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Geschrieben am

Ich habe den Stuhl verbrannt,
auf dem du morgens zu Tisch saßest,
um die Vögel zwitschern zu hören.

Das machte eine Flamme, blau
wie die Bluse, die du so gerne getragen hast,
wenn du zuversichtlich warst.
Die habe ich freilich auch verbrannt.

Da hats geknistert,
wie damals - weißt du noch, damals?
Jedenfalls habe ich den Kamin kurz und klein geschlagen.

Und das Buch, das du immer so gerne gelesen hast...
ich habs umgeschrieben.
Schließlich habe ich das Haus verschenkt.

Und den Arm mit der kleinen Narbe von unserem ersten Rendezvous -
weißt du noch, im Zoo?
Du wüsstest und müsstest jetzt gewiss lachen.
Den Arm habe ich mir abgeschnitten.

Und dennoch tropft mir das Auge aus,
wenn ich in die Leere starre
und dich sehe,

weil mich das Fehlen der Dinge an dich erinnert,
die mich an dich erinnert haben.

 

 

(Aus dem Fundus)

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Geschrieben

Deine Ideen @Schmuddelkind und die Ausführung - einfach gut. Was musst du schon alles erlebt, gesehen, gehört oder gefühlt haben, um in diese Personen zu schlüpfen, sie mit den Facetten auszustatten und so voller Inbrunst und Einfühlungsvermögen an den Leser zu bringen. Vor allem, weil du dadurch Gefühle auslöst, Mitgefühl hervorrufst, die echter nicht sein könnten. Toll geschrieben. Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber es ist eben so.

LG Sonja

 

  • Schön 1
Geschrieben (bearbeitet)

Hallo @Schmuddelkind,

 

traurig aber sehr gut geschrieben! Wie schmerzhaft es für das LI sein musste diesen einen Menschen zu verlieren, hat mich tief berührt. Ich kann den Schmerz und die Verzweiflung in deinem Gedicht sehr gut herauslesen und mit spüren!

 

Liebe Grüße

Lina

Geschrieben

Vielen lieben Dank für euer positives Feedback, liebe Sonja, liebe Ursula und liebe Lina!:smile:

 

Am 5.3.2021 um 20:16 schrieb Sonja Pistracher:

Was musst du schon alles erlebt, gesehen, gehört oder gefühlt haben, um in diese Personen zu schlüpfen, sie mit den Facetten auszustatten und so voller Inbrunst und Einfühlungsvermögen an den Leser zu bringen.

Oder mein Gehirn ist einfach komisch verdrahtet und ich kann Gedanken denken und Gefühle fühlen, von denen ich nicht weiß, woher sie kommen. Vermutlich irgendwie beides. Erlebt habe ich tatsächlich auch schon so Manches und das kommt dem Schreiben vermutlich zugute. So oder so bin ich jedoch begeistert, dass das Empfinden des LI dich erreicht hat.:smile:

 

Am 5.3.2021 um 21:14 schrieb Ursula23:

So gut geschrieben, dass man die Stimmung förmlich fühlen kann. Es geht 'durch und durch'. Vielleicht, weil man das kennt? Gefällt mir sehr gut.

Ja, Gedichte kann man nur dann verstehen, wenn man sie vor dem Lesen schon verstanden hat. Der Text selbst kann dann nur ein Anlass zur Erinnerung sein. Daher kann es natürlich auch kein objektives Maß für die Bewertung eines Gedichts lesen. Ein Gedicht, das mir die Welt bedeutet, weil ich mich darin wiederfinde, mag für einen anderen Menschen völlig belanglos sein, weil er das Gefühl nicht kennt - oder die Situationen, die ein solches Gefühl hervorrufen. Schön, dass die Stimmung des Gedichts bei dir ankam!:smile:

 

Am 6.3.2021 um 10:31 schrieb Lina:

traurig aber sehr gut geschrieben! Wie schmerzhaft es für das LI sein musste diesen einen Menschen zu verlieren, hat mich tief berührt. Ich kann den Schmerz und die Verzweiflung in deinem Gedicht sehr gut herauslesen und mit spüren!

So langsam gewinne ich den Eindruck, dass diese enorm intensiven Empfindungen, die man fast nur durch drastische Bilder wie der beschriebenen Selbstverstümmelung ausdrücken kann, nicht nur Einzelne angehen. Ich bin froh, hier so viele Menschen zu finden, die sich darin - trotz des repulsiven Charakters des Gedichts - wiedererkennen können und dass auch du das Gedicht mitfühlen kannst. Das ist manchmal eine ganz sensible Angelegenheit in der Lyrik: Leid wird durch Bilder plastisch, die zunächst abschrecken, verunsichern etc.. Und dennoch kann man sich durch das Erspüren des Leides selbst in dem Gedicht einfinden.:smile:

 

LG

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