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Ich hätte noch Stunden mit dir dort stehen und dir zuhören können, aber der Termin mit Bo rückte immer näher und ich durfte auf keinen Fall unpünktlich kommen. Es gibt nichts Ungünstigeres, als eine geschäftliche Beziehung mit einer Verspätung zu beginnen. Es braucht dann sehr lange, um zu beweisen, dass man doch zuverlässig ist und das ist die Grundlage für jede länger anhaltende Geschäftsbeziehung. So war ich es jetzt, der nervös auf die Uhr schaute. „Ich sehe schon, du musst los, Ben.“ „Ja, wenn ich zum ersten Termin pünktlich sein will, wird es jetzt Zeit.“ Und ich hasste mich förmlich dafür, das sagen zu müssen. Genau dieses Verhalten war einer der Gründe, warum jede meiner Beziehungen schneller endeten, als sie eigentlich richtig begannen. Das Geschäft ging immer vor und auch wenn Frauen erfolgreiche Männer attraktiv finden, entwickeln sie doch sehr wenig Verständnis, wenn man deshalb keine Zeit für sie hat.

„Das war ein sehr amüsanter Spaziergang, Ben. Ich habe mich lange nicht mehr so gut unterhalten gefühlt. Schade, dass du heute nicht mehr Zeit hast!“ „Das finde ich auch Li. Steht denn die Einladung zur Pizza noch?“ „Selbstverständlich, ich muss doch überprüfen, ob du wirklich den besten Italiener in der Umgebung kennst.“ Und dann schenktest du mir noch einmal ein bezauberndes Lächeln, das ich am liebsten geküsst hätte, aber so wurde es wieder ernster und der Abschied rückte näher.
„Es war wirklich ein schöner Spaziergang und ich wünsche dir gleich viel Erfolg, das Bo dich bei deinem Projekt unterstützen kann. Ich möchte keine Werbung betreiben, aber du sollst zumindest wissen, dass wir Bo als einen sehr zuverlässigen und vor allem fleißigen Menschen kennen. Wenn ihr also zusammenkommt, kannst du dich auf ihn verlassen. Vielleicht hilft dir die Information bei eurem Gespräch. Ich drück euch jedenfalls die Daumen!“

„Danke Li, das ist wirklich gut zu erfahren, denn eins steht jetzt schon fest, ich werde erst einmal in Bo investieren müssen, bevor er mir wirklich helfen kann. Da ist es umso wichtiger zu wissen, dass man sich auf sein Gegenüber verlassen kann. Ich muss jetzt aber los und wünsche dir, dass du den Rest deines freien Tages noch genießen kannst. Die Pizza wird wohl auf sich warten lassen müssen. Auch wenn ich den Termin meiner Deadline schaffen sollte, heißt das leider noch nicht, dass ich dann auch sofort Zeit finde. Du müsstest dich also in Geduld üben, so leid es mir auch tut, das sagen zu müssen. Ich hätte aber auch Verständnis, wenn du es dir dann anders überlegst!“

„Danke, aber das wird wohl eher nicht passieren. Ich werde hier sicher nicht vor Langeweile umkommen und würde mich sehr freuen, wenn wir unser Pizzaessen irgendwann einmal wahrnehmen könnten. Immerhin schulde ich dir etwas!“ „Nein Li, das tust du ganz sicher nicht, mit diesem schönen Spaziergang hast du deine Schulden schon mehr als beglichen! Jetzt muss ich aber los!“ Ich reichte dir die Hand, die ich am liebsten nie wieder losgelassen hätte und versuchte den Anblick deines Lächelns abzuspeichern, bevor ich mich dann umdrehte, um die ungewisse Zukunft in Angriff zu nehmen.

Ich war bereits weiter entfernt, als du plötzlich noch einmal nach mir riefst. „Ben, warte bitte noch kurz!“ Und als ich mich umdrehte, hattest du bereits dein Smartphone in der Hand. „Schreibst du mir gleich, wie es gelaufen ist, ich könnte sonst bestimmt vor Neugier die ganze Nacht nicht schlafen!“ Am liebsten wäre ich zurückgelaufen, aber es war schon so spät, dass ich dir nur noch meine Nummer im Rückwärtsgehen zurufen konnte, um mich nicht zu verspäten, denn der Weg zu Bo‘s Wohnort war noch weit.

