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Geschrieben am

Hast du denn schon die Nacht gekostet?
Sie treibt so träg im Mai.
Der Mond klingt heute so verrostet,
als wärs ihm einerlei.

Die Pappeln tanzen lustlos Ska
und werden allgemein.
Die Sterne funkeln hell und klar
und fügen sich nicht ein.

 

 

(Aus dem Fundus)

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Geschrieben

liebes schmuddelkind,

 

die trostlose gleichgültigkeit, die das LI in deinen zeilen empfindet, hast du in wunderschön schräge und treffende bilder gefasst. so ist die frage im anfangsvers wohl eher rhetorischer art und das LI interessiert sich nicht wirklich dafür, wie die nacht dem LD schmeckt. für das LI schmeckts sie nämlich einfach nur fade in diesem moment. die pappeln geben allgemeinplätze von sich und tanzen lustlos (ausgerechnet bewegungsintensiven ska-tanz!). dem mond ist alles egal, so dass er schon rostig klingt und die nacht selbst treibt träge im wonnemonat mai und hat keine lust auf irgendwas.

 

nur die sterne scheinen erstmal sie selbst zu sein, funkeln wie immer. allerdings wollen auch sie sich nicht einfügen lassen in das romantische bild, welches in einer solchen maiennacht normalerweise aufkommen könnte. die vorstellung verrutschter sternbilder ließ mich schmunzeln.  

 

was mag wohl der grund sein, dass das LI sich so fühlt, fragt man sich unwillkürlich beim lesen, auch wenn bei mir die freude über die originellen bilder erstmal überwog. :biggrin: 

darüber schweigt das gedicht und man kann nur mutmaßen und im zusammenhang mit der antiromantik liegt es nahe, dass es um herzensangelegenheiten geht. gute besserung dem LI!  :smile:

 

liebe grüße

sofakatze

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Geschrieben

Vielen Dank für eure Reflexionen zum Gedicht, ihr Lieben!:smile:

 

Am 9.3.2021 um 12:32 schrieb sofakatze:

die trostlose gleichgültigkeit, die das LI in deinen zeilen empfindet, hast du in wunderschön schräge und treffende bilder gefasst.

Schön, dass du das Gefühl so präzise benennen konntest, das ich hier zum Ausdruck bringen wollte! Ich weiß noch, dass ich damals, als ich das Gedicht geschrieben habe, gefragt wurde, was ich denn genau damit sagen wollte. Da konnte ich nichts weiter antworten als: "Ich wollte wohl ein Gefühl ausdrücken, das ich nur in diesen Worten ausdrücken kann. Dank dir weiß ich nun, wie dieses Gefühl heißt, liebe sofakatze.:thumbup:

 

Am 9.3.2021 um 12:32 schrieb sofakatze:

so ist die frage im anfangsvers wohl eher rhetorischer art und das LI interessiert sich nicht wirklich dafür, wie die nacht dem LD schmeckt. für das LI schmeckts sie nämlich einfach nur fade in diesem moment. die pappeln geben allgemeinplätze von sich und tanzen lustlos (ausgerechnet bewegungsintensiven ska-tanz!).

Ja, durch die rhetorische Frage wird auch deutlich, dass die Gedanken des Gegenübers dem LI ebenfalls gleichgültig sind, denn man erwartet ja definitionsgemäß keine Antwort auf eine rhetorische Frage. Insofern passt auch hier das von dir gefundene Wort "trostlose Gleichgültigkeit" hervorragend.

 

Ich bin froh, dass du die Stelle mit den Pappeln so deutest. Befürchtete schon, dass niemand etwas mit der Formulierung "werden allgemein" anfangen kann. Dass die Pappeln diese Allgemeinplätze von sich geben ist dabei ebenso sinnlos, wie dass überhaupt jemand in dieser Weise redet und der lustlose Ska-Tanz, der wie ein körperlicher Widerspruch wirkt verdeutlicht wohl die gesellschaftlichen Widersprüche, die das LI wahrnimmt: Leute tun ständig irgendwelche Dinge, die im Widerspruch zu ihren Haltungen und Stimmungen stehen.

