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Geschrieben am (bearbeitet)

Damals

Vater durfte mit 17 für sein Vaterland in den Krieg ziehen. Es folgten Hungerjahre als Kriegsgefangener in Russland. Mutter, mit knapp 16 alleine auf der Flucht. Das Schicksal brachte sie nach dem Krieg zusammen. Acht Kinder, kleines Haus, großer Garten und jeden Tag genug zu tun. Mutters Arbeitstag: Wäschewaschen, Bügeln, Putzen, Kochen, Einkochen, Kinder versorgen usw. Hobbys, Handarbeit. Vater auch ständig nur am Schaffen. Hobbys? Keine. Fazit: glücklich. Geld, wenig. Stress, null und Ziegen, falls vorhanden, wurden gegessen. Kinder lernten alle einen anständigen Beruf. Keiner lag den Eltern noch mit 30 als Dauerstudent auf der Tasche. Opa wohnte mit im Haus. Er war der Einzige, der Butter aufs Brot bekam. Gefeiert wurde nur zu wirklich wichtigen Anlässen. Dann saßen die Frauen im Hof und rupften Hühner für den Festschmaus. Die Katze durfte Mäuse fangen und auch der Hund hatte eine sinnvolle Aufgabe. Im Fernsehen liefen nur drei Programme. Ein high Light, die Samstagabend Familienshow. Weihnachten gab es für jeden ein Geschenk und Selbstgestricktes. Die Freude war groß. Die meiste Zeit des Jahres verbrachte man als Kind draußen und hat seine Fantasie ausgelebt. Therapeut von Nöten – negativ. Besondere Attraktionen: Brauchte man nicht.

 

Und Heute

 

 

Zwei depressive Kinder, drei Hunde, eine Katze. Mutter will nicht zu kurz kommen, daher berufstätig. Vater, Informatiker. Eltern immer im Stress. Kinder nach der Schule noch zum Tanz,- Gesangsunterricht, Fußball, Karate und, zum Therapeuten. Jedes Kind hat sein eigenes Zimmer. Übervoll, weil Weihnachten immer Geschenke-Marathon ist. Um ihren Stress abzubauen geht Mutter mittwochs immer zum Yoga, neuerdings mit Ziegen und zur Lachtherapie. Ach ja, Vater und seine Ehrenämter – Mister Wichtig zu sein, ist heutzutage so wichtig - auch, wenn die Familie dabei zu kurz kommt. Jeden Donnerstag Frühschoppen. Sein liebstes Hobby ist das Grillen. Neuerdings hat er eine Outdoorküche mit allem schnick und schnack, um die Nachbarn zu beeindrucken, die er eigentlich gar nicht leiden kann. Zum gemeinschaftlichen Grillen gibt es immer viel, viel zu trinken, – man hat ja sonst nichts vom Leben und zum Lachen. Die wenige Freizeit, die noch bleibt, verbringt ein jeder für sich bei Netflix, am Handy oder am Laptop. Und Hin und wieder wird ein halbes Monatsgehalt an einem Tag im Freizeitpark verballert, –welch ein Spaß! In diesem Sommer gönnt man sich eine Kreuzfahrt auf einem riesigen Dampfer. Oma kommt dann aus dem Heim und darf im Keller wohnen, sie passt auf die Hunde auf. Damit es auf dem Schiff nicht langweilig wird, ist rund um die Uhr für Unterhaltung gesorgt. Als besondere Attraktion: Flüchtlingsbooten beim Kentern zu zusehen.

 

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Geschrieben

Etwas, dass sich nie verändern wird, ist dass es der Masse nie so gut gehen wird, dass man wirklich sagen könnte: Heute ist alles besser als früher. Das ist heute nicht so, das war früher nicht so. Es wird nie so sein. Glücklichkeit muss jeder aus sich selbst herausholen. Die Gesellschaft wird sie einem nie geben.

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Geschrieben

@Der Sentimentalist Danke für deinen Kommentar. Im Allgemeinen geht es uns Deutschen aber zu gut. Und vielen so gut, dass sie vor lauter  Dusseligkeit nicht mehr wissen, was sie noch anstellen sollen. Man sieht es ja daran, dass die Unterhaltungsbranche stetig wächst. Ich wollte hier auch nicht ausdrücken, dass früher alles besser war, denn das war es ja nicht. Krieg, Entbehrungen, Zwangsarbeit, Kälte und Hunger kennt unsere Generation ja gar nicht.

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  • in Love 1
  • 1 Monat später...
Geschrieben

Lieber travis,

 

einfach nur WOW. Deine Erzählungen spiegeln so glasklar die heutige Gesellschaft wieder.

Ich wünschte, die Menschen würden sich wieder mehr auf das fokussieren, was sie haben und wie gut es ihnen geht.

Auch ich erwische mich dabei, wie ich am Abend nach einem langen Arbeitstag noch Netflix schaue. Serien, in der uns Welten von Helden vorgegaukelt werden. Dabei sind die größten Helden Menschen wie du. Menschen, die diese Utopie unseres Verhaltens erkennen.


VIelen Dank dafür!

Vincent

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