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Ein weißer Schleier weht im scharfen Wind,
der Bräutigam versteht sein Glück nicht mehr,
wo nimmt man nur den Mut, die Hoffnung her?
Sei still, sei still, die Zeit verinnt.

 

Sie fließt, und trägt hinweg das schwarze Blut,
der Regen wäscht die schwere Asche aus,
im Staub am Stadtrand steht ein kleines Haus.
Sei still, sei still, wird alles gut!

 

Die Kleider wehn, der Winterwind weht kalt
man sitzt und trinkt, will einfach fröhlich sein,
und ist gewiss, der Teufel holt uns bald.

 

Am Rand ein alter Mann, sitzt ganz allein,
man sieht, dass er versteckt die Fäuste ballt.
Sei still, sei still, und trink den Wein!

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Geschrieben

Hallo Létranger

 

Dieses sich wiederholende sei still, sei still hat mich berührt.

Es sagt für mich sehr viel über die angespannte ,fast unmenschliche Situation aus.

Sei still, sei still!

Weniger laut ist nicht weniger schlimm !

Sei still trink den Wein - beruhige dich, schalte alles Schlimme aus!

Gerne hineingespürt

HG Josina

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Geschrieben

Hallo Josina,

 

ich bin froh, dass die Stmmung gut ankommt.

Mir war jetzt, nachdem ich es ziemlich lang nicht mehr gelesen hatte, bei vielen Zeilen nicht mehr so wohl.

Vielleicht wird das doch auch noch mal eines, dass ich überarbeite. Aber keine Sorge, die sei-still-Zeilen gewiss nicht ;-).

 

Gruß Lé.

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Geschrieben

Hallo Létranger,

 

du schreibst: es sind störrische Zeilen und verstockte Zeilen, dass finde ich gar nicht.

 

Es sind Worte, die für mich sehr ruhig hinnehmend die Zeit beschreiben, aber auch das Schicksal herausfordern wollend annimmt, mit seiner geballten Faust und einem vielleicht Schluck letzten Schluck Wein.

 

 

LG Sternwanderer

Geschrieben

Hallo Sternwanderer,

 

dafür, um zu erfahren, wie es ankommt, braucht man den Leser. Danke deshalb fürs Kommentieren.

 

Ich denke, dass du dich dabei stärker auf den Inhalt beziehst, und ich auf den Rythmus und den Klang der Zeilen.

Jedes "t" beispielsweise hat die Tendenz, zu stocken, und da sieh dir mal die 2. Strophe an ;-).

 

Gruß Lé.

Geschrieben

Hallo lieber Le,

Bin gerade über deinen Text gestolpert, weil ich mich wundere warum ich ihn noch nicht gelesen habe.

 

Ich finde das du die Form mal wieder passend zum Inhalt gewählt hast. Der umarmende Reim wir von dir sonst finde ich selten genutzt. Aber passt perfekt zu deinem Text und deinen wiederholungen mit sei still dadurch wirkt er als würde er einen wie ein Kind in den Arm nehmen und beschützen wohl.

 

Ein weißer Schleier weht im scharfen Wind,

Zugegeben mir ist erst am Ende klar geworden das der Schleier nicht das Brautkleid sein kann. Ich glaube es beschreibt ein Leichentuch.

Und der scharfe Wind ist der Geruch von verwesung.


der Bräutigam versteht sein Glück nicht mehr,

Dieser ist eine frühere Version des alten Mannes der die Fäuste ballt.

Ich glaube er wollte seine liebste Heiraten und der Krieg nahm ihn alles den Mut die Hoffnung und aeine Braut.

wo nimmt man nur den Mut, die Hoffnung her?

Ich glaube das dieser Text auch in Zusammenhang mit deinen Text stehen könnte. Gefallene Sohne im Krieg nur sind es diesmal die gefallen Töchter.
Sei still, sei still, die Zeit verinnt.

Es klingt als spräche das Lyr ich zu sich selbst und versucht sich selbst zu belügen. Es klammert sich an den letzen Strohhalm das die Zeit wunden heilen mag.