 

Am 9.3.2021 um 12:32 schrieb sofakatze:

nur die sterne scheinen erstmal sie selbst zu sein, funkeln wie immer. allerdings wollen auch sie sich nicht einfügen lassen in das romantische bild, welches in einer solchen maiennacht normalerweise aufkommen könnte. die vorstellung verrutschter sternbilder ließ mich schmunzeln.  

Freut mich, dass ich dich damit zum Schmunzeln bringen konnte.:smile:

Ja, die Sterne geben zunächst Anlass, darauf zu hoffen, dass wenigstens eine Sache so ist, wie sie sein soll. Aber selbst in der Ordnung findet man ungemach. Was ist, wenn alle dort sind, wo sie sein sollen, wo sie "hingehören", aber niemand möchte dort sein?:achselzucken:

 

Am 9.3.2021 um 12:32 schrieb sofakatze:

darüber schweigt das gedicht und man kann nur mutmaßen und im zusammenhang mit der antiromantik liegt es nahe, dass es um herzensangelegenheiten geht. gute besserung dem LI!

Schöne Deutung! Weiß zwar selbst nicht genau, ob ich es in erster Linie so lesen würde, aber ich finde, dass der Schluss aufgrund der von dir so schön beschriebenen Antiromantik nachvollziehbar ist und das ist mir sehr sympathisch.:thumbup:

 

Vielen Dank also, liebe sofakatze, für deinen ausführlichen Kommentar, deinen tiefsinnigen Interpretationsbeitrag und deine so positive Wertung!:smile:

 

Am 9.3.2021 um 12:52 schrieb Josina:

Hallo & moin Schnuddelk.

Alles ist träge und lustlos, nicht einmal die Sterne fügen sich ein.

Und das im Wonnemonat Mai!

Gerne gelesen und sinniert

Das freut mich, dass ich dich zum Nachdenken anregen konnte und du die Lektüre nicht bereuen musstest, liebe Josina.:smile:

 

Was man so alles vermitteln kann, wenn man mit allgemeinen Assoziationen spielt... Schon erstaunlich, wie sehr man sich dann beim Lesen eines solchen Gedichts über den Wonnemonat Mai wundern kann, einfach nur, weil dem Leser und dem Autor bewusst ist, wofür der Monat steht.

 

Am 10.3.2021 um 04:08 schrieb Sonja Pistracher:

Die ganze Romantik des schönen Monats "Mai" ist im Eimer lieber @Schmuddelkind, was der dichterischen Grundlage und deiner Begabung, den Worten besondere Sichtweisen einzuhauchen, keinen Abbruch tut.

Gern geschehen, liebe Sonja!:wink:

Ich mag es, wenn Dinge im Eimer sind. Da gehören sie hin.:rofl2:

 

Freut mich, dass du dennoch eine besondere Sichtweise darin erkennen und wertschätzen konntest, auch wenn der Monat Mai darunter leiden musste - dein Lieblingsmonat? Meiner vielleicht auch, wobei ich auch den Oktober sehr mag.:grin:

 

Am 10.3.2021 um 04:08 schrieb Sonja Pistracher:

Aber schade um den Mai - könnte es nicht eher der März sein - oder der November?

Gerne:

 

Hast du denn schon die Nacht gekostet?

Sie treibt so träg im März.

Der Mond klingt heute so verrostet,

als wär's ein seichter Scherz.

 

Oder:

 

Hast du denn schon die Nacht gekostet?

Sie treibt durch den April.

Der Mond klingt heute so verrostet;

ansonsten alles still.

 

Oder:

 

Hast du denn schon die Nacht gekostet?

Sie leidet am August.

Der Mond klingt heute so verrostet,

als hätt er keine Lust.

 

 

LG

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