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Die Gedächtnislücke

 

Zu gern mochte er sich erinnern

an viele Tage und manche Zeit

vor’m Vergessen gabs ein Besinnen,

die Erinnerung war stets dazu bereit,

ja, sie war da, wenn man sie brauchte

und mochte sehr gut funktionieren,

wenn bei Andern der Schädel rauchte

da rief er sie zum korrigieren,

das herzugeben was gebraucht,

kostbares Gedankengut wohl auch.

 

Das ging ganz gut, er war ein Meister,

und in besten Erinnerungsjahren,

doch schon bald war‘s Scheibenkleister

der Zug des Alters kam gefahren,

und in diesen stieg er ein,

was sollte er auch anderes machen,

denn tät er’s nicht könnte es sein,

das der Sensenmann zu früh würd‘ lachen.

 

So war er dann als alter Zopf,

noch ein paar Jahre unterwegs,

doch die Erinnerung in seinem Kopf

arbeitete nicht mehr unentwegt,

denn nur manchmal rief er sie herbei,

für sie war’s eigentlich nicht schön,

nicht wirklich oft gefordert zu sein,

sie hatte sich doch dran gewöhnt,

und sah es als Verrat zuweil’n,

an sich und ihrer Frohnatur,

die nur durch Arbeit so konnt‘ sein.

 

Durch die Erkenntnis, die sich auftat,

beschloss sie Urlaub mal zu machen,

einmal raus, auf große Fahrt,

in die weite Welt und solche Sachen.

So packte sie und fuhr bald los,

auf die verdiente Urlaubsreise,

und er bekam einen Denkanstoß

und rief sie, seine Vertraute, leise.

Doch sie war ja auf Urlaubstour,

es waren zwar nur ein paar Tage,

für ihn war´s Psychofolter pur,

es kam ihm vor wie viele Jahre.

 

Als sie dann war, wieder zurück,

nahm er sie gleich in den Dienst,

sie funktionierte noch, zum Glück,

so das er sich zu erinnern schien,

da fragte er:“Wo warst du bloß,

als mir geistig nichts mehr glückte?“

und sie: „Im Urlaub, ist das nicht famos?“

„Ich ließ dir die Gedächtnislücke(!),-

sie ist sehr wohl mein anderes Ich,

sie gibt dir Zeit um nachzudenken,

und das mit Sicherheit über mich,

Infos wird sie dir nicht schenken.“

 

Und die Moral von der Geschicht‘:

Willst du Gedächtnislücken nicht,

dann bleib der Erinnerung stets treu,

gib ihr genug Arbeit und nebenbei

schenk ihr selber Aufmerksamkeit,

mit Fotos, Briefen, was sie erfreut,

sie fällt dir dann nicht in den Rücken,

mit Urlaub und…Gedächtnislücken.

 

R. Trefflich am 17. Januar 2021

 

 

 

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