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Geschrieben am (bearbeitet)

polygon

 

Einst war ich ungestalt

wurde glatt zu einem Dreieck

stieß mir eins der Hörner ab

schon war ich ein Viereck

war Penta-, Hexa-, Heptagon

 

Forme mich nur rund

dann kann ich mit jedem

formenreich beliebig

polygon beisammen sein

zu allem fast passend

 

 

(vierter Teil der Reihe „geometrische Gesellschaft“)

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Geschrieben

Lieber @Ponorist, ich bin es noch einmal.

Also zuerst war es schwer für mich, dein Text zu verstehen, da ich mit dem Begriff "Polygon" nichts anfangen konnte. Aber jetzt da mir mein lieber "Alleswisser" Google verraten hat, was sich dahinter verbirgt, erschließt sich mir dein Gedicht. Sehr interessant geschrieben und gerne gelesen!

 

Liebe Grüße

Lina

  • Danke 1
Geschrieben (bearbeitet)
vor einer Stunde schrieb Ponorist:

Einst war ich ungestalt

Sind Kinder Menschen? Nicht wirklich, wenn man nach der Definition geht. Sie sind dabei Menschen zu werden. Klingt komisch, ist aber so. 

 

vor einer Stunde schrieb Ponorist:

war Penta-, Hexa-, Heptagon

Der Geist der sich stetig formt und sich mal hier, mal da heimisch fühlt, aber seinem Wesen nach formlos bleibt?

 

vor einer Stunde schrieb Ponorist:

Forme mich nur rund

Was rund ist, eckt nicht an. Die Gesellschaft hat viele Schleifsteine und Schleifpapier um dir alle Kanten und Winkel die dich ausmachen wieder abzufeilen. Oder du feilst sie dir selbst ab. Wachsen die nach?

 

vor einer Stunde schrieb Ponorist:

polygon beisammen sein

zu allem fast passend

Lässt sich in beide Richtungen offen deuten. Kann gut sein, oder schlecht. Stur an seiner Lebenseinstellung zu klammern kann genauso falsch sein, wie sich von allem mitreisen und in Formen quetschen zu lassen. Wenn es dir nicht dient, warum dann an Überzeugungen festhalten, die jedem nur schaden. Da stechen die Winkel und Ecken nur unnötig ins Fleisch. 

Also ich hab früher übrigens nie Tetris gespielt. 

 

 

Da fällt mir gerade ein Film ein, der die Geometrie der Gesellschaft verbildlicht. Es ist ein 50 Minütiger Horrorfilm in dem ein Mann plötzlich eingeklemmt zwischen Betonmauern aufwacht. Er muss sich durch ein Labyrinth von Gängen und Formen zwängen um nach einem Ausgang zu suchen, den es vielleicht nicht gibt. Der Film ist symbolgeladen und trägt interessante Kapitelnamen wie z.B. Menschliche Passformhölle oder Maulsperrehölle. 

Ach so... der Film heißt übrigens: Haze. Von Shin´ya Tsukamoto. Von ihm stammt auch Tetsuo, der Eisenmensch. Ein Mann der seinen Körper nach und nach mit Metallteilen ersetzt. Die Japaner und ihre Filme....

Nur als Info. 

 

LG und gute Nacht. 

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Geschrieben

Lieber @Ponorist - Sehr anschaulich und wieder meisterhaft umgesetzt.  Für mich hat polygon auch ein bisschen mit polygam, um es auf alle Beziehungsebenen zu tragen, zu tun.  Nach allem Seiten offen,  anpassungsfähig. 

Deine entdeckten geometrischen Zusammenhänge öffnen eine besondere Sichtweise.  

Freue mich immer darauf,  von dir zu lesen.  

LG Sonja 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Ponorist,

 

wenn einer überall aneckt, wird er rund gemacht.

 

Dieses "rund-machen" ist mir nicht sehr geläufig - ich kannte es allerdings.

Daher meine o.g. Interpretation Deines Spiels mit Formen.

 

In der nicht passiven Form

kann ich mir es mir allerdings auch so erklären,

dass ich mir über meine Ecken und Kanten

ein rundes Tarnmäntelchen hänge,

wenn ich in bestimmten Zusammenhängen unterwegs bin bzw. etwas erreichen möchte.

 

Viele Grüße

 

Ichdichteabundzu

  • Danke 1
Geschrieben

Ganz herzlichen Dank für Eure vielen Kommentare und Likes. Ich bin noch immer über die Vielzahl an Feedbacks sehr erstaunt und freue mich sehr.

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vor 22 Stunden schrieb Lina:

da ich mit dem Begriff "Polygon" nichts anfangen konnte. Aber jetzt da mir mein lieber "Alleswisser" Google verraten hat, was sich dahinter verbirgt, erschließt sich mir dein Gedicht.