 

Sie fließt, und trägt hinweg das schwarze Blut,

 

Die Zeit fließt wie Tränen das schwarze Blut ist für mich der erneute Hinweis aufs Leichentuch.


der Regen wäscht die schwere Asche aus,
im Staub am Stadtrand steht ein kleines Haus.

Mit der Zeit endete der Krieg und es wurde vieles neu aufgebaut aber das Trauma und den Verlust kann das Lyr. Ich nicht überwinden.
Sei still, sei still, wird alles gut!

Auch hier der zweite Versuch sich selbst zu belügen 

 

Die Kleider wehn, der Winterwind weht kalt

Die Kleider symbolisieren für mich auswechselbarkeit. Es kommen und gehen Menschen im leben des lyr. Ichs, aber es ist nicht in der Lage liebe zu empfinden. Es ist immer noch starr vor Angst zu verlieren wenn man liegt.
man sitzt und trinkt, will einfach fröhlich sein, 

Der Wunsch nach Nähe ist vorhanden doch kann es sich nicht öffnen
und ist gewiss, der Teufel holt uns bald.

Die Narben sitzen tief.

 

Am Rand ein alter Mann, sitzt ganz allein, 

Hier wechselt die Perspektive

Der alte Mann wird von außen betrachtet.
man sieht, dass er versteckt die Fäuste ballt.

Sein Schmerz wird klar und auch warum er sich jetzt nicht mehr selbst anlügen kann.

Er hat Familie doch seinen Schmerz der bei der Hochzeit deutlich wird betäubt er nun im Wein.
Sei still, sei still, und trink den Wein!

 

Eine sehr traurige Geschichte die sich vor meinem inneren Auge abspielt. Lieber Le auch formal betrachtet. Ist die zweite Strophe so wie sie sein muss.

Das stocken passt zum empfinden des alten Mannes. 

Oh man jetzt hast du mich wieder... 

Ich grübeln wohl noch Länge werde wohl länger noch zu grübeln habe.

Sehr gerne gelesen und die Gedanken schweifen lassen.

LG Enya

 

 

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Geschrieben

Hallo Enya,

 

Ich wusste es ja schon. Du liest die Texte mit sehr viel Fantasie. Deine Deutung ist ungeheuer spannungsgeladen und gibt Sinn. Denn das genau ist ja die Spannung die über dem Text liegt: wie nah bei einander liegen Tod und Leben, Hochzeit und Trennung im Krieg?

 

Wenn man es so sieht, und so war es ja auch gemeint, ist das Gedicht aber nicht nur traurig, sondern macht auch Hoffnung. Dass der Tod nah beim Leben liegt, und die Trennung nahe bei der Hochzeit - das gilt ja in beiden Richtungen ;-).

 

Gruß Lé.

  • in Love 1
Geschrieben

Lieber Le,

 

Ja vielleicht sind mir meine Assoziationen ein bisschen davon gelaufen hatte zuvor noch Gespräch was mich wahrscheinlich dahin gehend beeinflusst hat. Ich bin gefühlsmässig beim alten Mann hängen geblieben und den geballten Fäusten.

Und dieses Gefühl zog sich durch den Text.

Möchte will fröhlich sein unterstützte es.

Weil will hat den Beigeschmack ist es aber nicht.

Zumindest nicht in dem Filtermodus mit dem ich diesen Text gelesen habe. Ich schaue ihn mir aber gerne morgen nochmal mit etwas Zeitversatz an. Vielleicht fliegt der Hoffnungsfunke dann auch zu mir

LG Enya

Geschrieben

Hallo Enya,

 

Du kannst ihn, wenn du magst auch einfach so lesen, wie er dasteht:

Mitten im Krieg findet eine Hochzeit statt. Das ist ein Wunder. Der Bräutigam kann sein Glück nicht fassen. Alle versuchen fröhlich zu sein, und den Krieg und den Tod zu vergessen. 

Nur einer kann das nicht. Ein alter Mann sitzt allein am Tisch, hat vermutlich Frau und Kinder im Krieg verloren, und spürt auch an diesem Tag ohnmächtig Wut und Trauer.

Trotzdem - es ist eine Hochzeit. Auch in Deutschland 1945 gab es Hochzeiten.

 

Gruß Lé 

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