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Geschrieben am (bearbeitet)

Am Anfang und am Ende
sind alle Menschen gleich.
Nun, wenn man mag, man fände
dazwischen arm und reich,

genügsam und begierlich.
Auch fänd man dumm und klug,
unzähmbar und manierlich.
Man fände wohl genug

Nuancen, wenn man mag.
Doch stimmt's mich nicht zufrieden:
am Busen und am Sarg
sind wir doch nicht verschieden.

 

 

(Aus dem Fundus)

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Geschrieben

Hallo Schmuddelkind, 
Ich liebe dein Gedicht. Es ist ein Thema, das man alltäglich erlebt, die Schere geht immer größer auseinander, doch bei der Geburt und bei dem Tod, sind wir gleich dem anderen.. ich könnte über dieses Thema Jahrzehnte philosophieren und mir würd immer etwas neues dazu einfallen. Dein Gedicht bringt es genau auf den Punkt ist dabei auch noch wundervoll geschrieben! 

Gern gelesen, 
Markus 

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Schmuddelkind,
mir fällt dazu Hiob ein: Nackt bin ich zur Welt gekommen, und nackt verlasse ich sie wieder.
"Gleich" sind wir dagegen nicht, denn jeder Mensch ist bekanntlich einzigartig, vom Geschlecht gar nicht zu reden.
Konstruktiv würde ich statt "am Busen und am Sarg" "an der Brust und im Sarg" schreiben, auch um sexistische Interpretationen auszuschließen.
Vielleicht ist ja eine Anregung dabei.
LG
Perry

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Geschrieben (bearbeitet)

Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und Anmerkungen!:smile:

 

Lieber Markus,

 

wow! Da bringst du mich ja ganz schön in Verlegenheit mit deinem vollmundigen Lob.:smile:

Ich finde es (gerade jetzt auch im Nachhinein mit so vielen Jahren Abstand zur Niederschrift) nicht unbedingt wahnsinnig gut geschrieben. Aber dein Interesse am Thema kann ich gut nachvollziehen. Viele der Unterschiede, die wir für entscheidend halten, sind bei Geburt und Tod irrelevant und das sollte wohl schon der Beginn meiner Antwort auf Perrys und Karlos kritischen Einwand sein:

 

Klar, gleich - in jeglicher Hinsicht gleich - sind Menschen natürlich weder beim Tod, noch bei der Geburt noch dazwischen; das war natürlich eher als eine Zuspitzung zu lesen. Aber es gibt gewisse Aspekte, nach denen wir Menschen gerne einteilen und die wir für ausschlaggebend bzgl. der Bewertung eines Menschen halten, die einem Baby und einem Sterbenden völlig gleich sind. Weder Wissen, noch Geld, noch Manieren stehen einem Menschen am Anfang zur Verfügung und nichts davon kann man mit auf die "andere Seite" nehmen.

 

Alle sind wir bei der Geburt hilflos, angewiesen auf andere und dabei ein völlig unbeschriebenes Blatt. Da gibt es niemanden, der sich über andere erheben kann. Beim Tod (zumindest beim natürlichen Tod) sieht es ähnlich aus. Man ist der Situation bei Tod, wie bei Geburt, ausgeliefert, hat keine Kontrolle, unabhängig von Bildung, Intelligenz, Vermögen oder Ansehen. Der Tod lässt nicht mit sich feilschen und er lässt sich auch nicht durch Höflichkeit einlullen.

 

Insofern ist das Gedicht ein Hinweis darauf, welche Aspekte des Lebens, entgegen landläufiger Meinung, unwichtig sind, ein Hinweis darauf, dass die Unterscheidungen, die "wir" treffen (die gesellschaftlich tradiert werden), keine relevanten Unterschiede darstellen. Implizit soll es natürlich auch dazu anregen (und nicht zuletzt an Karlos Kommentar sehe ich, dass es gelungen ist), über die tatsächlich wichtigen Unterschiede nachzudenken, über die Aspekte des Lebens, die wichtig sind: Ein guter Mensch zu sein kann zwar auch nicht den Tod aufhalten, hilft aber sicherlich, ihn zu verdauen. In dem Bewusstsein zu sterben, dass man sich nichts zu schulden kommen ließ, bzw. (weil es wohl streng genommen unmöglich ist, sich nie schuldig zu machen) seine Schuld beglichen zu haben, ist unvergleich viel mehr wert, als jedes Geld, jede Bildung, jede Etikette.

 

 

Lieber Perry,

 

vielen Dank für deinen Verbesserungsvorschlag! Das mit dem Sexismus habe ich nicht ganz verstanden: Warum sollte die "Brust" ein weniger sexistischer Ausdruck sein als der "Busen". Beide Worte bezeichnen dieselbe Sache (zumindest, wie sie hier verwendet werden), beide sind gleich explizit und keines davon ist wertend aus meiner Sicht.

 

Dennoch danke, dass du dir Gedanken gemacht hast, wie man das Gedicht sprachlich verbessern kann und tatsächlich klingt dein Vorschlag auch intuitiv besser. Das Problem, das ich dann nur sehe, ist die Metrik. Mir fällt jetzt auch nichts ein, wie ich den Vers ändern könnte, um dem Metrum treu zu bleiben. Vielleicht fällt da jemandem ja noch was ein...:gruebeln_yellow:

 

LG

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Geschrieben
vor 18 Stunden schrieb Schmuddelkind:

am Busen und am Sarg
sind wir doch nicht verschieden.

 

Mein Ansatz wäre vielleicht:

"erblicken wir den Sarg

sind wir nicht mehr verschieden"

 

Ansonsten wieder äußerst lebensnah und lebenecht die Sache auf den Punkt gebracht.

Gerne gelesen.

LG Sonja

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Geschrieben

Liebe Sonja,

 

vielen Dank für dein positives Feedback und deinen Verbesserungsvorschlag!:smile:

 

Am 1.3.2021 um 11:50 schrieb Sonja Pistracher:

"erblicken wir den Sarg

sind wir nicht mehr verschieden"

Das würde metrisch wiederum gut passen. Allerdings hätte ich die Aussage dann ja nur auf den Tod reduziert. Die Geburt sollte eigentlich schon auch mit in den Blick genommen werden - daher ist das mit dem Busen mir schon relativ wichtig. Dennoch danke, dass du dir die Mühe gemacht und deine Hilfe angeboten hast.:thumbup:

 

LG

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