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"Auf unser neues Leben!" So klirrten die Gläser. Heute höre ich dieses Geräusch immernoch, denn lange ist es noch längst nicht her. Dieser eigentliche Klang der Freude, wird für mich immer eine schreckliche Wahrheit hinter sich haben und mit den Schreien von damals einhergehen. 
Ich hatte mein Studienplatz an meiner Wunschuni bekommen bekommen und das war wahrlich ein Moment der Freude. Dinge liefen im Leben eben nicht immer wie geplant, doch ein wenig die Kontrolle zu haben beruhigt doch jeden.

Ungeplant war jedoch sie, deine damalige Freundin, die sich Tage zuvor das Leben nahm und sich auch dein Leben schlagartig negativ veränderte. Sie hatte Probleme, dass wusste jeder, doch es sah immer danach aus, als ob es besser werden würde.

Ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie ich dich bei ihrer Beerdigung sah, wie deine Tränen über deine Wangen liefen und du höchst verzweifelt und gequält, schnell und kräftig ein und ausatmetest. Es war furchtbar dich so zus sehen. 
Dieser Moment, wenn ich an dich denke, vergeht in einer bedrückenden Ewigkeit einher, als würde eine Sekunde, wie eine Minute vergehen und sie fallen mir alle wieder ein, Dinge, die in unser aller Leben gerade aktuell gewesen sind. Kannst du dich daran erinnern? Kannst du das?

 

Ich steige auf mein Fahrrad und fahre los, der Abendsonne entgegen. Der warme Wind peitscht mir um meine Ohren und der Horizont strahlt mir etwas zu hell in mein Gesicht. Gerne betrachte ich diese Weiten, doch jetzt schockiert mich immer dieser Gedanke, was da alles lauern könnte, dass da außer Sichtweite ist. Vielleicht fahre ich ja in mein Verderben?

 

Ich bin auf dem Weg zu Christian gewesen, an jenem Abend feierten wir die Zusage zu seinem dualen Studium. Bei ihm angekommen, gratuliere ich ihm. Er strahlte, wie die Abendsonne, strahlte mir genauso ins Gesicht. Ich freute mich so sehr für ihn.

Wir bekamen Nachrichten von den anderen, sie würden sich bei dir aufhalten, deine Eltern seien nicht da und deshalb würde die Sause bei dir steigen. Wir fuhren zu dir und holten davor noch ein wenig Alkohol.
Ich weiß noch wie ich damals voller Freude die Treppe hoch zu dir stieg, etwas außer Puste, vom ganzen schweren Bier im Rucksack.
 

Langsam legt sich die Sonne hinter den Bergen am Landesrand, und ich stehe auf meinen Pedalen, fahre einen Berg hinunter und atme wie damals ganz tief durch. Genieße jeden einzelnen Atemzug, spüre dessen Unbeschwertheit. 

 

Endlich hattest du wieder deinen Weg gefunden. Nachdem diese Sache passierte, warst du am Boden zerstört und wir alle machen uns Sorgenum dein Leben, ohne aber es dir zu sagen. Wir hofften einfach, dass sich alles wieder lege.

Es sah tatsächlich so aus, als wäre die Sonne wieder aufgegangen, als würde sie die verfröstelten Zweige mit ihrer leichten Wärme auftauen!

 

Die Sonne ist untergegangen und die Kälte zieht mir leichte Schauder über den Rücken. 

 

Damals hast du zu viel Getrunken und andere Drogen genommen. Wir dachten es wäre dein Ende. Wir wollten dein Konsum nicht mehr stützen und mieden dich, doch scheinbar stürtztest du dadurch nur noch mehr ab. Die Schützende Abstinenz von uns traf doch wie eine Kugel in dein Herz und zeriss so viele Gefühle, sie zündete wertvollste Dinge in dir an,

der Rauch dieser Brände stieg aus deinem Mund, deiner Nase und deinen Augen hinaus.

Es war so, als wärst du zwischen zwei Welten gestanden, die der unseren und die der ihren, den sog in die Hölle, die täuschende Schönheit der Ewigkeit des Todes. Sie lag wie Nebel überall um dich herum und bald hast du deine eigenen Hände nicht mehr sehen können. Die unsere Freundschaft aber, etwas woran es in solchen Zeiten festzuhalten gilt, stand vor dem Aus. 
Umzugspläne standen vor der Tür, einerseits waren wir alle so glücklich, schauten unserer Zukunft mit Freude entgegen und andererseits standen auch wir im Nebel und sahen die Probleme, die es mit sich bringen könnte.