Im Auto sitzend, musste ich mein Glück erst einmal kurz hinausschreien. Das bezauberndste Wesen auf diesem Planeten hatte mich, ausgerechnet mich, nach meiner Telefonnummer gefragt. Ich musste mich erst kneifen, um zu überprüfen, ob ich nicht doch vor meinem PC lag und das alles nur träumte. Noch bevor ich den Motor anließ, erschien eine Nachricht mit Anhang auf meinem Handy. „Viel Glück! Li.“ Und als ich den Anhang öffnete, strahlte mich das schönste Lächeln des ganzen Universums an.

Ich drückte ordentlich auf Gas und das nicht nur, weil ich es eilig hatte, sondern weil ich vor Freude in die Luft hätte springen können. Ich war versucht, Li anzurufen, beließ es dann aber mit einer kurzen Antwort „Danke, das kann ich gebrauchen! Ben.“ Ich versuchte mich zu konzentrieren, um mich auf das Gespräch mit Bo vorzubereiten. Es gelang mir nicht wirklich, denn an jeder roten Ampel öffnete ich das Bild von dir auf meinem Handy, bis ich es einfach geöffnet ließ. So hatte ich nur ein grobes Gerüst im Kopf, als ich bei Bo ankam und verließ mich ab da, auf meine Erfahrung.

Als Bo die Tür öffnete, habe ich mich doch etwas erschrocken, wie jung er noch war. Viel Erfahrung konnte ich da also nicht erwarten, dafür war mir sein Erscheinungsbild sympathisch. Der erste Eindruck ist bekanntlich der wichtigste, und nachdem er mir Stichpunkthaft seinen Lebenslauf und Programmierkenntnisse offenlegte, stelle sich bei mir bereits ein gutes Gefühl ein. Li’s Fürsprache hat da sicher auch eine Rolle gespielt, aber ich war Profi genug, um mich an Fakten zu orientieren und nicht an mündlichen Empfehlungen. Besonders, wenn sie von bezaubernden Damen kamen, denen meist ein schönes Lächeln anhaftete, ansonsten aber von dem, was ich tat, keinerlei Kenntnisse besaßen.

Ich ließ mir viel Zeit mit dem Gespräch und Bo war auch sehr daran interessiert herauszufinden, mit wem er es zu tun hatte. So verging eine halbe Stunde des gegenseitigen Abcheckens, ehe wir uns eingehender mit seinen Arbeiten befassten. Bevor ich ihm offenlegte, worum es bei meinem Projekt genau geht, wollte ich erst herausfinden und ein Gefühl dafür entwickeln, wo und wie er mir helfen könnte. Denn einen Bremsklotz am Bein konnte ich nun gar nicht gebrauchen. Zu meiner Freude Verstand er meine Position und zeigte mir ohne Zurückhaltung seine Projekte, damit ich sie prüfen konnte. Insgesamt war ich beeindruckt von seinen Arbeiten, wenn er auch eine etwas anderen Stiel des Programmierens pflegte, den ich wohl oder übel Stück für Stück etwas korrigieren müsste.

Zwei Stunden später entwickelte ich langsam eine Idee unserer Zusammenarbeit. Ich würde nicht drum rumkommen, erst einmal vorzuarbeiten, um ihm eine Struktur zu geben, die er dann bis zu einem gewissen Grad ausarbeitet und ich dann finalisieren würde. So wäre sichergestellt, dass ich immer den Überblick im Projekt behalte und am Ende das Richtige rauskommt. Je nachdem, wie schnell er sich entwickelt, könnte man das dann vorsichtig erweitern. Ich stellte ihm mein Konzept vor und nicht nur das er einverstanden war, hatte er auch direkt Ideen zur logistischen Umsetzung.

Inzwischen war es spät geworden und nachdem die technischen Randbedingungen geklärt waren, bat ich ihn, dass ich von ihm aus auf meine Cloud zuzugreifen dürfte, um einige Dokumente und Verträge auszudrucken. Als Erstes musste er eine gegenseitige Geheimhaltungsverpflichtung unterschreiben, was ihn doch kurz irritierte, wurde er mit solchen Gepflogenheiten bei seinen privaten Kunden nicht konfrontiert. Später Verstand er aber schnell die Notwendigkeit einer solchen Vereinbarung, da wir teils auf sensible Daten des Kunden zugreifen konnten.