 

vor 21 Stunden schrieb Gina:

versteh auch noch Bahnhof, wie man so schön sagt

Liebe @Lina und @Gina, Danke für den Hinweis. Natürlich hätte ich es auch "vieleckig" nennen können, aber dann wäre das Wortspiel, wie von Sonja erkannt, nicht sehr zur Geltung gekommen. Das Gedicht ist eine Allegorie auf die Anpassung. Je mehr Ecken man sich abschlägt, umso runder wird man. Sägt man einem Dreieck eine Ecke ab, wird es ein Viereck usw. Die Form wird dadurch auch kleiner und passt am Ende immer weniger exakt, aber häufiger ungefähr zu anderen (runden) Formen. Soweit das geometrische Bild zu diesem Gedicht. Ich hoffe, das ist nicht allzu abwegig.

 

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vor 21 Stunden schrieb Joshua Coan:

Sind Kinder Menschen? Nicht wirklich, wenn man nach der Definition geht. Sie sind dabei Menschen zu werden. Klingt komisch, ist aber so. 

 

Hallo @Joshua Coan, in diesem Gedicht geht es mir um gesellschaftliche Definitionen und Aspekte von Anpassungsfähigkeit. Z.B. die Gestalt, die sich sozial einpast, Normen entspricht usw. In diesem Sinne hat ein Mensch (sagen wir genetisch definiert) am Anfang noch kein Ziel, welche gesellschaftliche, politische, religiöse oder sexuelle Orientierung er später einmal ansteuert und ob dies mit oder gegen den Strom passiert.

vor 21 Stunden schrieb Joshua Coan:

Der Geist der sich stetig formt und sich mal hier, mal da heimisch fühlt, aber seinem Wesen nach formlos bleibt?

Es sollte eher eine Entwicklung verdeutlicht werden, die immer weniger leicht zu greifen ist und aus der Ferne immer runder erscheint... Gleichmäßige Polygone sind hier nicht gemeint, sondern eher die Krummen. Mal doch mal ein wildes 37-Eck und schau es dir aus ein paar Metern Entfernung an.

vor 21 Stunden schrieb Joshua Coan:

Wenn es dir nicht dient, warum dann an Überzeugungen festhalten, die jedem nur schaden. Da stechen die Winkel und Ecken nur unnötig ins Fleisch. 

Richtig. Anpassung hat auch seine positiven Seiten, ist diplomatisch, kompromissreich, vielleicht auf Frieden ausgelegt.

vor 22 Stunden schrieb Joshua Coan:

Ach so... der Film heißt übrigens: Haze.

ist vorgemerkt.... steht auf der Wunschliste gleich neben bJbp*

Herzlichen Dank für die vielen Gedanken und Anregungen zu meinem kompakten Text.

*) Insider

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vor 14 Stunden schrieb Sonja Pistracher:

Für mich hat polygon auch ein bisschen mit polygam, um es auf alle Beziehungsebenen zu tragen, zu tun.  Nach allem Seiten offen,  anpassungsfähig. 

Wow, ich bin so glücklich, dass du das Wortspiel gesehen hast, liebe @Sonja Pistracher. Beim Schreiben habe ich mich an einen komischen Typen erinnert, mit dem ich vor Jahren einmal im Zug ins Gespräch gekommen bin. Er arbeitete im Vertrieb eines Zeitungsverlages und sagte über sich, er könnte auch für eine Firma arbeiten, die Leberwurst verkauft, denn er könne alles verkaufen. Diese Art von polygamen Geistern meine ich, ohne es werten zu wollen. Aber etwas schräg finde ich es schon. Herzlichen Dank auch für das nette Kompliment.

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vor 12 Stunden schrieb Ichdichteab&zu:

In der nicht passiven Form

kann ich mir es mir allerdings auch so erklären,

dass ich mir über meine Ecken und Kanten

ein rundes Tarnmäntelchen hänge,

wenn ich in bestimmten Zusammenhängen unterwegs bin bzw. etwas erreichen möchte.

Hallo @Ichdichteab&zu! Ich glaube, jeder wird hier und da beeinflusst und passt sich gelegentlich an. Es hängt auch immer davon ab, von welcher (mehr oder weniger angestoßenen) Seite man sich zeigt. Es gibt viele Möglichkeiten, den Lauf der Dinge und die eigene formwandlerische Fähigkeit in Bilder zu fassen. Ich habe es einmal mit Polygonen versucht. Vielen Dank für Deinen Kommentar.

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Bis bald, VLG, Euer Peter (aka Ponorist)

 

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Geschrieben

Hallo Ponorist,

deine Zeilen erinnern mich an eine Karikatur, die ich mal gesehen habe:

Urmenschen tüfteln an so etwas wie Vorläufern von Rädern. Stand der Technik damals ist das quadratische Rad, das natürlich viermal pro Umdrehung den Wagen kräftig durchschüttelt. Da kommt ein junger Erfinder und präsentiert als Fortschritt das dreieckige Rad. Begründung: So hat man einen Rüttler weniger.

Heute sind wir zum Glück besser dran, weil irgendjemandem aufgefallen ist, dass es am besten rund geht, technisch und menschlich.

Beste Grüße

maerC

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