Auch wir standen in zwei Welten, genau wie du und unsere liebevolle Freundesgruppe war uns allen viel wert, doch wir fragten uns damals wohl alle, ob sie es überleben würde, auch wenn sich niemand traute, es offen auszusprechen. 

 

Die Dunkelheit bricht über das Land hinein und der ungeterte Weg führt durch ein Waldstück, doch das einzige Licht das ich habe, ist dass des schwach leuchtenden Horizont und die Hoffnung in mir. Das reicht gerade so um nicht  wegen einem Schlagloch oder einer Wurzel hinzufallen. Ich fahre langsamer und vorsichtig. 

 

Wir feierten bei dir. Es ging uns so gut an diesem Abend. Die Musik war uns allen gleich lieb und das Bier schmeckte hervorragend, die Themen interessierten uns alle und für einen Moment war wieder Frieden eingekehrt in die turbulente Welt von sich verändernden Zeiten, die wie die Kontinetalplatten in ständiger Bewegung waren, sich von einander entfernten und auseinander zukamen,

neue Gebirge zusammendrückten und Täler aufrissen, tiefergelegene Lande fluteten und langst verlassene Orte mit neuem Leben überspülten. 
Wir aßen etwas, ich habe vergessen was, doch es schmeckte uns viel zu gut. Christian machte etwas an der Musik anlage und die anderen waren bei ihm. Rockmusik und Gelächter  hallten durch die Wohnung. Ich sahs entspannt auf dem Sofa, etwas in Gedanken versunken und sah aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus mit dem Blick gebannt auf eine Straßenlaterne.

Sie war das einzige, was man sehen konnte, weil das Fenster wegen der Dunkelheit und unserer hell erleuchteten Wohnung stark spiegelte. 
Ich machte mir Gedanken darüber, dass mein Leben vielleicht nie wieder so sein würde wie es gerade war. In der Spiegelung sah ich dich ein paar Meter weiter auf der Couch neben mir in deine Arme Husted. Dein Husten war sehr kraftvoll und exsessiv, ich bemerkte, dass ich jegliche Geräusche um mich herum ausgeblendet hatte und sie erst jetzt wider kamen. Ich fragte dich ob alles gut sei, doch du hast gehustet und nicht geantwortet. Ich sah dir nur so zu und wartete darauf, bis es fertig wärest. Du hattest dich wohl verschluckt. Lange sah ich dir zu, bis ich langsam näher zu dir rückte um dir auf den Rücken zu klopfen, als ich bemerkte, dass dein Kopf rotangelaufen war und deine Augen zugekniffen Tränten. Du fielst mit den Knien den Boden und stürtztest dich mit deinem Unterarmen. "Komm schon Alter!", dachte ich mir. "Leute!", rief ich helfend. Ich hatte Angst überzureagieren,

doch die Lage sah etwas ernster aus, als man es sonst so kannte.

Weiter klopfte ich dir auf den Rücken, bis ich begann zu hämmern. "Leute kommt mal sofort!" 

 

Ich hebte dich auf deine Beide uns sah dich um Luft ringen. "Leute es ist erst!"

Christian kam angerannt. "Was muss man da machen?" "Schlag ihm in den Bauch oder so. Ich halte ihn fest! Er schlug zu.

" Er hat sich verschluckt!" rief jemand. Ich hielt ihn fest während mehrere Schläge gehen seinen Magen gingen, anschließen Versuchte Christian ihm in den Bauch und ich die Magengrube zu drücken, doch es half nichts. 

 

Ich trete in die Pedale, der Waldweg geht noch eine Weil, und mein Blickfeld verkleinert sich von Moment zu Moment. Wider stehe ich auf und gebe alles, stelle den höchsten Gang ein. Mir egal, dass ich umfallen könnte. Ich fahre so schnell und unforwichtig durch den Wald wie ich nur kann und atme dabei, atme und atme und höre nicht mehr auf damit!

Ich atme und atme und atme, mein Herz schlägt so fest und so kraftvoll wie damals. 

 

Ich sah dein Gesicht und es wurde langsam Blau, doch deine Augen öffneten sich und suchten panisch nach etwas.

 

Es war bestimmt sie, wonach sie suchten. In der lebensbedrohlichen Situation suchstest du ihre Wärme, ihr Antlitz, ihr Dasein. 

 

 "Was sollen wir tun?" "Ruf den Notartz!" 
Einer Griff sein Handy und verschwand in eine Ecke um eilig zu telefonieren. "Was sollen wir tun?", fragte ich dich.
Was wenn er verstorben würde? War das übertrieben? Mir kam in der panischen Not der Gedanke, ob du dich vielleicht bewusst verschluckt hattest um auch zu sterben, aber ich fragte mich ob das überhaupt möglich sei.