Erst nach dieser Unterschrift verhandelten wir die Stundensätze für die anstehenden Tätigkeiten. Auch hier musste ich ihm erst einmal nahelegen, warum es Sinn machte, nicht alle Tätigkeiten in einem Projekt mit dem gleichen Stundensatz abzurechnen. Dann kopierte ich ihm Leistungsnachweise, dir er täglich pflegen und mir vorlegen musste, damit ich den Projektfortschritt jederzeit mit den entstandenen Kosten abgleichen konnte. Nur so konnte ich sicherstellen, dass das Projekt finanziell nicht aus dem Ruder lief. Seine Stundensätze waren weit unter den meinen und so versprach ich ihm, dass, wenn es gut laufen würde, ich nach der ersten Testwoche noch etwas obendrauf legen würde. Das Strahlen in seinen Augen verriet mir, dass er mehr als einverstanden war mit diesem Vorgehen.

Inzwischen war es nach Mitternacht und wir hatten immer noch keinen Blick auf das neue Projekt geworfen. Zumindest war aber alles vertraglich zwischen Bo und mir geregelt. Er nannte mir ein Stundenvolumen, mit dem ich planen konnte, versicherte mir aber, das bei Bedarf auch noch mehr ginge. Ich bremste ihn darauf etwas ein mit dem Hinweis, dass ausreichend schlaf einem Projekt wesentlich mehr hilft, als übermüdet und konzentrationslos vor dem Rechner zu sitzen. Wir besprachen kurz das weitere Vorgehen, bevor ich mich Müde, aber zufrieden auf den Heimweg begab.

Im Auto schrieb ich noch eine kurze Nachricht an dich. „Hallo Li, Bo und ich sind uns einig geworden! Einen großen Dank an Chen, jetzt schulde ich ihm etwas! Träum was Schönes, Ben.“ Ich rechnete nicht mehr mit einer Antwort, umso mehr freute es mich, als nur Augenblicke später eine Nachricht von dir einging „Freu mich riesig für dich, dass es geklappt hat. Träum du auch was Schönes, Li.“ Bevor ich losfuhr, öffnete ich noch dein Bild und legte das Handy in die Mittelkonsole. Dein Lächeln begleitet mich auf dem Nachhauseweg und als ich endlich im Bett lag, spürte ich etwas lang verschollen Geglaubtes in meinem Inneren. Hoffnung.


 

 

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Geschrieben (bearbeitet)
vor 1 Stunde schrieb Freiform:

So war ich es jetzt, der nervös auf die Uhr schaute. „Ich sehe schon, du musst los, Ben.“ „Ja, wenn ich zum ersten Termin pünktlich sein will, wird es jetzt Zeit.“ Und ich hasste mich förmlich dafür, das sagen zu müssen. Genau dieses Verhalten war einer der Gründe, warum jede meiner Beziehungen schneller endeten, als sie eigentlich richtig begannen

Na, ja Gott sei Dank ist das heute 2021 etwas anderes. Da LI selbst eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist, hätte Ben es ihr nur sagen müssen.(ohne Gewissenskonflikt)!

 

Jetzt muss ich aber los!“ Ich reichte dir die Hand, die ich am liebsten nie wieder losgelassen hätte und versuchte den Anblick deines Lächelns abzuspeichern, bevor ich mich dann umdrehte, um die ungewisse Zukunft in Angriff zu nehmen.

Wahrscheinlich hätte heute das Li Ben sogar zuerst geküsst! 

 

Sie fragt Ben nach seiner Handynr, gefällt mir gut – der Autor ist angekommen im 20. Jahrhundert. Die Infos über Bo hätte ich etwas eingekürzt. Mir sind sie etwas zu ausführlich und langatmig erzählt. "Die Blume Asiens" hat mir trotz meiner Anmerkung, wieder gut gefallen lieber Freiform.Die Klänge wunderschön!

LG Josina

  • Schön 1
Geschrieben

Hallo Gina,
na , du und schrullig, bist doch noch taufrisch, Mädchen!

