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Rohes Ei

 

Behandel mich nicht so

als wäre ich ein rohes Ei

zerstech vorher die Luftballons

zerplatzte Tetraeder-Ordnung

zerreiß die Luftpolsterfolie

dreifaltig drumrum gewickelt

zerschneide den Außen-Karton

Polster, Pappe, Packpapier.

Knack zuvor noch den Tresor

verfolge den großen Lastwagen

den mit dem Raketenantrieb

schon ist er davon, im Nebel

der kleinen Magellanschen Wolke

dort, auf einem Stein, der schwebt

kreisend um ein Irgendwas

Ja, dort könnte Wärme sein,

die ein rohes Ei ausbrütet.

Und am Rand seines Ovals

ist es egal, wer Küken ist

Wir, du oder ich

Entscheidend ist die Grenze,

die es zerbricht.

 

(dritter Teil der Reihe Körpergrenzen)

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Geschrieben

Hallo u moin Ponorist

Ein heranwachsender Mensch. Seine Entwicklung; die Körpergrenzen wahrnehmen. Einflüsse von den Mitmenschen, der Umwelt fällt mir spontan zum Gedicht ein.

Sehr gerne sinniert, dein Gedicht gefällt mir!

HG Josina

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber @Ponorist - Sehr gut klargestellt, dass es nicht die menschliche Ureigenschaft ist, wie ein rohes Ei behandelt zu werden. Weil dadurch gewisse Grenzen fallen, die sofort eine Hilflosigkeit signalisieren und wer möchte schon "hilflos" sein. Wichtig, solche Zeilen zu schreiben, die dem erlaubten und gewünschten Zunahekommen einen Raum, eine Sprache geben. Und dadurch Gewicht.

Gefällt mir sehr gut.

LG Sonja

  • Danke 1
  • in Love 1
Geschrieben

Vielen Dank für Eure Kommentare, @Freiform, @Josina und @Sonja Pistracher.

Es ist vielleicht ein großes kulturelles Problem unserer Zeit, das So-Sein bei sich selbst und anderen nicht zu akzeptieren, ohne in einen Optimierungswahn von Verbesserungsvorschlägen zu verfallen. Auf diese Weise leben wir in einem permanenten Mangel, voll von Unachtsamkeit die wirklich wichtigen Dinge betreffend, umgeben von Angeboten, die eigene Unzulänglichkeit auf ein neues Stress-Niveau zu verlagern, bis wir uns daran gewöhnt haben und eine neue Runde im ewigen Kreislauf des Konsums drehen können.

Letztlich ist jeder ein rohes Ei, das ganz natürlich in einem optimalen Zustand zwischen Stabilität, Fragilität und Empfindlichkeit ist. Letztere hängt aber von der Umgebung ab, in der es gedeiht. Entscheidend ist ja, und das wird oft übersehen, dass es potentiell lebendig ist, etwas in ihm wächst, das eines Tages diesen Zustand durchbricht, um eine andere Form von Empfindlichkeit anzunehmen. Vielleicht verschwinden durch die gegenseitige Annahme dieses so-Seins ein Stückweit auch transpersonale Grenzen. Wer kleine Kinder in ihrem Werden begleitet, mag vielleicht eine vage Vorstellung davon haben.

 

Herzlichen Dank auch an alle anderen für's Lesen und Mögen, Liken, Reflektieren, und was man sonst noch so mit Texten machen kann. Alles Gute, Euer Peter

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