Ich überlegte kurz ob ich dich das fragen solle und versuchen sollte, dir das ganze auszureden, doch das wäre viel zu unangemessen gewesen! Als würde ich einer Person in Not auch noch vorwerfen, sie hätte das bewusst gemacht. Es war aber auch die Tatsache, dass es vor allen anderen ein Abschreiben von dir  gewäsen wäre, als ob es jetzt klar gewesen wäre, dass du stirbst, obwohl es jeder dachte, wagte es doch keiner es zu sagen oder gar zu glauben. 

 

Doch deine Augen suchten nicht mehr sie starrten in die Leere. Ich weiß nicht mehr was dann alles geschah, aber ich glaube du langst in diesem Moment schon in ihren Armen und rochst den beruhigenden Duft ihrer Präsenz und ließt dich von ihr trösten, in dem sie dir durch die Haare Strich. 

 

Wir schrien rum, versuchten es weiter und weiter und jedesmal hatten wir die Hoffnung, du würdest dieses elendig Stück endlich herauswürgen und deinen lebenswichtigen Atemzug nehmen. Doch es geschah nicht. Wir warteten auf den Notartz.

Der eine Freund bekam einen Anweisung aus dem Telefon, doch aus das half nicht.

Ich sah auf die Uhr und bemerkte es da zum ersten Mal: Die Sekunden vergingen wie Minuten. Es war eine solch lange schreckliche Zeit, obwohl wir wussten dass die Zeit rennt. Wir hoffen nur, dass du endlich würgen würdest.

Wir Taten alles dafür und sahen dir dabei langsam in deine Augen, von deiner blauen Haut umgeben, sahen wie deinen Pupillen sich weiteten und sie nichts mehr zu sehen schienen.

Bitte Bitte, dachte ich mir. Das kann nicht sein. 

 

Ich bremse ruckartig ab und schlittere noch einige Meter dich den Kies. Im dunklen Wald Lage ich meinen Kopf auf den Lenker. 
Bedecke mir die Augen so wie damals, als sie dir unten vor der Haustür das Tuch über den Kopf legten. Mir laufen die Tränen über mein Gesicht. "Auf mein neues Leben!", denke ich und ziehe an der Fahrradklingel, während langsam kleine kühle Tröpfchen von Nebelregen auf meine Haut prasseln und sie in meinem Eintauchen die Sicht vollends beenden.

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Geschrieben

Hallo Sentimentalist --

was für eine dramatische Geschichte!

 

Ich habe sie mir angehört und Deine Stimme und die gewählte Musik passen hervorragend zu den Worten.

 

Die Parallelität der Fahrt durch den Wald zu der Ebene der Geschehnisse von damals ist ein gutes und gelungenes Stilmittel.

Die Geschichte selber berührt mich ebenso

und die Art wie Du erzählst, packt und fesselt von Anfang an.

 

Am intensivsten fand ich das Bild von den Kontinentalplatten und den unterirdischen Strömungen ....

 

Ich werde mir die Erzählung sicher nochmals anhören und dann vllt. noch konkreter schreiben.

 

Sehr gelungen!

 

Sternenherz

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo, lieber Sentimentalist

 

Diese Geschichte ist sehr ergreifend. Man ist gefangen, fühlt diese Hilflosigkeit, die Verzweiflung der jungen Leute. Ich musste innehalten und durchatmen. So ein Erlebnis ist prägend fürs ganze Leben!

Deine Geschichte  hat mich sehr berührt !

Herzlich grüßend Josina

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo @Der Sentimentalist

Wenn die Sekunden Minuten werden,  die Verzweiflung Realität, das Unglaubliche eintritt, während man fast in Zeitlupe Gedanken durchwinkt, die unglaubwürdiger nicht sein könnten,  dann werden diese Momente zu einer Ewigkeit.  So habe ich jetzt all diese tragischen Vorkommnisse in immer schneller werdendem Lesefluss empfunden.  Die immer wiederkehrenden Buchstabendreher scheinen der Aufregung geschuldet und vielleicht sogar gewollt die Hektik beschleunigend bewusst gesetzt zu sein. Dann stolpert man so richtig weiter,  wie auf dem Fahrrad,  das den Steinen nicht mehr ausweichen kann.  Bis man ob des Ausgangs keine Hoffnung mehr haben darf.  Wow. 

Ich hoffe sehr,  dass dies fiktiv geschrieben wurde.  

LG Sonja 

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