 

Dankeschön! :smile:

Hallo Josina,

vor 19 Stunden schrieb Josina:

Die Infos über Bo hätte ich etwas eingekürzt. Mir sind sie etwas zu ausführlich und langatmig erzählt.

ich muss zugeben, das ich das mit vollster Absicht so geschrieben habe. Ich möchte den Leser auf die Folter spannen und nicht hopphopp fertig werden. Ich bin gespannt, wie viele Leser mich das kosten wird und wie viele Leser es aushalten werden. Es ist jetzt einfach ungünstig, das ich die Geschichte in Teilen vorlege, was die Folter für den Leser unnötig erhöht. In einem Buch würde man wahrscheinlich schnell darüber hinweglesen, um an die Stellen zu gelangen, nach denen sich das Herz sehnt.  Sorry dafür!

Ich danke dir ganz herzlich für deine Kritik, die mir immer willkommen ist! 
Ich kann nur hoffen das ich dich als Leserin nicht verliere, denn das nächste Kapitel wird die Leser über Gebühr strapazieren, aber irgendwie muss ich einen Spannungsbogen ja aufbauen.

 

Dankeschön! :smile:

Allen Lesern ein herzliches Dankeschön!

@Gina@Josina@Sonja Pistracher@Melda-Sabine Fischer@krampus.schatten@Joshua Coan

 

 

Grüßend Freiform

 

 

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Geschrieben

 

Moin, lieber Freiform

Ich mag deine Geschichte. Auch wie du Sie rüberbringst (Sprache).

Vielleicht ist weniger mehr, was den Spannungsbogen betrifft. Indem man die Sätze etwas ein kürzt. Nur so eine Überlegung von mir.

Selbstverständlich lese ich diese schöne Geschichte bis zum Schluss!

LG Josina

  • in Love 1
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Josina,
einen herzlichen dank für deine nochmalige Rückmeldung.!

vor 19 Stunden schrieb Josina:

Vielleicht ist weniger mehr, was den Spannungsbogen betrifft.

ich denke, hier wird das empfinden der Leser sehr unterschiedlich ausfallen. Wer sich mit der Randgeschichte identifizieren kann, weil er beruflich vielleicht ähnliche Situationen kennt, wird es anders bewerten als ein Leser für den diese Welt Neuland ist. 

vor 19 Stunden schrieb Josina:

Indem man die Sätze etwas ein kürzt. Nur so eine Überlegung von mir.

Kürzere Sätze bringen meist etwas Hektik in das lese Gefühl, weil sie Tempo generieren, das würde eigentlich gut zu der Randgeschichte passen, um den Stress hervorzuheben. Ich habe es mir notiert und werde das mit zeitlichem Abstand einmal überdenken. Momentan bis ich betriebsblind und will es nur zu Ende bringen. Von daher bleibe ich vorerst bei dem umgesetzten Schreibstil.

 

Dankeschön für die Anregung! :grin:

 

Grüßend Freiform

 

 

 

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben (bearbeitet)

Hi Freiform!

 

Immer dieser Bo.. funkt einfach dazwischen *g*

Bin noch immer verzaubert.. Tee passt zur Musik..

daher nur kurz dieser kleine Hinweis:

 

"mit dem Hinweis, dass ausreichend sSchlaf einem Projekt wesentlich mehr hilft, als übermüdet und konzentrationslos vor dem Rechner zu sitzen. Wir besprachen kurz das weitere Vorgehen, bevor ich mich Mmüde, aber zufrieden auf den Heimweg begab."

 

Weiss ja nicht, was du mit der Geschichte noch vor hast,

ich freu mich jedenfalls immer, wenn jemand eingeschlichene Fehlerchen aufzeigt,

damit ich sie nicht weiter "kopiere".

 

Einen weiteren LiBen Gruß,

Stefan

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  • Schön 1
Geschrieben

Hallo Stefan,

vor 17 Stunden schrieb Lightning:

Weiss ja nicht, was du mit der Geschichte noch vor hast,

nachdem sie nun erzählt wurde, kommt sie in die Schublade.
 

vor 17 Stunden schrieb Lightning:

ich freu mich jedenfalls immer, wenn jemand eingeschlichene Fehlerchen aufzeigt,

damit ich sie nicht weiter "kopiere".

Ich auch und ich möchte mich herzlich für deine Mühen bedanken!

Dankeschön! :smile:

 

Grüßend Freiform

 

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