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DIe sich erinnern konnten,
wollten sich nicht,
nicht so wie sie sollten, erinnern,
und wenn Erinnerung geboten war,
erinnerten sie stumm
die Erniedrigung,
erinnerten sich
an die Fackeln der Begeisterten,
im schwarzen Blut erstickt,
den Schein aus den Gesichtern, fahl,
das weite Land, verloren,
und leer
die Brüste der Mütter.

 

Die sich empören konnten,
wollten sich nicht,
nicht so wie sie sollten,
empören, und
wenn Empörung geboten war,
empörten sie sich stumm
über den dreisten Raub des Landes
durch die Väter und die Söhne.

 

Die sich erkennen können,
wollen sich nicht,
nicht so wie sie sollen,
erkennen, und
wenn Erkenntnis geboten ist,
erkennen sie sich stumm ...

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Hallo lieber le,

Oha ein hartes Stück das du heute mitbringst.

Es erzählt die alte Geschichte vom Krieg, verlust, Blendung und Angst.

Angst der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, seine Fehler zu erkennen, sich nach grauenvollen Taten selbst gegenübertreten zu können.

Die sich nicht erinnern wollten wie sie sollten, sind für mich Menschen die diesen unsäglichen Krieg miterlebt haben.

Die die schmerzhafte Erinnerungen erlitten haben, sie erdrängen z.B. das sie anderen nicht helfen konnten wie sollten/ nicht wollten aus Furcht um ihr eigenes Leben. Doch es ist wichtig diese Erfahrung zu teilen, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Statt dessen schweigen sie und erkennen sich am gleichen schuldigen Blick.

Die sich empörten, gehören für mich zu den Leugnern, die Verherrlichen, die Schlechtigkeit übersehen. Sie empören sich über Dinge anstatt zu handeln.

Diese Handlungsunfähigkeit macht sie stumm. Sie erkennen sich an ihrer starren Haltung.

 

Und die die sich erkennen, wissen um alles, schämen sich.

Sie sind resigniert.

Sie tragen die Erkenntnis wie eine Bürde als Kreuz auf ihren Schultern.

Die Last die sie tragen erdrückt sie.

Sie erkennen sich stumm an ihrem gesenkten Köpfen und der Resignation.

 

Puh hart am frühen Ferienmorgen.

Dein Text bringt mich ins grübbeln

LG Enya

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Hallo Enya,

 

Ich schrieb diesen Text ganz aktuell gestern und heute, aufbauend auf einem alten Fragment, und anknüpfend an  Charlottes letzte Gedichte zum Wiedererstarken der lauten Töne von Rechtsaußen. 


Deshalb ist mir in der letzten Strophe der Präsenz wichtig. Ich wünsche mir dieses Erkennen aktuell und jederzeit für jeden von uns. Denn wenn wir nicht erkennen und bekennen, wo in uns selbst im Verborgenen das blüht, was in diesen rohen politischen  Kräften zum Vorschein kommt, dann finden wir vielleicht nicht genügend Kraft, uns laut zu empören und an alles zu erinnern.

 

In Strophe 2: laute Empörung - nicht hinterher, wie du berechtigt anmerkt, sondern in der frühen Zeit - ist wohl auch nötig?!

 

Danke für dein aufmerksames Lesen, den wachen Geist, den Kommentar.

 

Gruß Lé.

 

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Lieber Létranger,

 

das ist ein starkes Gedicht.

 

Und in diesem

vor 59 Minuten schrieb Létranger:

 wo in uns selbst im Verborgenen das blüht, was in diesen rohen politischen  Kräften zum Vorschein kommt, dann finden wir vielleicht nicht genügend Kraft, uns laut zu empören und an alles zu erinnern.

 

I

 

stimme ich Dir sehr zu.

Dein Gedicht bezieht sich insbesondere auf Männer.

Ich erinnerte mich heute in der Frühe an die wenigen sehr stillen Momente mit den damals knapp 90-jährigen Bewohnerinnen - es war nur ein Mann dabei - meines vorigen Mietshauses.

Wie sie dort in der Sonne saßen, die Frauen, sehr still geworden in einem langen Leben, das in diesen braunen Gründen begann und nur ganz selten von damals erzählten, trieb mir heute im Aufwachen die Tränen in die Augen.

 

Sie teilten sehr schmerzliche Erinnerungen - eine Entbindung während eines Bombenangriffs bspw . und das Nicht-Wissen um das Kind .... . Wie kann eine mit solch einem Grund in sich leben, so fragte ich mich damals.

Sie wußten alle umeinander ...

 

Ihnen wird wohl auch noch ein Erinnerungsdenkmal gesetzt werden von mir , bald.

 

liebe Grüße

 

Sternenherz

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Liebes Sternenherz,

 

das Thema hat sehr viel mit der Männerseele zu tun. Man fragt sich ja auch, weshalb es "Vaterland" heißt, und die "Söhne" für diese Fiktion in den Krieg ziehen. 

Die Rollen sind bisher immer noch klar "verteilt" gewesen, vor allem wenn es "kriegerisch" wird.

 

Ein älteres Gedicht, das ich zu dem Thema noch einstellen möchte, spricht explizit von einem  "er". Das drängt sich immer wieder auf.

 

Die Frauen aber leiden still, wie in der ersten Strophe. Auch sie benötigen das Erkennen, Empören, Erinnern - muss eigentlich  nicht extra gesagt werden ;-).

 

Gruß Lé.

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