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Geschrieben am (bearbeitet)

Die Meyrische Brücke

 

Zwanzig bis dreißig Kinder in allen Altersklassen wuselten auf meiner Kinderwiese herum. Da wurde einem nie langweilig und es gab immer irgend jemand, der mit einem zusammen spielte, meist und oft spielten wir zu mehreren.

 

Eines meiner liebsten Spiele war "Die Meyrische Brücke".

 

Da standen zwei Kinder sich gegenüber und reichten sich die erhobenen Hände. Unter dieser Brücke musste nun die restliche Kinderschar hindurchziehen. Zehn sollten es schon sein, besser mehr, selten weniger.

 

Während die Kinder unter der Brücke hindurchzogen, sangen wir alle gemeinsam das Lied.

Das ging so: "Die Meyrische Brücke, die Meyrische Brücke, die ist so sehr zerbrochen. Wer hat sie zerbrochen, wer hat sie zerbroche? Der Wolf mit seinen Knochen." Dann wurde der Rhythmus weniger melodiös, eher sehr abgehackt und es hieß weiter:

"Der Erste kommt, der Zweite kommt, der Dritte wird gefangen."


Und rumms, fiel das Fallrep nach unten. Ein Kind war in der eingestürzten Brücke gefangen.

Das bekam nun eine Entscheidungsfrage gestellt - zB. Butterbrot oder Wurstbrot?

 

Je nachdem, was es antwortete, musste es sich hinter einen der beiden Brückenerbauer stellen. Die Reise ging weiter, solange, bis kein Kind mehr übrig war , alle gefangen und entweder hinter dem Butterbrotbrückenbauer standen oder hinter dem Wurstbrotbrückenbauer.

 

Doch damit noch nicht zu Ende --- jetzt kam die Auflösung und der riesige Spaß :

Denn Butterbrot und Wurstbrot standen synonym für Hölle und Himmel.

 

Die Auflösung kam jetzt und die Engel wurden alle auf den - nun nach unten genommenen, - Händen und Armen der Brückenerbauer gewiegt und ein Vers dazu gesagt : Die Engel, die Engel .... (er fällt mir leider nicht ein - werde mal meine Geschwister fragen müssen.)

Ganz zum Schluß kamen dann die Teufel dran - dazu hielten sich die Brückenbauer wieder an den Händen, diesmal waren die Arme auf Hüfthöhe jedoch weit auseinander und diese Butterbrot-Teufel wurden heftig hin und her gebeutelt und dann mit einem Riesenkaracho, bei dem eine Seite aufging, in die Hölle hinausgeschmissen. Dabei konnte man als Brückenbauer seinen ganzen Zorn und seine ganze Kraft in die Szene legen.

 

Das Schöne an dem Spiel war, dass es immer neue Wahlmöglichkeiten gab und jeden Tag Himmel und Hölle einem offenstanden oder aber verschlossen waren.

 

Ich glaube, dass dieses Spiel sehr tiefe Wurzeln hat und weiser ist als viele Spiele, die in der Erwachsenenwelt so stattfinden.

 

 

  • Schön 5
Geschrieben

Hallo Gina

 

das ist ja intressant, dass Ihr dieses Spiel auch kanntet.

Ich habe vorhin nachgegoogelt - es gibt da ein Spiel, das heißt die "Meiersche" Brücke. Da ich es aber als Meyrisch in Erinnerung habe und die Magie der Vergangenheit an diesem Wort hängt, belasse ich es dabei.

 

Kennst Du denn auch die Variante, wo die Teufel und die Engel zum Schluß noch gewiegt bzw. gebeutelt worden sind ?

 

liebe Grüße

 

Sternenherz

Geschrieben

Wie gerne habe ich dieses Spiel liebe @Sternenherz als Kind gespielt und habe Melodie und die Fröhlichkeit so vor Augen, als ob es gestern gewesen wäre. Bei uns ging das Lied allerdings so:

Lasst die Kinder durchmarschieren,
durch die gold’ne Brücke.
Die Brücke ist gebrochen,
wir woll’n sie heile machen,
aus lauter Gold und Marmorstein,
der nächste soll gefangen sein.

 

Das Spiel hieß auch "goldene Brücke". Wirklich eine wunderschöne Erinnerung, die du hier wachgerüttelt hast.

LG Sonja

  • in Love 1
Geschrieben

Hallo liebe Sonja -

 

ja, ich fand beim Nachgoogeln,

dass dieses Spiel die verschiedensten Namen hatte -

ist ja auch klar -- Kinder, die spielen, brauchen kein Patentamt, um ein neues Spiel zu erfinden.

Danke fürs Schreiben Deiner Erinnerung und es freut mich, wenn ich was wachrütteln konnte .

 

Hier ein wenig Info dazu aus dem Netz:

https://www.volksliederarchiv.de/alte-kinderspiele/die-meiersche-bruecke-die-ist-zerbrochen/

 

und hier im Kindergarten:
 

 

Geschrieben

Liebe Brigitte,

 

es freut mich, dass ich die Erinnerung wecken konnte.

 

Alles Spielen hat pädagogischen Wert,

denn im Spiel üben die Kinder die Wirklichkeit -

verweben im Innen das Leichte mit dem, was einmal Pflicht sein wird, Pflicht sein könnte.

 

Wir hatten eine Turnhalle und ich erinnere mich insbesonder an eklige Gerüche dort -

unsere Spiele erinnere ich allerdings noch einiges genauer.

Vllt. habe ich da lieber gelernt .

 

Liebe Grüße

Sternenherz

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