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Der Barkeeper kommt an unseren Tisch und fragt uns „Darf ich euch noch etwas bringen?“ „Eine Flasche, stilles Wasser mit zwei Gläsern und ein Schälchen Erdnüsse bitte!“ Gebe ich die Bestellung auf. „Ich sehe, Sie wurden bei der Namensgebung auch nicht gerade mit Glück überschüttet.“ „Das drücken Sie aber sehr nett aus Herr Knüttelkop! Sie können sich sicher vorstellen, was ich in der Schulzeit durchleben musste. Ich hatte damals sogar ernsthaft in Betracht gezogen, mich umzubenennen, aber dann dachte ich mir, dass ich nichts für die Kleingeistigkeit mancher Mitmenschen kann und so trage ich meinen Namen heutzutage mit einer gewissen Gelassenheit. Wenn es mich auch sehr freut, dass Sie ihn sehr unaufgeregt zur Kenntnis genommen haben!“

Bevor ich Antworten kann, bringt der Barkeeper bereits die Bestellung und nachdem er die Getränke serviert und die Nussschale abstellte, lenke ich das Gespräch lieber auf etwas anderes als unsere kuriosen Nachnahmen, unter denen wir schon genug leiden „Darf ich fragen, was Sie hier an den See führt? Kommen Sie aus der Gegend?“ „Nein, ich komme aus dem Ruhrgebiet, aber eine Freundin von mir wohnt hier in der Nähe und sie wollte unbedingt, dass ich mir hier im Ort mal ein Atelier anschaue, wo eine Künstlerin ihre Maler und Skulptur arbeiten ausstellt.“ „Zufällig das Atelier von Ingrid Freihaus?“ „Ja genau waren Sie auch schon mal da?“

„Nicht nur einmal! Eine Schulkameradin und Freundin von mir.“ „Ach, das ist ja interessant. Dann interessieren Sie sich auch für Kunst?“ „Nein eher nicht. Ich interessierte mich damals mehr für Ingrid und Ingrid, sich für mich, bis wir feststellten, dass es sich bei unserer gegenseitigen Bewunderung mehr um eine geschwisterliche Zuneigung handelte. Wie sind beiden Einzelkinder wissen Sie“ „Die Welt ist klein, das stelle ich immer wieder fest. Dann pflegen sie noch Kontakt zu ihr? Entschuldigen Sie, das geht mich natürlich nichts an, aber ich war so begeistert von ihren Arbeiten und in dem Atelier herrschte so eine harmonievolle Stimmung, die mich sofort ins Träumen gerieten, ließ.“

„Nein, Sie sind nicht zu neugierig. Ja, wir pflegen noch Kontakt, regelmäßig sogar und ab und zu fährt Sie mit mir zusammen auf den See hinaus. Aber nur wenn der See auch wirklich spiegelglatt ist, sonst wird die Arme nämlich sofort seekrank. Welche Arbeiten von ihr haben Ihnen denn am besten gefallen?“ „Das kann ich Ihnen so gar nicht sagen! Ich war das erste Mal dort und konnte die Eindrücke noch gar nicht richtig verarbeiten. Insgesamt war ich sehr beeindruckt und am meisten hat mich die Stimmung in dem Raum begeistert. Leider war Sie nicht persönlich anwesend, sondern eine junge Kunststudentin führte mich herum. Ich hätte sie so gerne kennengelernt, aber ich war bestimmt nicht das letzte Mal dort.“

Ich nehme mein Handy aus der Tasche und drücke die Kurzwahltaste, es dauert etwas, bevor Ingrid dran geht, aber schließlich ertönt ihre Stimme am Hörer „Hi Jens! Rate mal, ich habe heute auch an dich gedacht, wo steckst du?“ „Hi Süße. Du, ich bin am See, allerdings sind heute zu viel Wellen für dich, aber kommst du gleich noch in Atelier rüber?“ „Eigentlich nicht, aber wenn du in der Stadt bist, können wir uns vielleicht noch treffen?“ „Das wäre super, Ingrid, dann lass uns nachher noch mal telefonieren, ich warte gerade auf mein Boot.“ „Ok, dann klingle durch, wenn es passt, ich freu mich schon. Bussi und bis später!“ Und bevor ich mich verabschieden kann, ist das Gespräch auch schon beendet. Sie ist einfach eine von der Kunst getriebene und gehetzte Seele.

„Ohne Sie überfallen zu wollen Frau Furzzwänger, wenn Sie Lust haben, können Sie sie heute doch noch kennenlernen. Sehen Sie, ich hatte mir notiert, Ingrid anrufen, wenn ich es heute tatsächlich zum See schaffe.“ Und ich zeige Ihr die Kurznotiz in meinem Handykalender. „Das wäre ja großartig! Wann wäre das denn ungefähr? Ich muss heute noch zurück wissen Sie?“ „Ich denke, in fünfzehn Minuten bekomme ich ungefähr mein Boot, wenn Sie möchten, nehme ich Sie mit aufs Boot, dann müssten sie hier keine Stunde herumsitzen? Danach können wir uns sicher schon mit Ingrid treffen.“

„Das würde ich sehr gerne, aber ich glaube, dafür bin ich nicht richtig angezogen Herr Knüttelkop!“ „Na schauen Sie mal, es ist kaum Seegang und wenn wir ganz langsam fahren, bleiben sie auch garantiert trocken. Großes Seemannsehrenwort! Im Bootsverleih finden wir sicher auch ein Paar Segelschuhe für Sie, obwohl barfuß für Ihre Füße viel entspannender wäre.“ Sie muss doch eine Sekunde überlegen und mustert mich überraschend auffällig, als ob sie noch einmal genau prüft, ob sie mir über den Weg trauen soll. Ich rechne schon mit einer Absage, bevor sie ein erfrischendes und offenes Lächeln auflegt „Aber nur, wenn ich meinen Anteil der Bootsfahrt selbst bezahlen darf!“ Und Ihr Ton lässt keinerlei widerrede zu.

 

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