grüße Lichtsammlerin

  • Danke 1
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Vielen lieben Dank für die zahlreichen, teils sehr ausführlichen Beiträge zu meinem Gedicht!:smile:

 

Ein so ausgefallenes Gedicht kann natürlich entweder sehr gut oder sehr schlecht ankommen. Bin daher froh, dass ihr die Idee wertschätzen könnt.:grin:

 

Am 21.12.2020 um 10:45 schrieb Sonja Pistracher:

Auch wenn das Ende ein jähes Erwachen bereitet.  Hätte in der Vorweihnachtszeit auf Elfen, Zauberei,  positives Erleben als Überraschung gehofft.  Aber es ist wie es ist.  

Den Wunsch kann ich verstehen, liebe Sonja, aber irgendwie ist das eigene Unterbewusstsein noch mysteriöser, finde ich. Freut mich jedenfalls, dass dir die Idee des Dialogs mit dem Hall so zusagt. Ursprünglich ist diese Idee aber übrigens von August Wilhelm Schlegel:

 

Waldgespräch

 

Hier bin ich einsam, keiner hört die Klage. klage!

Niemand vertrau' ich mein verzagtes Stöhnen. Tönen.

Soll ich stets ungeliebt der Spröden fröhnen? höhnen.

Wie lang harr' ich umsonst, daß es mir tage? Tage.

 

Mich findet Gunst zu leicht auf ihrer Wage. wage!

Wem liegt wohl dran, mein Leben zu verschönen? Schönen.

So wird das holde Glück mich endlich krönen? krönen.

Wer giebt mir frohe Kund' auf jede Frage? frage!

 

Was ist dein Thun dort in den Felsenhallen? hallen.

Und was ist Schuld, daß du nur Laut geblieben? lieben.

So fühlst du etwas bei Verliebter Schmerzen? Schmerzen.

 

Glaubst du, dein Spiel könn' irgend wem gefallen? allen.

Wem wird es denn zu lieb mit uns getrieben? Trieben.

Wer sehnt sich leeren Wiederhall zu herzen? Herzen.

 

 

Am 21.12.2020 um 18:53 schrieb Lichtsammlerin:

Zunächst fällt mir die interessante, schöne Verdichtung der eingeschobenen Verse auf, das wirkt etwas unwillkürlich und der Situation entsprungen, es fängt die Stimmung super ein.

Gut beobachtet, liebe Lichtsammlerin! Ja, ich denke, dass diese Wirkung dem Gedicht nicht unangenehm ist. Es hat etwas Geflicktes an sich, wohl auch wegen des wechselnden Versmaßes - so als fiele dem LI noch schnell was zu sagen ein, bevor es den Gedanken zu Ende bringen kann. Der Binnenreim kompensiert dabei, das der Vers keinen entsprechenden Reimpartner hat und das ist natürlich recht ungewöhnlich.

 

Am 21.12.2020 um 18:53 schrieb Lichtsammlerin:

Mein Deutungsansatz wäre ein eher esoterischer -  die Gestalt, der Mann, stirbt letztendlich, denn es musste so kommen. All dies bahnte sich bereits an, der Geist, den er hörte, war sein eigener. Aber er vermochte nicht dessen Worte zu deuten bzw. die Situation war nicht abzuwenden, das Schicksal schien bereits geschrieben.

Der Geist war wie eine Vorahnung, aber er schien unvermeidliches Geschehen zu spiegeln. Keine Warnung also der Situation zu entrinnen, sondern ein Ausblick auf das Kommende.

Ja, so lässt es sich deuten, wobei dann das Schicksal wohl eher in unserem Charakter begründet ist. Die Tatsache, dass er sich von seinen Leidenschaften treiben ließ, statt das Gesagte zu reflektieren und sich dabei selbst zu erkennen, erklärt wohl ganz gut, dass wir uns einerseits unser eigenes Grab schaufeln, dass wir aber andererseits nicht anders können. Wir können uns selbst nicht entkommen.

 

Andererseits ist es ja seine eigene Stimme, die er nicht richtig zu deuten vermag. Vielleicht ist dieses Gedicht auch eine Einladung, sich eingehender mit sich selbst zu beschäftigen. Wenn wir uns selbst verstehen, unsere Fehler erkennen, haben wir vielleicht doch eine Chance, zu lernen und uns zu ändern.

 

Am 21.12.2020 um 18:53 schrieb Lichtsammlerin:

Ich bin mir nicht sicher, nach welchem Schema du hier geschrieben hast, an einigen Stellen holper ich ein wenig.

Das Schema ist wieder mal nicht so ganz simpel und kann deshalb auch gut und gerne zu Verwirrung führen. Ich will es mal an der ersten Strophe verdeutlichen:

 

Und endlich, endlich fand
er Rast bei dem alten Wall des Waldes;
vorm Tore Strauchwerk stand.

 

xXxXxX

xXxxXxXxXx

xXxXxX

 

Die Crux ist natürlich die rot eingefärbte Stelle, weil es hier kurz zum Dreiertakt wechselt, um wieder zum Zweiertakt zurückzukehren. Es lässt sich einwandfrei lesen, wenn man sein Rhythmusgefühl darauf einstimmt. Aber es mag eben auch einen Reflex geben, der einen daran hindert, es so zu lesen und dann gerät man ins Stolpern. Die meisten deiner Verbesserungsvorschläge sind ebendieser Schwierigkeit geschuldet, abgesehen von deinem zweiten Vorschlag:

 

Am 21.12.2020 um 18:53 schrieb Lichtsammlerin:

nun schwang er das Schwert dem Weg entgegen..

Das "nun" ist ein bisschen unelegenant und ich gebe zu, dass es einfach als Füllwort gebraucht wurde. Da müsste ich mir was Besseres einfallen lassen. Aber es ersatzlos zu streichen, geht leider aufgrund der metrischen Vorgabe nicht. Vielen Dank jedoch, dass du dir so viele Gedanken zur Metrik gemacht hast!:thumbup:

 

Am 21.12.2020 um 19:28 schrieb Kurt Knecht:

mir gefällt Dein Gedicht, so wie Du es geschrieben hast. Würde aber auch gespannt den Weg verfolgen, den Lichtsammlerin und Sonja sich vorstellen. Kurt

Vielen Dank auch an dich, lieber Kurt. Ich fühle mich geschmeicehlt, dass dir das Gedicht so zusagt.:smile:

 

LG

  • Schön 1

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